Berichte 01.03. – 15.03.2019

01.03.2019
Eine milde Nacht liegt hinter uns. Leider liegt der Glen Cromie Park direkt an einer Durchgangsstrasse, und die grossen Lastwagen beginnen früh zu fahren. 😉 Frühaufsteher lassen sich aber weniger Schlaf stehlen.
Halb zehn sind wir wieder auf Achse, das heisst wir sind schon fast wieder auf dem Princess Hwy auf dem Weg nach Melbourne und der führt uns da direkt zu Rovercraft. Das ist der «Stäglihändler» und der sollte nun unsere Einstiegshilfe besorgt haben. Knapp zehn Minuten später kommt Heinze mit einem Paket aus dem Laden. Wir haben ein neues Stägli !😀😀
Unser nächster Laden heisst Bannings. Vor Wochen haben wir gesehen, dass der Weihnachtsbaumkisten verkauft. Lange, wo Zeltstangen drin Platz finden; – Weihnachten ist aber lange her und die Aktion vorbei. Nun, nach etlichem Suchen finden wir ähnliche Kisten und Putzmittel und Bürsten und Pinsel, und und und.
Zum Mittagessen fahren wir zum Wok’d Gourmet Chinese. Fried Rice Vegetarian heisst mein Menü. 😚 Und es ist eine Menge auf dem Teller.
«Nach dem Essen sollst du ruhen», – das können wir aber nicht. Wir halten bei einem Supercampingshop. Im Avard RV Superstore ist es für einen Camper wie im Schlaraffenland. Da gibt es alles, was irgendwie zum Campen gebraucht (und nicht gebraucht) werden kann. Ein gefährlicher Laden, findet nicht nur Heinze. Wir kaufen nur das Nötigste 😚 – worüber der Gentleman schweigt.
Anschliessend bunkern wir bei Woolworth noch Lebensmittel, und – oh Wunder, es ist bald späterer Nachmittag, oder so.
Viertel nach drei kommen wir im Camping Dingley Village Caravan Park an.
Vor zwei Wochen waren wir auf diesem Camping. Damals lief diese Geschichte mit dem falschen Platzwart hier. Vor zwei Wochen hat Heinze einen bestimmten Stellplatz reserviert, um das Kamel zu putzen. Während unserer Abwesenheit hat sich Heinze zweimal telefonisch versichert, dass die Abmachung noch gilt, dem war jeweils so. Nun, heute beim Eintreffen ist der Sohn des Platzwartes im Office und will von der Reservation trotz Telefonaten nichts wissen. Die Plätze sind vergeben und wir bekommen zum Übernachten eine kleine, sandige Ecke. 😣 Die Verlässlichkeit vieler Australier ist kein Ruhmesblatt und sicherlich auch keine Reklame für das Land. Ich weiss, es gibt genügend Beispiele, gegen meine Erfahrung.
Am Abend sitzen wir noch etwas auf dem Sandplatz, telefonieren, beratschlagen und dämmern in den Abend.


