Berichte 16.04. – 30.04.2018

16.04.2018

Fertig luschtig, iz faht der Ärnscht a. 😉
Mit der Reinlichkeit ist das so eine Sache. Sowohl in Indonesien, als auch hier in Timor gibt es Gegenden oder Orte, die vor Dreck nur so strotzen. Die Tierchen, die davon provitieren gibt es auch. Ratten, Mäuse, Schaben usw. lassen grüssen und sind wohlgenährt. Aber halt, die gibt es ja in der Schweiz auch, nur eben nicht so offensichtlich. Wir haben gelernt, unsere Abwässer in den Untergrund zu verbannen, unser Mist hat seinen Platz weit ab von unserer Wohnung. Und die Tierchen sind ihrer Futterquelle gefolgt.
Auf den besuchten Inseln ist die Kanalisation der Abwässer eine riesige Aufgabe und oft ungenügend gelöst. Von Wasserkläranlagen ist man weit entfernt und die Gewässer haben viel zu ertragen. Letztendlich landet alles im Meer. Aber auch die Wasserzuleitungen sind noch eine grosse Aufgabe. Wasser muss in vielen Haushaltungen draussen geholt werden, sei es bei einer zentralen Zuleitung oder bei einem Bach. Eine Aufgabe, die zumeist Kinder erledigen, mit Plastikkanistern die möglichst gross sein sollen. Buben und Mädchen erledigen Schwerstarbeit.
Es gibt hier wenig Haushaltungen, die eine Waschmaschine besitzen. Wie schaffen es all die Leute bloss, saubere Kleider zu haben? Ich begegnete Kindern, deren Schuluniform auch ein weisses Hemd enthält. Was für eine Bürde für die Frauen, wenn der Waschplatz am Bach ist? Man achtet hier sehr auf Reinlichkeit. Dreckige Kleider sind ganz selten zu sehen und die Körperpflege wird gross geschrieben.
Unsere Rumreiserei hat gestern ein Ende gefunden. Heinze hat zwar sein Projekt noch lange nicht fertig und die nächste Station ist irgendwann Australien. Da hat er dann auch ein neues Team an Bord und Edi wird zu Hause sein.
Um aber das Kamel per Container nach Australien schicken zu können, steht noch eine riesige Putzaktion an. Die Einreise wird nur erlaubt, wenn jedes Ding und Dingelchen sauber geputzt ist und kein Dreckspritzerchen, Sandkörnchen, Samenkörnchen oder Mückenflügel in diesem grossen Fahrzeug zu finden ist. 🐾
Wow! Und mit dieser Aufgabe haben wir heute begonnen.
Heinze untersucht die Bordapotheke. Angefangenes muss ausgeschieden werden, nur ganze Packungen sind erlaubt. Das ist knifflige Büetz und auch der 70% Putzalkohol wird gebraucht.
Edi putzt sich durch Küchen- und Kochutensilien mit gelbgrünem Schwamm und Zahnbürste.
Um halb sechs gibt’s ein improvisiertes Nachtessen.

 

17.04.2018

Der heutige Tag lässt sich mit wenigen Worten beschreiben. Wir haben mit der Putzerei weitergefahren. Man kann sich nicht vorstellen, wieviele Kleinteile in so einem Auto stecken können. Vom vielen Rumgefahre hat sich eine Menge Staub und Dreck angesammelt. Wahrscheinlich von jedem durchquerte Land etwas. Daher ist es wohl wirklich an der Zeit, dass mal gereinigt wird.
Edi reinigt Elektronik und Kleinteile, Heinze wäscht, was Wasser verträgt unter der Dusche.
Am Mittag sind wir im Timor Plaza, essen da und kaufen ein. Anschliessend suchen wir nach einer Lösung, damit im Land Cruiser wieder Musik ertönt. Das alte Radiogerät ist schon vor vierzehn Tagen kaputt gegangen. Heinze hat versucht, es flicken zu lassen, doch ohne Erfolg. Heute haben wir für 50$ ein Ersatzgerät gekauft. Hoffen wir, dass es seinen Dienst möglichst lange tut.
Danach war noch etwas Reinigung angesagt und zum Schluss ein Abendessen beim Chinesen. 🏮

 

18.04.2018  (Tolles Datum,18.4.18 )

Für den heutigen Tag brauche ich noch fast weniger Worte. «Werkzeuge putzen» genügt fast. Nach dem Frühstück; – eingekauft im chinesischen Supermarkt: Süssgipfeli mit lokalem Honig, einem Fruchtsaft namens Jungle Fruit und mitgebrachtem Schweizer Kaffee, putzten wir. Nach dem Mittagessen in einem nahen Warung: Reis, Gemüse, Erdnuss, Tofu, usw. – putzten wir. Heinze putzt immer noch, auch während ich, Edi, diesen kurzen Tagesbericht schreibe.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen und mich von der Leserschaft verabschieden. Dies ist der letzte Bericht von meinem Handy und zugleich auch der letzte Tag auf meiner Etappe. Ich hoffe, ich habe euch einen kleinen Einblick in unsere Reisetage geben können.
Ausserdem möchte ich Heinze danken, dass er mich zu diesem Abenteuer mitgenommen hat. Ohne ihn wäre ich nie nach Indonesien und Timor-Leste gereist. Auch Pierre danke ich für seine Begleitung. Ich hoffe, dass ihn bald nichts mehr an dieses ‹rote Bein› erinnern wird.
Die Semerbudenbelegschaft geht wieder mal auseinander.

