Berichte 01.01. – 15.01.2019


1.01.2019

Ein Allerbestes Neues Jahr, das wünsche ich vor allem auch unseren treuen Leserinnen und Lesern. Bitte lest doch noch die letzten Einträge 2018, leider hatten wir nicht die Gelegenheit, diese rechtzeitig zu posten.

Nun, bald werde ich wieder kurz alleine sein, bevor sie Reise mit Edi am 7. Januar weitergeht.

Für Enzo gilt es, die Rückreise anzutreten. Von Geraldton aus sind die Flüge rar, und Enzo muss rechtzeitig in Darwin eintreffen, um von dort aus den Flug in die Schweiz antreten zu können. So fahren wir halt einen kleinen Umweg. Nicht etwa 30 oder 50km, nein, ein Umweg hier in Australien ist halt eben schnell mal mehr als 400km. Auf der Küstenstrasse (Indischer Ozean) fahren wir in die Nähe des Flughafen Perth. Da wird das rote Kamel dann auch Edi  abholen.

Nun bleibe ich ein paar Tage im Perth Central Caravan Park, nicht der schönste Ort, aber halt eben praktisch.

2.01.2019
Enzo winkt frühmorgens am Flughafen sein „Good bye“. Er wird in Darwin in Tinas Haus übernachten,  und Tina fährt ihn dann morgen um 04:00 zum Flughafen. Wir sind froh über diesen herzlichen Support.

Enzo schreibt mir von unterwegs: Auf dem Rückflug von Perth nach Darwin konnte ich diesen unvergesslichen Monat in 3 Stunden live zurück verfolgen. Perth, die Grossstadt, hunderte riesige Kornfelder, Nationalparks an der  Westküste, die weite Savannenwüste, brennende Buschfeuer mit Rauchsäulen, ausgetrocknete Salzseen, rote blanke Erde – sogar den Lake Argyle überflogen wir! Dieser Riesensee hat zwei mächtige Einflussströme, das Stauwehr, das alte Abflussbeet… und wirklich weit und breit nur eine einzige kleine Siedlung mit unserem leuchtendem Pool. Ob jemand wie wir damals gerade diese Aussicht genossen hat, liess sich leider aus dem Flugzeug nicht erspähen. Langsam wurde dann die Vegetation wieder grüner und in Darwin erwartete mich bei 33°C der erste starke Tropenregen der Wet Season. Dreissig Liter Wasser in einer halben Stunde. Die Abkühlung tat gut. Schliesslich erwarten mich ja Temperaturen um die Null Grad in der Schweiz.

Ich wünsche dem Kamelteam alles Gute und eine interessante, unfallfreie Weiterreise.

Ig ha my doch so gfröit,

Uf dä Kamelritt ds zwöit!

Zäme das Outbäck ga entdecke,

Mit emäne Kamel für die witte Strecke.

Vom Billabong tief i Nationaupark,

Vom Lake Argyle zrügg zur Bay vom Shark

Jetzt sy die 30 Tag scho verby –

Liebä Heinze, liebs Kameu: “so great“ isch’s gsy!

Härzleche Dank e so

vom Enzo!

3.01.2019
Enzo ist nun also mit der Swiss von Singapur in die Schweiz unterwegs. Ich wusste es schon immer – mit Enzo würde das Reisen Spass machen. Das hat sich um ein mehrfaches bestätigt. Seine entgegenkommende, unterstützende und rücksichtsvolle Art und das pragmatische Denken und die praktischen Begabungen haben das gemeinsame tolle Reiseerlebnis ermöglicht. Ich habe auch viel gelernt und neue Interessen sind erwacht, denn Enzos Wissen über die Natur ist immens. Wir haben 24 Stunden mal 7 Tage die Woche einen Monat lang zusammen auf kleinstem Raum im Kamel und weitestem Raum in den Wüsten Australiens gelebt, und haben uns dabei gut verstanden und wunderbar ergänzt.

Herzlichen Dank lieber Enzo.

