Berichte 01.03. – 15.03. 2024

1.03.2024

Genüsslich und langsam fahren wir durch die Nicaragua Gebirge Richtung Managua. Peter erzählt und erzählt, meinen Radio habe ich abgestellt. Sein Wissen ist gross, er ist sehr belesen, seine Ansichten als Homöopath eindrücklich, aber viele seiner Theorien und Kenntnisse kann ich weder überprüfen noch verstehen.

Auf dem Vulkan Apoyeque richten Peter und ich das Nachtcamp ein. Peter schläft immer in seiner Hängematte, hier hat er gar einen Kraftort gefunden, ziemlich weit weg auf einer Anhöhe.

Der Wind bläst unheimlich stark, aber die Aussicht ist wunderbar, kaum zu beschreiben. Ich mache noch ein paar Abend Fotos, bevor ich mein letztes Bier geniesse.

 

2.03.2024

Konrad ist offenbar mit dem Flugzeug in Managua angekommen. Sie haben ihm jedoch die Schmierfette und die Ölfilter konfisziert. Er versucht diese heute beim Flughafen noch herauszubekommen. Wahrscheinlich werden sie ihm eine Geldforderung stellen, ich habe ihn angewiesen, dass er das nur ausschliesslich gegen offizielle Quittungen macht.

Beim Frühstück passiert ein Missgeschick, Shit happens… Eben habe ich das Öl in der Pfanne, um die Eier zu braten. Es folgt ein unheimlich starker Windstoss Der meinen Schlafsack aus 3 m Distanz genau in die Pfanne schleudert. Wunderschön so einen Daunenschlafsack zu haben, der frisch eingeölt ist. Vielleicht war das schon seine letzte Ölung. 

Ich möchte Konrad ja nicht schockieren, ein Friseurbesuch muss drin liegen. Der Friseur bekommt den Auftrag, kurz zu schneiden, den Bart zu stutzen, die Augenbrauen zu kürzen. Die Musik hämmert laut im Hintergrund, und die Schere ist stumpf. Nach dem ersten Zupfen und reissen verkürze ich meinen Auftrage. Nur die Haare lasse mit der Dondeuse ausreissen, haha.  

 

3.03.2024

Mit Sandinistischen Rhythmen werden wir wach. Wir wollen früh nach Managua fahren.  Peter, den Engländer Homöopathen, liefere ich bei der Bushaltestelle in Managua ab, er reist weiter nach Costa Rica und Panama. Und schon hole den nächsten Gast aus dem ****Hotel für das ******Kamel Hotel ab.

Bevor er die Schlüssel abgibt, darf ich wieder einmal eine richtige Dusche geniessen.

Und dann möchten wir doch ein richtiges, lokales Mittagessen geniessen. Wir werden fündig, ein auf heimische Suppen spezialisiertes Restaurant liegt an einer Nebenstrasse. Wir wählen die oberste Suppe auf der Karte «la levanta Puerto», ohne genau nachzufragen, was da alles mitgekocht wurde. Die Suppe kommt, und schaut uns an. Denn nebst all den Schweinedärmen, Gehirnteilen, un Gemüsesorten schaut uns ein Kuhauge an. Wir sortieren aus, beschränken uns auf die Gemüse – die Suppe selbst schmeckt wunderbar.

Die Suppe hat uns derart gestärkt, dass wir es wagen, vom Vulkankraterrand hinunter zum See und wieder zurück zu wandern. Der Pfad ist steil, auf dem vulkanischen Gestein kommt man leicht ins Schleudern. Eine Stunde brauchen wir für den Abstieg, und auch eine Stunde ungefähr wieder für den Aufstieg. Teilweise kraxeln wir auf allen Vieren hinauf.