🌎Man trifft sich.🌎

 

 

19.04.2018

Es ist soweit, das RedCamel Team besteht nunmehr aus einer Person. Edi reist heute ab, bis Jakarta, dann morgen über Singapur zurück in die Schweiz.

Edi, du hast unterwegs mehrmals gesagt, die ganze Reise komme dir wie eine Art Film vor, schier unwirklich, abstrakt, mit viel fremden Bildern, Farben, Gerüchen, mit starken Eindrücken, mit immer und immer wieder andersartigem Geschehen links und rechts, oben und unten…

Im Film gibt es überwiegend schöne Augenblicke und viele Highlights, dann aber doch auch viele traurige und sehr viele schwer zu verarbeitende Tatsachen.

Nun nimmst du einen riesigen Koffer mit all diesen Filmen nach Hause – geniesse es, dir ab und zu Teile dieser Filme vor Augen zu führen.

Edi, es war ein spannendes und angenehmes Reisen mit dir. Ich wünsche dir eine gute unkomplizierte Rückreise. Wie ich eben erfahren durfte, bist du ja schon mal gut in Jakarta angekommen.

Nun, heute ist wieder ein Putztag, wie immer fegen, bürsten, putzen, abstauben, desinfizieren, abwaschen, polieren… und alles wird fein säuberlich und luftdicht in Säckchen und Behälter gepackt. Es darf keine kambodschanischer Mückenschiss irgendwo im Kühlergrill stecken, kein thailändisches Käferbeinchen im Teppich hängen, die kasachstanischen Zuckerreste haben im Schrank nichts mehr zu suchen, am Abschleppseil darf kein roter Laos Dreck kleben, der iranischen Sand hat nichts in den Blattfedern zu suchen und die mongolischen Grassamen dürfen nicht mehr im Lenkgestänge verklemmt sein. Die Anforderungen der Australischen Einreisebehörde ist tatsächlich eine echte Herausforderung, auch wenn ich das eigentlich nachvollziehen kann…

Nebst all den Reinigungsaufträgen gelingt es mir sogar beim Chinesen das billige Auto Radio wieder einbauen zu lassen, leichte Anpassungen mit einem rostigen Papiermesser und etwas Klebstoff sind vonnöten. Wow. So werde ich dann doch auf den nächsten Fahrten ein bisschen Musik hören können!

Liebe Leserinnen und Leser, in den kommenden Tagen werden wohl kaum regelmässig Berichte vorzufinden sein. Und das nicht nur, weil Edis tolle Berichte wegfallen…

Wenn ich zeilenweise beschreiben würde, wie wo was geputzt wird, so dürfte euch das recht massiv langweilen.

Nein, wenn sich etwas besonders ereignet, so werde ich selbstverständlich in die Tastaturen greifen.

 

20.04.2018

Und, hat jemand von euch schon mal ein Auto mit einer Zahnbürste geputzt? Nicht? Nun, dann bin ich euch um eine neue Lebenserfahrung voraus. Jetzt wird herausgeschraubt und abgebaut, was sich eben herausschrauben und abbauen lässt. Und das ist nicht wenig. Den beiden Zürchern geht es ebenso. Ich kann gewissermassen Werkspionage betreiben, sie sind ja ziemlich viel früher hier eingetroffen und so nun immer mindestens die eine Woche voraus. Mit jedem Stück das Tobias abschraubt und mir die Dreck- und Staubhäufchen zeigt erfasst mich eine Sisyphussche- Putzdepression.

 

21.04.2018

Gestern hatte ich einen jungen Mann angestellt.  Für 10 US$ pro Tag. Der durchschnittliche Monatslohn beträgt hier 62.5 $… Timor-Leste ist das zweitärmste Asiens, nach Afghanistan. 

Timor-Leste hat keine eigene Währung. Seit  dem Jahr 2000 braucht das Land den US$.

Apeu hat gute Arbeit geleistet, und es war richtig schön, obwohl wir kaum eine gemeinsame Sprache gefunden haben. Die verbindende Sprache hier ist entweder Tetun, oder dann eben Portugiesisch. Und das letztere beherrschen wir beide nicht. Das erste eben nur er. Guten Morgen heisst: Dadeer-saan di’ak. 

Und Dadeer-saan di’ak kann ich am  Morgen nicht zu ihm sagen. Heute hätte er auch wieder kommen sollen, wir haben es vereinbart. Aber er ist nicht gekommen. Sein Chef, Herr Liu sagt mir dann, dass sei halt so. Wenn die Leute hier Geld erhalten, so würden sie dann halt nicht mehr kommen bis sie wieder Geld bräuchten. Hmmm.

