Berichte 01.04. – 15.04.2020

01.04.2020

Zwei Uhr nachmittags. Ich fahre durch die leeren Gebäudeschluchten der Stadt und biege sorgfältig in die Miller Road ein… das Navi meldet sich. Beim Gebäude 5200 stelle ich mein blaues Mietauto ab. Die Telefonnummer habe ich vorbereitet. Eine freundliche Stimme meldet sich: „Hi Heinze, ja ich komme sofort.“ Ich ziehe meine Plastikhandschuhe an und ziehe das Palästinensertuch über den Mund und die Nase. Ich steige aus, und schon steht der Mann mit der Maske recht weit entfernt vor mir. Seine Augen hinter der randlosen Brille mustern mich, er macht einen Schritt zurück. Er  bleibt auf Distanz, streckt mir dann mit seinen Handschuhen den hellen Umschlag entgegen. Ich kontrolliere, es folgt ein flüchtiger Wortwechsel. Francisco scheint froh zu sein, dass das Gespräch kurz bleibt und winkt mit der Rechten. Ich lege den Umschlag auf die Rückbank, stelle das Automatikgetriebe  auf R und dann auf D…

25 Minuten später halte ich das Auto am rechten Rand der Royal Ave an. Auch diese Strasse ist menschenleer. Die Wolken hängen grau. Ich bleibe sitzen und rufe wie vereinbart Lu Shao Ling an. „Meine Tochter ist unterwegs“, sagt sie mir, „ihre Nummer ist604 … ..87“. 

Da meldet sie sich schon mit einem SMS: „Hi Uncle Heinze, it’s Cindy. I’m leaving the house now to meet you.“ Nur 10 Minuten später klingelt das Telefon und Cindy meldet, sie stehe direkt hinter dem KIA. Tatsächlich, eine Lichthupe blinkt. Schutzhandschuhe, Palästinensertuch – ich öffne den Kofferraum per Knopfdruck und steige aus.

Die zierliche junge Frau mit dem blauen Mundschutz kippt sorgfältig eine Einkaufstasche mit Behältern, Schächtelchen und Flaschen in den Kofferraum. Niemand beobachtet uns.

Sie lacht hell. Drei Masken seien auch dabei…  Und dabei bleibt sie immer auf den exakt drei Metern Abstand. „Sage mir, wenn du noch etwas brauchst!“, sie steigt in ihren Wagen und winkt… Der Wagen fährt ab, die Strasse ist immer noch leer. 

Ein Aprilscherz? Nein, es ist mir gar nicht ums Scherzen… 

Eine Leseprobe aus einem Jerry Cotton Heft? Nein! Könnte aber fast sein. Denn wie in einem Krimi oder in einer surrealen Welt komme ich mir tatsächlich vor. 

Und es ging auch nicht um Drogenschmuggel.

Francisco vom Logistic Unternehmen hat mir an der Millerstrasse die Unterlagen für das Zollamt übergeben. Das Büro wollte nicht, dass ich ins Gebäude gehe.

Und Cindy überbrachte mir ein Geschenk in Form von Desinfektionsmitteln, Putztüchlein, Medizinschachteln und eben den drei Schutzmasken. Die werde ich brauchen, wenn ich aufs Zollamt gehen kann.

Die uns bekannte Familie hat Risikopatientinnen zu Hause.

Seltsame Welt!…


02.04.2020

Ein Schiff wird kommen… Laut Tracker ist es schon nah, in Seattle. Also sollte es pünktlich am 5.04. ankommen.

Nun habe ich heute schon telefonischen Kontakt mit dem Zollamt aufgenommen. Meine Hoffnung ist, so das ganze Prozedere etwas beschleunigen zu können. Wird aber schwierig, wie es scheint, oder wie die nette Dame meint… Also gehen wir dann halt am Montag persönlich hin aufs Zollamt, an der Main Street.

Auch heute bin ich eine kürzere Distanz gefahren, um in einen nahegelegenen Park zu kommen.

Das Wetter ist nicht schön und ich gehe davon aus, dass es so einfacher sein wird, dass Social Distancing einzuhalten.

