16.02.2019
Unsere gefiederten Freunde haben uns geweckt. Der Morgen verläuft ruhig und geordnet. Gegen zehn verlassen wir Port Albert. Wir fahren vorerst gegen Osten. Die langen, schnurgeraden Strassen laden zum Rasen ein. Entsprechend hat es wieder tote Kängurus und Koalas am Strassenrand. Schade!
Wir sehen auf der Karte, dass vor Sale eine «Historic Swing Bridge» ist. Da müssen wir hin, das interessiert uns. Die Swing Bridge stellt sich als eine gut erhaltene Drehbrücke heraus. Genau in der Mitte des Flusses ist eine Art Zapfen im Flussgrund verankert. Darauf dreht die ganze Brücke samt Fahrbahn sich in Flussrichtung, so können die Schiffe durch, oder stellt sich quer, um den Verkehr durchfahren zu lassen. Die Brücke hat für den Verkehr keine Bedeutung mehr, historisch war sie aber sicher ein Meilenstein. Wir machen unsere Fotos.
Danach fahren wir in die Stadt Sale. Im Shoppingcenter versorgen wir uns mit Frühstücks- und Abendessen-Zutaten. Anschliessend suchen wir ein Restaurant für ein gutes Mittagessen. Wir haben aber Mühe, etwas zu finden. Schliesslich isst Heinze beim Chinesen, ich bekomme nebenan eine vegetarische Pizza. Beide treffen wir uns anschliessend im Pärklein dazwischen und sind zufrieden.
Der Weg führt uns weiter über den altbekannten Princess Highway. Die Gegend hier ist landwirtschaftlich geprägt. Riesige Rinder- und Schaffarmen säumen die Strasse.
Kurz erwägen wir, ans Wasser zurück, zu den Lakes Entrance zu fahren, dann ziehen wir aber die «Berge» vor. In Bairnsdale wechseln wir auf die Great Alpin Road.
Um halb vier treffen wir in Bruthen ein. Hier ist das jährliche Blues Dorffest im Gange. Fantastische Musik und viel Jahrmarkt gefallen uns. Heinze kann auf diesem Fest viele australische Originale fotografieren und wird dazu bestens unterhalten. Ich sehe mir die Marktstände an und geniesse die Bands mit etwas mehr Distanz.
Wir bleiben auch am Abend vor Ort. Im lokalen Caravanpark, der für heute mit dem Footballplatz erweitert wurde, finden wir eine Bleibe. Wir verbringen den ganzen Abend mit Livemusik. 😳
17.02.2019
Am Morgen erwachen wir, nach kurzer Nacht. Bis Mitternacht spielten die Musikgruppen in Bruthen, und zwar hervorragend. Am Morgen lag dick Tau und wir mussten das Zelt noch richtig trocknen lassen.
Um zehn verliessen wir das Campinggelände und fuhren zum nächsten Cafe im Ort. Hier muss Heinze ‹Büro machen›. Er muss Formulare für Neuseeland ausfüllen, – wichtige, für die Einreise.
Ich zügle Fotos auf den Laptop, damit sie nicht im Fotoapparat verloren gehen. Nach einiger Zeit zieht es mich nochmals zum Fest, zur Musik. Gegen elf kehre ich wieder zu Heinze zurück. Wir gönnen uns etwas Süsses aus dem Kuchenangebot.
Danach brechen wir in Bruthen auf, unser Ziel ist Omeo. Die Greath Alpin Road ist eine gut ausgebaute Bergstrasse, auf ihr fahren wir durch hügeliges Gelände. Teilweise ist die Gegend bewaldet und riesige Flächen sind Weideland. Entsprechend sind wohl ein Teil der Farmen auch riesig. In dieser Jahreszeit ist das Weideland fast braun. Gegenwärtig ist ja Herbst. Gegen Mai, Juni werden die Bäume bunt und die Weiden wieder grün. Im Juli soll es Schnee geben.
In Swifts Creek halten wir und essen mittelmässig zu Mittag. Auf dem Lande ist es manchmal nicht einfach, vollwertig vegetarisch zu essen. Aber das ist ja auch in der Schweiz so.
In unserem Ziel, in Omeo angekommen, will Heinze bei der lokalen Informationsstelle Infos über den weiteren Verlauf der Strecke holen. Aber, – die Stelle ist geschlossen . 😒 Wir entscheiden, auf der Alpin Road zu bleiben. Die Strasse führt durch eine spektakuläre Gegend, es lohnt sich, Fotos zu machen. Unterwegs besuchen wir eine Historic Area, und zwar die Oriental Claims. Hier, ausgeschlossen von den weissen Goldgräbern, ‹durften› die Chinesen nach Gold schürfen.