02.03.2019
Nun ist es also soweit, die Reinigungsphase hat begonnen. Ähnlich dem Herakles sollen wir zwar nicht die Ställe des Augias ausmisten, sondern das ganze Innere des Kamels. Alles, besonders alles Plastik, ist mit einem rötlichen Schein überzogen, Bulldust, Teil der Wüste, die wir befuhren. Herakles hatte für die Ställe nur einen Tag Zeit, wir haben dafür wesentlich mehr, aber die Aufgabe ist nicht minder schwierig. Mit dem Staubsauger kann man zwar einen Teil des Staubes einsaugen, alles muss dann aber feucht nachgewischt werden. Die Feuchttücher der Toilette bekommen so eine ganz neue Aufgabe. Mit einem feinen Pinsel muss man alle Kanten, Furchen, Absätze noch nachbearbeiten, Bulldust ist hartnäckig.
Dieser Tag beginnt früh, ich schlafe schlecht ein und auch weiter schlecht, wie ich erwache, klopft es etwas entfernt an eine Tür, ich schaue vom Kamel raus und sehe auf Heinzes weisses Haupt. Am Morgen erfahre ich, dass er einen Internetspieler um vier Uhr gebeten hat, das Game leiser zu spielen.
Plötzlich ist es dann Zeit zum Aufstehen. Frühstück usw. verläuft planmässig und ruhig, – der Kaffee entfaltet seine Wirkung. Heinze wünscht sich gleich einen Zweiten.
Dann beginnen wir unser Tagwerk. Ich wasche unsere Wäsche und Heinze wäscht Kamelsachen von Hand. Später putze ich rote Ventilatoren wieder schwarz. Heinze packt die Campingkiste aus. Das geht bis Mittag so weiter. Zum Mittagessen fahren wir in die Nähe eines Woolworth. Halumisalat, mit und ohne Poulet gibt es.
Anschliessend gehen wir Lebensmittel, Plastiksäcke, usw. einkaufen. Zum Abschluss fahren wir zu Bannings und kaufen einen starken Staubsauger. Zwar wurde uns der vom Camping zum Brauchen versprochen, aber wir zweifeln und wollen sicher sein, dass wir einen haben, wenn wir ihn brauchen.
Wieder zurück auf dem Caravan Park wiederholt sich das Spiel vom Vormittag. Wir putzen, verpacken, waschen, glänzen, packen um und alles, was sauber ist, kommt in Heinzes Zelt. Wo der wohl diese Nacht schläft? 😉
Um sieben, ungefähr, hören wir auf und setzen uns zu einem improvisierten Znacht hin.
Die ‹Sitzung› geht bis spät in die Nacht, um 21.26 h beende ich diese Zeile.


03.03.2019
Wir verlassen das sinkende Schiff … 09.30h wir fahren aus dem Camping Dingley Village Caravan Park und zwar nicht nur in Frieden. Heinze machte sich bereits gestern Gedanken, wie die Putzphase weitergehen soll. Unser Standplatz im Camping ist klein, der Boden sandig. Alles, was auf den Boden fällt ist dreckiger, als vorher. Der Platz, mit dem versprochenen Betonboden steht in den Sternen. Das alles ergibt ein ganz ungutes Gefühl und Unsicherheit. Also hat Heinze bei AirBnB zu suchen angefangen und eine neue Unterkunft gefunden. Alle Formalitäten wurden gestern erledigt, so können wir heute, gleich nach dem Frühstück im Camping zusammenpacken. Mit Pauken und Trompeten verlassen wir unseren unverlässlichen Platzwart.
Dann gehen wir einkaufen, in unseren ‹Lieblingsläden› – was leider etwas lange dauert und dann müssen wir noch ins Westlife, – dem riesigen Shoppingzentrum. Da essen wir dann auch zu Mittag.
Halb zwei fahren wir in Wareham Str. 4, unserem neuen Putzstützpunkt. Das Haus ist wie erwartet, der Platz zum Putzen vorhanden, die Vermieter sind nett. Alles um Welten besser, als im Camping.
Wir fangen sofort an, auszuladen. Um halb drei haben wir uns organisiert und beginnen mit dem Putzen und waschen von allem und jedem. Das ziehen wir durch bis um sieben Uhr abends. Wir haben einiges geschafft und die Wäscheständer sind voll.
Unsere Vermieter, mit Kindern, waren am Nachmittag weg, um acht sind sie zurück, um halb neun hört und sieht man von ihnen nichts mehr ☺️
Mein Bett ist viel zu weich, es ist seeehr warm im Zimmer, – ich hoffe, ich kann schlafen.


