Berichte 01.02. – 15.02.2025

01.02.2024

Mein Tag in der Oase beginnt schon um 6 Uhr. Wir logieren in einem Innenhof. Nach fünf beginnt ein Telefon beim Eingang zu läuten. Eine halbe Stunde später läutet es immer noch. Mir wird das zu blöd, ich klettere aus meinem Taubenschlag im Kamel und geh duschen.

Bis wir gefrühstückt haben und wieder alles abgewaschen und versorgt ist, zeigt die Uhr neun. An der Sonne sind es angenehme 25 Grad.

Von jetzt weg geht es in die Höhe auf rund 3800 Meter und da wird es rund 9 Grad sein.

In Ica machen wir noch Einkäufe, das Wasser ist weniger, das Brot gegessen und die Joghurtflaschen auch leer… wir müssen in einen Supermarkt gehen. Da können wir auch gleich Geld wechseln.

Etwa um halb zwölf, nachdem wir eine Pizza gegessen haben, geht unsere Reise weiter.

Von Ica aus geht es gegen Osten in die Anden. Der Verkehr nimmt ab, die Umgebung wird steiniger und die Pflanzenwelt reduziert sich auf Kakteen.

Die Fahrt ist auch ein Angewöhnen an die Höhen der Bergwelt.

Das Tal, in dem wir fahren, ist zeitweise recht breit. Teilweise, vor allem zu Beginn, wird intensiv Landwirtschaft betrieben. Da sind die Felder auch gross und bedecken die ganze Fläche, weiter oben sind sie kleiner, unregelmässiger.

Die Strasse, auf der wir fahren, ist geteert aber ziemlich schmal; – das Kreuzen wird da manchmal zum Abenteuer.

Wir winden uns höher und höher, kommen bei Dörflein und Einzelhöfen vorbei, – irgendwann ist dann auch der Teer auf der Strasse weg.

Die Aussicht ins Tal ist atemberaubend.

Irgendwann sind wir auf der Passhöhe. Es beginnt zu regnen. Während der Weiterfahrt wird es nicht besser, zeitweise schüttet es aus Kübeln.

Darunter leidet auch die Strasse, die wir runterfahren. Das Wasser frisst Gräblein und Gräben, – teilweise rutscht auch der Hang. Glücklicherweise haben wir das Kamel bei uns. Mit Bravour meistert auch Kameltreiber Heinz die schwierige Fahrt.

Bis wir in Huayta Wasy eintreffen, gibt es manches Loch, manchen Graben oder Stein und manchen Hangrutsch auf dem Weg.

Und ich, ich schlucke oft, habe ein flaues Gefühl im Magen und halte mich fest…

 

02.02.2025

Ich schlief besser, als ich befürchtete. Vielleicht war es die frische Bergluft auf 2700 Meter in Huayta Wasy.

Das Mütterchen, das uns gestern begrüsste, werkelt auch schon rum. Ich stehe um sechs auf und da schwirrt sie mit Wäsche rum. Inzwischen ist zwar ihr Sohn, der den Camping führt, mit der Familie aus Lima zurück, aber das ‹Grosi› scheint/ist wichtig für diesen Betrieb.

Der scheint aber auch mal grösser gewesen zu sein. Das beworbene Restaurant gibt es nicht mehr. Corona hat wahrscheinlich auch ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Unser heutiger Weg führt von Huayta Wasy nach Ayacucho. Das ist ein rechtes Stück.

Die Strasse ist zwar meistens gut aber sehr gebirgig. Unser höchster Punkt liegt auf 4700 m über Meer. Das ist nicht nur für das Kamel anstrengend, sondern auch für uns. (Dufourspitze 4.634 m)

Die Verbindungsstrasse ist ebenso gefährlich, wie die gestern. Wir kommen bei einer Kurve vorbei, wo letztes Jahr ein Car den Hang runterfuhr. Das Unglück forderte viele Todesopfer. Das Fahrzeug liegt immer noch im Tal und am Wegrand stehen Kreuze.

Daneben ist die Landschaft wunderbar farbig. Die Felsen sind durch Metalle in verschiedensten Tönungen eingefärbt.

Zwischen den Bergketten der Anden sieht man Ebenen, Täler, die verschiedensten Tieren Nahrung bieten. (Wir sehen Kühe, Schafe, Ziegen und Pferde, auch Lama, Alpaka, Vikunja hat es. Es gibt aber auch verschiedene Wildkatzen und Pumas.)

Der Weg schlängelt sich in unzähligen Windungen rauf und runter, – es will kein Ende nehmen.

