Berichte 16.02. – 29.02. 2024

16.02.2024

Heute lassen wir unsere Auto stehen. Wir gehen zunächst ein kleines Stückchen zu Fuss und steigen dann in ein Kollektiv Taxi ein. Das heisst, wir steigen auf… Denn das sind einfach Pick-ups, die Leute stehen, manche sitzen auch, aber grundsätzlich ist es eine Transportmöglichkeit, die man in Europa wohl nicht antreffen kann. Und wie die einheimischen stehen wir natürlich auf dem Pick-up Toyota. Die Rumpel Fahrt führt von Lanquin nach Semuc Champey. Menschen steigen aus Menschen steigen zu ein buntes Treiben. Ganz spannend. Und den wunderbaren Pool kann man sich fast nicht satt sehen. Also sehen wir nicht lange, sondern schwimmen und baden und planschen. Und erholen uns in der warmen Sonne. Das Wasser ist angenehm warm. Nancy und Véronique machen uns ein supergutes, mexikanisches Nachtessen. Zuvor haben wir alles notwendige natürlich auf dem Markt in der kleinen Stadt eingekauft. Oft sind die Händler sogar Kinder, wir staunen ob deren Fähigkeiten. Eine etwa zwölfjähriger Junge preist uns Gemüse und Eier an. Und gewieft nennt er uns die Preise, wiegt und zählt, und beim Verkaufen gibt er uns selbstverständlich auch das Herausgeld korrekt zurück. 

 

17.02.2024

Die Mittagszeit verbringen wir in San Cristobal Verapaz. Wir finden ein typisch einheimisches Restaurant, mit einem kleinen Garten im Innenhof. Alles ist schön, sauber, mit rotem Boden, roten Tischchen und schwarzen Stühlen. Sieht dekorativ aus. Und: Alles bewegt sich achtsam, verlangsamt und schier andächtig. Nirgends ist irgendwie Stress, auch unter dem Personal nicht. Auch kochen und servieren geht alles wie achtsam. Das ist sehr eindrücklich und wirkt sich auch auf uns aus.Insbesondere fällt mir auf, dass die Indio Kinder ebenfalls sehr folgsam und ruhig sind. Die sitzen am Tisch, warten auf die Order der Eltern, beobachten mit den grossen dunklen Augen, lächeln ab und zu – niemand spricht während des Essens. Gelegentlich schickt die Mama ihren kleinen Sohn etwas holen. Und manchmal werden die kleinen Kinder einfach in eine Kartonschachtel gesetzt, und die bleiben ohne Mucks den ganzen Tag über in der Kiste. Die Verhaltensweisen der Kinder hier ist schon sehr ganz unschweizerisch. Man sieht das auch auf den Strassen, wo die Geschwister einander helfen, in den Feldern, wo die Kinder mitarbeiten.

Am Abend landen wir in einer kleinen Stadt mit hübschem Torbogen, deren Name ich wahrscheinlich bereits morgen nicht mehr kenne. Es ist eine Maja Stadt, Chichicastenengo. Der Campingplatz ist wunderbar, es ist ein Öko Campingplatz.

 

18.02.2024

Die Tagwache ist heute erst um sieben. Das ist schon fast wie ausschlafen. Hier in Chichicastenego findet einer der grössten Märkte in Guatemala statt, Indios aus allen umliegenden Dörfern strömen am frühen Sonntag hier her. Ein Farbenspektakel. Vor allem werden auch diese farbenfrohe Textilien der traditionellen Maya Kleidung angeboten. Natürlich gibt es auch alles andere zu kaufen, vom Nagelclip bis zur Telefonhülle.Die Leute sind sehr liebenswürdig, die Kirche ähnelt ein wenig der Maja Kirche in San Juan Chumula in Mexiko. 

Wir wollen weiterfahren, Richtung Atitlán See. Doch zunächst haben wir noch eine Schwierigkeit zu bewältigen, der Toyota von Kamyl lässt sich nicht mehr bremsen. Offenbar muss zuerst die Bremse entlüftet werden. Bei all diesen Bergfahrten haben seine Bremsen wahrscheinlich schier gekocht.

Holz anfassen – das Kamel hat bis jetzt alle diese Herausforderungen gemeistert.

Nachtrag: Auf der Fahrt herunter nach San Pedro in den unzähligen Haarnadelkurven erlebe ich ebenfalls einen tiefsten Schock. Der Tritt auf das Bremspedal geht plötzlich ins Leere, das Auto reagiert auf das Bremsen absolut nicht mehr. Wow! Und das bei einem Steigungsgrad weit über zehn Promille. Uh, da heisst es reagieren! Meine Handbremse ist die Rettung. Mit quietschenden Hinterreifen bringe ich das 3 T0nnen Kamel zum Stehen. Ich zittere, dann finde ich heraus, dass mit pumpen auf das Pedal die Bremse wieder reagieren kann. Aber für eine schnelle Reaktion im Notfall kann man ja auch nicht lange pumpen. Das muss ich reparieren lassen. Trotzdem komme ich heil und ohne Probleme nach Sankt Pedro.