04.03.2019
Der heutige Tag ist so, wie man sich einen Putztag vorstellt. Die einen finden Gefallen daran, alles zu reinigen und an seinem bestimmten Platz zu versorgen. Für die anderen ist dieser Vorgang schlicht unnötig und reine Zeitverschwendung. Neuerdings zieht man Parallelen zwischen einem Wohnungsputz und Psychohygiene … 😉
Nun, wir leben hier bei einer Australisch-Chinesischen Familie, mit noch einem weiteren Gast, einem Japaner. Kontakte ergeben sich selten, und wenig spontan. Der Japaner studiert hier, kann aber nicht englisch, sagt er. Die Gastgeber und ihre Kinder leben ihr Tagesprogramm auswärts, oder im anderen Teil des Hauses. Und wir, ja wir putzen! Weniger wegen der Psyche, als um dem neuseeländischen Zoll ein sauberes Kamel zur Einreise anbieten zu können.
Die Australientour ist zu Ende. Jetzt läuft die Vorbereitung der Neuseelandtour. Die Einreisebestimmungen da sind vergleichbar mit denen, um nach Australien zu kommen: kein Tierchen, kein Pflänzchen, kein Dreckchen 😗 sonst bleibt man draussen.
Wir haben also Putztag und machten heute nichts anderes, als putzen. Zwischendurch gehen wir indisch essen, und waschen eine Riesentrommel mit ‹Blache›, Radabdekungen, usw. Dann putzen wir wieder und putzen und putzen … 😯.
Ab und an hat Heinze seine «Wir schaffen das nicht» – Phase. Dann geht es aber trotzdem weiter.
Bis Ende Woche gibt es noch eine Menge zu tun. Ob wir das alles schaffen ??? 😲
So, für heute ist genug, ich gehe zu Bett, morgen ist, oh Wunder, auch wieder putzen angesagt.


05.03.2019
Täller putze, Bächer putze, Schäftli putze, Chüeuschrank putze, Löffeli putze, Löffle o.
Zäuthülle putze, Abschleppseili putze, Notwulltechi putze, Gable putze, Mässer putze, Löffle o.
Schlafsack putze, Bieli putze, Schufle putze, Sandbläch putze, Chopfchüssiazug putze, Löffle o.
Cheue putze, Bratschufle putze, Pfanne putze, Salatbecki putze, Wändli putze, Löffle o.
Kamelböckli putze, Schnitzer putze, Warndrüegg putze, Salatbsteck putze, Ersatzteil putze, Löffle o.

In der Zwischenzeit hat Heinze mit dem Kamel einen Laden der ‹oberen› Putz- und Wellnessklasse besucht. Schade, dass er auch hier gut aufpassen muss, ob die Arbeit überhaupt ordentlich gemacht wird. Ohne seine Mitarbeit wäre er am Abend nicht mal mehr zu unserem AirBnB gekommen. Die Putzarbeit ist auch so noch nicht fertig. Morgen muss er nochmals hin.
Wir sind fix und foxy, – gute Nacht.


06.03.2019
Mitten in unsere Putzzeit platzt ein Gewitter, und zwar ein rechtes. In der Nacht fängt es mit Regen und starkem Wind an. Heinze ist sofort unter Strom, ich habe eher das ‹Festliegen›.
Das Gewitter wäre an sich noch kein so grosses Problem, wenn man unsere momentane Situation ausblenden könnte. Wir sind in einem Zimmer mit zwei Betten, drei Stühlen und sowas wie einen Tischchen. Damit ist der freie Platz schon ziemlich ausgefüllt. Dazwischen türmen sich die geputzten ‹Eingeweide› des Kamels, soweit sie Platz finden. Zusätzlich lagert Geputztes und Ungeputztes im Eingangsbereich, im gedeckten Teil einer Veranda und ganz viel vor einer alten Garage. Nun, das Sturmwetter deckt ab, was draussen gelagert ist und nässt die Wäsche auf der Veranda wieder durch. Also bringt Heinze weitere Ware ins Zimmerchen. Es wird enger. 😕 Und die Vermieterin nicht wirklich erfreuter.
Schon am Vormittag beginnt es wieder zu regnen. Heinze ist den ganzen Tag über bei Terrain Tamer, um die neuen Stossdämpfer hinten zu montieren, den Zahnriemen und die defekten vorderen Blinker zu ersetzen. Auch wird für ein erstes Mal der Motor gereinigt. Für die Hin- und Rückfahrt in den NO der Stadt benötigt er in der Rush Hour Zeit je 2 Stunden (36km).

