Berichte 01.05. – 15.05.2022

01.05.2022

Der Mt. Marathon ist für Seward eine Art Hausberg (wie der Gurten für Bern, nur eben mit einem durchaus sportlicheren Anstrich).

Auf diesen Mount Marathon gibt es im Juli ein Rennen der besonderen Art.

Es ist wohl das älteste Rennen in Amerika. Das erste Rennen muss so zwischen  1908 und 1912 stattgefunden haben.

Der Legende nach begann alles mit einer Bar Wette zwischen zwei Goldgräbern, der eine wettete, dass er in weniger als einer Stunde auf den Gipfel des Berges und zurück rennen könne.

Die Läufer haben eine Distanz von fast 5km und 815 Höhenmeter zu bewältigen (Approximate race distance is 3.1 miles, with an elevation gain of almost 3,000 feet).

Die Steilheit des Mount Marathon – vom Fuss des Berges bis kurz vor dem Gipfelfelsen beträgt durchschnittlich 34 Grad.

Der erste bekannte Gewinner sei 1915 James Walters gewesen, er hätte das Rennen in 1 Stunde und 2 Minuten geschafft.

Das Plakat in der Stadt bildet dann unter anderen auch den Rekordläufer David Norris ab, er sei das ganze Rennen in 41:26 Minuten gelaufen, für den Aufstieg alleine hätte er lediglich 30:35 Minuten gebraucht…

Beachtlich.

 

02.05.2022

Heute habe ich lange Zeit zwei Weisskopfseeadler beobachtet. Unmittalbar am Meer, auf einem Baum…

In Alaska gibt es diesen Greifvogel verbreitet, hier in Seward findet er einen paradiesischen Lebensraum.

Es hat ja auch genügend Fische hier, und diese werden aus dem Wasser getaucht, am Ufer zerlegt und gefressen.

Ich staune ob der Grösse, die Flügelspannweite muss fast zwei Meter betragen.

Ganz ohne Stress hockten sie im Baum und beobachteten mich. Sie machten mir aber einen etwas zerzausten und durchnässten Eindruck, und trotzdem aber erhaben.

Sinnbildlich? Der Weisskopfseeadler ist das Wappentier der USA, und findet sich überall auf Wappen, Münzen und Banknoten.

 

03.05.2022

Oft denke ich an Pierre, es ist jetzt schon ein Monat her, dass mein lieber Reisepartner und Freund verstorben ist.

Heute war ich das erste Mal mit Sabine unterwegs. Sie ist eine Bekannte aus Deutschland – ich kenne ihre Familie. Eventuell wird sie in den kommenden Wochen ein Stück mit mir fahren.
Ich möchte hier allen Gerüchten vorbeugend erwähnen, dass ich das Mitreisen allen Reiselustigen anbiete, unabhängig von Alter und Geschlecht*, um diese Weltreise finanziell etwas zu entlasten. Ich verstehe mich also als professionellen Reiseleiter mit mehrjähriger Erfahrung.
Übrigens waren wir ja auf dieser Reise auch schon mehrmals zu dritt unterwegs, der Kamel-Bauch bietet trotz beschränktem Raum genügend Platz mit eigener Privatsphäre auf zwei Ebenen. Und sobald es wärmer wird, habe wir ja auch noch ein Zelt dabei…

Sabine wird sich im Blog hier dann auch gerade selber mal vorstellen.

Zusammen sind wir heute zu einer Schiffswerft gefahren. Eindrücklich, wenn diese Schiffe auf dem Land stehen und nicht nur zur Hälfte aus dem Wasser ragen.

*Siehe Leistungsvereinbarungen unter «die Crew».

 

04.05.2022

Heute kommt der Bericht von mir, Hallo – von Sabine. Nach zwei Nächten Eingewöhnung in Seward für mich sind wir mehrere Meilen und Füße, wie das Navi sagt, in den Nordwesten gefahren. Auf der Fahrt dorthin haben wir einen besonderen See entdeckt, welcher grün schimmerte. Die gerade schmelzenden Eisplatten schieben sich dort durch den Wind aufeinander und bilden interessante Eisskulpturen. Abends gab es dann am Campspot direkt am Wasser endlich einen gescheiten selbstgemachten Salat und warme, leckere Nudeln… Heinz und ich waren uns einig, dass die Salate in den Restaurants da nicht so gut mithalten können.

 
05.05.2022
Auch wenn die Natur in Alaska überwältigend ist…Einige Teilstrecken auf der Peninsular sind vor Waldbränden nicht verschont geblieben. So haben wir leider auch gesehen wie diese sehr große Flächen durch Feuer in Mitleidenschaft gezogen wurden: Lange Stämme, mit einem Fitzelchen Tannenspitze: Die Landschaft sah eher aus wie überdimensionale Grashalme, dazu schwarzrotbrauner Boden. Wir fahren weiter. Auf unserem Weg in die touristische Stadt Homer am letzten südwestlichen Zipfel der Peninsular betrachteten wir in Soldotna einige der ältesten Häuser der Peninsular. Weiteren Kulturinput erhalten wir in Homer als wir uns unter die professionell ausgestatteten Birdwatcher mischen. Der Tag endet mit Erfolg bei der Campingplatzsuche. Ein junger Mann mit schweizer Wurzeln lädt uns zu sich ein. Dass man von dem Garten wohl den besten Blick auf den Vulkan Augustine und dem Panorama vom Lake Clark Nationalpark hat, wird uns erst klar als wir dort ankommen.
 