Wieder zurück auf der Great Alpin Road, klettern wir, d h. das Kamel, die Hügel hoch. Irgendwann sind wir in Dinner Plain und später in Hottham. Da sind wir immerhin auf 1833 Meter über Meer. An beiden Orten steht die gesamte Infrastruktur für Juli, für den Winter bereit. Alles dreht sich hier um Wintersport und was damit zusammenhängt. Die ganze Palette von Sport-, Bekleidungs-, Souvenier- umd Lebensmittelgeschäften, Skischulen, Restaurants, Bars, Kneipen, und, und, und. Und natürlich Skilifte hat es und riesig viele Ferienwohnungen; – die jetzt noch leer stehen. Jaja, kommt bekannt vor!
Wir fahren durch eindrückliche Berggebiete weiter, sind erstaunt, wie viele tote Bäume in den Bergwäldern stehen und gelangen nach einer Talfahrt nach Harrietville, wo wir übernachten.
18.02.2019
Es ist acht Uhr abends. Heinze und ich sitzen im Chiltern Park Recreation Reserve. Sprich, im Campingplatz von Chiltern 😉, es ist ruhig. Nur der Verkehr von einer nahen Autobahn ist zu hören. Gleich neben dem Camping ist der Sportplatz, wo bei unserem Eintreffen ein Footballtraining stattfand, – nun ist ist da alles still. Kein Mensch mehr auf dem Platz, die Autos weggefahren. Seit ich hier in Australien bin frage ich mich, was die Australier am Abend machen.
Ab 16 Uhr wird das Schliessen vorbereitet, ab 17 Uhr sind die Läden geschlossen und ab 18 sind wohl auch die Privathäuser dicht. (Unsere Nachbarn auf dem Camping haben sich vor knapp zwei Stunden in ihren Wohnwagen zurückgezogen …) Nun, auch die Footballer sind nun zu Hause 😉 und bereiten sich aufs Bett vor. Es wird auch langsam dunkel!
Morgen früh werden sie sich aber auch Zeit lassen. Es ist nicht so, dass dann alles früh beginnt. Vor neun oder zehn gehen wenig Läden auf. 😏
Aber nun der Reihe nach, das war ja nicht das Thema heute.
Wir haben ganz gut geschlafen. Idyllisch, direkt an einem Flüsschen. Der Caravanpark ist in Harrietville ganz schön angelegt. Heinze hat Büro und muss die Verschiffung des Kamels organisieren.
Damit er ungestört ist, mache ich eine kleine Wanderung. Ich suche das Tronoh Dredge Hole auf. Dort soll mal nach Gold gesucht worden sein und ein Wanderwegnetz führt durch dieses Gebiet. Ich bin aber recht schnell ernüchtert. Im Hole ist ein See, – idyllisch zwar, aber dann hat es sich. Viele der Wanderwege sind gesperrt wegen Bauarbeiten. Ich kehre auf den Camping zurück. Heinze ist noch nicht fertig. Ich wasche meine dreckige Wäsche.
Viertel vor zwölf machen wir uns auf den Weg, weiter gegen Norden. O-ton von Heinze im Auto: «Das isch wieder e schreckleche Vormittag gsi für mi!»
Wir fahren durch eine stark touristisch geprägte Gegend, allerdings fehlen die Gäste. Für die Anzahl an Unterkünften, Wohnungen, Homestays, BnBs, Cabins, Zimmer, Caravans usw. müssen Unmengen an Touristen kommen. Kommen die im Winter, oder wann? Heute ist da wenig los.
In Bright, im Ginger Baker Café essen wir zu Mittag, auch hier im Ort, viele Angebote an Unterkünften. Halb drei fahren wir weiter und erreichen nach zwei Stunden Wangaratta. Allerdings gefällt uns der Camping da nicht, darum fahren wir weiter. Wir landen in Chiltern – und sind allein, es ist neun und alles dunkel.😀
19.02.2019 (Ein Wahnsinnsdatum!!)
Wir haben in Chiltern übernachtet; – zwar nicht ganz allein, aber nebst uns gibt es nicht viele Camper. So gegen zehn fahren wir ins Städtchen. Es ist, wie ich gestern schrieb. Die Läden, die Restaurants, das Museum, sie öffnen um etwa diese Zeit. Wir schlendern durch eine wunderschöne Stadt und fotografieren alte Häuser. Viele Bauten hier gehen auf die Gründerzeit zurück. Zwar wurde renoviert, aber die Leute hier leben noch mit dem ‹Alten›. Irgendwie wirkt der Ort ziemlich authentisch und echt.
