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1.06.2022
Mit dem Jasper Nationalpark im Blick machen wir heute Strecke. Diese ist nicht nur lange, sondern fühlt sich auch insbesondere so an, weil es zwischen Fort Nelson und Dawson Creek kaum Rastplätze und Toiletten gibt. Umso mehr Mülleimer, damit scheinen sie es hier genau zu nehmen. Zudem sitzen die Lastwagen und Autos im Nacken die hier wahrscheinlicher zu den Öl- und Gasfeldern gehören. Die Spritpreise sind wohl daher hier auch günstiger. Laut Aussagen unserer Bekanntschaften unterwegs, soll es in Alberta noch günstiger werden. Wir sind gespannt.
Interessant ist die lange Fahrt heute aus einem anderen Blickwinkel. Wir befinden uns in einer neuen Welt mit Farms mit Pferden, Kühen an der Seite. Sowas hat man schon länger nicht gesehen.
2.06.2022
Wir sind in Grand Prairie angekommen. Heute ist wieder ein bisschen Organisation angesagt. Einkaufen, Autoreifen auswuchten lassen, Frisörbesuch. Abends können wir einen weiteren Sommerabend am See genießen. Schon was anderes, wenn man einfach ein bisschen draußen sein kann. Wir lernen ein paar Jungs kennen die auf einem Ölfeld arbeiten und abends zum Fischen an den See gekommen sind. Sie berichten von ihrem Arbeitsalltag. 20 Tage auf dem Ölfeld, 10 Tage frei. Scheint ein harter Job zu sein.
3.06.2022
Wir fahren heute kein so langes Stück und müssen ab und zu mal halten um nach dem Auto zu schauen. Beim Auspuff kommt blauer Rauch raus und es hört sich nicht so gut an. Bei Recherchen am Abend erfahren wir dass der Diesel hier wohl nicht immer gut ist und das viele einen Zusatzstoff einfüllen. Hoffentlich hat das Kamel keine größeren Probleme damit. Wir sollten das beobachten. Am Abend backen wir uns mit dem Omnia Ofen ein eigenes Brot für die nächsten Tage an unserem Camping Platz in Hinton. Dort müssen wir feststellen dass wir an einer der wenigen Eisenbahnstrecken des Landes übernachten. Wir versuchen das als Glück zu interpretieren – dass wir auch dies mitbekommen dürfen.
4.06.2022
Kurzer Check beim Mechaniker um ein besseres Gefühl zu haben weiter südlich zu fahren und kurzer Einkauf – so beginnt unser Tag. Wir fahren heute durch das Eingangstor vom Jasper Nationalpark und man wird direkt mit tollen Bergen begrüßt. Endlich angekommen. Direkt im Norden halten wir aber bei den Miette Hotsprings an wo Heinz sich ein Bad gönnt und Sabine sich einer Gruppe für eine Wanderung anschließt.
5.06.2022
Wir verbringen unseren Tag im Meligne Valley, südöstlich der Stadt Jasper. Dort gibt es einen schönen Wanderweg am Canyon, der aber auch recht stark frequentiert wird. Wir erkennen Menschen wieder von Spazierwegen oder Stops zuvor, mit denen wir entweder durch das Kamel oder anderem ins Gespräch gekommen waren. Wir scheinen trotzdem noch Glück zu haben, da es noch Beginn der Saison ist und das Wetter regnerisch gemeldet ist: Ein Erste-Klasse Campspot am Whistler Campingplatz, direkt neben Waschraum und überdachten Kochmöglichkeit – wichtig, da es stark regnet. Genau an diesem Spot will man bestimmt nicht in der Hochsaison übernachten. Im Jasper-Nationalpark gibt es Campspots die (eigentlich voraus) gebucht werden müssen und welche die unter dem Motto ‹First come first serve› betrieben werden – hier checkt man sich selbst ein. Uns wurde vorher wo anders erklärt diese großen Spots müsste von online vorbuchen. Whistler jedenfalls hatte einen Schalter mit Personal wo man auch einen Spot direkt buchen konnte. Mal schauen was die anderen Nächte bringen…
6.06.2022
Ein weiterer Tag im Jasper Nationalpark. Wir erwarten Regen und schlafen daher aus. Als wir aufwachen gibt es puren Sonnenschein. Das Wetter in den Bergen ist unberechenbar, aber das hätten wir uns eigentlich auch denken können. Warum haben wir trotzdem in denn Wetterbericht geschaut? Es ist Tag des Grizzlybären, oder auch nicht? An einem See wo wir eine Wanderung machen möchten berichtet uns jemand dass in der Ferne ein Grizzly badet. Mit Teleobjektiv bepackt versuchen wir unser Glück – vergeblich. Ob er uns einen Bären aufgebunden hat? Auf der Autofahrt sehen wir (zu) viele Autos an einem Bären halten. Er ist hübsch und groß, aber wir fahren weiter da wir bereits einige Schwarzbären gesehen haben und wir das Tier (und uns) nicht noch mehr stressen möchten. Auf dem Campingplatz wird dann doch über diesen Bären diskutiert – war es nun ein Braun- oder Schwarzbär? Wir waren der Meinung es war ein Schwarzbär er hatte ja eine recht Spitze Schnauze. Aber interessant, dass das scheinbar doch nicht auf den ersten Blick eindeutig erkennbar zu sein scheint.
