Berichte 16.05. – 31.05. 2024

16.05.2024

Fast 7 Stunden lang fahre ich über hohe Berge und holprige Pisten, schmale Brücken und enge Tunnels in eine Wüste, die eigentlich keine ist.

Die Tatacoa-Wüste ist eine halbtrockene Tropenlandschaft. Bekannt ist diese Wüste für ihre beeindruckenden Felsformationen und farbenfrohen Täler. Das heisse, trockene Klima mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius am Tag und kühlen Nächten bietet ideale Bedingungen für Sternbeobachtungen. Aufgrund minimaler Lichtverschmutzung gibt es ein Observatorium, das regelmässig Veranstaltungen anbietet. Die Wüste beheimatet eine erstaunliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren, darunter Kakteen, Vögel und Reptilien. Ihr Name stammt von einem indigenen Wort für eine Art Klapperschlange, die einst in der Region lebte.

 

17.05.2024 

Die schweizerische Autobahn Vignette scheint mir sehr billig. Hier in Kolumbien bezahlt man ebenfalls Strassenzölle, nach dem Verursacherprinzip. Eigentlich ist es nie viel, jeweils 12’000 bis 20’000 Pesos, das heisst 2,50 bis 5 Fr. 

Aber immer nach ungefähr 50km ist so eine Mautstelle zu erwarten. Und mit der Zeit läppert sich eine ansehnliche Summe zusammen. Wenn ich denke, was das für einen Durchschnittsarbeiter hier bedeutet. Nun, wenigstens sind die Dieselpreise im Vergleich zu Europa billig. Etwa 80 Rp. kostet mich der Liter im Schnitt.

Heute fahre ich aus der Wüste weg nach Rivera. Dort will ich noch einmal mein Motorenöl wechseln lassen. Zudem hat es Thermalbäder hier.

 

18.05.2024

Hier beim Finca Hotel La Cascada habe ich das Kamel aufgestellt. Das Hotel ist bekannt für den Pool und den Wasserfall am Rande eines tropischen Waldes.

Ich werde romantisch. Im tropischen Gehölz, unter dem silbernen Glanz des Mondes, sitze ich im Pool eines Wasserfalls. Ganz alleine, niemand ist sonst da. Es ist spät. Das stetige, ruhige Rauschen des Wassers umhüllt mich wie eine sanfte Melodie. Die Steine um mich herum erscheinen im Mondeslicht in einem zarten Blau und Blaugrau, einige heller, andere dunkler, als wären sie von der Hand eines Künstlers bemalt.

Über den dunklen Blättern tanzen Glühwürmchen, ihre winzigen Lichter wie ein leises, flackerndes Feuerwerk. Die verschiedenen Formen der Blätter zeichnen sich gegen den leicht grauen Himmel am Horizont und am Rand des Waldes ab, während der Teich den Mond in einer perfekten Spiegelung einfängt.

Die Baumwipfel heben sich scharf gegen den Himmel ab, und manchmal huscht eine Fledermaus lautlos an mir vorbei. Das Wasser murmelt die alten Geschichten des dunklen Waldes, und ich fühle mich wie in einem Traum, während ich im Becken sitze. Gelegentlich vernehme ich das Pfeifen eines Nachtvogels, und der Mond trägt einen wundervollen Hof in Regenbogenfarben. Einige Blattformen spiegeln sich kontrastreich auf der glatten Wasseroberfläche wider, und die letzten Grillen unterstützen in verschiedenen Tonlagen das stetige Rauschen des Baches.

Doch dann stechen die ersten Mücken. Widerwillig verlasse ich tropfend den Teich, nehme ein Stück der magischen Nacht mit mir, während ich zurück in die Realität trete. Fertig Romantik!