Nachdem wir die Hauptstrasse runter sind und auch wieder rauf, finden wir eine Bäckerei, die auch Kaffee ausschenkt. Wir verwöhnen uns und setzen uns an einen Aussentisch. Da kommt ein Farmer mit 4WD, Anhänger und einer Rundheuballe drauf. Nach kurzem Gespräch nimmt er uns mit zur Weide, wohin er unterwegs ist.
Wir willigen gerne ein und fahren ihm einige Kilometer hinterher. Bei der Weide angekommen, wartet ein zweiter 4WD und fährt uns nach. Kurze Zeit später, unterwegs stieben Kängurus davon, halten wir an. Knapp ein Dutzend Kühe stehen auf einer staubtrockenen und leergefressenen, riesigen Weide und kommen dem Farmer entgegen getrottet. Dieser lädt den Heuballen ab und rollt ihn auf dem Boden aus. Die Kühe machen sich hungrig darüber her.
Inzwischen ist auch das dritte Auto nahe. Darin sitzt eine alte Frau, die Besitzerin der Tiere und des Bodens. Der Farmer, den wir getroffen haben, hilft ihr , denn sie ist allein. Heu in diesen Zeiten ist ein teures Gut, 130$ kostet der Ballen und reicht für die Tiere hier drei Tage. Hoffentlich hat die Frau genug Erspartes. ‹For Sale› steht in Australien bei sehr vielen Häusern und Grundstücken.
Im Gespräch wird Beechworth erwähnt. Dieser Ort ist nur knapp 30 km von Chiltern entfernt und habe auch eine ‹Miners-Tradition›, ausserdem ständen da viele ‹Historic Buildings›.
Wir entschliessen uns, dahin zu fahren. Und richtig, der Ort hat Tradition. Bei den ‹Bridge Rood Brewers› essen wir eine Pizza und machen uns dann auch in diesem Ort dran, die Häuser zu fotografieren. Hier ist aber die touristische Aufarbeitung schon weiter fortgeschritten als in Chiltern. Was vorhanden ist, wurde dokumentiert und im Ort stehen auch eine Reihe von Museen. Im Telefon-, Telegrafen- und Eisenbahnmuseum lassen wir uns in unsere Kindheit und Jugend zurückversetzen😚. (Jaja, einen grossen Teil dieser Technik kennen wir. 😗) Auch das Feuerwehrmuseum beeindruckt uns. Aber dann lassen wir uns im lokalen Informationsbüro weitere Ausflugsziele zeigen; – schwupps, ist es zwanzig nach vier! Und was habe ich gestern geschrieben?
Wir wollen Weiteres sehen, aber inzwischen ist ‹Closed›. Glücklicherweise gibt es noch einen Kaffee.
Wir suchen im Beechworth Public Recreation Reserve einen Standplatz fürs Kamel und das Zelt. Morgen ist ja auch noch ein Tag; – aber nicht vor zehn. ☺️
20.02.2019
Der Caravan Park ist eine grosse Parklandschaft, man wähnt sich im Wald. Kleine und grosse Bäume stehen überall. Gestern besuchten sogar zwei Opossum unseren Schlafplatz und Heinze konnte sie fotografieren.
Die gemütlichen Bäume haben auch Nachteile. Heute früh erreichen uns die Sonnenstrahlen fast nicht.
Wir verlassen den Platz und fahren nochmals in den Ort. Beechworth hat Seiten, die wir noch nicht gesehen haben. Wir gehen ins örtliche Geschichtsmuseum und versuchen, da der Vergangenheit des Ortes zu begegnen.
Die Stellung und Beziehung der verschiedenen Vorksgruppen untereinander in der Gründerzeit ist eines dieser spannenden Themen. Heinze interessiert sich für den Umgang, respektive das kann man behaupten, die Diskriminierung der Chinesen in jener Zeit. Eine weitere Frage wäre die Stellung der Frauen. Wie mussten die sich durchschlagen unter all den Goldsuchern?
Wir essen im chinesischen Lokal im Ort.
Nach einem letzten Spaziergang fahren wir in die Berge.
Von Beechworth über Myrtleford nach Bright führt der Weg nach Mt. Beauty in den Alpine National Park. Es ist eine faszinierende Gegend, viele Gräben, Runsen und Hügel prägen sie. Bei Falls Creek fahren wir vorbei und umrunden einen wunderschönen Gebirgssee.
Entlang der grossen Wanderrouten wurden schon vor langer Zeit kleine Rasthütten errichtet. In die Behausung Cope Hut hat sich Heinze etwas verguckt und will da übernachten. Edi ist die Spassbremse. Er will auf einen Campingplatz. Schlussendlich landen wir in Longford West. Dies ist ein ‹wilder› Platz, romantisch, und weit weg von der Mehrheit der Menschens.