Noch zusammen mit Enzo haben wir auf dem Perth Central Caravan Park die Bettlacher Melanie, Christian mit den Kindern Ben und Tim kennengelernt. Sie besuchen heute zum zweiten Mal ein Spiel von Roger Federer und reisen dann weiter. Die Kinder haben mich mit wunderbaren Zeichnungen beschenkt, Zeichnungen vom Roten Kamel eben. So cool.

4.01.2019
Mal Pause ist für das Kamel und sein Team (hihi, bin nur noch ich) auch nicht schlecht. Die Plane wird bei Bunnings gegen Garantie ausgetauscht, das Led Licht repariert, defekte oder rostige Teile (wie Splinten) ersetzt, ein Silikonspray ist ebenfalls in Aktion und vieles Material wird überprüft und neu eingeordnet.

Echt, und jetzt freue ich mich auf ein freies Weekend. Just hanging around and chilling out… und einen Pool hat es hier ja auch.

5.01.2019
In Perth gibt es doch einiges zu sehen: berühmte Sandstrände und erstaunliche Parks gibt es in dieser Metropole mit kleinen Bars und kreativen Restaurants.

Perth ist die Hauptstadt des Bundesstaats Western Australia und liegt an der australischen Südwestküste an der Mündung des Swan River.  

Ich bummle etwas in der Stadt herum und besuche dann um16 Uhr den Hopman Cup. Nicht ganz so billig, und die vielen Security Checks nerven fast ein bisschen – doch es hat sich gelohnt. Das Schweizer Duo Roger Federer und Belinda Bencic spielen echt verbüffend und spannend, sie  gewinnen das finale Mixed gegen Zverev/Kerber in drei Sätzen. Wahnsinn, wie viele Fans Roger hier in Australien hat. So viele Schweizerfähnchen auf einem Platz gibt es nicht mal am 1. August. Fast ein bisschen unfair, denn die jubelnde und unterstützende Menschenmenge einigt sich etwas auf einseitige „Roger“-Rufe.

6.01.2019
Bettzeugs waschen und Karre aufräumen, denn heute Abend trifft Edi ein. Sein Abflug in der Schweiz erfolgt etwas verspätet, der vielen Schneefälle wegen. Unterwegs bekomme ich aus Abu Dhabi die Nachricht, dass der Anschluss klappe. Und tatsächlich, pünktlich um 10 vor 11 abends kann das Kamel den Edi aufnehmen.

Gerne übergebe ich das Berichteverfassen wieder Edi…


07.01.2019
Heinze hatte sich in Perth im Central Caravan Park eingemietet. Das Kamel kann es sich hier unter seinesgleichen ganz gut gehen lassen. Eigentlich fällt es auch nicht besonders auf, in diesem Land der Camper. Viele sind hier in ‹unserem› Park: In- und Ausländer, die meist Ferien machen.
Der zweite Tag auf australischem Boden lässt sich für mich sehr gemütlich an. Halb sieben aufstehen, dann die Kafi Prozedur: zuerst kochen, dann trinken! Wie früher! Mit Kernen und Nüssen zum Frühstück ist man sofort ein ganz anderer Mensch. 😊
Heinze hat wieder sehr viel Arbeit, zum Ausbauen und Flicken in sein Kamel investiert. Er zeigt mir, was wo zu finden ist und wie es funktioniert.
Dann wird die Winterkleidung aufs Dach umgepackt.
Inzwischen steht die Sonne schon so hoch und wärmt, dass es mir leicht fällt, die Jeans einzumotten und in die kurzen Hosen zu steigen.
Später besuchen wir den Kings Park. Ein Hügel in Perth, der sehr schön zu einer Parklandschaft umgemodelt worden war. Viele Gedenktafeln erinnern hier an all die Toten aus mehreren Kriegen, in die Australien hineingezogen worden war.
Belohnt werden wir durch eine wunderschöne Sicht auf die Stadt.
Zu Mittag sind wir im China Restaurant Fortune und das Essen ist vorzüglich. Wir beide sind zufrieden.
Da Perth eine Millionenstadt ist, müssen wir das Kamel bei unseren Aktivitäten mehrmals umstellen .
Beim Einkaufen im Woolworths, einem riesigen Einkaufszentrum, finden wir das rote Auto fast nicht mehr. Das Innere der Gebäude ist aus ähnlichen Elementen aufgebaut und es hat mehrere Ein- und Ausgänge. Nun, wir finden nach dem Einkauf den Eingang nicht mehr, also müssen wir auf dem Platz draussen das Kamel suchen.
Perth erkunden wir am Nachmittag und Abend zu Fuss und knipsen viele Fotos. Ab sechs sind aber die Geschäfte und viele der Restaurants geschlossen. Wir kehren noch ein und um 08.30h gehen wir wieder zum Auto und fahren auf den Camping.
Vom heutigen Tag bleibt auch, dass das Kamelnavi immer wieder spinnt, uns fehlleitet und wohl unter der Hitze leidet.