 

19.05.2024 

Ein Brainstorming zu Colombia… ich habe das während des Fahrens auf das iPhone gesprochen:

  1. Katzen-, hundefreundliches Umfeld
    • Viele Katzen streunen frei herum, da die Fenster tagsüber offen, aber vergittert sind, wodurch sie jederzeit ein- und ausgehen können. Den Hunden geht es zumeist gut. Ab und zu sollen sie ausgesetzt werden.
  2. Verkehr und Verkehrszeichen
    • Es gibt zahlreiche Verkehrszeichen, die es bei uns nicht gibt, jedoch scheinen sie nicht von grosser Bedeutung zu sein, die Signale sind hier eindeutig eher als Vorschläge gedacht.
    • Einbahnstrassen sind oft schlecht gekennzeichnet. Anstelle klarer Schilder gibt es nur kleine Hinweise an den Wänden von Kreuzungen, die man kennen muss. Zumeist sind es aufgepinselte, kleine Pfeile. Trotz der Kennzeichnung werden Einbahnstrassen häufig in beiden Richtungen befahren.
  3. Essen und Trinken
    • Das Essen ist reichlich und vielfältig, mit häufigen Gerichten aus Reis, Yucca, Kochbananen und Kartoffeln. Fleisch ist fast immer Teil der Mahlzeit, was vegane Ernährung schwierig macht.
    • Zum Frühstück wird oft heisse Schokolade mit Milch serviert. Kakao, was persönliche Erinnerungen weckt (gell Melinchen).
    • In den Strassenküchen wird gutes Essen angeboten. Die Küchen, das Besteck und Geschirr machen einen sehr sauberen Eindruck, und meist sind es fröhliche Frauen, die stolz ihre Kochkünste präsentieren.
    • Zu den Mahlzeiten gibt es oft gratis frisch gepressten Saft, da Früchte in Hülle und Fülle vorhanden sind.
    • Kaffee wird standardmässig mit viel Zucker serviert. Auf Nachfrage erhält man auch einen „Fuerte“, ähnlich einem Espresso ohne Zucker.
  4. Kleidung und Wetter
    • Kurze Hosen sieht man selten, selbst bei hohen Temperaturen über 40°C sind insbesondere Strassenarbeiter dick eingepackt. Auch arme Menschen hier achten sehr auf saubere Kleidung. 
  5. Familienleben und Freizeit
    • Familienausflüge am Sonntag sind üblich, oft sieht man Familien zu dritt oder viert auf einem Motorrad, häufig ohne Sicherheitsvorkehrungen wie Helme oder funktionierende Lichter.
    • Die Zuversicht und Freundlichkeit der Menschen sind allgegenwärtig. Wenn man nach dem Weg fragt, fährt oft jemand voraus, um zu helfen.
  6. Kulturelle Besonderheiten
    • Wie in ganz Lateinamerika soll Toilettenpapier nicht in die Toilettenschüssel geworfen werden – eine gewöhnungsbedürftige Praxis. Die Kübel neben den Toiletten sehen, hmmm, Sch.. aus.
    • Es gibt viele Strassenkontrollen. Die Polizei ist neugierig und interessiert sich oft für die Geschichten von Reisenden, was zu netten Gesprächen führt. Nur einmal wurde ich um Geld für eine Bierrunde oder ein gutes Essen gebeten. Eh ja, warum nicht.

 

20.5.2024

Die Bergstrasse durch den tropischen Regenwald liegt vor mir, als der Regen einsetzt. Allein in meinem roten Kamel ist die Kühlerhaube der einzige Farbtupfer im Grau der Schleierwolken, die die Weiten des Urwaldes verdecken. Wenig Verkehr, dichter Nebel – Gestalten scheinen sich darin zu verbergen. Die mystische Atmosphäre weckt mulmige Gefühle, besonders wenn ich an Geschichten über Strassensperren und Überfälle denke.

Ich sehne mich nach dem Schutz eines Konvois. Doch die engen Kurven und starken Steigungen trennen mich immer wieder vom Rest des Verkehrs. Mein Toyota, eben schwerfällig wie ein Kamel, kämpft gegen den Nieselregen, der die Umgebung in ein trübes Grau taucht. Wasserfälle von den grossblättrigen Bäumen ergiessen sich oft mit einem Knall auf das Dach, Pfützen lassen das Auto dumpf erzittern. Das Geräusch von unten ist nicht beruhigend. Doch die Spiegelung der Rücklichter des Vordermanns in den nassen Strassen gibt mir etwas Sicherheit.