21.02.2019
Wir sind wieder unterwegs. In Longford West haben wir sehr kalt, aber gut übernachtet. Die ganze Nacht war es total still. (Abgesehen von den deutschen Nachbarn, die etwa um zwölf eintrafen und noch einige Zeit lärmten.) Der Himmel war klar und die Sterne und der Vollmond waren zum Greifen nahe.
Heute früh dauerte es einige Zeit, bis der Körper wieder auf Betriebstemperatur war, obschon ich mit dem Aufstehen bis nach Sonnenaufgang wartete.
Heute wollen wir vorwärts kommen. Viel im Auto sitzen steht bevor. Daher halten wir schon bald wieder an und wandern zur McNamara Hat. Der Weg führt zwei Kilometer in den Wald und dann auf eine Lichtung. Diese Hütte diente einer Reihe von McNamaras als Unterkunft beim Vieh hüten. Heute kann man hier wieder übernachten. Wir fotografieren, betrachten und bewundern viel in diesem Stück Wald.
Unser weiterer Weg führt uns durch den Alpin National Park. Zuerst nach Anglers Rest, dann schlängelt sich die Strasse nach Omeo, zweigt aber vor dem Ort nach Benambra und Uplands ab. Hier gibt es nur Wiesen. Schafwiesen, Rinderwiesen, Pferdewiesen soweit das Auge reicht. Kilometer um Kilometer Grasland und eigentlich wenig Farmen. Die Tiere stehen ein Leben lang auf der Weide, Ställe kennen sie nicht. Die Farmen bestehen aus einem Wohnhaus, Scheunen und meist unter freiem Himmel, einem Maschinen- und Fuhrpark. Vielleicht stehen noch einige Silos rum.
Ab Uplands wechseln wir auf unserer Route wieder in den Wald und, – auf Naturstrasse. Rund 70 Kilometer legen wir so zurück. Heinze und ich fühlen uns wie im Schüttelbecher. Wegen dem Staub und dem Geschüttle muss Heinze langsam fahren. Auf dieser zweiten Weghälfte begegnen uns nicht viele Fahrzeuge. Etwa eine Hand voll kommen uns entgegen.
Bei Staceys Bridge ist ein idyllischer Camping. Wir richten uns ein, kochen was Feines und übernachten hier.
22.02.2019
Beim Frühstück beschliesst Heinze Gold zu waschen 😉. Aber so Ernst ist es ihm dann doch nicht. Eigentlich müssten wir noch was mit den Prospektor-Zertifikaten machen. Bisher haben sie uns nur Unkosten verursacht.
Wir sind also in Stacys Bridge übernachtet. Mitten im Wald, an einer recht grossen Strasse. Aus diesem Grunde will heute die Sonne fast nicht zu uns vordringen. Und kühl ist es auch, wir sind schliesslich in den Bergen.
Das Reserverad hat sich wieder abgesenkt auf der gesterigen Rüttelpiste. Daher schleift die Halterung wieder auf dem Schwellenblech. Heinze muss flicken. Trotzdem sind wir gegen elf schon fast auf Piste. Vorher machen wir noch einen Ausflug zum nahen Flüsschen. Gold waschen wir zwar keines und dem Fluss entlang kommen wir auch nicht recht voran. So kehren wir bald wieder zur Strasse zurück.
Nun ist diese wieder geteert Heinze kann dem Kamel endlich etwas ‹die Sporen› geben.
In Corryong essen wir zu Mittag. Das Angebot für Vegetarier ist schmal. Eine Magnum als Dessert wertet das Ganze etwas auf.
Heinze muss wieder Büro machen und bleibt im Restaurant. Ich gehe in die IGA, dem lokalen Supermarkt, um einzukaufen.
Wir fahren in den Kosciuszko National Park. Die Tooma Road bringt uns in luftige Höhen, am höchsten Punkt sind wir auf 1600 Meter über Meer. Verkehr hat es fast keinen mehr. Die Telefone funktionieren auch nicht mehr, von Internet ganz zu schweigen.
Beim Weiterfahren landen wir auf der Snow Ridge Road. Hier halten wir, weil wir das prächtige Panorama festhalten wollen. Plötzlich werden wir von einem Hiace überholt und dieser hält vor uns. Die Frau, die aussteigt heisst Therese und kommt ursprünglich aus Uetendorf. Sie interessiert sich, was ein Auto mit BE-Kennzeichen in Australien mache. Heinze erzählt ihr die ganze Geschichte.
