der Umweltgedanke

Reisen ist immer ein Kompromiss.

 

Und Spuren hinterlässt man, das ist mir ganz bewusst. Spuren – und eben nicht nur Fussabdrücke, wie man heutzutage einfach so definiert.

Mit diesen Worten möchte ich mich nicht anbiedern, auch nicht rechtfertigen. Es gibt nichts zu rechtfertigen.

Es gibt nur zu denken, zu überdenken.

Ich fahre mit einem Dieselfahrzeug und lege eine sehr grosse Distanz zurück.

Jährlich einmal steht derzeit eine Hin- und Rückreise mit dem Flugzeug an. Das ändert sich erst, wenn das Rote Kamel wieder in Europa ist.

Ich koche mit Benzin oder Gas. Geheizt wird mit Diesel.

Auch die Elektronik gehört zu meiner Ausrüstung, und die Kommunikation mit meinem Zuhause erfolgt über WLan, über Surfer…

Ich kaufe in Supermärkten ein, und vieles ist in Plastik verpackt, vor allem leider auch die Bioprodukte.

Auch ich bin ein Tourist, benütze touristische Einrichtungen, hinterlasse Spuren in Urwäldern, Gebirgen und an einsamen Stränden, besuche andere Kulturen und Ureinwohner und hinterlasse auch so meine Eindrücke, erwecke Vorstellungen und Bedürfnisse, vermittle Bilder der westlichen Dekadenz…

Und oft stören wir die lokalen Voraussetzungen.

Ich bin schuldig. Eben. Bin kommt von sein. Und wo Menschen sind, stören sie.

Eigentlich würde ich auch gerne noch mit dem Fahrrad die Welt umrunden. Das wäre wesentlich umweltschonender. Aber das kann ich mir aus Gesundheitsgründen nicht mehr vorstellen.

 

Und nun? Wo ist der Kompromiss? Kann ich etwas ausgleichen?

Das „Rote Kamel“ hat zwar einen recht hohen Verbrauch, fährt aber vielleicht 700’000km oder mehr, ist sehr robust, ich werde es lange brauchen und es muss nicht nach zwei Jahren ersetzt sein.

(Es gibt auch lustige Vergleiche: Mein Verbrauch an Treibstoff in Litern ist von der Schweiz bis Malaysia gleich viel wie für einen Armeeflieger F/A 18 in einer Stunde).

Die Grau-Energiebilanz sieht gar nicht so schlecht aus, vieles kann relativ einfach repariert werden.

Die täglichen Distanzen versuche ich auf 100 bis 300km zu beschränken. Und fast immer fahre ich nicht alleine.

Die Reise kann als eine Art Exkursion verstanden werden, es ist also kein Urlaub. Und diese Exkursion ist mein gegenwärtiger Job, mein Hobby, meine Bildung, ein Lernprozess, und die Philosophie in Wandlung zu bleiben.

Mein Beitrag an kulturellem Austausch, zur Völkerverständigung, zum Aufzeigen der (Um-)Weltprobleme und zum Hinterfragen von Kriegen und Aggressionen, zum Aufruf von Toleranz ist vielleicht sehr bescheiden, aber er ist da…

Überall auf der Welt treffe ich auf liebenswerte Menschen, und wir verstehen uns… gleich welcher Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, Ethnien… oft auch lebe ich in Familien, besuche Schulen, lerne ganz junge und alte Menschen kennen, nehme mir Zeit für Gespräche.

Unterwegs verhalten wir uns beim Campen verantwortungsvoll und schonen die Natur so weit wie möglich, erzeugen wenig Abfall und Grauwasser und entsorgen das ohne die Umwelt zu belasten, wir brauchen ein Minimum an Wasser und Wärmeenergie, leben auf kleinstem Raum und in der freien Natur, zumal auch sehr bescheiden, und wir versuchen niemandem und nichts zu stören…

Wir kaufen nachhaltig ein, Gemüse und Früchte aus der Region, dort wo sie wachsen, wir kaufen wenig Fleisch.

Das Kamel musste bisher dreimal im Container per Schiff verfrachtet werden.

Deshalb verzichte ich auf Avocados aus den USA, Äpfel aus Südafrika, Wein aus Australien, Knoblauch aus China, Poulet aus Brasilien…

In den bereisten Ländern beteilige ich mich mit Geldern aus meiner Pension und Ersparnissen, wir bezahlen nicht nur für die Lebensmittel und Nahrung, sondern auch für Nationalparks, Strassen, Versicherungen, Infrastrukturen und Energie…

Und wir kochen einmal am Tag (sorry, und am Morgen noch den zumeist importierten Kaffee dazu)…

Strom für alle Geräte erzeuge ich unterwegs selber, mit der kleinen Solarzelle, und den zwei eingebauten Batterien.

Und Zuhause erzeuge ich gleichzeitig mit Solarzellen 1200kWh pro Jahr. Das Warmwasser mit Kollektoren, die Heizung mit Wärmepumpe und Sonnenkraft…  Das Gartenwasser stammt aus einem 1000L Regenwassertank.

Auch das ist ein Teil meiner Kompensation.

 

Zu Hause bleiben, ich weiss nicht, ob das wirklich viel ändern würde.

Denn wahrscheinlich bin ich mit jetzt mit weniger Energie unterwegs, als wenn ich zu Hause bliebe.

Und wahrscheinlich würde ich der Gesellschaft viel schneller zur Last fallen, das Gesundheitswesen belasten und grössere Kosten verursachen.

Nun, es gibt solche, die meine Art zu reisen toll finden, sie hinterfragen vielleicht das ganze Projekt zu wenig kritisch.

Es gibt aber auch die eine oder andere Person, der die Reise als solches komplett in Frage stellt und eher negativ beurteilt.

 

Gerne überlasse ich dir das Beurteilen.

 

Cambodja Urwald im Norden