8.01.2019

Pünktlich um 06.30 bin ich im Kamel wach und merke, dass andere auf dem Zeltplatz schon lange unterwegs sind. Ich gehe duschen, in Heinzes Zelt regt sich noch nichts. Beim Zurückkommen merke ich aber, dass mein Reiseleiter heute auch zu den Frühaufstehern gehört.
Heute wollen wir weiter, daher packen wir nach einem kurzen Frühstück unsere Platzeinrichtung zusammen. Beim Zeltabbau lerne ich viele neue Abläufe und Kniffe.
Wir besprechen die weitere Route und legen als heutiges Tagesziel den Nambung National Park fest. Um elf fahren wir los.
Bald sind wir auf grosser Strasse unterwegs und sogar das Navi funktioniert meistens.
Der Weg zum Park führt in nördlicher Richtung parallel zum Meeresstrand. Zwischendurch fahren wir aber auch an den Strand und sind überwältigt von der wunderbaren Farbe des Wassers im indischen Ozean. Eine Retorten-Ortschaft mit dem Namen «Two Rocks» vermittelt zwar einen Eindruck von reich, neu und chique – lässt aber jeglichen Charme vermissen. Die Vermögenden aus Perth haben sich hier wohl den Traum vom Wochenendpalast verwirklicht. Den Gegensatz dazu bildet der Ort «Gray» mit seinen alten, verfallenden Buden, den wir kurz darauf besuchen
Wir folgen der Strasse nordwärts. Abgelenkt und magisch angezogen werden wir von schneeweissen Dünen. Wieviel Muschelkalk hier wohl gelagert ist? Riesige Hügel feinsten, weissen Sandes liegen in doch recht grosser Distanz zum Strand und werden vom Wind immer weiter getragen. Tolle farbliche Kontraste ergeben sich: Himmel, Pflanzen und Sand.
Um halb fünf treffen wir in der Pinnacle Desert ein. Diese liegt in unserem Ziel – Nationalpark. Weltbekannt sind all die Steinskulpturen, die Regen und Wind hier aus eisenhaltigem Sandstein heraus geschmirgelt haben. Kilometerweit stehen gelbrote Steinsäulen in gelben Sandflächen und geben ein eindrückliches Bild ab. Die Vegetation und das dramatische Wolkenspiel ergeben apokalyptische Bilder.
In Cervantes finden wir auf dem Campingplatz mit Glück ein Unterkommen und können uns vom Tag erholen.
Der Tag war türkis, azur, weiss und gelb geprägt und bleibt in farbiger Erinnerung.


9.01.2019

Wir sitzen unter einem Strauch am Schatten. In der Nähe ist eine Farm, die Ninghan Station, wo man auch übernachten kann.. Mr Bell, der Besitzer, hat uns in Empfang genommen und hinters Haus geschickt – irgendwie machte er den Eindruck, froh zu sein wieder mal mit jemandem sprechen zu können. Es ist sechs Uhr am Abend und wir philosophieren über unseren heutigen Tag. Vom Haus her hört man das Windrad drehen.

