Donnerstag, 21. April 2016
Ferdows ist gar nicht so klein wie wir erwartet haben. Wir schlafen in einem Park, in dem doch recht viel Betrieb ist. Jungs spielen nebenan Volleyball und im Park mit den verschiedenen Spielplätzen und Picknickinseln ist noch lebhafter Betrieb. Morgen haben sie ja frei, eben ‹Freitag› ;-). Ein Restaurant hat es zwar nicht, aber in einem kleinen Laden mit Getränken und Kioskwaren finden wir das Notwendigste. Heute hatten wir wieder eine wunderbare Fahrt durch die Wüste. In einem ‹Kleinstdorf› weitab von der Strasse haben wir nette Dorfbewohner kennen gelernt. Etwa 3 ältere und 2 jüngere Frauen, einige Männer mittleren Alters und 2 Greise und ein 13-jähriger Junge leben dort. Sie haben uns spontan Tee, frische Ziegenmilch und selbstgebackenen Kuchen offeriert. Wir mussten uns wehren, dass sie uns nicht auch noch bekochten. Wir haben uns mit Sonnenhüten und einer grossen Gutzischachtel bedankt… Jeder Tag bringt wieder neue Begegnungen und Überraschungen. Nun versuchen wir trotz Umgebungsgeräuschen zu schlafen.
Freitag, 22. April 2016
In dieser Nacht im Park war bis weit nach Mitternacht ein tumulthafter Lärm rund um unseren Schlafplatz. Am Morgen holt uns Abbas ab, ein iranischer Lehrer. Er zeigt uns eine alte Wassermühle. Danach werden wir gleich nebenan im prunkvollen Haus seines Freundes und Kollegen zum Tee mit selbstgefertigtem Gebäck eingeladen. Später führt er uns zum öffentlichen Thermalbad, ein etwa 20 x 10 m grosses Becken mit recht warmen Wasser und kleineren, runden Bassins mit kaltem Wasser. Mindestens 80 Männer und Kinder vergnügen sich in diesem Minibecken mit Reinspringen, Spritzen und einem Riesengeschrei. Für Wüstenbewohner ist so ein Bad ein Riesenspass. Nach einer anschliessenden Fahrt weiter durch die Wüste und einem Halt in einem kleinen Städtchen, finden wir einen Schlafplatz weit abseits der Strasse zwischen Büschen, leicht in einer Senke versteckt. Lange sitzen wir bei herrlichem Vollmond draussen. Nun haben wir uns ins Kamel zurückgezogen. Morgen geht die Fahrt dann in Richtung Mashhad weiter, der zweitgrössten Stadt Irans. Da müssen wir auf dem Konsulat die Visa für Turkmenistan einholen. Da wir nicht wissen, wie lange dies dauern wird, haben wir 3 Tage Reserve eingeplant.
Samstag, 23. April 2016
Die Nacht war wunderbar ruhig. Wir fahren erst um 10.30 h weiter. In einem kleinen Seitental, eigentlich mehr in einem ausgetrockneten Flussbett, kochen wir gegen 14 h einen feinen Gemüseeintopf mit Bratkartoffeln. Nun sind wir in Mashhad in einem ‹Camp› (grosser Picknickpark). Leider ist in der Nähe der Flugplatz, so dass die Wüstenruhe vorerst vorbei ist. Morgen werden wir die Imam Resa Moschee besuchen und schauen, ob das turkmenische Konsulat offen hat.
Sonntag, 24. April 2016
Wir haben Masshad verlassen und nächtigen in 1900 m Höhe ganz hinten in einem verlassenen Bergtal. Kein Lärm, kein Streulicht von der Stadt, keine Menschen, nur Millionen von Sternen und das Geräusch des kühlen Windes.
Das Konsulat hat die nächsten Tage zu, doch sollten wir mit dem vorbereiteten Schreiben das Visum wie geplant am 28. April direkt an der Grenze erhalten. Mal sehen…
Montag, 25. April 2016
Nun sind wir in Neyshabur auf einem geschützten Zahlparkplatz und verfügen sogar über einen abschliessbaren Raum mit WC/Dusche. Morgen werden wir wahrscheinlich nochmals hier übernachten, da wir ja erst am 28. versuchen können über die Grenze nach Turkmenistan zu kommen. Also haben wir Zeit es gemütlich zu nehmen, in der Stadt zu bummeln, ein Cafenet zu finden. Gekocht ist auch schon, da uns Ali, ein junger Mann, den wir bereits in Ferdows kennen gelernt haben, und hier in Neyshabur wohnt, mit seiner Frau Reis und gekochtes Gemüse mit Sauce gebracht hat.
Dienstag, 26. April 2016
Heute flanieren wir in der Stadt, besuchen ein Cafenet und essen dann gemütliche neben dem Kamel die Resten von gestern. Abend das Gleiche, mit Stangensellerie. Nun haben wir unsere Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Hier ist es nun sommerlich warm und am Horizont hängen einige Gewitterwolken, die sich wohl wie die letzten Tage wieder auflösen werden. Am Abend treffen wir uns nochmals mit Ali und schauen mit ihm einige Dinge in der Stadt an, so auch ein Naturhistorisches Museum in einer wunderschönen Karavanserei. Viele Kunsthandwerker haben da auch ihre Ateliers und Läden.