Irgendwann sind wir in Ayacucho. Wir suchen den auserwählten Schlafplatz auf.

Wie an vielen anderen Orten in Peru ist hier ein grosses Fest der ‹First Nations› im Gange. Auf einem grossen Sportplatz zeigen Leute aus verschiedenen Orten Darbietungen (Tänze, Theater und Spiele) zu Ehren von Pachamama, der Mutter Erde.

Das geht auch die nächsten fünf Sonntage so.

 

03.02.2025

Wenn man Hunde hat, sollte man zu ihnen schauen, wenn man zehn Hunde hat, erst recht.

So etwa um vier höre ich die Wolfshundmischung der Campingbesitzerin das erste Mal. Von da weg meint er, ein Bellkonzert vor dem Kamel veranstalten zu müssen. Um halb fünf geh ich raus und sag ihm berndeutsch, was ich von ihm halte. Dann kommt ein zweiter dazu und erstaunlicherweise verziehen sie sich. Ich verzieh mich auch und zwar in den Schlafsack, aber schlafen kann ich nicht mehr.

Eine halbe Stunde später steh ich auf und brösle ein Frühstück zusammen. Apropos ‹bröseln›, Heinz hat in Ermangelung von rechtem Brot eine Art Zwieback gekauft. Das gibt beim Frühstück ein kurzweiliges ‹Schnittchen streichen›.

Zumindest sind wir dazu draussen und schauen auf die Stadt runter. Unser Camping liegt auf einer Terrasse hoch über der Stadt Ayacucho.

Auf dem Campinggelände hat das Inkafest um neun aufgehört. Drunten in der Stadt haben die Leute und die Hunde die ganze Nacht ein lautstarkes Fest gehabt.

Um neun fahren wir los in Richtung Cusco. Der Tank hat uns Tage gekostet und wir sind am Zeit einholen.

In Cosco kaufe ich Brötchen (Brot hat es nicht), ausserdem lacht mich ein Bund Bananen an (der muss mit).

Unser nächstes Ziel ist Chincheros, wir beschliessen aber, noch bis zur Laguna Pacucha weiter zu fahren.

Der Weg dahin führt uns nochmals auf 4200 m ü. Meer. Zuerst wird es dunkel, dann tröpfelt es leicht, nieselt, regnet; – schliesslich giesst es aus Kübeln und schneit dann. Der Übergang über den Pass gleicht einem Ausflug in den Winter. Zum Glück fährt das Kamel zuverlässig. Jetzt im T-Shirt nach draussen zu müssen, wäre ein Horror. Es ist weiss draussen.

In Talavera, weitere hundert Kurven später, sind wir wieder unter 3000 Meter und die Strassen sind noch etwas nass. Das Hudelwetter ist Schnee von gestern.

Zwischen Andahuaylas und San Jeronimo hat es eine Reihe von Dörfern. Alles wirkt wie eine riesige Siedlung.

Von da geht es den Hügel rauf und hinten wieder zur Laguna runter. Die Landschaft ist dunkel und nur mit viel Glück finden wir den Camping.

Es ist total ruhig, die Hügel sind weit weg unter Nebel, man hat hier total saubere Bergluft und die Infrastruktur scheint in Ordnung. Gute Nacht!

 

04.02.2025

Was ist das heute ein fauler Tag!

Es ist zwar so, dass ich auch heute seit 6 Uhr auf den Füssen bin; – aber laufen tu ich damit nicht weit.

Wir haben beschlossen, den ganzen Tag hier in Pacucha zu verbringen, um Verschiedenes, das liegen geblieben ist, nachzuarbeiten. Wir sind den ganzen Tag draussen, am Computer, bei äusserst trübem Wetter und kalten 13° C. Zuerst frühstücken wir, dann kommt eben das Bilder sortieren, zwischendurch gehen wir im Restaurant essen und sind danach wieder am Computer.

Das Ergebnis sollten aktualisierte und korrigierte Berichte sein. Fotos sollte es auch mehr zum Anschauen geben.

Kalte Finger gibt’s, ich glaube, ich gehe heute früh in meinen Schlafsack!

 

05.02.2025

«Mamma mia», hat das geregnet letzte Nacht!

Wir sind immer noch am Pacachasee, wie gestern. Es ist kalt und nass und grau. Heute sieht es zwar so aus, als ob sich das Wetter bessern würde.