Auch sie erzählt von ihrem Weg nach Australien, den sie vor über vierzig Jahren eingeschlagen hat und seither nun Down Under lebt. Heute ist sie unterwegs zu einer Chorprobe, wofür sie mit dem Auto mehr als tausend Kilometer gesamthaft zurücklegt. 🤔 Australische Verhältnisse halt!
Bald nach dieser interessanten Begegnung sind wir in Cabramurra. Hier zweigen wir Richtung Cooma ab um bald darauf im Three Mile Dam Camping zu landen. Hier verbringen wir die Nacht am Seelein.
23.02.2019
Der Sonnenaufgang bei den Seen ist zauberhaft und gleich wird es wärmer. Man darf nicht vergessen, dass der Ort hier auf rund tausend Meter über Meer liegt. Wir lassen uns mit dem Aufstehen und dem Frühstück Zeit. Ein australischer Campingnachbar weiss ausserdem viel und lange zu erzählen.
Es ist zwanzig vor elf wie wir vom Camping losfahren. Die Umgebung hier ähnelt einer Hochebene, begrenzt durch grosse Hügel. Das Wiesland ist relativ sumpfig, der Wald undurchdringlich. In den Wiesen stehen aber auch Büsche, Bäume oder Baumgruppen rum.
Wir sind heute unterwegs nach Canberra. Schon bald halten wir bei diversen Ruinen und Hütten. Hier war mal eine recht grosse Siedlung mit einem Hotel. Zuerst waren Goldsucher die Gäste und Händler, später waren es immer mehr ‹gewöhnliche› Reisende. Touristen entdeckten den Wintersport und reisten in die Berge. 1938 wurde das Hotel durch einen Brand zerstört und nie wieder aufgebaut. Nur wenige Bauten stehen noch von der Siedlung. Viele Überbleibsel zeugen aber noch von ihr. Dieses ganze Gebiet hier ist National Park. Je weiter wir gegen Osten vorankommen desto mehr sind wir wieder auf privatem, bebautem Gebiet. Wieder sind wir in einem Gebiet, wo viele tote Tiere am Wegrand liegen und da verrotten.
Der weitere Weg führt durch viel Farmland. Riesige Gebiete werden bewässert und sind grün, der Grossteil des Landes aber ist verdorrt und braun.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Cooma. Wir wissen nicht, wie gross der Ort ist und essen in Bundy’s Bistro, dem ersten Restaurant im Ort. Das ist ein Fehler. Das Dinner ist australisch geprägt und ausgesprochen einfach, mit Mango aus der Büchse und Salat vom Vortag. An den Pommes gibt es nichts auszusetzen.
Wie wir weiter fahren, merken wir, dass das Dorf viel grösser ist, als geahnt. Wir hätten also durchaus noch zuwarten können mit der Restaurantwahl.
Später, in der Ortschaft Bredbo fällt ein Haus mit Weihnachtsmann auf. Der wurde aber da nicht vergessen, letzte Weihnachten. In der kleinen Ortschaft steht ein Fachgeschäft für Weihnachtsartikel. Und, das steht da das ganze Jahr.
In Canberra kommen wir um halb vier Uhr an. Die willentlich geplante und gebaute Hauptstadt ist nicht sehr gross. Hier wird verwaltet und regiert, daher ist auch alles darauf ausgerichtet.
Auf dem Mt. Ainslie, dem 846 Meter hohen Hausberg haben wir den besten Überblick über die Bauten. Daher fahren wir da rauf und schauen uns um. Bald merken wir aber, dass wir uns um einen Campingplatz kümmern müssen. Wir landen nicht bei unserer ersten Wahl, die ist besetzt, aber im Queanbeyan River Side Caravan Park hat es noch ein Plätzchen für uns. Zeit Wäsche zu waschen und zu duschen. 😊
24.02.2019
Heute gibt es früher Tagwache als gestern. Dann gestaltet sich das Aufstehen doch etwas schwierig, – weil die Luft ausserhalb des Schlafsackes noch recht kühl ist. 😉 Im Queanbeyane Caravan Park ist es am Abend und auch heute früh recht laut. Verglichen mit früheren Schlafplätzen eine «tosende Hölle».
Viertel nach neun fahren wir weg, weil Heinze eine Bekannte aus früheren Zeiten treffen will. Wir tanken bei Caltex eine Menge Diesel, das Kamel galoppiert nicht ohne.
Über South Canberra fahren wir in die Stadtmitte. Canberra ist von Anfang an sehr grossflächig geplant worden, daher sind alle Verbindungswege auch lang. Die Anfahrt dauert. Gestern haben wir uns vorgenommen, den Regierungsbezirk auch von nahe anzuschauen. Dank Navi finden wir den Weg.