 

19.02.2024

Wir wachen am See auf. Gestern Abend war es ziemlich fröhlich in diesem Campus, wir sind auf einem Campingplatz gelandet, der gleichzeitig auch eine Art Jugendherberge darstellt. Es ist eine richtige Hippie Sammlung. Lustig ist, dass da eine Menge junger Trampers um einen grossen Tisch rum sitzt, die genauso so aussehen, wie wir damals vor 50 Jahren. Und im Hintergrund spielen selbstverständlich Sounds und Bands aus dieser Zeit. Hier ist es bekannt eine Art Alternativen Treffpunkt zu sein.

Bevor ich weiterfahre, will ich genaueres über mein Bremssystem erfahren, und es gibt auch so einen Busch Doktor für Kamele hier. Auf die Empfehlung von Peter Albisser (Toyo) will der Mech nicht so recht eingehen. Peter hat mir geschrieben, dass wahrscheinlich Kondenswasser in der Bremsflüssigkeit sei, und diese vollständig ausgespült und ausgewechselt werden müsse. Der Busch Doktor wechselt aber  die Bremsbeläge vorne aus, und entlüften das ganze Bremssystem. Gleichzeitig fettet er die meisten Schmiernippel. Es kostet wenig Geld, nur 50 Fr. total für diesen Service. Doch es kostet viel Zeit. Und so können wir Guatemala Antigua nicht mehr erreichen. Wir richten uns unterwegs hinter einem etwas heruntergekommenen Hotel ein. Aber es ist ein sicherer Platz, und wir haben sogar eine kalte Dusche zur Verfügung. Wir sind ja relativ hoch und entsprechend tief sind die Temperaturen. Ohne Jacke können wir uns nicht aufhalten. Und duschen tun wir heute halt auch nicht, schon gar nicht kalt. 

 

20.02.2024

Die Vulkankette ist in Sicht. Wir fahren auf diese zu. Acetanango ist das Ziel. Von dort aus wollen meine kanadischen Freunde einen Hike unternehmen. Ich verzichte auf dieses Abenteuer. Obwohl viele das schaffen, pro Tag sind dort mehrere Hundert unterwegs. Aber es gilt doch 1500 Höhenmeter zu überwinden, man ist etwa 7 Stunden unterwegs.

Ich hoffe von hier aus den grossen Fuego Vulkan zu sehen. Eine der wenigen hyperaktiven Vulkane in der Gegend. Doch das funktioniert nicht, ich will auf der anderen Seite des Acatenango mein Bestes versuchen. Irgendwann werden wir von einem netten jungen Mann angesprochen, Joshua heisst er. Ich frage ihn nach einem guten Restaurant, er führt mich mit seinem Motorrad hin, und bleibt in meiner Nähe sitzen. Ich lade ihn zum Mittagessen ein. Er schlägt mir vor, er würde einen super guten Platz zum Campen in der Nähe kennen. Zuerst besuche ich aber noch seine Mama und seinen Schwestern. Es wird lange und viel gesprochen, und gegen Abend holpern wir dann mit reduziertem Getriebe und 4×4 einen absolut schlechten Pfad hoch auf eine kleinen Wiese. Ich stelle für Josh das Zelt auf. Von dieser Wiese aus sehen wir tatsächlich prächtig auf den Vulkan. Leider dunkelt es schnell ein, es bleibt nur wenig Zeit ein paar wenige Fotos zu machen.

Doch in der Nacht ist das Spektakel absolut unbeschreiblich. Die Eruptionen mit den roten Flammen aus dem Krater, und die anschliessenden Lavaflüsse zeichnet sich in den Nacht besonders eindrücklich  ab. Wir bleiben bis spät draussen sitzen. Es ist kalt wir sind ja auch auf über 2000 m Höhe.

 

21.02.2024

Bereits morgens um sechs stehe ich draussen und schaue den rosa roten Wölklein nach. Tagsüber sieht man das Feuer und die Lava nicht. Aber weil die Sonne hinter dem Vulkan aufgegangen ist, sind die aufstossenden Gase und Rauchwolken besonders farbig zu sehen. Um 10:00 Uhr breche ich auch nach Antigua auf. Ich nehme mir die Zeit, einfach ein bisschen herum zusitzen, im Park, an der Strassenecke, in einem Restaurant mit einem Bier. Die Stadt im Kolonialstil könnte auch irgendwo in Mexiko sein, es kommt mir bekannt vor, auch die gelb weissen Farbgebungen die dominieren. Die Strassen durch die Stadt sind original belassen. Es sind so eine Art wild verlegte Kopfsteinpflaster.