Der Abschied zieht sich etwas, es sind liebe Leute hier. Kurz nach acht sind wir dann aber doch auf Piste. Von Pacucha über San Jeronimo fahren wir südöstlich in Richtung Tintay. Das Land hier wird intensiv bewirtschaftet. Noch in höchsten Höhen hat es Äcker und zwar nicht nur kleine. Bewirtschaftet werden sie meist von Hand. Wir sind im Land der Kartoffeln: blaue, rote, weisse, in allen Farben und Grössen gibt es sie.

In Curamba besuchen wir die Ruinen einer alten Inkastadt. Man sieht noch die Grundmauern der Häuser, einen Zeremonialplatz, eine mehrstöckige Pyramide und einen Teil der Inkastrasse. Es ist ein schöner Platz hier, hoch gelegen, mit phantastischer Aussicht. Anscheinend hat die heutige Bevölkerung noch einen Bezug dazu. Es werden hier immer noch Feste abgehalten.

Durch die grossartige Bergwelt der Anden führt unser Weg jetzt nordöstlich. Unser Ziel ist Abancay.

Wir kommen recht früh an und können noch einkaufen, Geld abheben und den Camping aussuchen. Ein verspätetes Mittagessen rundet den Stadtbesuch ab.

Nachher gehen wir in warmen Quellen baden. Nahe dem Rio Lambramas treten schwefelhaltige Wasser aus dem Felsen, der ganz versintert ist.

Es ist ein kleiner Ort, mit etwa vier Wasserlöchern, in wilder Umgebung. Badende hat es wenige hier.

Wieder zurück im Camping, etwas ausserhalb der Stadt, läuft das übliche Abendprozedere ab. Ja und dann, dann müssen wir schlafen. Tschüss!

 

06.02.2025

Auch heute führt unser Weg wieder durch die Berge. Um halb neun fahren wir in Abancay weg.

Durch fruchtbare Gegenden fahren wir in Richtung Saihuite, oder Saywite, je nach Schreibweise. Wir haben beides gesehen. Unser Ziel ist eine bekannte Inkastätte.

Bei der Anfahrt sehen wir nur einen kleinen Teil der Anlage.

Ein grosser Monolith fällt auf. Beim Näherkommen sieht man, dass die ganze Oberfläche bearbeitet ist.

Nicht weit weg ist eine Zeremonieplattform. Von hier aus sieht man ins Tal hinaus; wunderbar.

Dahinter, am Abhang, hat es eine Art Kaskadenbrunnen oder Brunnenkaskade. Steil geht es runter (und später wieder rauf).

Unten hat es eine Anzahl bearbeiteter Steine mit Nischen, Treppen und Plattförmchen. Wozu, wer weiss?

Nicht weit weg ist der grosse Versammlungsplatz und stirnseitig eine grosse, zweistöckige Pyramide.

Bis um halb drei schlendern wir durch die Anlage. Dann brechen wir auf und schlagen den Weg nach Tarahuasi ein.

Vorher, in Curahuasi, suchen wir ein Restaurant. Ich bin seit rund dreissig Jahren Vegetarier. Wenn man hier etwas davon oder von fleischlos sagt, wird vielerorts einfach abgewunken.

Schlussendlich essen wir viel und gut.

Nicht weit weg, im Casa Lena, finden wir einen tollen Campingplatz. Es hat saubere WC (mit Papier), Duschen, fliessend Wasser, WLAN …

… und eine wunderbare Aussicht in die Bergwelt.

Heute geh ich trotzdem früher zu Bett.

 

07.02.2025

Erwachen in Camp Lena zeigt positive Seiten. Die Infrastruktur lässt eine warme Dusche zu.

Der Ort hier ist ganz besonders.

Wir sind am Hang oben, beim Eingang. Da besteht die Möglichkeit, zu campieren. Nahe beim Wohnhaus ist ein Aufenthaltsraum, die sanitären Einrichtungen und genügend Platz für Autos. Hier werden wir auch von drei grossen Golden Retrievern mit viel Liebe umwedelt.

Im unteren Teil der Anlage ist das Projekt Oyelena angesiedelt. Handicapierte und arme Kinder werden hier betreut.

Das erste Ziel auf dem weiteren Weg ist Limatambo. Dort ist ein grosser Sportplatz. Dahinter am Hang haben die Inkas vor unendlich langer Zeit Mauern dem Hang entlang hochgezogen. Dadurch sind Terrassen entstanden, die sie bepflanzten.

Wir bleiben nicht lange. Es ist sehr heiss.

Im hinteren Teil des langgezogenen Dorfes essen wir zu Mittag im Restaurant El Mirador. Wir essen gut hier und es gibt nicht übermässige Portionen.