Der Morgen in Cervantes beginnt früh. Schon kurz nach fünf höre ich die ersten Mitcamper. Nach dem üblichen Morgen-, Wasch- und Frühstücksrirual bauen wir unseren Übernachtungsplatz wieder ab. Weil wir hier gute Internetverbindungen haben, machen wir anschliessend im Aufenthaltsraum noch etwas «Büro».
Um 10.15 fahren wir ab Richtung Wubin. Kurz vorher, in Dalwallinu essen wir: Gesamtnote 4.5. Eher fast, eher labrig und nicht so mein Fall. Aber, wenn die Auswahl fehlt … was soll man machen: schlucken.
Die Verbindungsstrassen sind sehr gut ausgebaut, manchmal mit, manchmal ohne Teerbelag und Kilometeter um Kilometer ganz gerade. Eintönig lang, was die Strasse angeht, links und rechts davon sieht man aber australischen Busch. Eine üppig bewachsene Steppenlandschaft mit einer Unmenge an Pflanzen. Allerdings wird ein Grossteil des Landes auch landwirtschaftlich genutzt. Felder und Wiesen, so weit das Auge reicht. Büsche fehlen hier, alles ist gegenwärtig braun verdorrt. Industriell geprägte Landwirtschaft, – so ganz anders als in der Schweiz.
Unterwegs begegnen uns auf der Strasse Road Trains. Riesige Lastwagen mit zwei, drei und vier Anhängern mit höchster Geschwindigkeit. Die halten nicht, wenn etwas im Weg ist. Wildtiere sehen wir keine. Wenigstens keine lebendigen – dafür liegen viele Känguruh Kadaver den Strassen entlang.
Von Wubin fahren wir weiter Richtung Mt. Magnet, bei nunmehr 40 Grad Celsius. Um Mt. Magnet soll es Bergbauminen geben, die uns interessieren.
Es wird langsam Abend, als wir die Abzweigung bei Ninghan entdecken und so den Weg zu Mr. Bell. Weitab der grossen Zivilisation, hinter einer Farm, mit vielen verlotterten Maschinen und Gebäuden, am Rande der Wildnis ist unser heutiger Schlafplatz.


10.01.2019

Sechs Uhr morgens: «Is someone awake here?» Mr. Bell fährt mit seinem Quad vor und weckt uns. Er ist gekommen, um uns Goldnuggets zu zeigen, die er gefunden hat. Arm ist er nicht. Nach längerem Gespräch zieht er wieder ab.
Wir packen zusammen, frühstücken etwas und machen uns um acht Uhr auf, Richtung Warrdagga.
Dies ist ein etwa 380 Meter hoher Berg, ähnlich dem Uluru. Herr Bell hat uns den Weg über sein Land erklärt, nebenbei er ist Besitzer von 2700ha Farmland. Kilometer um Kilometer fahren wir auf schnurgeraden Pisten durch den Busch.
Das letzte Stück der Strecke führte durch Aboriginal-Gebiet. Wir erklimmen den Warrdagga und werden mit einem einzigartigen Weitblick belohnt. Ich sehe meine ersten Kängurus, bin hin und weg von der Landschaft und den Pflanzen, und der Berg hat es mir auch angetan.
Auf dem Rückweg zu Mr. Bell, wir müssen uns bei ihm wieder zurückmelden, besuchen wir noch einen ausgetrockneten Salzsee.
Anschliessend fahren wir Richtung Mt. Magnet. In der Tavern & Road House in Paynes Find essen wir zu Mittag. Die Auswahl für Vegetarier ist nicht so wahnsinnig. Ein Vegiburger und Salat muss reichen – naja. Heinz mit seinen Fish und Chips macht auch nicht den glücklichsten Eindruck.
Die Weiterfahrt auf dem Highway Richtung Mt. Magnet ist ein eindrückliches Erlebnis. Die Strasse wurde mit dem Lineal gebaut. Die längste Strecke ohne Kurve betrug 16 Kilometer: Strasse, bis zum Horizont, mitten durch den Busch.
Immer wieder begegnen uns riesige Laster und der Strassenrand ist gepflastert mit überfahrenen Tieren.
Wir versuchen, trotzdem in guter Stimmung zu bleiben. Heinz dreht die Stereoanlage auf, wie früher. 😉 Um etwa 16 Uhr kommen wir am Ziel an. Mt. Magnet ist nicht ein wahnsinnig grosser Ort. Wir können aber gut einkaufen und einen Camping hat es auch. Der Wind will heute keine Ruhe geben, aber uns geht es gut.
Australische Strassen bleiben in Erinnerung.