Wir fahren zum neuen Parlamentsgebäude. In einen Hügel hineingebaut, wirkt es von aussen sehr futuristisch. Im Innern wiederspiegelt es den politischen Aufbau Englands mit den beiden Kammern Ober- und Unterhaus. Die politische Kräfteverteilung entspricht nicht so meinem Geschmack. Mich beeindruckt aber, wieviel Macht und Pomp dieser Ort ausstrahlt. 🤔
Das angesprochene Treffen von Heinze mit Lina, der Gotte seines Sohnes, findet in einem Städtchen zwischen Canberra und Sidney, in Bowral statt. Um innerhalb vernünftiger Zeit dahin zu kommen, fahren wir auf dem Federal Highway ostwärts. Cirka 180 Kilometer ist der Ort entfernt, – in Australien ist das um die Ecke. Auch dieser Highway ist für die Känguruhs (eins aus Holz hab ich im Plenarsaal gesehen 😏) eine Katastrophe. So alle hundert Meter liegt sicher ein totes Tier am Strassenrand. Sollte das denen vor dem Holzkänguruh nicht auch zu denken geben?
Nach rund zwei Stunden Fahrt langen wir in Bowral an. Wir verpflegen uns beim Hongkong Chinesen, finden es preiswert und sehr gut.
Das Treffen von Heinze beginnt beim Bahnhof. Ich verabschiede mich und gehe auf Erkundungstour. Zuerst schlendere ich durch die ‹Ladenschluchten›. Es hat unzählige kleine Shops, für alles und jedes ist da so ein Lädeli. Dazwischen sind alle grossen Ladenketten vertreten. Lebensmittel und Haushaltsartikel kauft man im Woolworth, dem hiesigen Coop, oder Migros. Es gibt aber noch andere Grosse, mit dem gleichen Angebot. Kleider kauft man bei Target usw. Erstaunlich sind die vielen Tourist Informationsläden, fast jedes Dorf hat einen. Auch prominent und überall vertreten ist die Post. Jaja, wäre ein Vorbild für die schweizerische Post.
Gut, ich bin also am Lädelen, kaufe mir sogar einen neuen Pulli. Dann bin ich auf ein Fruchtgetränk in so einem kleinen, asiatischen Imbiss-Budeli.
Die Zeit ist schon wieder um und ich kehre zum Kamel zurück. Kurze Zeit später kommt auch Heinze. Wir besprechen den Verlauf der weiteren Route und wählen einen Übernachtungsplatz für den Abend.
Um halb fünf sind wir im Moss Vale Village Caravan Park und richten uns für den Abend ein.
25.02.2019
Tja, mit dem Risiko mich zu wiederholen, es war kalt diese Nacht. 😗 Auf dem Moss Vale Village Caravan Park habe ich um halb sieben Uhr Tagwacht, – es ist taufeucht draussen, um sieben Uhr komme ich vom duschen, – es tröpfelt ganz leicht, um halb acht habe ich das Frühstück aufgetischt, der Kaffee ist fertig, – es regnet, zwar leicht, aber penetrant. Fazit: die machen das nur, um uns zu ärgern.
Dann kommt eine Blitzaktion, Zelt leeren und abbauen, Dachzelt leeren und runterfahren, Stromversorgung, Stühle, Sandbleche, alles muss versorgt werden, – ausser dem Tisch mit dem Frühstück.
So richtig «zmörgele» sieht anders aus, wir stehen rum und löffeln unseren Joghurt und frösteln. 😟 Der Kaffi ist noch einigermassen. Dann ist genug, Heinze hat nicht mal mehr Lust auf eine Banane.
Der Regen hat inzwischen aufgehört. Geärgert haben wir uns auch! Zuerst über das Wetter und dann besonders, weil der Toilettenschlüssel von mir verloren gegangen ist, – Heinze findet ihn wieder.
Um Viertel nach neun fahren wir vom Platz. Unser Weg führt uns östlich, bis ans Meer und dann diesem entlang gegen Süden. Im Kangaroo Valley sind wir schon relativ früh, über Beaumont führt der Weg in die Stadt Nowra, dann sind wir wieder auf dem Princess Highway.
Das Valley liegt auf rund 750 Meter über Meer. Gut drei Kilometer Richtung Meer gefahren, sind wir auf dreissig Meter über Meer. Das ist eine ganz rasante Abfahrt, in engen Windungen einer steilen Felswand entlang. Wir fahren aus braungelben Wiesen in ein saftig grünes Meer. Der Wald, entlang der Strasse ähnelte einem Regenwald. Im Tal sind die Weiden grün und es hat viel Vieh darauf.
Halb elf sind wir in Nowra angekommen. Eine wahrhaft grosse Stadt, in der wir vom Land ganz plötzlich einfahren. Keine Vorstadt, nach dem Wald kommen Fabriken.