Und tatsächlich, es gibt nirgendwo Menschen. Aber vielleicht eben nicht nur des Wetters wegen. Mir fällt auf, wie zahlreich hier beste Freizeitparks, Kletteranlagen und Kinderspielplätze oder andere touristische Angebote sind – aber alles ist zu. Geschlossen. Bunt gestreifte Kunststoffbänder und Covid-19 Plakate sperren die Zugangswege ab.

Es kommt mir das Buch «Grosses Solo für Anton L.» in den Sinn:

Als Anton eines Tages aufwacht, ist alles ausserordentlich still, er stellt fest, dass sich die
Menschheit «entmaterialisiert» hat, und er der letzte dieser Gattung ist… Nach dem ersten Schrecken nimmt er dann hemmungslos Besitz von all den zurückgelassenen Gütern…

Ein freundlicher Parkwächter reisst mich aus den Träumen. Er erzählt, dass nun auch alle Campingplätze im Land geschlossen seien.

Was mache ich denn, wenn ich nicht in die Schweiz zurückfliegen kann…

Nun, ich weiss ja – jeden Tag so nehmen, wie er eben ist. Punkt.


03.04.2020

Der Alouette Lake ist nicht weit. Dieser Parkbereich ist offen, wenigstens bis 17.30 Uhr. Ich fahre dahin, weil ich dort wenig Menschen vermute, denn es regnet und schneit abwechslungsweise.

Es ist tatsächlich so, einzig zwei jüngere Frauen sitzen mit grossen Decken überworfen und im korrekten 3m Abstand voneinander in der Nähe des Parkplatzes am Boden.

Es ist ruhig und eindrücklich schön, denn kaum bin ich dort, reissen die Wolken etwas auf. Und ein heller Silberstrahl fällt auf den See. Ein Hoffnungsstrahl. Die Natur zeigt sich auch in diesem Frühling von der schönsten Seite. Aber eben nicht nur…

In der Geschichte der Menschheit hat die Natur immer auch eine entscheidende Rolle gespielt, der Werdegang der Menschheit wird keineswegs nur von uns Menschen bestimmt.  Klima, Vulkane, Meteoriten, Unwetter, Tiere und Pflanzen… und eben auch Mikroorganismen, kleinste Viren können den Verlauf der Ereignisse nachhaltig beeinflussen.

Ohne die Auswirkung natürlicher Ereignisse hätten viele Entwicklungen wohl kaum stattgefunden, denn sie veranlassten die Menschheit in Wandlung zu bleiben. Viele Erfindungen sind wohl nur deshalb gemacht worden.

Die Natur hat unser Werden bis in die Gegenwart geprägt, und so dürfte es auch diesmal sein. Aber wie wird es denn diesmal sein?

Mit Pierre und Edi diskutieren wir zu dritt im WhatsApp… Was meinst du?


04.04.2020

Es ist erstaunlich, wie schnell die Tage eigentlich rasch vergehen, auch wenn ich alleine bin. Ich schaffe es, eine entschleunigte und recht lustvolle Tagesstruktur zu finden.

Um 8 Uhr morgens ziehe ich die Vorhänge auf und staune 30 Minuten lang in den Wald… Morgenwäsche und Bewegung. Und Kaffee. Momentan trinke ich wohl den schlimmsten in meinem Leben: Kicking Horse. Rabenschwarz. Und das Horse kickt mich mehr in die Sehnsucht nach einem guten Italienischen Espresso.

Ab 9 Uhr folgen die WhatsApp Chats, WeChat Live Streams, Facetime Konferenzen und Skype Partys. Wirklich schön, alle die Lieben aus der Familie und Freunde hier bei mir wenigstens mit einem bewegten Bild in der Küche zu begrüssen. Eben habe ich gelesen, dass man mit Skype bis zu 50 Personen einladen kann. Wär doch noch mal was.

Ja, und so nach 13 Uhr nehme ich mir alle Zeit ein gutes Mittagessen zu bereiten. Noch habe ich genügend Vorräte. Viel Gemüse ist dabei.

Ich trinke auch viel, gekochten frischen Ingwer mit Bio Zitronen und Rohrzucker. Das Kicking Horse (Stüpfi-Rössli) erleide ich nur morgens.