Blätter tanzen im Nebel, als ob sie nach mir greifen wollen. Bedrohliche Wasserfälle rauschen nahe der Strasse und quellen über, grössere Steine liegen auf dem Asphalt. Eine PET-Flasche rollt über den Beifahrerboden hin und her, als würde sie leben. Die Scheibenwischer mühen sich im Zweiertakt, meine Sicht zu verbessern, während der Vordermann plötzlich ausweicht. Sein Auspuff schwankt gefährlich. Die Gruppe Scorpions mit  „I’m Going Mad“ dröhnt aus den Lautsprechern.

Ein Motorradfahrer am Strassenrand kämpft mit seiner Ladung. Noch 45 Kilometer bis zum Ziel. Das endlose Grün des Waldes ist durchsetzt mit düsteren Pflanzen, und die ockergelben Blätterhaufen auf der Strasse sehen aus wie riesige Kraken. Roter Schlamm spritzt an den Fenstern hoch, als würde die Erde bluten. Das helle Grün des Mooses an den Straßenrändern bietet ein wenig Trost.

Eine weitere Kurve führt in neblige Ungewissheit. Ein Erdrutsch blockiert die Strasse fast komplett. Nur noch die eine Hälfte ist befahrbar. Trompetenähnliche weisse Blüten scheinen einen unheilvollen Klang tu verbreiten. Noch 23 Kilometer. Der Nebel hängt zäh und unnachgiebig in den Hängen.

 

21.5.2024

Eigentlich empfehle ich dir heute einfach das von gestern noch mal durch zu lesen. Copy paste sozusagen. Die Strasse heute ist etwa ähnlich, dazu kommt aber: Die Strasse ist nicht asphaltiert, eine holperigste, manchmal besser, manchmal schlechter. Es gibt viele Stellen, wo die Strasse fast um die Hälfte abgerutscht ist. aAn anderen Stellen musste provisorisch befestigt werden. Es hat recht viel Verkehr, ähnlich wie in Santo Rosa del Sur schlittern die Toyoteros vollbepackt über die Piste.  Es ist bisher die absolut verrückteste Strecke, die ich nebst dem Skipper Valley NZ (Information für Insider) gefahren habe. Nur dass diese Strecke ungleich viel länger ist, über 85 km muss ich auf dieser Strasse bewältigen. Und die Strasse quält sich auf rund 3000 m hoch. Am Abend finde ich eine gute Unterkunft bei einem einheimischen Biobauern.

 

22.5.2024

Kamyl und Véronique fahren wie die Canadier eben fahren, sie wollen heute schon über die Grenze nach Ecuador fahren. Ich werde sie wahrscheinlich nicht einholen können. Ich fahre die andere Hälfte der Bergstrecke, die ist aber ungleich viel einfacher zu fahren. Die Strasse ist in einem sehr guten Zustand, breit genug und seitwärts immer auch schön gesichert. Ganz im Gegenteil zum ersten Teil. 

Es hat aber auch mehr Verkehr, die Verbindung nach Pasto führt über ein weiteres San Francisco (mittlerweile sicher das 20ste San Francisco) und ist offenbar doch eine wichtige Strecke. 

Aber auch diese Strasse führt immer wieder auf über 3200 m Höhe, und ist schon nur deshalb nicht schnell zu befahren, wenigstens für ein Kamel nicht.

Nun, ich erreiche wie geplant Las Lajas. Wie sehr ich doch die alte Leica Kamera von meinem Götti vermisse. Mit dieser konnte man fotografieren, ohne auf eine Batterie achten zu müssen. Ich bin jetzt 3 km gelatscht, um dann unten bei der schönen Kirche Santuario de Nuestra Señora del Rosario de Las Lajas festzustellen, dass meine Kamera keine Batterieladung mehr hat. Nun, dann gibt es halt Telefon Bilder.

Da wo ich jetzt bin, sei es das ganze Jahr zwischen 11° und 18°. Wow – und das in den Tropen. Eben habe ich zum ersten Mal seit zwei Jahren die Heizung wieder angestellt, und sie läuft!