Anschliessend kaufen wir in den Läden gegenüber Früchte ein.

Wir fahren weiter in Richtung Lomatambo. Ich bin etwas abgelenkt, ich versuche eine LED-Leuchte von Heinz zu flicken. (erfolglos)

Im Lomatambo schauen wir uns die Inkamauern an. Diese sind exzellente Bauwerke. Mauern, wo nach rund 3000 Jahren, trotz Erdbeben, fast keine Spalten entstanden sind.

Das Bauwerk wurde einer Mondgottheit gewidmet.

Auf dem weiteren Weg kommen wir in Anta vorbei. Hier ist Markt der Einheimischen. Natürlich müssen wir da schauen gehen.

Fast eine Stunde treiben wir uns zwischen den Ständen rum und fotografieren. Oftmals auch zur Belustigung der Einheimischen.

Der Weg bis Cusco ist nicht mehr weit. Kurz nach fünf kommen wir an.

Die neuen Quartiere am Stadtrand gefallen mir nicht, der alte Teil aber schon.

Im Camping Quinta Lala übernachten wir.

 

Nachträgliche Aufarbeitung der Kriebelmückenattacke

Ursächliches Ereignis

Am 5. Februar 2025 gehen wir baden, in den warmen Schwefelwassern neben dem Rio Lambramas. Wir geniessen das Wasser. Irgendwann steigen wir heraus, und ich merke, dass sich an meinen Beinen kleine schwarze Tierchen tummeln.

Heinz meint noch, dass sich die Mücken öfter bei mir als bei ihm niederlassen.

 

Weitere Entwicklungen

Leider haben die Mücken, zum Leidwesen von Heinz, keinen Unterschied zwischen meinen und seinen Beinen gemacht.

Zunächst zeigen sich hellrote Flecken mit einem blutroten Bisspunkt in der Mitte. In den Folgetagen nimmt das Jucken zu und will kein Ende nehmen. Kratzen hilft kurzfristig, aber die Haut leidet darunter.

Mit Parapic und Fenistil versuchen wir, dem Malaise Herr zu werden.

Eine Internetrecherche bringt die niederschmetternde Erkenntnis, dass unser Leiden wochenlang anhalten könnte.

Gegenmassnahmen

Am 8. Februar kaufen wir in einer Botica eine Salbe, die «muy bien» sein soll. Mal salben und schauen …

Ausblick

Sollten tiefgreifende Änderungen auftreten, informieren wir weiter.

Dieser Sonderbericht soll künftigen Warmbadenden als Warnung dienen.

 

08.02.2025

Heute ist Cuzco-Tag. Wir sind ja schon gestern hierher gefahren und im Camping Quinta Lala eingezogen. Danach erlebten wir eine Nacht, in der es wieder aus allen Kübeln gegossen hat.

Heute Morgen verschlafen wir erst einmal. Danach überkommt Heinze eine Kochattacke. Aus Käse, Kartoffeln, Tomaten und Knoblauch bastelt er ein Frühstück.

Nachdem die üblichen Haushaltsaufgaben erledigt sind, gehen wir in die Stadt hinunter. Was es da alles zu sehen gibt!

Zwar haben die Spanier alles darangesetzt, das Erbe der Inkas verschwinden zu lassen, doch insbesondere die Mauern einiger früherer Bauwerke sind noch erhalten. Diese wurden von den Spaniern in ihre eigenen „Prachtbauten“ integriert.

Was für ein Unrecht wurde da verübt, und es wurde auch nie versucht, es nachträglich wiedergutzumachen. Die Spanier haben das Land geplündert – zusammen mit der katholischen Kirche. Wo ist all der Reichtum, das Gold geblieben? Wenn man heute Spanien anschaut, ist davon nicht mehr viel zu sehen. Und im Vatikan weiss man es nicht so genau …

Die Stadt Cuzco ist riesig, doch der historische, alte Teil liegt im Zentrum.

Vom Campingplatz aus, von der Anhöhe hinunter, lassen wir uns zuerst zu einer Kathedrale treiben. Inzwischen ist diese ein Museum. Interessant ist, dass die Stützmauer hinter dem Vorplatz aus der Inkazeit stammt.

Durch Gässchen geht es abwärts. Wir landen auf dem „Plaza de Armas“ (Plaza Mayor de Cuzco). Es ist schon imposant, welche Bauwerke um diesen Platz stehen – viele davon christlich und alle spanisch.

Von hier treiben wir uns weiter in den Strassen von Cuzco herum.

Irgendwann gehen wir in ein Restaurant essen. Es ist gut, aber eindeutig zu viel.