Kleinere Ortschaften folgen, Tomerong, Milton, man ist wieder ländlich, in Batemans Bay essen wir in einem kleinen Lokal nach chinesischer Art. 🙁
Von Moruya nach Narooma fahren wir bis Tiba Tiba. Der Princess Hwy ist so angelegt, dass man zwar schnell fahren kann, aber vom Land wenig sieht.
In Tiba Tiba fahren wir ins Dorf und steigen auf einen Aussichtspunkt. Die Landschaft sieht aus wie im Emmental. Das Einkommen kommt auch hier wohl mehrheitlich von der Landwirtschaft, sprich Viehwirtschaft.
So um fünf suchen wir ein ‹Nachtlager›. In Cutagee, nicht weit vom Meer entfernt, in einem Wald ist ein Caravan Park. Hier sind wir heute Nacht zu finden.
26.02.2019
Halb sieben, ich erwache in einer idyllischen Waldlichtung, auf der knapp ein Dutzend andere Camper und Wohnwagen stehen. Es ist Zeit für das Frühstück. Wieviel angenehmer ist es doch, wenn um diese Zeit die Sonne schon aufgegangen ist und absolut keine Wolken im Anzug sind. 😊
Wir geniessen den Morgen und lassen die Sonne das Zelt vollständig trocknen. Heinz imprägniert es erneut.
Um zehn fahren wir weg. Unser Weg führt durch den Biamanga National Park. Die Strasse ist recht klein und es hat wenig Verkehr. Australien ist ein Land der Nationalparks. Der Schutz der Natur ist aber lange nicht überall gleich stark. In manchen Parks sind Farmen, oder sonstwie Häuser. Die Highways durch die Parks sind breit ausgebaut und Wildschutzzäune sind selten, oder kaputt. Auch in den Parks werden Tiere tot gefahren.
Über Tathra erreichen wir Merimbula. Wir gehen zuerst einkaufen, und weil’s gäbig ist, bei Woolworth.
Dann suchen wir ein chinesisches Restaurant um zu essen. Wir gehen ins Red Dragon, geleitet von Freund Google. Das Ambiente ist australisch, das Essen fast chinesisch.
Der Weg führt weiter, gegen Cann River dem Meer entlang. Zur Abwechslung fotografieren wir nicht die Landschaft, sondern Briefkasten. Hier wird die Individualität im Lande gross geschrieben. Jedes Haus, jede Wohnung hat einen Briefkasten. Der sieht dann aus, wie sein Besitzer es will. Da gibt es kleine Häuser, Kisten, Milchkannen, Mikrowellen, WC-Schüsseln, Plastikkanister, Motorradbox, und vieles Andere mehr. Was würde die eidgenössische Post dazu sagen?
Beim Fotografieren hören wir plötzlich an einem Waldrand ein glockenhelles, metallisches Piep, oder eine Art Schrei. Das wiederholt sich, von überall ist es zu hören. Heinze mutmasst, das sei ein «Glögglifrösch». Später hören wir es der Strasse entlang überall, wo wir anhalten. Ein Creek, der Bellbird Creek, bringt uns dann auf die richtige Spur.
Auf YouTube finden wir ein Video mit dem New Eastern Coastal Bellbird. Und, – das ist er, hört ihn euch im Internet an. ☺️
Bei Pambula zweigt unsere Strasse wieder auf dem Princess Highway ein. Auch wir fahren nun etwas schneller. Der Princess hat wieder mehr Verkehr, die Aussicht kommt zu kurz. Der Princess Highway ist eine Strasse für Einheimische.
Bis um fünf sind wir bei unserem Etappenziel, dem Cann River Caravan Park. Der wurde mal privat geführt, nun ist der Park offen und frei. Wir suchen ein Plätzchen und richten uns ein. Später kochen wir.
Vegetarisch und mit Fleisch entsteht ein gutes und grosses Abendessen.
27.02.2019
Halb sieben, der Himmel ist bedeckt, erste Lastwagen fahren, den Strassenlärm hörte man die ganze Nacht.
Null neun, das Ärgernis-Nieseln setzt ein für nur einige Minuten. Es reicht, zum Anfeuchten. 😒
Der Camper Place war gut. Gestern lernten wir Christian kennen, einen jungen Informatiker, der auch im Carpark übernachtete. Wir sassen zusammen und plauderten, als eine junge Brown Snake unter dem Stuhl durchkroch. Aufregung!
Ja also nun ist wieder Morgen, halb zehn, wir ziehen weiter. Die Sonne scheint.