06.05.2022

Miro, unser neuer Freund mit schweizer Wurzeln, lädt uns beim gemeinsamen Kaffee morgens am Kamel dazu ein sein Fischerboot zu begutachten, was wir dankend annehmen. Die Freude die Muttersprache seiner Eltern anzuwenden konnte man nicht verkennen. Es ist beeindruckend welche Arbeit die Fischer in der kurzen Saison leisten müssen und unter welchen beengten Bedingungen sie auf dem Boot verweilen.
Auch freuen wir uns über die Einladung der Eltern zum Kaffee, die zwischenzeitlich davon erfuhren dass sich ein Kamel mit mit schweizer Kennzeichen durch Homer fortbewegt. Die netten Gespräche und die Gastfreundschaft in Worte zu fassen fällt sehr schwer. Es ist immer wieder schön auf solch nette Menschen zu treffen, egal ob auf Reisen oder ‹zu Hause›.

 

07.05.2022

Mit purem Sonnenschein konnten wir heute eine Tour auf einem Schiff zum Kenai Fjords Nationalpark genießen.

Die Wildlife Ausbeute bis zum Gletscher war super: Killerwale, Buckelwale, Seelöwen, Seerobben, Puffins, Adler. Sogar die Bergziegen gehören hier dazu, die hätte man wohl eher wo anders erwartet.

Mit den Killerwalen hatten wir sehr viel Glück. Normalerweise sind sie erst ein bisschen später da. Sie waren insgesamt zu siebt und wir hatten viel Zeit sie zu beobachten.

Am Abend konnten wir endlich mal das Wetter ordentlich an einem Campfire feiern. Unsere Bekanntschaft nördlich von Anchorage haben uns gezeigt wie Locals campen. Der riesige Wohnwagen mit seitlichen Möglichkeiten ihn ausszufahren hat mehr Platz wie die ein oder andere Ein-Zimmer-Studentenbude.

 

08.05.2022

Auf der Fahrt von Seward nach Palmer haben wir vier junge Mitreisende mitgenommen. Sie waren zuvor am Tag ebenso mit uns auf dem Boot gewesen. Eine Französin, eine Amerikanerin mit indischen Wurzeln, eine Dame aus Israel und ein junger Mann aus Costa Rica mit Deutschen Wurzeln. Wir haben dabei ein zweites Auto gehabt welches wir nach Palmer mitbringen. Wie auch am Tag zuvor war die Kenai Insel an diesem wohl ersten richtigen Frühlingswochenende viel stärker belebt, als die Tage und Wochen zuvor.

Der Alaska Zug fuhr das erste Mal wieder, überall Campingwagen oder Autos mit Dachzelt und vor allem sehr viele Fischer die den Hooligan Fisch mit dem Netz gefischt haben. Vor allem bei Flut kann man ihn gut erwischen. Die Fische wurden in riesigen Mengen abgetragen.

 

09.05.2022

In Anchorage gab es eine Menge zu organisieren. Zum Automechaniker, tanken, Grosseinkäufe und dann ab nach Palmer. Auch solche Orga-Tage gehören zum Reisen. Gut bepackt sind wir dann in Richtung Palmer /Wasilla. Zum Glück konnte Heinz noch ein Interview mit seiner Nichte Meret durchführen.

 

10.05.2022

Mit großer Motivation starten wir nun die Reise in den Norden. Da erfahren wir, dass es seinen Grund hat warum die meisten Reisende Ende Mai, oder Juni kommen. Die erste Dirtroad die wir nehmen wollten ist natürlich auf 20-30 Meilen mittendrin geschlossen: Planänderung. Zum Glück hatten wir uns durchtelefoniert um diese Info zu erhalten. Scheinbar gibt es je Straße(nabschhnitt?) Verantwortliche die man hierfür direkt erreichen muss… Wir nutzen das fantastische Wetter und fahren hoch zum Hatchers Pass. Den entsprechenden Ansprechpartner hierfür hatten wir leider nicht erreicht. Wie wir schon erwartet haben ist dieser Pass auch nicht freigeräumt. Wir haben schon die letzten Tage erfahren, dass es dieses Jahr besonders viel Schnee gab.