 

23.05.2024

Ich fahre über die Grenze nach Ecuador. Und es geht einigermassen einfach. Denn ich habe das Glück, gewusst zu haben, dass man neuerdings einen Strafregisterauszug präsentieren muss. Das funktioniert bei und in der Schweiz um ein vielfaches einfacher als in Deutschland oder Canada. Ich konnte dieses online betellen und der Konrad hat mir das Papierchen mitgebracht.

Alle gehen zu Hans. Ich auch… die Finca Sommerwind ist einer der speziellen Sammelpunkte auf dieser Welt, wo sich fast alle Overlander treffen. Und der Hans hilft allen Ausländern. Er hat Beziehungen und schreibt Einladungen – und mit einer solchen kommen dann alle über die Grenze, die eben keinen Strafregisterauszug haben. Bis zu 30 pro Woche. Und die kommen dann alle hierher.

Nun, hier stehen Schweizerische, Deutsche, Kanadische und Fahrzeuge andere Nationen, in allen Formen und Farben und Grössen auf dem Gelände. Sogar ein luzernisches Postauto, und ein Steyr 680M der Schweizer Armee (AMP Hittnau steht da geschrieben). Und VW Busse, Unimogs, MANs, Sprinters zu hauf… Und ich treffe auf Overlander, die ich schon früher irgendwo getroffen habe. Gar solche, die mit Rucksack und Zelt unterwegs sind.

 

24.05.2024

Ich stehe da im Sommerwind, ein sicherer Hafen. Und wasche, putze, und ruhe mich aus. Und schreibe Berichte.

Hier ein paar Fakten zu Ecuador (Zusammenfassend aus dem Internet): 

Ecuador liegt im Nordwesten Südamerikas und grenzt im Norden an Kolumbien, im Osten und Süden an Peru sowie im Westen an den Pazifischen Ozean.

Die Hauptstadt von Ecuador ist Quito, die auf einer Höhe von 2.850 Metern über dem Meeresspiegel liegt und als eine der höchstgelegenen Hauptstädte der Welt gilt.

Guayaquil ist die grösste Stadt und das wirtschaftliche Zentrum Ecuadors, bekannt für ihren Hafen und Handelsaktivitäten. Dort sei es gefährlich… ich fahre nicht hin.

Ecuador ist bekannt für seine enorme Biodiversität und beherbergt die Galápagos-Inseln, die für ihre einzigartige Tierwelt berühmt sind und Charles Darwin zur Theorie der Evolution inspirierten.

In der Geschichte Ecuadors war die Inka-Zivilisation vor der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert prägend. 1822 erlangte Ecuador nach den Unabhängigkeitskriegen gegen Spanien die Unabhängigkeit.

Ecuador ist eine repräsentative demokratische Republik, wobei der Präsident sowohl Staats- als auch Regierungschef ist. Die Amtszeit des Präsidenten beträgt vier Jahre.

Die ecuadorianische Wirtschaft basiert stark auf Erdölexporten, Landwirtschaft (insbesondere Bananen, Kakao und Blumen) und zunehmend auf dem Tourismus. Die USA sind einer der wichtigsten Handelspartner Ecuadors. Ein signifikanter Anteil der ecuadorianischen Exporte, insbesondere Erdöl, Bananen, Blumen und Meeresfrüchte, geht in die USA.

Der Chimborazo, ein inaktiver Vulkan in Ecuador, ist der höchste Punkt des Landes (6.263m) und der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt aufgrund der Äquatorwölbung der Erde.

Die ecuadorianische Politik hat in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Instabilitäten und Veränderungen erlebt, einschliesslich mehrerer Staatsstreiche und Änderungen der Verfassung. Aktueller Amtsinhaber ist seit dem 23. November 2023 Daniel Noboa als Nachfolger von Guillermo Lasso. Er stammt aus der Bananenindustrie und ist in den USA aufgewachsen. (Der/die aufmerksame LeserIn denkt mit).

Seit 2000 hat Ecuador den US-Dollar als offizielle Währung, was das Land stark an die Wirtschaftspolitik der USA bindet.

Die indigene Bevölkerung Ecuadors, die etwa 25% der Gesamtbevölkerung ausmacht, spielt eine wichtige Rolle in der Kultur und Politik des Landes und setzt sich aktiv für ihre Rechte und Traditionen ein.