Nun, hoffen wir, dass er am Montag wieder Geld braucht. So ist beiden geholfen.

 

22.04.2018

Auch heute erscheint keine Unterstützung. Ich arbeite halt alleine. Gegen Abend treffe ich Apeu zufällig. Herr Liu ist mit mir und übersetzt … Er  habe anderes zu tun gehabt. Und er würde mich ja nicht belasten, wenn er so keinen Lohn beziehe, meint er. Gute Antwort. Er hat ja Recht. Und ich stehe im Schilf. Denn bis Donnerstagmittag müsste das Innere angeschlossen und Aussen die Vorreinigung fertig sein.

 

23.04.2018

Heute sind wir zu dritt. Apeu bringt gleich Freunde mit. 

 

24.04.2018

Heute kommen nur noch zwei. Nicht wie abgemacht um Neune. Sie sind vorne auf dem Bänklein und rauchen auch noch nach zehn Uhr.  Am Mittag lade ich alle zum Essen ein. 5.50 US$ insgesamt. Ein Erlebnis für die beiden, und am Nachmittag arbeiten sie ganz anders. Dem jüngeren in schlechten Kleidern und barfuss schenke ich ein paar Schuhe und ein T-Shirt. Er hat unheimlich Freude. Ich glaube, das Eis ist gebrochen – das sind meine neuen Freunde hier.

 

25.04.2018

Absoluter Rekord… Seit 10 Tagen putze ich ein Auto. Auch wenn ich eines verkaufen wollte, so habe ich bis anhin nie mehr als eine Stunde aufgewendet. Schon nur, weil das Auto putzen gar nicht mein Ding ist. Und mein Hotelzimmer ist ziemlich voll, das Auto ganz leer…

 

26.04.2018

Aus Zeitgründen auch heute nur ein spärlicher Kommentar… Kühlschrank fertig, Store fertig, Matratzen fertig, Rücklichter fertig, Sitze fertig, … am Nachmittag dann bei Toyota Bruce (ein Expat Australier, Lastwagenmech der australischen Armee im Timor Krieg und Kriegsveteran) die erste Motorenwäsche. Die Leute hier haben kein Werkzeug und keine Ersatzteile, aber helfen meistens recht gut und sind vor allem lieb und lustig. Sorry, ich breche etwas die Berichten Regel. Aber oft ist so ein kleines Bild aus dem Phone doch auch stellvertretend aussagekräftig genug. Vielleicht ergänze ich später die Berichte noch….

 

27.04.2018

Den ganzen Tag verbringe ich mit Putzen bei Toyota. Oftmals komme ich mir vor wie in einer eher mühsamen Werkklasse (glücklicherweise hatte ich die an der Schule Spiegel nie – diese Bemerkung vor allem für alle mitlesenden Ehemalige). Ich kann selber nur teilweise wirken, denn wenn ich nicht hinschaue, so verschwinden plötzlich ein paar Mitarbeitende, dann irgendwann tauchen sie wieder auf, putzen immer oben am gleichen Ort, lachen und schwatzen viel, verlegen Schrauben und vergessen ganze Teile. Zwei Schrauben vorne beim Moskito Kühlerschutz liessen sich nicht öffnen. Die Helfer liessen es einfach bleiben. Sieben Mal musste ich den Input immer wieder geben. Wenn es nicht geht, so macht man halt etwas anderes… 

Abends bin ich fix und fertig.

 

28.04.2018

Heute am Mittag sind die Arbeiten bei Toyota abgeschlossen. Nun geht es beim Hotel wiederum an die Details. Heute ist mein WD40 Tag.

Und bei SDV verhandeln wir um die nötige Infrastruktur und Hilfe für das Verladen der Autos zu erhalten.

 

29.04.2018

Für alle ähnlich Reisende, die ihr Fahrzeug nach Australien verschiffen möchten, empfiehlt sich das Hotel Chong Ti. Es ist sauber, ziemlich zentral gelegen (neben dem grossen Stadion), Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten sind in der Nähe. Die Leute hier sind enorm hilfsbereit, stellen die ganze Infrastruktur wie Kärcher, Wasser, Strom, Kabelrollen, Kübel und auch Personal zur Verfügung. Und es hat einen riesigen Vorplatz, dort können Autos nach Wunsch verschoben werden. Der Platz ist von aussen nicht einsehbar und ist 24 Stunden bewacht. Wer längere Zeit hier bleibt bekommt auch enorme Vergünstigungen für das Zimmer, bis zu einem Drittel weniger. Wir bezahlen derzeit 20$ pro Zimmer und Nacht. Grundsätzlich sprechen die Pächter des Hotels nur Chinesisch, aber notfalls könnten sie auch Englisch sprechende Leute organisieren.

 

30.04.2018

Heute hätten wir ja eigentlich den Container beladen sollen. Aber wir konnten das ganze verschieben, denn es gibt doch immer wieder zu tun. Fertig sind nur wir… alle drei. Ich bekomme aber erstmals eine absolut zuverlässige Hilfe, Vittor hilft mir den ganzen Tag, und so komme ich mal richtig voran. Super!

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