Ich schlafen in einer Eco Farm.

 

22.02.2024

In Guatemala bleiben mir noch 15 Quetzel. Das entspricht etwa 1.50 Fr.. In der Nähe der Grenze bekomme ich dafür sogar ein richtig gutes Mittagessen. Eine Fleischbrühe mit viel Gemüse. Das Auschecken an der guatemaltekischen Grenze geht auch relativ einfach, es ist einfach ein intensives Hin- und Herklettern über eine Art Baustelle. Und irgendwann habe ich die nötigen Stempel.

El Salvador geht für Menschen mit Schweizerpass recht rasch. Man darf sich nur nicht hinten an die Camion Reihe anstellen wollen. Die Lastwagen stauen sich schon bereits rund 5 km vor der Grenze. Mit Warnblinker wage ich mich an ihnen links vorbei, weil kaum Gegenverkehr ist. Und die Bremsen funktionieren bis anhin. Im Zollamt geht doch alles recht zügig. Die Chassis Nummer und den Ausweis wollen sie sehen. Wenn ich den Zollbeamten von der Reise erzähle und die Karte zeigen, dann wird alles fröhlich und ungezwungen – und ich werde besonders freundlich behandelt. Ich muss nicht mal anstehen, es gibt da paar arme Lastwagenfahrer, welche wohl fast den ganzen Tag auf ihren Stühlen sitzen und auf die Abfertigungspapiere warten.

 

23.02.2024

Gestern Abend wurde es etwas spät. In der Nacht habe ich auf dem iOverlander einen Campingplatz suchen müssen. Um 18:00 Uhr bin ich da. Doch die meisten solche Plätze sind ab 17:00 Uhr schon geschlossen. Irgendwann hab ich auch noch einen Platz gefunden.

Und heute ist es wirklich pure Entspannung. Erst mal ein Bad im Pazifik, vom Land her klingt Corezon-Corezon Musik, mindestens fünf verschiedene songs gleichzeitig aus den kleinen Restaurants. Dann folgt ein verzögertes und langsames Zusammenpacken.

Und dann fahre ich hoch in den Cerra Verde Nationalpark. Ich habe Glück mit der Wetterlage. Die Vulkane ragen über das Wolkenmeer, der Sonnenuntergang ist faszinierend. Ich treffe ein deutsches Paar, das mit dem Motorrad von Costa Rica aus unterwegs ist. Gerade viel Gepäck haben die nicht dabei. Ich staune. Da ist doch mein Kamel schon schier überladen.

 

24.02.2024

Es ist sehr kühler Tag. Ich begebe mich in das Café Los Volcanos und suche ein paar Fotos aus und bearbeite die Ausschnitte. Heute habe ich den ersten richtigen Ruhetag seit Anfang der Reise. Ganz alleine bleibe ich den ganzen Tag oben im Nationalpark. Die Kosten sind ganz verträglich, Eintritt in den Nationalpark drei Dollar. Parken ein Dollar. Übernachten drei Dollar. Übrigens ist hier in El Salvador die Landeswährung der US-Dollar. Der Staat übernimmt viele US Muster, mehr als die bisherig besuchten Lateinamerikanischen Länder. Doch die Begrüssungen der Menschen sind weit herzlicher, nicht so oberflächlich wie in den USA. Ich freue mich, das Land besuchen zu können.

 

25.02.2024

Ich sitze in einem Restaurant beim Lago de Coatepeque. Mit lauter Corazon Musik selbstverständlich. Am See unten werden Leute getauft, ähnlich wie ich es in Mexico gesehen habe. Nur dass hier die Pfarrer noch nicht mit der Bibel aufeinander losgegangen sind, wie damals.

Zuerst ärgere ich mich etwas, denn es scheint schier unmöglich zu sein, einen Zugang zum Kratersee zu finden. Alles ist mit hohen Mauern mit Stacheldraht oben oder massivsten Toren abgesperrt… Privatbesitz. Doch die schwergewaffneten Soldaten weisen darauf hin, dass irgendwo ein öffentlicher Parkplatz sein muss. Tatsächlich werde ich so fündig…

 

26.02.2024

Hier eher am Strand ist wunderbar, wir haben einen günstigen Platz gefunden, und lernen auch den 53-jährigen Arzt Peter aus England kennen. Er hat sich auf Naturmedizin spezialisiert, und sucht nach Hölzern, die, aufgelöst in Wasser, offenbar gut für die Nieren sein sollen. Wir erzählen ihm von unserer Reise, und beschliessen ihn ein Stück weit mitzunehmen. Wahrscheinlich bis Managua. Ein spannende Reisepartner. Er hat aber relativ viel mitzuteilen. Nun, mein Radio habe ich gerade abgestellt. Das brauche ich nicht mehr.