Wenn man mit dem Hochdruckreiniger Sandbleche putzt, ist das nicht so ein Problem. Wenn man dann aber Sächelchen auspackt und diese vom Wind im Nu auf dem Platz verteilt werden, sagt man leicht unschöne Dinge. Der Regen kommt und geht, manchmal regnet es zehn Minuten, manchmal zwei, aber immer so, dass es einen ärgert. Der Wind kommt in Böen und von allen Seiten, so dass die Putzlappen unter dem nächsten Busch gesucht werden müssen. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. 😡
Zum Mittagessen gehe ich indisch essen, das schmeckt mir wunderbar und ist bekömmlich.
Am Nachmittag türmen sich Wolken, als ob mindestens die Sintflut kommt, aber es wartet nur «Huduwätter» auf mich. In der gleichen Art wie am Vormittag und kein Deut besser.
Ich konzentriere mich auf die beiden Kocher, fange mehrmals an und werde dann irgendwie fertig. Dann muss ich die Matratzen nochmals behandeln und gebe mich anschliessend mit Werkzeugkisten ab.
Abends ist es zwar kühler, aber die Wetterkapriolen haben sich beruhigt.


07.03.2019
Ok, nun ist er also da, der langsame Abschied von Australien. Schön war es. Trotzdem, es macht mich vieles nachdenklich an diesem grossen, weiten Land. Meine drei Ärgernisse dieser Reise:
Zuallererst störte und stört mich der Umgang mit der Urbevölkerung.
1967 erst wurden die Aborigines als gleichwertige Bürger anerkannt. Das heisst, bis zu diesem Zeitpunkt wurden zwar Kühe, Schafe und Geissen gezählt, aber Aborigines wurden bei Volkszählungen ignoriert. Sie existierten nicht.
Es kommt einen vor, als sei es erst vorgestern gewesen, nämlich 2008, dass sich ein Regierungschef für begangenes Unrecht, zum Beispiel die Wegnahme und Internierung zehntausender Kinder, im Namen der Regierung entschuldigt hat.
Fünf Jahre später wurden sie als erste Bewohner dieses grossen Landes anerkannt. Aber einen Besitz des Bodens durch sie, sollte ausgeklammert werden.
Dafür, dass die verfassungsmässige Anerkennung der Aborigines erst 2017 erfolgt und das Uluru-Statement  mit den Forderungen der Aborigines auch in diesem Jahr erstellt wird, kann man noch nicht sehr viel Positives, Neues erwarten.
Trotzdem, wenn man liest, dass der Grundbesitz erst mit dem weissen Mann ins Land kam und Aborigines heute abgegrenzte Territorien benutzen dürfen; wenn man von Weissen hört, dass den Aborigines alles geschenkt werde vom Staat und diese doch nur saufen würden; wenn man sieht, wie Aboriginals einerseits als Künstler gehandelt werden, andererseits Viele einfach als Abschaum und Sozialproblem ausgegrenzt werden, ja dann muss man feststellen, dass das reiche Australien noch viel zu tun vor sich hat.
Australien ist nicht nur das gelobte Land, ich sehe viele Menschen, die am Rande, oder ausserhalb der Gesellschaft stehen. Die weisse «Fish and Chips» – Bevölkerung gibt wohl den Ton an, aber Australien ist ein sehr farbiges Land, wo nicht alle gleich laut tönen (dürfen) können. Natürlich gibt es, wie immer, viele Ausnahmen, oder – dafür war ich zuwenig lange hier, die Ausnahmen sind die, die negativ auffallen.
Was vor allem Heinze zu schaffen gemacht hat, ist die (Unzu)Verlässlichkeit vieler Menschen hier. Die Leute versprechen alles, was man sich wünscht, – «no worries», «no problem», «it’s all right» …
Wenn es aber drauf an kommt, fehlt die Leistung. Vielen geht es gut, ohne dass sie sich anstrengen müssten, manche sind zu faul dazu und den meisten ist es einfach gleich. Denn, – sie sind ja Australier, gesegnet mit einem guten Lebensstandard und einem herrlichen Land. Alle Welt kommt und lobt sie.
Mein drittes grosses Ärgernis ist die Art, wie man in diesem Land mit Tieren und Pflanzen, mit der Natur umgeht. Ich habe noch nie ein Land gesehen, wo so viele Tierkadaver entlang der Strassen verrotten. Mich stört, dass in den zugegebenermassen vielen Naturparks, so viel mitten in den Wald hinein gebaut wird, so viel darin mit grossen 4WDs rumgefahren wird, so viel Holz geschlagen wird.
Mich tröstet, dass es Australierinnen und Australier gibt, die das auch so sehen. Vielleicht brauchen Änderungen, Verbesserungen hier genau gleich lange, wie daheim in der Schweiz