7.06.2022
Heute brauchen wir auch keinen Wecker. Die Gänse auf dem Campingplatz sorgen dafür dass alle rechtzeitig wach werden. Nach einem regnerischem Abend und Nacht haben wir puren Sonnenschein um auf/zu dem Columbian Icefield zu wandern. Auf dem Parkplatz und Weg nach oben sieht man bereits Schilder die nach Jahrgängen zeigen bis wohin der Gletscher mal ging. Erschreckend wie weit er sich in deb letzten wenigen Jahren zuruckgebildet hat. Wir spüren den kalten Wind und folgen in Absprache mit einem Guide selbst den Fußstapfen zum Eisfeld nach oben. Die Wanderung hat sich gelohnt, wir werden mit einem tollen Blick belohnt. Gleichzeitig wird von oben noch deutlicher wie viel größer der Gletscher mal gewesen sein muss. Nicht auszudenken wo der Gletscher wohl in 10, 15 oder 50 Jahren sein wird.
8.06.2022
Letzter gemeinsamer Tag bevor sich die Wege trennen. Wir fahren durch den Regen recht zügig nach Banff haben die Gelegenheit gemeinsam durch die sehr stark besuchte Stadt zu schlendern. Wir wollen uns Ruhe in den Hotsprings gönnen, können dort aber statt Ruhe sehr sehr viele interessante Gäste vorfinden um nicht zu sagen dass es völlig überfüllt war. Banff ist eine sehr lebendige Stadt mit viel Angebot, Souvenir Shops und Restaurants und Bars.
9.06.2022
Schön im Aprilwetterwechsel gibt es heute wieder Sonnenschein. Perfekt um das Auto zu putzen und zu saugen. Mittags verabschieden wir uns nach unserer etwas mehr als einmonatigen Reise. Jetzt geht es für Heinze und das Kamel zum Doktor nach Calgary, der hoffentlich das Kamel wieder auf Vordermann bringt, da es nach wie vor etwas ruckelt. Sabine bleibt in Banff und reist dann in Kürze nach Vancouver. Ab morgen ist dann wieder nur von Heinze zu hören. Adieu und gute Weiterreise Heinz.
10.06.2022
Ja, nun geht die Reise wieder alleine weiter.
Sabine, herzlichen Dank. Ich habe dich als Gast geschätzt und war froh, all die Eindrücke auf dieser aussergewöhnlichen Entdeckungsreise teilen zu können.
Die teilweise ähnlichen Vorlieben, deine toughe Art und deine Robustheit waren hilfreich, sich dieser Reiseart tatsächlich zu stellen. Wie immer waren wir ganz abhängig von der Natur, lebten vor allem draussen, mussten mit bescheidener Infrastruktur und mit knapper Wasserversorgung auskommen.
Und das Kochen und Essen fanden halt bei jeder Witterung draussen statt, und dein Schafplatz oben unter dem Popup Roof mit Zeltwänden konntest du wohl nur dank deinem Topschlafsack so gut ertragen. In den letzten Tagen ist ja gar die hintere Heizung ausgefallen.
Und doch hatten wir zumeist Glück, auch mit dem Wetter… Und auch haben wir immer wieder Freiräume zur individuellen Gestaltung gefunden, trotz den gegebenen Bedingungen.
Gerne erinnere ich mich vor allem an die vielen lustigen Stunden, beispielsweise an die vielen speziellen Tiere, welche wir beim Ausschau nach Wildlife entdeckt haben: Briefkastentiere, orange Schlauchschlangen, Holzpflockbären und Steinwesen gab es da zu Hauf.
Ich denke, wir haben es geschafft, gemeinsame Momente zu erschaffen, die unvergesslich bleiben werden.
11.06.2022
Heute habe ich Administrations- und Planungsarbeiten eingeplant. Ich habe mich in einem AirBnB eingemietet und geniesse den Komfort und die Ruhe.
Das Haus ist knapp zwei Jahre alt, super modern ganz am südlichen Stadtrand von Calgary in einer Neusiedlung.
Der Garagenaufenthalt gestern bei Pro-Active Automotive war erfolgreich.
Drei Testfahrten hat Mike Ouellet unternommen, bis die Ursache herausgefunden werden konnte.