 

11.05.2022

Richtung Denali entscheiden wir uns kurzerhand bei einem Anbieter in Talkeetna anzufragen ob heute spontan Plätze frei sind um mit der Propellermaschine in den Denali National Park zu fliegen. Das Wetter sieht einfach bestens dafür aus, und nun sind wir schon mal hier. Die nette Dame am Schalter berichtet, dass wir noch einen Platz ergattern können und erzählt im gleichen Atemzug, dass sie heute bereits einen Flug für September und 2023 reserviert hatte. ‹That is was i call last minute›, sagte sie. Wir erfahren aber auch wie schnell sich das Wetter ändert. Kaum haben wir gebucht ziehen die Wolken zu. Genauso schnell hat sich aber das Wetter wieder gebessert. Wir wurden mit einem eindrücklichen Flug belohnt und sind auf einem Gletscher gelandet. Sowas macht man nicht alle Tage, zumindest nicht wenn man nicht in Alaska wohnt.

 

12.05.2022

 Auch wenn wir gestern nicht über Glanellen den Denali Highway durchfahren konnten, haben wir es uns nicht nehmen lassen heute mal hinein zu fahren, auch wenn wir den gleichen Weg zurück nehmen müssen. Das Wetter stand wieder auf unserer Seite und nach einer Sicht eines Stachelschweins (? – das muss noch von Locals verifiziert werden) haben wir uns einen super Aussichtspunkt gesucht um unsere Pizza im Camping-Backofen zu erhitzen. Dieser sieht etwas aus wie eine Kuchen-Springform und wird auf den Benzinkocher gestellt. Wer meint wir würden nur Dosenfutter essen liegt falsch, die Pizza war erste Sahne.

Trotz warmen Essen müssen wir uns nach wie vor der Kälte stellen. Das macht sich zum Beispiel am Öl bemerkbar, welches durch die Kälte etwas dickflüssiger oder gar flockig wurde. Wer wissen will was wir meinen, kann sein Olivenöl ja mal in den Kühlschrank stellen – oder sogar mal in den Gefrierschrank.

 

13.05.2022

 Im Sommer kann man mit dem privaten Auto nur ein Stück in den Denali Nationalpark fahren. Ansonsten muss man eine Bus buchen.

Auch dieses Mal haben wir Glück, dass im Winter andere Regeln gelten. Da dürfen die Autos nämlich genauso wie die Busse bis zur Mile 30 reinfahren. Die sogenannte Shoulderseason kann seine Vorzüge haben. Wir finden: Das sollte es auch, wenn schon so viele Straßen geschlossen sind und sogar die Toiletten auf den Rastplätzen erst zum 15.Mai öffnen.

Highlight im Nationalpark war jedenfalls die Elch-Mama mit ihren zwei Babys. Die drei waren ungewöhnlicherweise sehr nah an der Straße. Ob das daran liegt, dass sie sich da sicherer fühlen? Sichtbar war aber auch dass die kleinen es sehr schwer hatten durch den Schnee zu tigern.

 

14.05.2022

Einige km weiter nördlich vom Park wollten wir nach unserer Übernachtung nur einen kurzen Abstecher in der kleinen Stadt Nenana machen. Aus kurz wurde lang.

Wir durften Miles Martin kennenlernen und verbrachten doch länger am Railroadmuseum Zeit. Miles hat beachtliche Geschichten erzählt aus der Zeit wo er in der Wildnis gelebt hat. Er hat ein Hausboot auf welchem er lebte, zeitweise mehrere Monate ohne eine weitere Menschenseele in der Natur verbracht. Diese Geschichten hat er auch in mehreren Büchern verschriftlicht. Im etwas höherem Alter sieht er ein in der Zivilisation zu leben, wie er sagt, und lebt seit einigen Jahren in Nenana. Auch kam Jerry vorbei, er hat das bekannte Hundeschlittenrennen (Iditarod Rennen) von 1976 gewonnen. Mit 71 Jahren hat er das letzte Mal mitgemacht. Google sagt es sind ca. 1850km…viele Menschen hier müssen ganz schön zäh sein und gut mit der Kälte klarkommen. Da müssen wir im Kamel noch etwas üben.

 

15.05.2022

Pläne sind dafür da sie abzuändern: Gestern in Fairbanks angekommen telefonierten wir uns wieder durch Warteschlangen durch um mehr Infos über den Top Of The World Highway zu erfahren. Leider soll er nun doch noch später auf machen, zum 1.6.

Daher haben wir uns nun erst mal entschieden zu den ‹Chena Hotsprings› zu fahren. Dort haben wir etwas Internet und eine angenehme Lounge, in welcher wir gerade sitzen. Wir können uns sortieren und die Route überdenken. Wir werden wohl nicht an den Arctic Circle fahren sondern morgen die Reise mit Umweg über den Süden angehen. Ja, es ist wohl nachvollziehbar warum die Hauptsaison hier im Juni startet und bis Anfang September geht. Aber auch das gehört dazu zu erleben wie man in Alaska lebt. Der Winter ist lang, der Sommer ehr kurz.

Immerhin haben wir einen Campingplatz bei den Hot Springs erhalten ohne vorzubuchen. Das wäre sicher im Sommer nicht möglich, oder nicht so gut.. Gleich geht’s noch mal in die warme Quelle! Durch den Sonnenuntergang gegen 23h haben wir ja genug Tageslicht. Selbst bis nach Mitternacht ist es noch einigermaßen hell.