Dann wandere ich mal etwas los, so eine bis zwei Stunden in den naheliegenden Wald. Oder dann fahre ich auch schon mal ein bisschen weiter, eben dorthin, wo ich keine Menschen treffe. Und wandere dann von dort aus…

Das Abendessen halte ich klein. Schreibe ein wenig, lerne mit Lightroom umzugehen, blättere online in den Themen, die ich ertrage. Und da sind wenig Covid-19 Inhalte dabei.

Und jetzt am Abend trinke ich ein Glas Wein und höre Radio Nostalgie (Les plus grandes chansons).

Das einzige, was mir fehlt bist du. Hier und jetzt. Du.

Du bist nicht da. Ich geh› ins Näscht…


05.04.2020

Es ist durchaus vorstellbar, wie diese lebendig und bunt diese Stadt wäre. Wenn… eben…

Die unzähligen kulturellen Angebote, die Stadien, die Einkaufszentren, die Cafés, Restaurants, die zahlreichen Orte zum Verweilen, alle die Kinderspielplätze und Abenteuerspielplätze – sehr eindrücklich.

Und doch, alles bleibt nahezu leer.

Ist ja offenbar in der Schweiz jetzt auch so. Auch hier wird auf einmal die Heimarbeit favorisiert, die persönliche Anwesenheit im Büro ist also doch nicht notwendig. Hingegen das Home Schooling ist in den abgelegenen Orten in Canada (auch in Alaska) offenbar absolut nichts Neues.

Diese Massnahmen sollen auch den Verkehr verringern, den Stau im Pendelverkehr vermeiden.

Aber hier ist der Verkehr noch recht dicht. Wie würde das wohl normalerweise sein?

Die Welt hier ist ähnlich wie in Australien und Neuseeland stark auf den Individualverkehr ausgerichtet. Die Wohngebiete liegen meist weit von den Einkaufsmöglichkeiten und Schulen weg. Hier in Maple Ridge gibt es viele Villen mit grossen Parks, da stehen meist mehr als drei Autos davor.

Im Gegensatz zu uns sind hier nicht nur die Lebensmittelgeschäfte noch offen, sondern auch Geschäfte für reine Konsumgüter. Bei vielen muss man aber zuerst vorbestellen um dann das Gewünschte auf dem „Pick Up“ Weg abzuholen.

Das Schiff «Kota Ekspres» mit dem Kamel in der Kiste ist auf dem Fraser River eingetroffen. Ich habe es ankommen sehen, auf dem Schiffs Tracking. War recht spannend, sogar die Begleitschiffe während des ganzen Manövers waren zu erkennen…


So werde ich morgen gegen Mittag mal in die Stadt fahren und das Zollamt an der Main Street aufsuchen.


6.04.2020

Heute stehe ich etwas unter Schock… Nein, nicht wegen der Zollbehörden, aber im Zusammenhang mit diesen.

Ich fahre nach etlichen Telefonaten und gewissenhaftem Zusammenstellen aller Unterlagen und Dokumente, aber auch mit Handschuhen und Maske mal los, um die Papiere im Zollamt abzugeben. Das Zollamt ist an der Mainstreet, mitten in der Downtown East.

Es fällt mir auf, wie schön und abwechslungsreich eigentlich die Fahrt Richtung Stadtzentrum ist. Wunderbare Häuser in Parks, dann wieder Siedlungskonzentrationen, gemütliche Vororte, alles zuweilen sehr gepflegt. Auch gibt es immer wieder grüne Flächen dazwischen, und im Hintergrund ragen beeindruckende Schneeberge zum blauen Himmel. Gelegentlich kommt eine landwirtschaftlich genutzte Zone. Und sehr oft führt die Strasse über Brücken, immer wieder richtige Kunstwerke, in allen nur vorstellbaren Variationen. Vor allem die gewagt geschwungenen Hängebrücken beeindrucken. Der Verkehr rollt gemütlich, teilweise über achtspurige Autobahnen. Es hat wenig Autos… und alle Strassen, auch in den Quartieren sind menschenleer.

Mit der Zeit werden die Strassen enger, die Gebäude höher, Strassenschluchten.