11.01.2019

Wir sind «Goldgräber», offiziell, staatlich lizenzierte Prospektoren für ganz Westaustralien.
Das war zwar nicht unser Berufswunsch, aber manchmal läuft nicht alles so, wie man es sich wünscht.
Wir interessieren uns für den Besuch einer Goldmine – so mitTouristenführung und einigen interessanten Einblicken in den Betrieb. Also besuchen wir das lokale Büro des ‹Mining Departements› um uns zu erkundigen, wie wir da vorgehen sollen. Die Angestellten sind sehr freundlich und schicken uns in die nächste Goldmine der Ramelius Resources in Mount Magnet.
Wir werden aber schon auf dem Weg dahin von zwei energischen Damen im entgegenkommendem Dienstwagen aufgehalten. Auf halber Strecke zur Mine müssen wir auf einem Parkplatz warten, bis die beiden aus Mount Magnet zurück sind. Nun, sie nehmen uns mit in ihr Office. Da angekommen meinen sie, uns fehle das Dokument «Mining Rights». Ohne dieses gehe gar nichts, wir müssten wieder ins Mining Departement.
Unwillig fahren wir wieder in den Ort und suchen das Büro auf. Dort staunt man wegen dieser Auflage, aber man stellt die Dokumente aus, gegen Bezahlung von je 25$AUS. Im Laufe der Diskussion stellt sich heraus, dass wir nun eben Prospektoren sind und mit dieser Lizenz ein vererbbares Recht erworben haben, in Westaustralien Gold zu suchen.
Wieder zurück in der Mine, mit einer recht dicken Mappe unterm Arm, stellt sich dann heraus, dass das Touristenprogramm doch einfach so zu haben gewesen wäre. Man hatte uns als Goldsucher eingestuft und bei denen geht nichts ohne Mining Rights. Tja, und auch mit dieser Lizenz dürfen wir eigentlich gar nichts auf dem Boden der Minengesellschaft. So machten wir dann, am Schluss doch nur den Touristenrundweg; – und sind mehr als enttäuscht. Sehenswertes gibt es da nichts.
Fazit: Keine Empfehlung für das touristische Angebot rund um die Goldmine Ramelius Resources.

Das Aufstehen verlief unspektakulär und routiniert wie immer. Nach dem Minenreinfall gehen wir essen. Fast Food von der Tankstelle, mehr gibt es in Mount Magnet nicht. Anschliessend fahren wir durch die Busch-Wüste Richtung Osten. In Leinster übernachten wir im Caravan Park als einzige Gäste.
Leinster ist eine Retortenstadt, die einer Minengesellschaft gehört. Das Dorf, die ganze Infrastruktur, Schule, Sportplätze, Geschäfte, Freibad, usw. entstand und vergeht, wenn der Erzabbau nicht mehr rentiert.