08.03.2019
Ja, ganz klar, der Abschied ist da. Heinze hat mich zum Hotel gebracht und muss sich von nun an selber durchschlagen. 😉
Schön war es! Vieles wird mir positiv in Erinnerung bleiben. Meine drei schönsten Erinnerungen:
Am meisten beeindruckt hat mich die Stille. Zum Beispiel die Stille der Wüste, des Waldes, des Buschlandes. Die Grenzenlosigkeit des Landes, des Himmels und der Dinge dazwischen. Da wird man ganz schnell bescheiden und als Mensch ganz klein. Ganz besonders in Erinnerung wird mir die Fahrt, beziehungsweise die Pausen in den Nächten zwischen Wiluna und dem Uluru bleiben. So warm und doch recht angenehm habe ich noch nie genächtigt. Und dazu eben, – diese Stille!
Als i-Tüpfelchen darf man wohl die Painted Desert bezeichnen. Ich kenne Roussion in Frankreich, aber die Farbenpracht aus Stein und Sand, die wir hier angetroffen haben, übersteigen jeden Vergleich. Die Bilder sind überwältigend und mit dem Fotoapparat schwer einzufangen. Und während ich nun im Flugzeug tausende von Metern darüber hinwegbrause, bleibt all die schöne Landschaft zurück und versinkt schon bald in der Nacht.
Unvergessen bleibt für mich auch die Alpine Region. Die unermesslichen Weiten der Wälder, mit ihrem ganz speziellen Reiz. Der Alpin National Park bleibt mir als Ort der Erneuerung, der Wiederauferstehung in Erinnerung. Die vielleicht Millionen toter Bäume, die als weisse Gerippe in der Landschaft stehen, abgestorben durch grosse Waldbrände, sind ein düsteres Mahnmal. Dazwischen aber der halbhohe Bewuchs durch die jungen Bäume, welcher hoffnungsfroh stimmt. Grün herrscht vor und das ist gut so. Hoffentlich erkennt Australien, gerade auch in dieser Gegend die Grenzen, die dem Wintertourismus auferlegt werden müssen. In Berghänge geschlagene Skipisten, wie in der Schweiz, braucht dieser National Park nicht. Hoffen wir!
Bilder und Filme fremder Tiere kann man zu Hause andauernd konsumieren. So ist es dann gar nicht so wahnsinnig aufregend, wenn man in Adelaide im Zoo Koalas begegnet. Ich werde mich aber wohl an alle Tierbegegnungen in freier Wildbahn erinnern. Ja, ich weiss, ist wohl etwas übertrieben. All die lieben Vögel, die uns jeden Morgen weckten, bleiben wegen ihren Hinterlassenschaften und dem Gekrächze nicht nur in guter Erinnerung. Meine dritte, schönste Erinnerung bleiben aber die Augenblicke; – als wir zum Beispiel in der Wüste lagerten und uns im Lampenlicht unzählige Spinnenaugen weiss anleuchteten, – als wir zum Beispiel durch den Eukalyptuswald fuhren, und ich einen wilden Koala 🐨 in einem Baum hocken sah, – als ich zum Beispiel abends im Busch ‹walken› war und mich dunkle Känguruhs aus wenigen Metern Entfernung unverhofft anschauten, bevor sie im Dickicht und der Dämmerung verschwanden.
So, damit endet die ‹Berichterstattung› von Edi. Ich hoffe, ich konnte euch meine, zugegebenermassen einseitige Sicht auf diesen grossartigen Kontinenten etwas näher bringen. Heinze sei Dank für die vielen Kilometer Kamelführung und dass er mich mitgenommen hat! – Und tschüss!