Und plötzlich: Hunderte von Menschen! Sie sitzen und liegen am Boden, in Decken in den Hauseingängen, schwanken und torkeln den versprayten Hauswänden entlang, einzelne schieben einen klapprigen Einkaufswagen mit ihrem Hab und Gut vor sich, überall liegt Müll, die Häuser sind heruntergekommen, Scheiben sind zerbrochen oder mit Klebebändern zugeklebt, Türen mit Holz verbarrikadiert, zugenagelt. Ab und zu ein Schild, Pub, Drugstore… aber die Häuser sind leer. Alle sehen schrecklich aus, in Lumpen gekleidet. Ganze Trauben von bettelarmen, kranken Menschen. Es hat auch Behinderte dabei. Kein «Social Distancing», diese Wracks von Menschen haben keine Angst, sie haben nichts mehr zu verlieren. Und wirklich, nicht zehn oder zwanzig, ganze Scharen von traurigsten Menschen in allen Altersklassen… ein Schock.

Solche Armut, solche Szenen habe ich auf meiner bisherigen Reise noch nicht gesehen. Im Kontext mit der sonst schon so sonderbaren Stimmung fährt mir dieser zombieähnliche Welt an der East Hastings Street höllisch ein… Vielleicht auch, weil ich eine solche Szene in Kanada nicht erwartet habe.

Beim Zollamt gebe ich alles ab, und suche dann noch die Anlagestelle von der «Kota Ekspres» um zu sehen, wo das Kamel abgeladen ist. Aber dieses Gelände ist weiträumig abgesperrt.

Und ich bin froh, wieder in meiner Waldhüte zu sein.


07.04.2020

«Eile mit Weile» heisst das Spiel, das habe ich immer mit meiner Grossmutter gespielt. Und das Schlimmste war jeweils die lange Zeitspanne, bis man endlicht erst mal zum Zuge kam. Einfach minutenlang auf den vier Kreisen zu verharren und auf die heissersehnte 5 zu warten, das war allzu oft meine Ausgangslage. Genau so komme ich mir jetzt vor. Auf Warteposition, und mit wenig Spiel-Raum.

So warte ich nun auf das Ende der Inspektion am Dock, oder deren Anfang. Oder weiss ich nicht was. Denn erst wenn diese fertig ist sollte ich einen Anruf und eine Mail mit dem gestempelten Clearing bekommen – und dann kann die Logistic Firma das Auto abholen. Mir sind die Hände etwas gebunden, ich kann nichts erwirken.

Schlimm war beim Eile und Weile jeweils auch, wieder und wieder überholt und in den Warteraum geschickt zu werden. Das ist bisher noch nicht passiert.  Und wenn das Zollamt nicht plötzlich beschliesst, das ganze Auto auszuräumen, auszuräuchern oder dergleichen, so wird das auch nicht der Fall sein.

Und die Grossmutter hat immer gemogelt. Das hat hier auch noch niemand gemacht. Ich habe grosses Vertrauen. Die Logistic Firma scheint mich unterstützen zu wollen. Einzige Unbekannte bleiben die Inspektoren, denn jeder Tag, wo das Auto dort liegen bleibt kostet mich 100 CAD.

Also, warten wir… und würfeln…


08.04.2020

Also mit Warten habe ich halt oft nix am Hut… und meine Ungeduld bringt heute sogar Erfolg.

Bis ungefähr um 10 warte ich tatsächlich geduldig. Und dann schreibe ich ein erstes WA an den Zuständigen der Logisic Firma: News?

Denn gestern bekam ich lediglich eine unbrauchbare Telefonnummer, mit endlosen Covid-19 Ansagen und dann einer weiteren endlosen Warteschlange… irgendwann war ich mit dem Zollamt Winnipeg verbunden. Ich habe dann dem Zuständigen des Logistic Unternehmens gesagt, er solle jetzt selber mit dem Zollamt Kontakt aufnehmen, dass ist ja nicht nur meine Sache. Er meinte dann, es sei jetzt zu spät. Klar, war ja auch schon 16 Uhr. Aber heute soll mir das nicht wieder passieren.

Kurz vor 9 erhöhe ich den Druck. Und siehe da. Das Unternehmen setzt sich sofort mit dem Zollamt in Verbindung, bald darauf folgt ein Telefon, alles sei in Ordnung. Dann erfolgt eine Mail mit dem nötigen pdf Stempel… und morgen sollte ich das Kamel abholen können.