Von da aus geht es weiter. Wir landen in einem Grossmarkt, in einer riesigen Markthalle mit hunderten Händlern. Wir kaufen etwas ein, schauen uns um und fotografieren. (Heinze kauft sich winzige Chilischoten, „Pipi de mono“, die äusserst scharf sind und die er mit nach Hause bringen will. 😅)

Irgendwann sehen wir aber immer wieder ähnliche Marktstände. Wir verlassen die Halle, und es geht durch die Strassen weiter.

Zum Abschluss gehen wir in ein altes Haus aus der Kolonialzeit und trinken auf einer Dachterrasse Kaffee. Die Aussicht von dort ist gigantisch.

Um zurück zum Campingplatz zu kommen, buchen wir nochmals ein Uber.

 

09.02.2025

Es geht weiter – wir verlassen Cuzco in Richtung Machu Picchu.

Wie immer frühstücken wir ziemlich früh. Um halb sieben dampft der Kaffee, und wir essen in aller Ruhe. Ausser uns ist auf dem Campingplatz noch niemand aufgestanden. Bis wir alles abgewaschen und wieder eingeräumt haben, ist es Viertel nach neun.

In Cuzco haben wir ursprünglich vor, noch einen Tempel zu besichtigen. Doch als wir hören, dass der Eintritt siebzig Sol pro Person kostet, finden wir das doch etwas zu viel.

Von Cuzco aus fahren wir in Richtung Maras. Ein grosser Teil des Weges führt über Naturstrassen. Nicht weit davon, in Cheqoq, haben die Inkas eine Sammelstation für landwirtschaftliche Erzeugnisse gebaut. Direkt an der Inkastrasse wurden in Vorratshäusern Getreide und andere Güter eingelagert, um sie in Notzeiten im Reich weiterzuverteilen. Die Menge der Häuser und das ausgeklügelte System sind beeindruckend.

Die nächste Station ist Moray. Auch hier haben die Inkas Grossartiges geschaffen. Kreisförmige, grosse Terrassen wurden angelegt, auf denen Pflanzen versuchsweise angebaut wurden. Waren die Erträge zufriedenstellend, wurde das Saatgut im gesamten Reich verteilt. Moray war quasi eine „Pflanzenversuchsanstalt“.

Leider packt mich auf der Fahrt dorthin eine Augenmigräne. Während Heinze die Anlage besichtigt, schlafe ich im Auto. Erst als er zurückkommt und erzählt, gehe ich selbst noch einen kurzen Blick auf die Bauwerke werfen.

In Maras, einem Dorf in der Nähe, wollen wir zu Mittag essen. Ein Einheimischer empfiehlt uns das Restaurant La Portada. Für unsere Bedürfnisse ist es ideal: vegetarisch, gut und mit ganz feinen Wirtsleuten, die viel Herz und Verstand haben. Sie erzählen und zeigen uns unglaublich viel. Wir essen etwas teurer, aber es ist jeden Sol wert. Sogar ich, der Suppen oft links liegen lässt, finde die Gemüse-Hafer-Suppe ein Schmaus.

Anschliessend zeigen sie uns die Produkte, die sie zum Kochen verwenden, und freuen sich, als sie hören, dass wir uns die Salzproduktion anschauen wollen.

Maras, das Tal mit den Salzbecken liegt nicht weit entfernt. Ganz am Anfang sprudelt eine heisse Quelle mit Salzwasser. Diese Quelle wird schon seit unendlich langer Zeit genutzt. Die ersten Becken stammen von Kulturen, die lange vor den Inkas lebten. Bis heute werden die Salzbecken gepflegt und neu angelegt.

Das Wasser wird durch ein kompliziertes Grabensystem in die Becken geleitet. Die etwa sieben Zentimeter Wasser verdunsten, und es bleibt eine Salzkruste zurück, die geerntet werden kann. Wir bleiben nicht lange, da wir das Prinzip ja bereits kennen.

Von Maras aus fahren wir weiter zum Ccapac Inka Ollanta Boutique Hotel, unserem Ausgangspunkt für Machu Picchu.

 

10.02.2025

Heute früh, im Hotel, brauche ich einen Moment, bis ich realisiere, dass ich in einem Hotelbett geschlafen habe. Aber es ist schön hier. Ich grüble erst ein bisschen am Bericht für Heinze herum – es ist schliesslich erst etwas nach sechs.

Nach einem feinen Frühstück machen wir uns auf den Weg in die Ortschaft.