 

4.03.2024

Konrad verbringt seine erste Nacht auf dem Vulkan. Das Geschüttel und Gerüttel des Windes läutet nicht unbedingt die Nachtruhe, die man sich wünscht, ein. Doch letztlich haben wir genug geschlafen, und brechen dann schon relativ früh wieder nach Managua auf, um die Filter und die Fettkartuschen abzuholen. Ich darf Konrad nicht ins Büro begleiten, man will keine Zeugen. Letztendlich bezahlt er 950 Cordobas (22.- Fr.), ohne zu erfahren wozu. Und Quittung bekommt er auch keine. Ein ziemlich korrupter Haufen hinter diesen Papierbergen. Denn eine an Einfuhr bis 500 $ wäre eigentlich legal und gar nicht zu deklarieren – unser Warenwelt ist keine 100 Fr. Zudem warten wir von 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr,  auch ohne zu wissen warum. Um 12.30 erscheint die nette Dame mit Brille, und verkündet, man soll nach 14:00 Uhr wiederkommen, sie würden jetzt Mittagessen. Ich protestiere – und Konrad wird hineingeschleust.

Am Nachmittag wollen wir den berühmten Vulkan Masaya besuchen. Die Tore beim Park sind geschlossen, die Bewachenden sagen uns, dass der Park geschlossen bleibt. Und morgen? Auch geschlossen. Und Mittwoch? Auch geschlossen. Und bis wann bleibt er geschlossen? Wissen wir nicht. Diese Vulkan wäre einer meiner Höhepunkte auf der Weltreise gewesen. Ich hoffe, dass der Park bald irgendwann seine Tore noch aufmacht. In der Zwischenzeit werden wir uns bei Granada und Umgebung etwas umsehen. Wir finden ziemlich in der Nähe der Altstadt einen wunderbaren Campingplatz für 17 US $ zu zweit. 

 

5.03.2024

Wir bleiben eine Nacht länger, waschen (u.a. den Ölschlafsack) und besichtigen die Stadt. Der Campingplatz bietet alle Vorteile, wir haben gar Internet. Vom Vulkanpark heisst es:

«We closed it because there have been frequent tremors and there was a collapse in the crater of the volcano. The authorities still don’t give an opening date, but it was closed for safety.»

Wir bleiben einen Tag länger hier in Granada. Wir erleben den Tag recht gemütlich, promenieren uns in der Altstadt von Granada und besuchen einen spannenden Markt. Der Markt ist wiederum vor allem für Einheimische und bietet keine touristischen Erzeugnisse. Die Menschen sind sehr offen und sprechen uns an. Ein paar Worte Spanisch genügen, und schon versuchen sie so viel wie möglich von sich zu erzählen. Aber auch von uns zu erfahren… denn die Leute sind halt doch ein wenig neugierig. Wenn man die liebenswerten und hübschen Kinder lobt, so gewinnt man sehr schnell die Herzen der Menschen.

Der Markt ist reich, es gibt viele Früchte. Das Gemüse jedoch ist weniger mannigfaltig,  wie fast überall in Mittelamerika gibt es hauptsächlich Tomaten und Bohnen. Auffallend sind die vielen Plastikprodukte, die bunten Billigwaren. Plastik ist hier ein Riesenproblem, es gibt kaum eine funktionierende Kehricht Verbrennung. Plastiksäcke und Plastikmaterial aller Art werden zumeist an den Strassenrändern und in die nächsten Gewässer geworfen. Es ist auch fast ein Ritual, abends die Plastikprodukte vor dem Haus zusammenzukehren und das Häufchen dann abzufackeln. Der beissende und giftige Rauch hüllt die Dörfer ein.

 

6.03.2024

Wir fahren knappe 72 km der Küste des Nicaraguasees entlang, um zur Fähre nach Ometepe zu gelangen. Dieser See ist der grösste See Mittelamerikas, mehr als 170 km lang und durchschnittlich 58 km breit. Ometepe ist eine Insel des Nicaraguasees und mit etwa 270 km² weltweit die grösste vulkanische Insel in einem Süsswassersee. Auch grösser als Elba. Die Insel ähnelt in der Form eine riesigen Sanduhr und ist insbesondere unter jüngeren Touristen, unter den Backpackern bekannt. Es ist sehr einfach und eigentlich auch sicher, auf diese Insel zu reisen. Und die Insel bietet viele Möglichkeiten zum Wandern, Fahrrad- oder Motorrollerfahren, zum Schwimmen, und vielen anderen Aktivitäten. 

Wir finden bei Lukas einen paradiesischen Campingplatz. La Sirenia Ometepe. 3$ kostet der Platz pro Person. Wir bleiben hier etwas… stellen das Zelt auf und buchen für 3 Nächte.

 

7.03.2024

Tauchen könnte man im Nicaragua See. Warm ist das Wasser, aber es ist uns zu trüb… Anstelle tauchen wir in die traditionelle Landwirtschaft ein, wo Bauern Reis, Bohnen, Mais und Bananen anbauen. Viele Kochbananen werden derzeit gerade geerntet und eingesammelt. Konrad und ich fahren langsam und mit unzähligen Halten um den einen der beiden Vulkane herum und erleben die einzigartige Lebensweise der lokalen Gemeinschaften, die eng mit der Natur der Insel verbunden sind. Ometepe bietet eine unvergessliche Reise durch Natur und dem aktuellen Alltag der Bauern auf der Insel.

 

8.03.2024

Lukas beeindruckt uns sehr. Er ist ein jüngere Mann aus Deutschland, der Pionierarbeit leistet, fast eine Art moderner Robinson. Er hat eine Art Übernachtungsmöglichkeit für nicht sehr wohlhabende Touristen erschaffen. Es gibt einen Sandplatz für Zelte, einen kleinen Abstellplatz für kleinere Autos oder Motorräder, drei Strohhütten auf Stelzen in traditioneller Bauweise, Eine Küchenhaus, eine Bar und sein Wohnhaus, ein Toiletten und ein Duschhäuschen. Er ist Idealist, versteht sich sehr gut mit der einheimischen Bevölkerung und versucht Hand in Hand mit den Einheimischen zusammenzuarbeiten. Seine Frau ist vom Ort. Den Menschen gefällt seine einfache Lebensweise, sein angepasstes Dasein und seine Freundlichkeit – und so ist es für Lukas relativ einfach, in diesem Fischerdorf zu leben.

Wir besuchen den Charco Verde Nationalpark auf der Insel. Eine wundervolle Wanderung, auch zum Teil in etwas unzugänglicheren Gebiet. (Der Unterhalt konnte nicht mehr gewährleistet werden, so die Aussage). Wir sehen die Lagune, von riesigen Bäumen umsäumt, wo sich Affen wie in den Ästen die Arme und Beine baumeln lassen, als ob sie in Hängematten liegen würden. Die Vogelwelt ist vielfältig. Am späteren Nachmittag baden wir im Jungbrunnen, im Oje de Agua. Aber viel bemerken tue ich bisher nicht. Mein Bart ist immer noch weiss.

 

9.03.2024

Wir versuchen die Insel zu verlassen, aber so schnell geht es nicht. Erst in 4 Stunden fährt das nächste Fährschiff. Wir beschliessen in der Nähe des Hafens in einem Restaurant ein feines Mittagessen zu geniessen. Es ist einfach der pure Hammer. Und mal mit richtig viel Gemüse. Denn meistens besteht das Essen in kleineren Restaurants aus Huhn, Reis, Bohnen, oder manchmal auch Kartoffeln.

Wir übernachten am Ort, wo uns die Fähre hingebracht hat, in SanJorge. Der Platz ist mit hohen Gittern und Stacheldraht umzäunt. Schon fast wie in einem Hochsicherheitsgefängnis.

 

10.03.2024

Wir erreichen Costa Rica. Die Zollabfertigung geht auf der nicaraguanischen Seite länger, auf der andern Seite zügiger… In 2 Stunden haben wir die zahlreichen Stempel und sich durch. Wir versuchen uns auf diesen nächsten Staat einzustimmen. Für 100 CHF bekommt man 58’170,94 CRC. Hmm, wie denn soll man die Preise hier berechnen? Ein Salatteller kostet 5500 CRC… Ok; irgendwann werden wir das auch begreifen. Was wir bald merken: Costa Rica ist kein Billig-Land. Wir suchen uns in der iOverlander App einen Platz in der Bahia Culebra. Das liegt an unserem Weg.