12.01.2019
Ich stehe um 05.30h auf, nicht weil ich ein Frühaufsteher bin, sondern weil meine Armbanduhr wieder spinnt, sprich die Zeitzone gewechselt hat.
So entwickelt sich auch der Rest des Tages. 😓 Aber mal der Reihe nach. Früh packen wir in Leinster zusammen und machen uns auf den Weg nach Wiluna. Der Weg dahin ist vergleichsweise kurz, kommt mir aber sehr sehr lang vor; – vielleicht auch weil sich die fehlenden Stunden Schlaf bemerkbar machen. Die Temperatur bewegt sich so um die 50C° und lädt auch zu einem Schlummer ein. Glücklicherweise ist Heinz hellwach.
Auf halber Strecke sehen wir ein Minengelände. Eine riesige offene Wunde im Boden. Wir machen Fotos und staunen. Aber auch hier sind wir nicht so recht willkommen, – wir werden entdeckt und vom Gelände verwiesen.
Wiluna ist unser Ausgangspunkt zur Wüstendurchquerung. Hier wollen wir noch alles Nötige organisieren, regeln, vorkehren. Obschon erst Mittag ist, bleiben wir in dieser Gegend. Wir suchen einen Caravan Park. Nach einer Viertelstunde Fahrt kommen wir auf einer Farm an. Hier wurden früher Früchte angebaut, bis mit der Wasserversorgung Probleme auftraten. Das Klima ist einfach zu trocken.
Wir bereiten uns einen Kartoffelsalat zum Zmittag (nix Fast Food). Nach den üblichen Hausmannspflichten machen wir uns wieder auf, nach Wiluna. Auf dem Polizeiposten wollen wir über die Wüstentour informieren; – geht aber nicht, die Polizei ist «on tour». Eine halbe Stunde später wollen sie zurück sein. Beim Postgebäude ist eine Tankstelle, wir wollen volltanken; – geht aber nicht, der Kartenautomat funktioniert nicht. Im Postgebäude ist ein Supermarket, da wollen wir unsere Wasser und Essensvorräte ergänzen; – geht aber nicht, weil geschlossen. Morgen soll wieder offen sein, sagt der Polizist. Der ist inzwischen wieder zurück und wir können unsere Reise anmelden. Auf dem Polizeiposten hat es inzwischen eine ganze Crew. Ob die alle «on tour» waren?
Eine der Polizistinnen kommt mit einer grossen Strickmütze zu uns. Voller Stolz zeigt sie uns das junge Känguruh, das sie gross zieht. Allerliebst, – und für Fotos wird auch noch posiert.
Anschliessend wollen wir baden gehen; – geht aber nicht, weil gerade eines der seltenen Gewitter anzieht und das Freibad vor unserer Nase schliesst. Ein Restaurant, ein Cafe, alles Fehlanzeige, hier in Wiluna gibt es nichts davon.
Na ja, morgen ist auch noch ein Tag. Wir kehren zum Caravan Park zurück. 😗


13.01.2019
Sonntagmorgen, wir stehen fast um fünf auf, packen auf dem Zeltplatz zusammen und fahren zum Einkaufen nach Wiluna. Gestern war der Tag des Frustes, heute wollen wir Erfolg haben. Tanken können wir mit unseren Master und Visa immer noch nicht. Ein lieber Mitmensch lässt uns aber mit seiner Karte tanken und wir bezahlen ihn dafür in bar. Im Laden ist recht viel los und wir sind erstaunt, was es da alles gibt. Um neun Uhr haben wir dem Kamel zusätzlich über siebzig Kilo Wasser ‹auf den Rücken gebunden›. Wir staunen aber, was wir dafür blechen müssen. Selbst die Einheimischen machen uns darauf aufmerksam, dass dies eben der einzige Laden im Ort sei. Und einen Kassenzettel sollen wir auch verlangen… 😉 Trotzdem, wir können fast alles einkaufen und verlassen Wiluna.
Von nun an fahren wir Richtung Osten, dem Zentrum von Australien. Ich lerne das erste Mal eine richtige Wüste kennen und freue mich darauf. Gleichzeitig wird es für uns immer schwieriger, einen Internetzugang zu finden. Erst nach dem Gunbarrel Hwy werden wir von unseren Erlebnissen berichten können und uns wieder regelmässig melden.
Doch nun zurück zum heutigen Tag. Auf dem ersten Teil des Gunbarrel sind tadellose Pistenverhältnisse anzutreffen. Den ganzen Tag treffen wir Viehherden an, die in dieser Wüsten-Buschlandschaft grasen. Ausserdem wimmelt und hüpft es von Kängurus, die wir aus ihren Schattenplätzen aufscheuchen.
Fast um zwölf Uhr kochen wir in einem ausgetrockneten Flussbett eine Nudelsuppe und geniessen das Leben. Wunderschöne Gumtrees spenden uns Schatten.
Je weiter wir am Nachmittag fahren, desto unterschiedlichere Vegetationen treffen wir an.
Wüste ist nicht Wüste und nur wenige Stellen hier entsprechen einer Sandwüste.
Kurz vor unserem Tagesziel, der Carnegie Station, braut sich ein Gewitter zusammen und es regnet erstmals etwas.
Also dann, – auch morgen fahren wir weiter und berichten später.