 

27.02.2024

Eine holprige Strasse, die wohl in Kolonialzeiten angelegt wurde, führt auf einen der schönsten Aussichtspunkte von El Salvador. El Espíritu de la Montaña. Definitiv, ein 4 × 4 Fahrzeug ist durchaus empfehlenswert. Aber der Abend ist wunderbar, und wir sind fast nur unter uns, die Kanadier und Peter, der Engländer. Aber es hat auch einen Amerikaner, so typisch, prahlt mit einer unerhört teuren Ausrüstung, das Fahrzeug erinnert mehr an ein Kriegsgefährt. Er sei ein Cop in Kalifornien gewesen. Das hätte er gar nicht er sagen müssen, dass sieht man ihm von 100 Meilen an. 

 

28.07.2024

Es geht zunächst der Panamericana entlang. Diese Strasse führt von Alaska bis Feuerland. Key Facts: 

* 25.750 KM Nord/Süd

* 14 – 19 Staaten

* Jahresdurchschnitt 0° – 25° C

* nahezu alle Klimazonen, Netzwerk von 48.000 km Strasse

* unterbrochen von 90 km Urwald am Darian Gap

* bis zu 4.700 Höhenmeter

Der Zoll zwischen El Salvador und Honduras ist ein bisschen sehr mühsam, die zahlreichen Helfershelfer drängeln sich um uns, um eine Möglichkeit zu erhaschen, etwas Geld zu verdienen. Sie wollen keine Erwartungen nennen, aber am Schluss sind sie dann mit einem fünf Dollar eher enttäuscht. Die Einreise kostet 35 $ für den Stempel für das Fahrzeug. Und bald sind wir auf der Strasse in Honduras unterwegs. Auf der Strasse im ersten Teil kommt mir plötzlich ein halbes Rad entgegen. Ich kann ausweichen. Es braucht immer höchste Konzentration. In diesen Strassen muss man wirklich 3-D fahren. Schon nur wegen der fehlenden Senklochdeckel. Es ist unser Ziel, möglichst durch ganz Honduras zu fahren, denn alle sind ein bisschen unsicher, weil man ja dauernd hört, wie gefährlich dieses Land sei. Statistisch gesehen, ein Land mit der höchsten Mordrate. Wir essen jetzt gerade zu Mittag, draussen am Strassenrand, auf einer Terrasse, behalten aber das Auto im Auge. Doch eigentlich fühle ich mich keineswegs bedroht.

Später fahren wir die westliche Strasse über die Berge, um dort die Nicaragua Grenze zu überqueren. Es habe dort wesentlich weniger Verkehr. So ist es denn auch, aber wir fahren auf über 2000 Höhenmeter. 

 

Mein Kamel ist jetzt radioaktiv. Der Grenzübergang nach Nicaragua ist doch schon ziemlich mühsam. Und langwierig. 3 Stunden dauert diese

Durchsuchung. Und Papierarbeit. Sie suchen nach Drohne, nach Lebensmitteln, nach Drogen, jedes Kissen wird umgedreht, jede Büchse aufgemacht. Sogar verschlossene Antibiotika Schachteln werden aufgerissen. Das durchsuchen macht mir ja eigentlich nichts aus, aber das erneute einräumen stresst mich dann doch ein bisschen. Nun, jetzt weiss ich endlich wieder, was alles in diesem Auto drin ist. Und wir sind in Nicaragua.

 

29.02.2024

Die Kanadier fahren weiter. Ich bleibe an einem kleineren Ort, mit Peter, wo sich ein Toyota Spezialisten befindet. Hier mache ich jetzt einen grossen Service. Getriebeöl werden gewechselt. Bremsflüssigkeit geprüft. Trommelbremsen hinten gewechselt, alles geschmiert und gefettet. Das Innenleben des Auspuffs macht etwas Sorgen, es klimpert und klappert. Und eine Versicherung haben wir auch wieder mal abgeschossen. Von Guatemala bis und mit Salvador sind wir ohne Versicherung gefahren. Schon ein kleines Risiko! Aber am Zoll haben sie uns von einem Abschluss einer Versicherung abgeraten, weil wir ja nur wenige Tage in den Ländern unterwegs seien.