Viertel vor zehn, wir stehen im Stau, es ist Baustelle. No worries, geht alles vorbei – wenn nur der Staub nicht wäre. Die Fahrt auf dem Princess Highway geht weiter, – viel Verkehr, schnelle Fahrt, wenig Möglichkeiten, die Landschaft zu geniessen. Man ist der Küste nahe, aber man sieht sie selten, man ist im Wald, aber der ist selten schön.
In Nova Nova gibt es einen Kafi und eine Toilette. Die kommen uns gerade recht. Die warme Sonne tut auch gut. Wir fahren gar nicht viel weiter und schon ist Mittagszeit. In Lake Enterance geniessen wir im Lakes Sports & Community Club ein gutes und nahrhaftes Mittagessen, chinesisch 😋. Wir halten beim Weiterfahren am Lookout von Lake Enterance. Eine wunderbare Aussicht gibt es da. Wir fotografieren und versuchen, uns auf Schautafeln zu orientieren.
Später merken wir, dass Melbourne schon wieder recht nahe ist. Wir suchen einen Caravan Park. Die erste Wahl fällt auf einen, der fast am Meer liegt, bei Paynesville, – da weht der Wind aber stark. Die zweite Wahl verantwortet Edi. Er will in den Echo Bend Camping neben dem Mitchell River National Park. Heinze fährt hin. Die Strassenwahl des Navi führt uns durch Bairnsdales Hinterland. Landwirtschaft prägt das Bild. Über Calulu nach Wuk Wuk erreichen wir nach diversem Geholpere den Bestimmungsort. Wir sind wieder in den Hügeln, weitab vom hektischen Australien. Den Wind sind wir aber nicht ganz los geworden. 😏 Aber, ausser einem hektischen Vogel und einer vorbeisummenden Biene ist es ganz still.
28.02.2019
Ein wunderschöner Morgen begrüsst uns. Zwar reicht die Sonne noch lange nicht zu uns, aber der Himmel hat keine Wolken, wie ich aufstehe. Es geht bis halb neun, dann ist unser Übernachtungsplatz in Sonnenlicht getaucht. Ein lauer Wind weht.
Wir fahren gegen zehn aus dem Tal ab.
Ein eigenartiger, schöner, kleiner Talkessel in dem dieser Camping liegt. Gestern bin ich noch etwas spazieren gegangen. Aus dem Camping führen so ne Art Känguruhpfade weg, auf denen man walken 😉 kann. Meist muss man gebückt gehen, zwischendurch ist der Pfad gegen oben offen. Nach rund einer Viertelstunde kreuzt eine Strasse den Pfad. Tiere habe ich bis dahin keine gesehen und es dunkelt ein. Ich folge der Strasse, die mich wieder zum Camping bringt . Ich begegne Hasen und Känguruhs, – ganz dunkelbraunen, fast schwarzen. Ob das wohl Bergkängurus sind?
Wieder beim Auto, ist es fast dunkel, da kommt ein Kookaburra angeflogen, er findet uns dann aber nicht so interessant und verschwindet wieder.
Wir verlassen also den Camping über Stratford Richtung Sale. Die Strasse führt entlang der Eisenbahn.
In Australien hat diese nicht die selbe Bedeutung wie in der Schweiz. Kurze und mittlere Entfernungen werden mit dem Auto zurückgelegt. Und das ist relativ, hunderte Kilometer gelten als normale Strecken. Nur in den Ballungszentren um Melbourne, Canberra und Sidney spielt der Personentransport mit der Bahn eine Rolle. Nennenswert und historisch wichtig sind sicher die Indian Pacific -, The Overland – und The Ghan Fernverbindungen. Viele kleinere Strecken sind stillgelegt. Nur noch die Gleise oder Brücken zeugen davon.
Im Güterverkehr sind nur die meist privaten Metallerz – Transporte nennenswert.
Der grösste Teil unserer Autofahrt geschieht auch heute auf dem Princess Highway. Zuerst müssen wir aber wieder vom «Land in die Stadt». In Sale essen wir zu Mittag. Um eins geht es wieder weiter.
«36 Grad und es wird noch heisser», die Wärme hat uns wieder. In Rosedale ist es schon über 37 Grad. Je näher wir Melbourne kommen, desto mehr steigt das Thermometer.
Zwischendurch feiert Heinze den Kilometerstand des Kamels.150 000 Kilometer ist beachtlich mit all den erduldeten Strapazen auf der langen Reise. ☺️
Trararlgon 39 Grad, Hernes Oak 40, Trafalgar 40.4, Yarragon 41, dann zweigt Heinze Richtung Mt. Baw Baw ab und wir landen im Glen Cromie Caravan Park.
Halb sechs wird die Hitze von einem leichten Regen abgelöst.