09.03. – 13.03.2019

Nachtrag: Ja, der Edi ist unterwegs in die Schweiz und hat die Kamelreisen hinter sich gelassen. Mehr als zwei Monate waren wir beide mit dem Roten Kamel unterwegs, und wir haben 9’400 km gemeinsam zurückgelegt. Davon einige Strecken auch recht schwierig, ereignisreich und spannungsgeladen, andere erlebten wir erholsam und entspannt. Wir waren in zauberhaften Landschaften unterwegs, aber auch auf eintönig und endlosen Abschnitten. Gemeinsam haben wir die Hitze ertragen, bis 55°C im Schatten, und wir haben auch gefroren, weil sich die dicken Decken im Winter Equipment immer noch auf dem Dach befanden. Die Nächte haben wir zeitweilig im Outback, in der Wildnis verbracht, manchmal aber auch zwecks Erholung auf Campingplätzen, aber nie in einem Hotel oder Haus, immer im und um das Kamel herum… Wir lebten grösstenteils am Tag auf engstem Raum, nur zur Schlafenszeit konnten wir uns etwas zurückziehen, Edi im Kamel und ich im Zelt. Wen wundert sich da, dass wir auch mal disputiert haben, ob der Espresso Krug mit oder ohne Seife ausgewaschen wird… fast wie ältere Ehepaare eben das zu tun pflegen.

Edi, ich danke dir, dass du mich auf dieser Reise begleitet hast. Wir sind grundsätzlich verschiedene Menschen, unsere Interessen sind oftmals nicht in allen Punkten übereinstimmend, und trotzdem haben wir immer wieder einen gemeinsamen Nenner gefunden. Und wir beide haben um ein weiteres Mal erfahren, dass eine Kamelreise eben nicht mit «Urlaub» gleichgesetzt werden kann. Du und ich haben uns den Anforderungen gestellt und sind daran gewachsen. Das war ein echt erlebnisreicher, grossartiger Reise-Abschnitt…

Ich habe mich mit den Berichten längere Zeit zurückgehalten, die Prioritäten waren grundsätzlich anders zu setzen. Sorry. Am 12.03. war das Rote Kamel strahlend und glänzend abzugeben. Jeden Tag habe ich mindestens 12 Stunden mit Sortieren, Putzen, Fegen, Polieren, Bürsten, Reiben, Ausblasen und Hochdruck Reinigen verbracht… und dann Ein- und Aus und wieder Einpacken. Auch Edi hat bis am 8.03. mitgewirkt. Und wenigstens eine Garage hat Wort gehalten (bei den anderen hat es leider mit der Zuverlässigkeit nicht so recht klappen wollen): Ich durfte bei Dingley Village Mechanical Service den Fahrzeuglift, Reinigungsmittel und die ganze Infrastruktur uneingeschränkt brauchen. Und das alles umsonst, als Sponsoring gewissermassen. Um die Innenreinigung voranzutreiben hatte ich die Firma Wash› N› Bay Shop Bayside in Cheltenham engagiert, und dafür 500$ bezahlt. Das hätte ich auch bleiben lassen können, denn vieles musste ich selber zeitintensiv nachreinigen. Zwei Löcher im Fahrersitz, eine abgerissene Gummidichtung beim Lavabo und eine kaputter Tempomat Schalter waren das Resultat. Die Firma hat mir zwar angeboten, am nächsten Tag würden sie die Nachreinigung noch in Ordnung bringen – leider war dann aber der Zeitplan für das zu knapp und die Distanzen zu weit. und wie man Löcher im Sitzbezug in Ordnung bringen kann?…

Nun, wenigstens pünktlich am 12.03. um 15 Uhr konnte ich das strahlende Kamel in einen 40 Feet Container psacken, und eben erhalte ich die Nachricht, dass das Schiff am 20.03. abfährt und am 31.03. in Auckland ankommen solle.

Mail Willship:

Good morning Heinz,

I’ve received confirmation this morning that your vheicle was loaded last week and will depart Melbourne 20/03. ETA into Auckland is 31/03, I hope this works in with your plans.

I’ll send you an email later today putting you in touch with the team in NZ that will be handling the unpack process for you.

Thanks,
Mel


14.03.2019

Eine frühe Tagwache, und der Uber Driver kommt mit nur 40 Minuten Verspätung an. Diese Verspätung habe ich aber bereits eingeplant, no worries. Nun bin ich also bereit, um nach Auckland zu fliegen… so glaube ich jedenfalls. Glücklicherweise stehe ich trotz Taxi Verspätung etwas zu früh am Flughafen. Denn beim Einchecken wird mir nun eröffnet, dass ich mit einem One Way Ticket (ohne Rückflug) gar nicht nach NZ einreisen könne. Im Flughafen gibt es ein Reisebüro, dort buche ich also noch rasch einen Flug von Auckland in die Schweiz. Am 9.04. sollte ich nun in Auckland abfliegen können, in der Hoffnung, es klappe vorher mit dem Schiffsfahrplan, dem Auspacken, der Quarantäne, der Verzollung, der Fahrzeugprüfung und der Versicherung. Uff, bald habe ich Ferien nötig!…

Am Abend komme ich mit meinem weissen Mietauto in der Kanuka Road bei Ngaire und Nick in Bombay, Auckland an. Bei dieser AirBnB Familie werde ich die nächsten Tage wohnen und von hier aus alles organisieren, damit sich das Rote Kamel dann auch auf Neuseeländischen Strassen bewegen darf.


15.03.2019

Es ist ein Datum, das nicht mehr vergessen werden darf, einer der schwärzesten Tage in der Geschichte Neuseelands. Ich bin am Autofahren, um13.45 Uhr erfolgen die ersten erschreckenden und traurigen Durchsagen. Christchurch und Neuseeland ist im Ausnahmezustand. Eine stolze Nation von mehr als 200 Ethnien, 160 Sprachen wird tief erschüttert, und die ganze Welt wird bald auch entsetzt sein. Wie können Menschen nur so etwas tun? Zudem in einem der friedlichsten Länder der Welt. Neuseeland vereint eine grosse Vielfalt an Kulturen, gemeinsame Werte sind vertreten. Solche Gewalt muss verurteilt werden. Traurig, einfach nur traurig.

Premierministerin Jacinda Ardern von Neuseeland schreibt:

“Whilst I cannot give any confirmation at this stage around fatalities and casualties, what I can say is that it is clear that this is one of New Zealand’s darkest days.

Many of those who would have been directly affected by the shooting may be migrants to New Zealand. They may even be refugees here. They have chosen to make New Zealand their home, and it is their home. They are us. The person who has perpetuated this violence against us is not. They have no place in New Zealand.»

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