Heinze will auf einen Berg steigen, wo sich ein Tempel befindet. Ich hingegen schlendere durch die Strässchen, schaue mir die neusten (alten) Auslagen der Touristenstände an und beobachte die Mitmenschen. Irgendwann setze ich mich in ein Strassenkaffee. Ein Kaffee und ein Biskuit kosten 14 Soles. Wenn man das durch vier teilt, bekommt man etwa den Wert in Schweizer Franken. (Und das in einem Touristenort!)

Ich geniesse die Zeit: beobachten, nachdenken, innerlich schnöden, loben, tadeln – es liegt alles drin. Irgendwann mache ich mich dann doch auf den Weg Richtung Bahnhof. Ich habe dort um zehn vor zwölf mit Heinze abgemacht.

Meine Trödelei kennt kein Ende, aber irgendwann komme ich an.

Bis der Zug abfährt, vergeht noch gut eine halbe Stunde.

Die Zugfahrt führt tief ins Tal hinein. Zuerst sieht man neben den Gleisen noch ein Strässchen oder einen Weg. Doch bald darauf gibt es nur noch Wald: Urwald.

Die Ankunft in Aguas Calientes – oder wie es jetzt heisst, „Machu Picchu Pueblo“ – ist ein kleiner Schock. Plötzlich steht man mitten im Touristengetümmel dieser Welt, mit all seinen bunten, aber auch negativen Auswirkungen.

Ich wusste ja, dass viele Menschen auf diesen Berg wollen – aber dass es so viele sind …

Alles – Bahnfahrten, Eintritt, die Unterkunft – muss Monate im Voraus geplant und gekauft werden. Wieso gelingt es nicht, die schiere Anzahl der Besucher zu begrenzen?

Und wenn man dann da ist, sieht man Touristen, Touristen, Touristen aus aller Herren Länder. Die breiteste Palette, die die Menschheit zu bieten hat.

Ja, und dann schaue ich in den Spiegel.

Wir essen etwas und machen uns dann auf den Weg ins Hotel La Payacha, wo wir uns ein bisschen erholen können. Den Weg dorthin zu finden, ist allerdings nicht ganz einfach.

Am Ende des Tages planen wir noch ein wenig und ziehen uns dann zeitig in die Federn zurück. Der morgige Tag beginnt früh.

 

11.02.2025

Der Río Urubamba ist sicher ein beeindruckender Fluss: wild, voller Wasser und laut. Meine Nacht hingegen ist in drei Abschnitte unterteilt. Zuerst versuche ich, ganz normal zu schlafen. Im zweiten Teil ärgere ich mich, weil mich der Lärm immer wieder weckt. Im dritten Teil presse ich das kleinste Kissen aufs obere Ohr, um die Geräusche zu dämpfen. So kann ich wenigstens etwas schlafen, doch der Urubamba bleibt unbarmherzig. Das Tosen des Wassers vibriert fast durch mein Bett. Das Kissen hilft zwar ein wenig, aber ich schwitze wie ein Bär. Irgendwann meldet sich dann auch noch der Wecker.

Es ist fünf Uhr. Zeit zum Aufstehen, Duschen, Packen, Frühstücken – und um sechs Uhr müssen wir bei der Busstation sein. Dort zeigt man mindestens ein halbes Dutzend Mal die Billette vor, reiht sich ein, wird umsortiert und wartet. Nach längerem Hin und Her – und in wechselndem Regen – steigen wir gegen sieben Uhr in den Bus. Dieser windet sich im Zickzack langsam den Berg hinauf.

Und dann sind wir da: auf dem Berg, Machu Picchu, von dem man so viel gehört, gelesen, gesehen hat. Doch selbst das bereitet einen nicht wirklich vor. Es ist anders. Der Regen hat zum Glück fast aufgehört. Bevor wir das Inka-Gelände betreten dürfen, heisst es jedoch erneut warten, sich in Gruppen einordnen und Billette zeigen – mindestens drei bis vier weitere Male. Zentimeterweise rücken wir vor, bis wir endlich in diese fremde Welt eintreten dürfen.

Die Stadt in den Anden, in der einst 700 bis 1000 Menschen lebten, ist in ihren Grundrissen und Mauern erstaunlich gut erhalten. Über tausend Jahre haben die organischen Materialien verloren: Holz, Leder, Textilien, Dächer aus Binsen – alles ist weg. Aber die Steine erzählen noch immer ihre Geschichten.

Natürlich sind auch die Inka selbst verschwunden. Es gibt hier zwar allerlei verkleidete „Inka“ und rekonstruierte Gebäude, doch die meisten Ruinen wurden nach den Ausgrabungen lediglich gesichert, nicht restauriert.