Zum einen waren zwar ein paar Wasserbläschen im Dieselfilter gefunden worden, aber der Hauptgrund für das Stottern und den blauen Rauch (insbesondere ab einer gewissen Höhe üM) war der Einspritzzeitpunkt bei der Einspritzpumpe.
Nach den vielen tausend Kilometern Laufleistung ist die Einspritzpumpe oft nicht mehr optimal eingestellt, was den Einspritzzeitpunkt verzögert.
Wenn die Einspritzmenge und Einspritzzeitpunkt nicht optimal sind, macht sich das beispielsweise eben auch durch eine stärkere Rauchentwicklung bemerkbar.
Mike konnte das mit technischem Know-how und passendem Werkzeug beheben. Diese Garage in Calgary ist allen Toyota Reisenden zu empfehlen.
12.6.2022
Mit grossem Aufwand kann ich nach endlosem Ab-checken von Internetseiten und nach mehr oder weniger spannenden Warteschlaufen in den zahlreichen Telefonaten in die USA einen Campingplatz in Yellostone Park finden. Mittlerweilen ist es halt schon so, dass ohne Internet in solchen Parks es sich als schier unmöglich gestaltet, einen geeigneten Platz zu finden.
Und in den Nationalparks ist es verboten, wild zu campen.
Es regnet schier unaufhörlich, und ich bin froh, am Trockenen zu sein.
(Gerade habe ich bemerkt, dass es für «Schärme» kein treffendes deutsches Wort gibt…
13.6.2022
Calgary Downtown – und es regnet. Es wird mir klar, dass ich heute nicht das Glück habe, dieser Stadtmitte und ihrem Ruf gerecht zu werden. Obwohl die Stadt mit 1.3 Millionen Einwohnern einer der grössten Städte Kanadas ist, sind heute kaum Menschen auf der Strasse anzutreffen. Und es fehlt mir auch die Lust, die Kamera dem dichten regen und dem Wind auszusetzen.
Die sonst so muntere Stadt liegt im Süden der Prärie Albertas, das Gebiet war dereinst von den Blackfoot besiedelt; sie ist unweit der Rocky Mountains.
Und durch die Höhenlage und die Rockys wird weitgehend das Klima bestimmt.
Aufgrund dieser Voraussetzungen kann Calgary auch an gewissen Sommertagen ziemlich kalt bleiben; das durchschnittliche Sommerminimum beträgt 8° C und Frost kann in jedem Monat des Jahres auftreten.
Und gerade heute ist die Stadt eben gar nicht munter, es sind 5° C, und die so oft gelobte Fussgängerzone bleibt schier leer. Die zahlreichen sonst glitzernden Wolkenkratzer stehen grau im Dunst.
Calgary gilt als dominierendes Zentrum der kanadischen Öl- und Gasindustrie, dieser verdankt die Stadt ihr schnelles Wachstum. Das Wachsen verteilt sich vor allem auf die zahlreichen Neighbourhoods, welche sich wie Inselgruppen im endlosen Grün um die Stadt verteilen. Auf mehr als 825km2. (Zürich hat 87km2).
Am Abend treffe ich Fabian, Sandra, Malik und Hannah. Eine sehr liebenswürdige Familie… Fabian ist der Sohn der Gotte von Shunni und arbeitet hier als Professor an der Universität Calgary in Architektur, Planung und Landschaft.
Schade, dass der Abend so kurz ausfällt.
14.6.2022
Auch die Fahrt durch den Waterton Nationalpark bleibt grau und neblig, es regnet immer wieder sehr stark, und die Bison Herde entdecke ich nur durch Zufall im Dunst. Der Wind in der Prärie ist so stark, dass ich befürchte, es könnte das Kamel von der Strasse fegen. Es schwankt bedrohlich.
Ich möchte die Grenze bei Chief Mountain überqueren, doch schon bald einmal weisen gelbe Informationstafeln darauf hin, dass dieser Übergang vorläufig geschlossen bleibe.
Ich fahre also über Cardston, komme aber dann zu spät an. Die Grenze ist um 18 Uhr geschlossen. Ich bleibe die letzte Nacht im Kamel bei geschlossenem Dach auf kanadischer Seite.
15.6.2022
So die Mail heute morgen: Updated 6/14/22 2:45pm MT
Dear Yellowstone National Park Lodges guests,
Due to record flooding events in and around Yellowstone National Park, and more precipitation in the forecast, the National Park Service has made the decision to close Yellowstone to all visitors until further notice. The timing of the park’s reopening cannot be determined at this time, as any assessment of the situation will have to wait for flood waters to subside.
As a result, we are closing all of our in-park operations, including lodging, campgrounds, food services, tours, etc. until further notice.
…
We are very sorry for this situation and its impact on your travel plans.
Nun, ich bin ja flexibel, trotzdem… das ist Pech. Planänderung?