Interessant ist, dass der Stempel bereits das Datum 06.04.2020 trägt. Ob da das Logistic Unternehmen etwas versifft hat?

No worries – ist ja wirklich nur ein Luxus Problem, wenn man bedenkt, was sich draussen in der Welt so alles abspielt.


9.04.2020

Wenn es einen absolut vor dem Corona Virus sicheren Ort gibt, dann ist es wohl der Internationale Flughafen. So seltsam… das Hauptgebäude ist fast leer, zwei oder drei Inder in Leuchtwesten, eine ängstliche junge Dame mit Mundschutz hinter einem Tresen mit dem weissen i auf blauem Grund, die Rolladen zeigen, wo sonst Kioske sind… bei den Gepäckaufgaben ist niemand. Ich bin nur hier, weil ich das Mietauto abgeben muss und weil ich einen 50$ Schein in kleinere Scheine tauschen muss… Denn die Zollabfertigung muss ich in US$ bezahlen, und den genauen Betrag – oder mit einer Überweisung an eine Mailadresse. Aber da weiss ich nicht, wie ich das machen müsste.

Und dann kommt der grosse Augenblick. Ganz in der Nähe des Flughafens steht die Lagerhalle, und dort übergibt mir Francisco das Rote Kamel… Die Abgabe erfolgt mit Masken und Plastikhandschuhen und mit anschliessendem Hand Sanitizer Ritual. «Weird Times», beschreiben wir diese Situation und verabschieden uns höflich.

Auf der Rückfahrt winken mir einige zu, andere zeigen den Daumen nach oben, andere lächeln…

Das ist der Beweis! Denn als ich mit dem Mietauto unterwegs war, hat das niemand gemacht: Diese Reaktion ist nicht wegen mir, sondern nur des des Autos wegen… 🙁


10.04.2020

Keine besonderen Aktualitäten heute… aber ich freue mich, dass doch schweizweit die Corona Fälle eher rückläufig sind. Etwas Sorgen bereitet die halbe Million bestätigter Infizierten im Nachbarland mit dem schlausten Präsidenten. Die Grenze ist keine 40km weit weg. Und die halbe Million kann mal 10 gerechnet werden.

Heute war mal wieder körperliche Arbeit angesagt. Ich staune, wie sehr das einem ungeübten alten Mann zusetzen kann. Very big smile.

Zunächst richte ich das Kamel wieder etwas ein und hänge die Sandbleche schon mal an… Am späteren Nachmittag will ich den Hausbesitzer mit meiner Landi Schaufel beeindrucken.

Das Abwasser fliesst in meinem Haus schon länger schlecht ab, oft auch gar nicht mehr. Es geht darum die gebrochene Leitung zu suchen. Die Wurzeln der umliegenden Riesenbäume müssen die hundertjährige Röhre irgendwo kaputtgemacht haben. Wir werden nur teilweise fündig.

Nach gut einer guten Stunde gebe ich auf. Ich koche etwas Znacht, trinke ein Glas kanadischen Wein (das gibt es!) und nach der Dusche, deren Wasser noch ein wenig versickert, kippe ich erschöpft ins Nest. Den Radio Bern 1 Sender klicke ich dann erst nach 2 Uhr morgens aus, mit Summer 68 von Polo… «wo mir si jung gsy und uf em Srung gsy»…


11.04.2020

In der 20min Zeitung (online) stelle ich mit Besorgnis zunehmend rassistische Äusserungen in Leserbriefen fest. Und zwar ganz übler Art…

Die Kommentare habe ich als Beweismaterial mal gesammelt und zusammengestellt, aber ich würde diese hier nie und nimmer abdrucken wollen, die sind so schlimm.*

Die Zeitung habe ich angeschrieben, und die betreffenden Leserbriefschreiber/innen gemeldet. Bisher ist noch nichts geschehen, Antworten oder Reaktionen sind nicht erfolgt.
Meiner Meinung nach kann man das so nicht stehen lassen. Das erweckt ungute Gefühle in mir. Deshalb habe ich auch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus angeschrieben.