Bekannt wurde Machu Picchu durch Hiram Bingham III., der den Ort zwar nicht entdeckt, aber auf seinen Expeditionen wiedergefunden und mit dem nötigen Geld und Einfluss weltbekannt gemacht hat. Er initiierte auch die archäologischen Untersuchungen.

Noch vor acht Uhr sind wir auf dem Gelände unterwegs. Zunächst führt uns der Weg durch ein kleines Wäldchen, dann geht es bergauf. Mit jedem Schritt öffnet sich der Blick mehr auf diese Wolkenstadt. Es ist beeindruckend. Ehrfurcht steigt in einem auf – wären da nicht so viele andere Touristen.

Heinze und ich trennen uns und erkunden die Ruinen in unserem eigenen Tempo. Am Ende treffen wir uns wieder beim Ausgang. Mittags nehmen wir den Bus zurück ins Tal.

Mit den Köpfen voller Bilder beschliessen wir, uns im Izisami-Restaurant etwas Feines zu gönnen.

Den Nachmittag verbringen wir entspannt in Aguas Calientes: Kaffee trinken, herumsitzen, über den Markt spazieren, beurteilen, bewundern, schnöden, Sprüche klopfen – und zwischendurch dösen oder sogar schlafen.

Um halb sieben fährt der Zug zurück nach Ollantaytambo, durch die Nacht, bis wir schliesslich wieder in unserem Hotel ankommen. Dort wartet unser Gepäck – und wir sind definitiv müde!

 

12.02.2025

Zur unserer Entschuldigung kann man sagen: Es ist gestern spät geworden. Und so wird es heute Morgen eben auch etwas später, bis wir aus den Federn kommen. Draussen tropft der Regen, mal mehr, mal weniger. Der heutige Tag ist ein klassischer Nacharbeitstag.

Heinze plant in die Zukunft: Er muss für die bevorstehenden Länder Versicherungsschutz abschliessen. Ausserdem sichtet und bearbeitet er die vielen Fotos der letzten Tage, um sie später freizuschalten. Ich widme mich meinen Handyberichten und bringe sie in eine einigermassen lesbare Form. Auch bei mir haben sich auf Machu Picchu unzählige Bilder angesammelt, die auf den Computer übertragen und organisiert werden müssen. Arbeit im Trockenen ist angesagt.

Gegen zwei Uhr lässt der Regen mal nach, und wir nutzen die Gelegenheit, um Mittag essen zu gehen. Danach sehen wir uns die Ortschaft etwas genauer an, ziehen Geld am Automaten und kaufen Duschzeugs.

Zurück in der Unterkunft setzen wir uns erneut an unsere Aufgaben und arbeiten bis zum Abend weiter.

 

 

13.02.25
Wenn man an einem so bequemen Ort ist, lässt man das frühe Aufstehen besonders gerne. Es ist nach sieben Uhr, als wir die Federn verlassen.
Heute sollte wieder etwas unternommen werden. Wir wollen zu den warmen Quellen von Laras fahren. Um halb zehn verlassen wir Ollantaytambo. Schon bald sind wir wieder tief in den Tälern drin. Während der Fahrt entschliessen wir uns, eine archäologische Fundstätte zu besuchen. Der Fund besteht aus einer ganzen Siedlung, die älter ist als die Inka. Pumamarca, wie der Ort hier heisst, besteht aus ein- und mehrstöckigen Häusern, die auf einem Bergrücken gebaut sind, wie eine Wehranlage, am Rande eines Abgrunds. Weiter oben am Berg sieht man, dass Landwirtschaft betrieben wurde. Einem Teil der Hausruinen sieht man an, dass sie gebrannt haben.

Etwa drei, vier Kilometer weiter unten sind neue Häuser, neue Dörfer. Im ganzen Tal sieht man, dass Maststiere gehalten werden.
Unser weiterer Weg führt immer mehr in die Höhe (er wird uns auf rund 4500 Meter über Meer führen). In dieser Gegend sehen sie nicht so häufig westliche Touristen. Bei einem Haus, das toll bemalt ist, halten wir und fotografieren. Vor dem Haus sitzen Mutter und Tochter und stricken oder weben. Der Mann und ein Sohn sitzen dabei. Nach längeren Verhandlungen kauft der Heinz eine Kappe aus Alpakawolle.