Mittwoch, 27. April 2016
Wir sind nun nahe der turkmenischen Grenze und übernachten in der Nähe eines kleinen Dorfes in völliger Abgeschiedenheit in einem kleinen Seitental. Nach einem Nachtbummel ins nahe gelegene Dorf, besucht uns ein 30 jähriger Hirte mit seinem Motorrad, und obwohl wir keine gemeinsame Sprache kennen, verbringen wir zwei gemütliche Stunden zusammen, zeigen einander Handybilder und quetschen die von ihm mitgebrachten Sonnenblumenkerne zu unserem Tee zwischen den Zähnen.
Etwas angespannt sind wir, ob der Grenzübertritt mit unserem Schreiben morgen problemlos klappen wird.
Donnerstag, 28. April 2016
Gegen 11h erreichen wir die Grenze nach Turkmenistan. Was nun folgt ist wahrlich kein schöner Empfang: Überall stehen junge Zollbeamte mit eisernen Gesichtszügen und einer Art «Militärcowboyhüten» herum, die uns mit barschen Handzeichen schliesslich in eine grosse Empfangshalle schicken. Nachdem wir unsere Pässe und die Bewilligung zur Visaerteilung abgegeben haben, heisst es endlos warten. Nicht einmal die Wasserflache dürfen wir aus dem Auto holen. Heinz muss zum Auto zurück um es durch die Zollkontrolle zu bringen. Zuvor lassen wir eine Art Arztkontrolle über uns ergehen, will heissen, ein Arzt kontrolliert unsere Finger- u. Zehennägel, mit der Ermahnung, diese fleissiger zu putzen und zu schneiden, die Temperatur wird mittels Handscanner überprüft, und auch ob bei uns ‹da unten› alles in Ordnung sei will er wissen. Irgendwann gehts dann in ein Büro, wo uns eine Dame 210 $ plus 40 € abknüpft, damit wir dann auf einer vorbestimmten Strecke mit dem 5 Tagestransitvisa durchs Land fahren dürfen. Heinz muss dann für die Einfuhr des Autos nochmals sechs verschiedene Büros durchlaufen und abermals insgesamt 110 $ bezahlen. Endlich – nach 3 Stunden sind Kari und Pierre durch den Zoll hindurch. Doch das Kamel mit Heinz noch lange nicht. Aus etlicher Entfernung «dürfen» wir zusehen, wie nun Heinz unser fahrbares Hotel ausladen muss. 2 x versuchen wir zu ihm zu gelangen, doch wir werden mit lauter Stimme «Misteeer, no Misteeer» und unmissverständlichen Handzeichen daran gehindert. Nun werden unsere Taschen, Nessesaires und Medikamentenschachteln durchwühlt. Zum Glück findet Heinz die Arztbescheinigungen… Nur dank einer Banane und einer Flasche Wasser die sie ihm abknüpfen, verzichten die forschen Zöllner dann auf das Abladen des Dachgepäcks. Nach insgesamt 4 1/2 Stunden können wir endlich weiterfahren. Nach einigen km, noch in der sogenannten Schutzzone, halten wir 2 x an um Schildkröten vor dem Überfahrewerden zu retten. Prompt werden wir von einer Militärpolizeistreife angehalten und unter Androhung mit gekreuzten Armen auf mögliche Folgen hingewiesen. Wir erreichen Asgabat um 15 h und Kari und Pierre trinken nach einem Monat Iran ihr erstes Bier beim Essen in einem Parkrestaurant. Die Nacht verbringen wir in einem Hotel schräg gegenüber des Präsidentenpalastes. Mehr zu dieser Stadt dann im Bericht von morgen.
Freitag, 29. April 2016
Asgabat hat wie jede Münze zwei Seiten: Einerseits ist es eine für uns so nie erwartete prunkvolle Stadt mit riesigen Boulevards, Marmorpalästen, riesigen und gepflegten Parkanlagen und alles äusserst sauber. Uns ist klar, da müssen jede Menge Erdöl- u. Gaseinkommen sein. Auf der andern Seite wird aber auch schnell klar, dass hier ein starker Diktator das Zepter führt, der auch überall auf Plakaten und Eingangshallen zu bewundern ist und die Leute mit etwas Wohlstand und Vergnügungen ruhig hält. Dies wird uns am Abend in einer Kneipe von drei Einheimischen indirekt bestätigt … «Our country is very closed».
Am Nachmittag verlassen wir Asgabat und übernachten auf unserer Fahrt in Richtung Usbekistan in Tejen im Park des ‹Ministeriums› für’s Bauwesen.
Samstag, 30. April 2016
Nach den obligaten Fotos mit den Angestellten des Ministeriums fahren wir los. Wir sind nun unterwegs nach Mary. Hier ist es flach so weit man sehen kann. Trotzdem ist es viel weniger trocken als wir erwartet haben, offenbar hat es viel Grundwasser und auch einige Flüsse. Der Himmel ist leicht verschleiert und es ist etwa 30 Grad warm.
Unterwegs besuchen wir Merv, in der Nähe von Mary, einen sensationellen Ort. In der Antike war diese Stadt nach Bagdad die zweitwichtigste Stadt und erstreckte sich auf einer Fläche von 120 qkm. Heute noch sind die Ausmasse ersichtlich und gewisse Mauern oder Überreste davon noch sichtbar. Traumhaft schöne Umgebung, viele Kamele, Ziegen, Schafe und auch Kühe…
In Bayramaly lässt uns ein Englischlehrer in seinem grossen Garten übernachten, inkl. WC und Dusche.
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