 

11.03.2024

Über Hojancha fahren wir in die Berge, zu Mariana und Albert. Das sind zwei Ausland Schweizer. Mariana und mein aktueller Reisebegleiter Konrad kennen sich vom Sportfliegen in Grenchen. Das Ehepaar lebt schon fast 20 Jahre in Costa Rica. Und in recht kurzer Zeit hat das Ehepaar eine wunderbare Welt geschaffen, die Häuser sind beeindruckend. Albert war Architekt und hat diese selber entworfen und geplant. Wir haben uns viel zu erzählen. Abends sind wir zu einem feinen Nachtessen eingeladen, auf einer riesigen Feuerschale weden Fleisch und Kochbananen zubereitet. Wir fühlen uns hier sehr glücklich. 

 

12.03.2024

Den ganzen Tag verbringen wir hier auf der Finca von Mariana und Alfredo. Wir besichtigen die Häuser, Tiergehege und Ställe, und wandern im eigenen kleinen Nationalpark. Es ist schlichtweg ein Paradies. Ein eigener Urwald, die vielfältige Fauna beeindruckt, Blätter in verschiedenstem Grün, zarte, farbige Blüten als witzige Farbtupfer komplementär zum Grün, kleine Bäume und Baumriesen, Lianen und Moose, Farne in allen Grössen, ein kleiner Bach und verspielte Wasserfälle. Es sind wahre Kraftorte, die hier zum Verweilen einladen. Unterwegs gibt es auch Möglichkeiten, sich hinzusetzen und mit viel Zeit und Musse in diesem Park zu verweilen. Die beiden haben mehrere Pfade angelegt, es gibt Wegweiser mit Bezeichnungen aus der Heimat. Auch der Stockhornweg ist dabei. Sehr eindrücklich, so etwas habe ich noch nie gesehen.

Die Kühe hier müssen im übrigen vor den Orangenbäumen geschützt werden. Sie sollen sich an den hängenden Süssigkeiten sonst verschlucken.

 

13.03.2024

Puerto Carrillo ist ein Dorf in der Provinz Guanacaste, an der Pazifikküste von Costa Rica. Der Ort ist bekannt durch den wundervollen Playa Carillo. Der von Palmen gesäumte Sandstrand verlockt zu einem Ferientag am Pazifik, mit Hängematte und so. Wir schwimmen, tauchen, liegen, kochen, essen und trinken. Die Wellen sind hoch, und füllen unsere Badehose mit Sand… doch das Meer hat hier bestimmt Körpertemperatur. Ach, wie wir diesen Tag geniessen. 

Ein wagehalsiges Bremsmanöver lässt uns zusammenfahren: Ein Berner Ehepaar aus Wangen a.A. hat unsere Autonummer gesehen und sich kurzfristig zu einem massiven Stopp veranlasst gesehen… 

 

14.03.2024

Der Lancruiser cruist «süferli» über das Land… Sieht aus wie ein ausgetrocknetes Emmental. Die Hügelwelt fasziniert, die Strasse führt 137km weit bis hin zum Monteverde Gebiet. Von Daniel erhalte ich einen Link zu einer Arte Sendung über Costa Rica. Sehr spannend, die zwei Seiten dieses Oekotourismus Landes. 

 

15.03.2024

Wir wandeln im Dschungelbuch… Nebelwald auf das Eindrücklichste. Und das wissen auch viele Touristen. Costa Rica hat ja ein paar so Hotspots, und der Oekotourismus Urwald hier ist einer davon. Nicht zu unrecht. Monteverde  (Biologisches Reservat) ist ein weltberühmter Nebelwald, der für seine unglaubliche Artenvielfalt bekannt ist (siehe Film von Arte, gestern). In diesem Ökosystem sehen Konrad und ich Tausende von Pflanzenarten, darunter seltene Orchideen, aber es hat auch bunte Vögel. Einige können wir sogar aus der Nähe beobachten. Andere hören wir zwar, können sie aber nicht entdecken. Die dichte Vegetation und der feuchte Nebel schaffen eine mystische Atmosphäre, die uns fasziniert. Auch wenn wir sehr feucht und schmutzig werden, und auch etwas kalt bekommen – bei diesen 20°C. Die Wanderwege durch den Wald und die rote Hängebrücke bieten einzigartige Einblicke in diese Natur.