Später erreichen wir eine Art Passhöhe, hier werden in grosser Zahl Alpakas gehalten. Das Leben ist vergleichbar mit dem von Sennen (Alphirten): abgeschieden, einsam. Ein kleiner, vierjähriger Bube, der von uns einen Teddybären geschenkt kriegt, weiss nicht so recht, ob er aus Angst weinen soll oder lächeln aus Freude.
Auch hier oben, auf dem «Estrich der Welt», sind die Leute sehr freundlich und interessiert. Ob wirklich alle mit dem «Suiza» etwas anfangen können, das sie als Antwort kriegen, wenn sie fragen, woher wir kommen, ist allerdings fraglich.

Im Laufe des Nachmittags erreichen wir Laras. In diesem Ort gibt es heisse Quellen, die hier zu einem Badebetrieb ausgebaut worden sind. In mehreren Becken mit verschiedenen Temperaturen planschen Leute. Wir sind von den seltenen ausländischen Gästen und bleiben etwa eine Stunde. Nachher essen wir etwas und machen uns auf den Rückweg.

Weil wir nicht wieder die eher schlechten Strassen vom Nachmittag nehmen wollen, fahren wir den Weg über Calca. Wir landen dadurch aber fast vom «Regen in die Traufe» (zu bemerken ist, dass es wirklich regnet und Nebel hat). Die Strasse ist eng und kurvig, mit Haarnadelkurven, und ausserdem ist es inzwischen Nacht. Erst vor Calca kann Heinz etwas ruhiger auf breiter Strasse fahren. Dafür hat es jetzt Bremsschwellen vor, in und nach jeder Siedlung, und die Geschwindigkeit ist auf 30 bis 35 Kilometer pro Stunde begrenzt.

Um halb zehn sind wir wieder in Ollantaytambo zurück, reich an Eindrücken – und müde.

 

14.02.25
Morgen geht es weiter – aber ganz sicher!
Nach dem gestrigen ‹Ausritt› zu den warmen Quellen und der späten Heimkehr ins Hotel sind wir auch heute nicht sehr früh aufgestanden. Nach dem Frühstück arbeiten wir an ganz Verschiedenem.
Heinze räumt das Kamel auf. Ich muss die Tasche neu einräumen, Kleinigkeiten sortieren, reinigen und Geräte laden.
Heinze hat endlich Kontakt zu der schon erwähnten Versicherungsgesellschaft – und schliesst ab – und zahlt.
Um ein Uhr gehen wir ins Restaurant ‹Apo Veronica› essen.
Es ist gut da. Ich habe ein Menü mit Reis, zwei gebratenen Kugeln aus Kartoffelmasse mit Karotten, Erbsen und Paprika drin. Ausserdem sind Kräuter und Gewürze eingeschlossen. Dekoriert ist das Ganze mit Zwiebel- und Paprikastreifen und Blumen.
Zurück aus dem Dorf haben wir eine Session mit Gladis, der Gastgeberin und Hoteliersfrau.
Sie verwandelt uns Schweizer in Inkas. Es ist ein Heidenspass für uns, auch wenn für Gladis mehr dahintersteckt. Sie ist in den Inkatraditionen und dem Inkaglauben stark verwurzelt, und das Schamanentum spielt wohl in ihrem Leben eine grosse Rolle.
Nach einer Fotosession ist schon bald später Nachmittag.
Nach letzten Vorbereitungen für die morgige Abfahrt läuten wir den Abend ein.

 

15.02.25
Es geht lange, bis alles gesagt und angehört ist, bei dieser Verabschiedung. Die beiden Hoteliers sind uns ans Herz gewachsen.
Um neun fahren wir in Ollantaytambo ab. Wir umfahren Cusco nördlich, in Richtung Titicacasee.
Jetzt sind wir in der Nähe von Pitumarca, 3500 Meter über Meer auf einer Art von Campingplatz, allein, und mir frieren die Finger beim Schreiben fast ab!
Der Heinz sagt, das sei Reisen und nicht Ferien! Gestern hätten wir Ferien gehabt. 😅 Na dann.
Von der Fahrt gibt es wenig zu erzählen. Wir sind recht schnell vorwärts gekommen. In Urubamba sind wir auf den Markt gegangen, um Lebensmittel zu kaufen.
In Urgos essen wir dann zu Mittag. Fein ist es, aber wieder viel zu viel. (Uns wird erzählt, dass sich die Peruaner anscheinend sehr viel auf den Teller häufen und dies dann auch essen.)
Um vier Uhr treffen wir auf dem Camping ein. Wir richten uns für die Nacht ein und essen dann etwas. Nachdem es dunkel geworden ist, wird es kalt. Ich erzittere nun diesen Tagesbericht. Tschüss