14.01.2019
Der heutige Tag ist beeindruckend, gross und voller Überraschungen. Auf dem Gunbarrel Hwy ist viel Abwechslung, was die Natur anbelangt; – die Strecke, die Strasse ist aber eintönig, inzwischen altbekannt, eben gerade.
Wir legen heute in acht einhalb Stunden 230 Kilometer zurück. Mehr als wir gerechnet hatten. Über weite Strecken ist die Piste gut und gut unterhalten. Ab heute Mittag befahren wir eine Strasse, die zeitweise eine Oberfläche wie Wellblech hat. In der Fahrbahn ragen Felsen hervor und Wasser hat tiefe Rinnen hinterlassen. Manchmal sind neben der Hauptpiste eine ganze Reihe von Fahrspuren.
Wir sind also nicht die einzigen, die sich wie in einem Schüttelbecher fühlen beim Fahren und irgendwie einen Ausweg suchen.🤔
Tiere sieht man heute immer weniger. Auf der Fahrbahn sind Kamelspuren zu sehen. Manchmal begegnen wir abgenagten, ausgebleichten Knochen.
Strassenverkehr gibt es nicht. Uns begegnet nirgendwo ein verkehrstaugliches Gefährt.
Links und rechts breitet sich die Natur ins Unermessliche aus. Die Pflanzen, mit angepassten Spielformen, in verschiedensten Farben; – da wo sie sich durchsetzen können, in riesiger Anzahl. Die Tiere, scheu und versteckt, klein und trotzdem wunderschön. Geprägt durch das karge Leben hier. Alle, ob Pflanzen oder Tiere, getrieben durch den Durst, die beste, oft einzige Überlebenschance suchend.
Am Horizont sehen wir fast den ganzen Tag Rauchsäulen. Überbleibsel des gestrigen Gewitters.
Der Durst ist nicht der einzige Feind.