 

25.05.2024

Ich passiere wieder einmal mehr den Äquator…  Und komme zwischen Ibarra und Quito also definitiv in Südamerika an. Mein Ziel ist es, abends den Campingplatz des Kanadiers Andy zu erreichen, wo ich auch meine beiden kanadischen Freunde wiederum treffen werde.

Leider bin ich etwas spät weggefahren, geplant gewesen wäre eine Abfahrt um 9:00 Uhr, aber es wurde eben 11:00 Uhr. Alle Camper auf dem Platz von Sommerwind wollen wissen, welche Routen ich in Mexiko und Guatemala bevorzugt habe. Es sei doch dort so sehr gefährlich. Ich kann den Campern höchstens den Tipp geben, dass man wohl schon ein bisschen aufpassen muss, abends halt nicht ausgeht, aber dass Mexico sowohl auch Guatemala um einiges weniger gefährlich sind als der Süden der USA.

 

26.05.2024

Wir fahren morgens früh bei Andy in Quito ab zum Vulkangebiet Cotopaxi – ein ganzer Tross, vier Kanadier, zwei Slowaken und das Rote Kamel. Unterwegs, es ist ja Sonntag, findet in einem Dorf ein Stierkampf statt. Immerhin endet dieser Stierkampf für den Stier nicht tödlich. Aber beinahe tödlich endet die erste Runde für einen jungen Mann, der nicht wirklich genug vorsichtig ist.

Wie geht denn so ein Stierkampf hier? Wenn der Stier auf die bewegten Tücher zu rennt, so ist es das Ziel, in der letzten Sekunde möglichst hoch auf einen Zaun zu klettern. Nun, der eine verfehlt die erste und die zweite Latte, rutscht ab, und der Stier nimmt den Wagemutigen dann ein paar Mal auf die Hörner. Ich hätte nie gedacht, wie ein Stier einen Menschen so hoch katapultieren kann.

Wir übernachten auf 3815m in einem Wäldchen. Ein romantisches Lagerfeuer muss sein, eine Flasche Rotwein macht ebenfalls die Runde.  Doch es ist extrem kalt, 5°. Der Vulkan Cotopaxi ist nun sehr nah.  

 

27.05.2024

Schon um sechs Uhr in der Früh verlassen wir das Camp. Es folgt der Aufstieg auf den Vulkan Cotopaxi. Wir haben aber von Anfang an nicht das Ziel, diese 5897m zu erreichen, und bald fällt jeder Schritt schwer. Und nach immer etwa 10m Höhe muss ich kurz mal stehen bleiben. Bei 4864m machen wir Rast in einer Hütte, die stark an die schweizerischen SAC Hütten erinnert (höchste SAC Hütte in der CH ist die Chamanna Jenatsch Hütte mit 2652m).  Es gibt Schokoladengipfel, heisse Schokolade und Cocablättertee.

Wir wagen es, weiter hochzusteigen… doch die leicht blauen Fingernägel zeigen mir, dass ich wohl nicht sehr viel weiter hochklettern sollte. Zwei Kanadier bleiben unter der 5000m Grenze. Bei 5016m bleibe ich ebenfalls zurück, die Füsse fühlen sich schwer wie Elefantenbeine an. Die Restlichen der Gruppe steigen noch 300m weiter hoch.  

Am späteren Nachmittag fahren wir zurück ins Camp.

Und wieder mal nehme ich Abschied von Kamyl und Véronique. Ich fahre zurück nach Quito, um den weiteren Reiseverlauf zu planen und zu organisieren. 

 

28.05.2024

So schnell habe ich wohl noch nie einen Reiseabschnitt geplant – und gleich auch gebucht. Angefangen habe ich mit einem Airbnb. Dann mit einem Last Minute Flug. Gebucht sind die Galapagos Inseln, diese gehören zu Ecuador. 

Mal auf die Galapagos zu reisen ist ein Jugendtraum von mir. Aber eine Reise hierhin ist grundsätzlich sehr fragwürdig. Als Tourist mit dem Flugzeug und einem Schnellboot in einen geschützten Naturpark zu reisen…. Obwohl man sich registrieren, horrende Parkgebühren bezahlen muss, und ein gewisses Kontingent an Besuchern besteht, so sind es doch täglich viele Touristen, zu viele, die diese Insel besuchen. Das Gleichgewicht der Natur ist auch hier bedroht. 

 

29.05.2024

Nun bin ich also auf der Insel Isabela von Galapagos. Ich habe meinen Besuch auf diese Insel beschränkt: Weniger ist mehr. Und am ersten Tag unternehme ich eine Wanderung zu Fuss. Es sind 20km bis zur Mauer der Tränen, hin und zurück. 

Alles auf Galapagos ist viel teuerer als auf den Festland. Touren werden mit 500$ angeboten. 20$ ist die Flughafentaxe, 100$ der Eintritt in den Nationalpark. 10$ für den ersten Bus, 1$ für die Fähre, 10$ für den zweiten Bus, 1$ für das Taxi zum Hafen, 1$ um aufs Schiff zu kommen, 35$ die Überfahrt nach Isabella, 1$ um in Isabela an Land zu kommen, 10$ um am Land zu sein, 10$ um zu gehen, 10$ für das Fahrrad, 17$ die Nacht im AirBnB, … und das Essen ist teuer, 20$ ( auf dem Land sind es gerade mal 3$). 

Doch die hohen Kosten werden aber durch die unglaublichen Erlebnisse und die einzigartige Tierwelt mehr als ausgeglichen. Ich habe viele faszinierende Tiere gesehen, darunter Meerechsen, Riesenschildkröten und eine Vielzahl von Vogelarten. Besonders beeindruckend waren ein Liebespaar von Schildkröten und zwei männliche Schildkröten, die miteinander kämpften.

Der Tag war voller unvergesslicher Begegnungen mit der Natur und hat mir die Schönheit und Einzigartigkeit der Galapagos-Inseln eindrucksvoll vor Augen geführt.

 

30.05.2024

Heute wird nicht gewandert, habe ja auch ein wenig Muskelkater. Ich unternehme eine Fahrradtour.  Es gibt Seehunde, und jede Menge Echsen zu sehen.  Später teile ich einen Strand mit einem einsamen Pelikan. Ihm scheint die Tinte ausgegangen zu sein, denn er pennt die ganze Zeit. 

 

31.05.2024

So eine geführte Touristen Tour muss ich auch buchen. Und es lohnt sich. Bei dieser Tour von vier Stunden fahren wir in der Bucht von Puerto Villamil mit einem Boot, beobachten Pinguine, auch den mit den blauen Füssen – und andere lustige Tierchen. Dann unternehmen wir eine Wanderung auf dem Kraterrand eines verstummten Vulkans; dieser ragte knapp über dem Meeresspiegel. Und zuletzt erfolgt ein Tauchgang. Was ich da alles sehe, das geht auf keine Kuhhaut. Am eindrücklichsten wohl waren die Riesenschildkröten, die Haie – aber auch die vielen bunten Fischschwärme sind kaum zu beschreiben. Hier scheint das Meer eigentlich sauber und intakt, Plastik ist nicht zu entdecken. Nur über den Haien Schwarm zu tauchen braucht etwas Mut, und ich verschlucke mich mindestens zweimal…

Die Reihe setzt sich fort. In Kuba war ich Hemingway oder Castro, in China Marx, im Iran Khomeini, und hier werde ich nun Darwin genannt.  Charles Darwin besuchte tatsächlich die Galápagos-Inseln während seiner Reise mit der HMS Beagle in den Jahren 1835. Seine Beobachtungen der Tierwelt auf den Inseln, insbesondere der Unterschiede zwischen den Arten auf verschiedenen Inseln, trugen wesentlich zu seiner Theorie der natürlichen Selektion bei, die später in seinem Werk «Die Entstehung der Arten» veröffentlicht wurde. Zu dieser Zeit waren die Galápagos-Inseln nicht dauerhaft besiedelt, aber es gab gelegentliche Besuche von Seeleuten und Piraten. Die dauerhafte Besiedlung begann erst später im 19. Jahrhundert.