Mal sehen: Ich möchte ich mich dafür einsetzen, dass schweizerische MitbürgerInnen nicht ein Forum für solch schlimmen Fremdenhass bekommen. Das darf keine Zeitung zulassen.

*Wer Konkreteres wissen möchte kann mich kontaktieren.


12.04.2020

Es wird schon alles gut werden. Ich nehme nach wie vor jeden Tag wie er ist. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass jedes voreilige Handeln ohne Überlegen nur Unglück und dann das Übel der Ratlosigkeit bringen könnte.

Statt Panik und Ängste zu entwickeln versuche ich recht zu leben und geniesse die Zeit mich selbst zu erforschen.

Und heute fahre ich in die Berge. Ui, das gibt hier auch schwierige Strässchen… Und die Einsamkeit da oben ist mir schon fast ein wenig unheimlich. Wie rufen eigentlich die Bären einander neueste Infos zu… Brummend? Ich glaube so einen zu hören, packe meine Thermoskanne wieder ein und fahre weiter.

Aber es tut gut die Welt wieder aus dieser Höhe etwas überblicken zu können.

Es hat sogar noch etwas Schneeresten die sich noch trotzig unter den ausschlagenden Sträuchern zu verstecken versuchen. Herr Winter, geh hinter, der Frühling kommt bald… – nein, er ist da!, Herr Morgenstern.


13.04.2020

Zum dritten Mal helfe ich dem Hausbesitzer die verstopfte Abwasserleitung zu suchen. Wenigstens ein wenig körperlicher Einsatz, wenn auch nur für zwei Stunden. Das gibt etwas Abwechslung und eine ganz neue Herausforderung. Und meine Landi Schaufel kommt mal anderweitig zum Einsatz…

Das Schöne: Wir werden auch fündig. Das Tonrohr wurde von einer Baumwurzel zerquetscht. Wir graben alles frei. Der westliche Bereich um das Haus sieht aus wie eine Opalgräberlandschaft bei Coober Pedy. Und am Abend nicke ich am Tisch sitzend ein…


14.04.2020

Wir sind heute zu dritt unterwegs… Mein Schatten, mein Echo und ich. Und eigentlich komme ich mit allen recht gut aus. Auch häusliche Gewalt ist kein Thema, sonst müsste ich mir ab und zu den Kopf in einen Schrank knallen.

Der Vormittag steht ganz im Zeichen des neuesten Corona Social Media Trends, und ich habe doch wie immer eine recht spannende Zeit, mit all den Lieben in Videochats, darunter auch ein Geburtstagschat, … am Nachmittag hänge ich in Folge und zur Erholung ein wenig ‹rum, höre Musik, nehme kleinere Reparatureingriffe am Auto vor und schreibe Mails… that’s it.

Ich habe heute gar keine Lust mich mit der Ernsthaftigkeit der Virusgeschichte auseinanderzusetzen. Ausser ein spannender Text ist mir aufgefallen (Danke Pierre!): Fakten zu Covid-19.


15.04.2020

Heute hat mich von S und H eine Mail erreicht, mit einem sehr interessanten Link zur COVID-19. Den möchte ich euch nicht vorenthalten: eine Zwischenbilanz oder eine Analyse der Moral, der medizinischen Fakten, sowie der aktuellen und zukünftigen politischen Entscheidungen

Wie immer erfolgt vormittags zunächst das Kommunikationszeitgefäss… und am Nachmittag kann ich wieder die Umgebungsarbeiten vor meiner Unterkunft anpacken: Jetzt habe ich schon einige Übernachtungen mit Arbeiten rund um das Haus, insbesondere durch die Reparatur der Abwasserleitung, abgearbeitet. 

Die Leitung ist neu verlegt, funktioniert, und die Gräben sind schon allesamt wieder zugeschaufelt. Und heute war das recht unterhaltsam. Wir haben echt zu dritt gearbeitet, nicht wie gestern beschrieben: es sind das der Hausbesitzer mit seiner Frau und ich. Und zwischendurch gab es Plauderpausen. Ach, wie tut das gut, Herzensbalsam.

Trump hat offenbar die gesamte US-amerikanische Finanzierung für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestoppt … mitten in der Covid-19-Pandemie! 

Es ist widerwärtig. 

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