15.01.2019
Wir stehen zwischen fünf bis Viertel nach fünf auf. Es ist noch recht kühl. Allerdings haben wir beide Durst und lechzen nach Wasser. Nach dem Frühstück, um sechs hat die Sonne schon mehr Kraft und wir kommen bald ins Schwitzen.
Um Viertel nach sieben fahren wir weg von unserem Kraftort. Es war ein wunderschöner Platz zum Übernachten hier im Gibson Naturreservat, allerdings hat es auch hier Büchsen und andere Hinterlassenschaften der Zivilisation.
Um neun Uhr «kochen» wir schon fast im Auto und fahren weiter der Gunbarrel entlang. Wir leben gut und hören uns Musik an, in der Wüste!
Den Mt.Beadell besteigen wir, – irgendwie kann man ja nicht immer im Auto hocken; und es tat gut. 😊
Was da alles der Piste entlang liegt. Ein kaputtes Auto, kaputte Anhänger, … was noch brauchbar war wurde rausgenommen.
Von Zeit zu Zeit liegen Knochen am Strassenrand; weiss und etwas bedrohlich.
Um zwölf haben wir hundert Kilometer zurück gelegt. Die Strasse ist zeitweise ein Pfad. Beidseitig mit Büschen zugewachsen. So bewegen wir uns fast auf Schleichwegen durch die Wüste.
Bei Tryptomene Hill stossen wir auf eine riesige Fläche, die eigentlich einer Sandwüste entspricht. Sandflächen und Danddünen beherrschen das Bild. Die Sträucher und Gräser sind abgebrannt und der Sand wird vom Wind weggetragen. Allerdings muss dies schon einige Zeit zurück liegen. Die Wurzelstöcke der Sträucher haben begonnen, ganz hellgrün und kräftig zu spriessen. In einigen Jahren wird die Gegend wieder zugewachsen sein.
Auf dem Mt. Samuel machen wir wieder einen Fotohalt. Ein Steinhaufen – Mahnmal dient einem ganzen Schwarm verschiedenster Vögel als Behausung.
In der Nähe soll es Rockholes geben. Die wollen wir uns anschauen. Schon nach kurzer Zeit stossen wir auf Dingos, den australischen Wildhunden. Bei den Felslöchern angekommen, hat es da eine ganze Dingofamilie. Scheue Gesellen, die sich verziehen, sobald wir kommen. In einem der Löcher entdecken wir dann den Grund ihrer Anwesenheit. Hier liegt der Kadaver eines Kamels und die Hunde sind die Gesundheitspolizei.
Die Wüste ist gnadenlos und unerbittlich. Tod und Wiedergeburt liegen nahe beieinander.
Wir ziehen noch etwas weiter und schlagen dann unser Nachtlager auf.


16.01.2019
Nachts um halb zwölf
Munter und mit sich selbst im Reinen sitzt der Heinze allein am Tischchen in der grossen Gibson Wüste. Sein Compagnion hat ihn im Stich gelassen Schon lange hört man das leise, gleichmässige Schnarchen von Edi. Heinze sortiert noch Fotos. Rund um das Camp der Nachwuchsexplorer toben Gewitter und in der Ferne wird der Himmel blutrot erleuchtet durch Buschbrände. Plötzlich hat Heinz das Gefühl nicht alleine zu sein.
Ein leises Zirpen hinter sich, ein Huschen und Lauern lässt ihn aufschrecken. Mit seiner Led-Stirnlampe fasst er wie mit Fingern in die tiefe Dunkelheit. Da, – zwei Augen glänzen in der Finsternis. Weisses, kaltes Leuchten lässt ihn erschaudern. Ihm wird bange, nicht nur zwei, – vier, sechs, acht Augen, ja Augenpaare glänzen ihm entgegen. Ungezählt die Leuchtpunkte, die ihn beobachten. Was führen die im Schilde und wer sind sie?

Gross die Erleichterung, als er im Schweiss gebadet im Zelt erwacht. Die Brandwache erübrigt sich, die Gewitter haben sich verzogen; – aber die Vorsorge, die er getroffen hatte, war gut.
Die Augenmonster werden auch in seiner Fantasie wieder zu den zwei Zentimeter kleinen Laufspinnen.
Halb drei, noch drei Stunden Schlaf!

Halb neun, alles wie gehabt gut. Wir haben einen schönen Übernachtungsplatz, frühstücken gut und starten dann auf unseren nächsten Abschnitt.
Auf unserer Frühstücksmilch steht:»Shake me to wake me». Anscheinend wurde dies auf unsere Fahrwege übertragen. Wir sind zeitweise richtig groggy von dem vielen Geschüttle und Gerüttle. Die Naturfahrbahnen haben eine wellblechartige Oberfläche. Durch schnelles Befahren mit schweren Fahrzeugen kann sowas entstehen.
Nach der Mittagszeit lassen wir die Gibson – Wüste hinter uns und über den Central – Highway gelangen wir nach dem Warakurna Roadhouse.
Hier sind wir wieder über Internet verbunden, die Bilder können aber nicht heruntergeladen werden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert