Berichte 16.03. – 31.03.2018

16.03.2018

Tja, dann kommt es zur Situation, die wir befürchtet, aber trotzdem gehofft hatten, dass sie nicht eintrifft.

Die Camel Crew wird kleiner werden.

Gestern sind wir in Bima eingetroffen und haben im Hotel la Ode eingecheckt. Die Ode auf dieses Hotels kann ganz leise und mit schrägen Tönen gesungen werden: alt, verlebt, vergammelt, mit kleinen und grösseren, sehr flinken Bewohnern, die Edi mehr als einmal einen rechten Grausen einjagten. Der einzige Vorteil dieses Hotels ist, dass es nahe bei einem Spital liegt. Pierre geht es seit seiner Entlassung in Denpasar nicht wirklich viel besser. Was genau passiert ist und wie es ihm geht, möchte er zu gegebener Zeit selber mitteilen.
Fazit ist, ein Teil des heutigen Tages geht für die Vorbereitungen zu Pierres Rücktransport drauf.
Wir sind unterwegs zu einem neuen Hotel und staunen, dass kein Verkehr auf den Strassen ist, teilweise sind Strassen gesperrt, oder Fahrzeuge stehen auf der Strasse ohne Fahrer. Es ist Freitag und ein Feiertag in Bima!
Trotzdem finden wir einen guten Warung, wo wir uns zu Mittag wunderbar verpflegen können. Ganz in der Nähe ist auch unser neues Hotel, das Lila Graha. Wir checken ein und sind dann erst mal zum Nichtstun verdammt bis die Schweizer Administration der Rückreiseversicherung auf Touren gekommen ist. Sieben Stunden Zeitunterschied machen viel aus, wenn man wartet. Im Laufe des Nachmittags meldet sich die Reiseversicherung, – nicht nur zum Vorteil von Pierre. Die Versicherung scheint sich in erster Linie selber absichern zu wollen, so ist unser Eindruck.
Wir gehen am Abend zum dritten Mal ins selbe Spital, um die Untersuchungen durchzuführen und die Papiere zu erhalten, wie die Versicherung verlangt.
Leider werden die Komplikationen nicht weniger, der behandelnde Arzt hat ein freies Wochenende. Es ist ein Festtag. Nächster Termin bei einem anderen Arzt, morgen früh. Wir gehen essen, – das gibt Kraft.

 

17.03.2018

Früh um sechs spielt das Handy seine Weckmelodie. Es ist Zeit aufzustehen. Die Augen wollen noch nicht und der Mund verbreitet auch keinen Wohlfühlgeschmack. Aber was soll’s, aufstehen sollte sein. Noch ein Minütchen; – ich höre einen Staubsauger!

Heute hat Pierre wieder einen Termin bei einem, bei Herrn Dr. Ali Reza. Dieser soll seine Flugfähigkeit untersuchen.

Der Termin ist um sieben, um acht warten wir immer noch. Um halb neun erscheint der Arzt und nimmt sich Pierre an.

Nebenbei, Ratten gibt es auch in der Poliklinik und im Innenhof laufen Hühner rum.

Um neun ist die ärztliche Untersuchung fertig und eine Blutuntersuchung angeordnet. Wir warten. Um Viertel vor zehn findet auch diese statt. Danach kommt wieder warten. Pierre ist flugfähig, ärztlich attestiert.  Um zehn verabschiedet sich Doktor Reza. Für die Leistungen, die er erbracht hat, will er keine Rechnung stellen. Man stelle sich den Mann in der Schweiz vor.

Um elf sind die restlichen Untersuchungen ausgewertet und wir können mit positivem Bericht wieder gehen.

Wir fahren Richtung Hotel und verpflegen uns unterwegs. Pierre übermittelt die Untersuchungsresultate in die Schweiz und wieder beginnt das Warten. Diesmal auf eine Nachricht der Versicherungsgesellschaft in der Schweiz.

Die Situation ist ziemlich zermürbend. Bima ist eine langweilige, sehr durch den Islam geprägte Stadt. Etwas ‹unternehmen› kann man hier nicht. Also bleibt praktisch nur das Warten in einem Hotel, das auch nicht nur ein Knüller ist.

Um 14 Uhr meldet sich die Dame der Versicherung. Pierre kann nicht in die Schweiz fliegen. Er soll nach Denpasar und dort weiter behandelt werden. Was für ein Sch*weizerentscheid!

Wir verbringen den Nachmittag damit, auf weitere Unterlagen der Reiseversicherung zu warten.

Abends gehen wir auswärts essen. Es ist der letzte Abend von uns dreien auf dieser Reise.

 

18.03.2018

Nun ist er abgeflogen – ausgerechnet jetzt, da er sein Essen indonesisch bestellen kann, und dies zu Hause dann eigentlich gar nicht mehr braucht. Die Sissacher werden sich wundern.
Wir haben heute gepackt in unserem Hotel Lila Graha in Bima. Um acht waren wir beim Frühstück, danach haben wir noch etwas weiter gedöst. Pierre muss sein Gepäck flugfähig haben, dazu braucht er Zeit. Sein Flieger geht um 13.30h ab Flughafen Bima. Wir fahren um elf da hin und haben dann noch Zeit für ein gutes Mittagessen.
Pierre checkt ein und bald darauf sind wir von ihm getrennt. Wir bekommen nur noch mit, dass sein Flug etwa eine halbe Stunde verspätet erfolgt.
Irgendwann reissen wir uns los und fahren mit dem Kamel weiter.
Unsere weitere Strecke führt von Bima nach Sape. Die kürzeste Strasse führt durch die Berge und scheint kein Problem zu sein, sie ist gut ausgebaut.
Kurz nach Bima wird der Himmel bedrohlich dunkel. Unsere Bergfahrt wird zur Regenfahrt. Der Himmel leert aus und die Erde fasst, was sie kann. Dann fliesst der Rest obendrüber, bildet Rinnsale, Bächlein und Bäche. Unterwegs sind Teile der Strasse arg beschädigt; nicht von heute, von früher. Aber auch heute zeigt das Wasser, wie elementar es sich auswirken könnte.
Wir kommen heil in Sape an und brauchen zuerst mal einen Kopi Hitam (ähnlich dem türkischen schwarzen Kaffee). Bei der Zufahrt zur Fährenanlegestelle fahren wir über einen langen Damm. Entlang der Strasse werden Schiffe in verschiedensten Grössen gebaut. Ursprünglich, aus Holz, mit ganz wenig Metallteilen sind diese Kähne absolute Kunstwerke. Wir fahren Richtung Pantai Lariti, einer halben Insel, je nach Gezeiten. Hier richten wir unseren Übernachtungsplatz ein. Leider hat es inzwischen wieder angefangen zu regnen, – nicht stark, aber beständig. Unangenehm, auch weil es kühler geworden ist. Wir richten uns im Innern des Kamels zum Kaffee trinken ein und gehen einem gemütlichen Abend entgegen.

 

19.03.2018

Wie soll man da schlafen. Was idyllisch aussieht, muss es nicht unbedingt sein. Die Shrimpfarm in unmittelbarer Nachbarschaft. Der Lärm der Wasserbelüftung, die Scheinwerfer, dann das Rufen des Muezins aus der Ferne. Schliesslich die Fischerboote die lärmen, als würden sie neben dem Kamel schwimmen. Wie soll man da schlafen?
Wir stehen schon um sechs auf, um beizeiten bei der Fähre zu sein. Vom Pantai Lariti fahren wir wieder zurück nach Sape, durch die arm anmutenden Siedlungen. Überall ertönt das übliche «Hello Mister» und wir grüssen artig zurück, winken. Da muss man aufpassen, dass nicht zu sehr der ‹Papamobil-Eindruck› entsteht.
Die Zufahrt zur Fähre ist nicht geteert: Pfützen, Drecklöcher, Lastwagen mit laufendem Motor, Lärmen, Hupen, – alles zusammen ergibt diesen Hafen. Wir lesen Pierre auf, einen jungen Franzosen aus Paris, der als Fotograf unterwegs ist. Seine Überfahrt wird so etwas günstiger und für uns spielt es keine Rolle. Er wird uns bis Flores begleiten.
Um zehn soll die Überfahrt starten, um elf legen wir ab. Die Fahrt ähnelt akustisch Ferien auf dem Bauernhof: mit an Bord sind eine Anzahl Hühner und Hähne, was diese durch lautes Krähen kund tun. Nicht so recht zu diesem Bild passen will das Stampfen der Maschinen und das Rauschen der Bugwellen.
Die Überfahrt ist problemlos und dauert. Irgendwann verpflegen wir uns, meist liegen wir aber an Deck vor dem Steuerhaus und dösen. Die Mails sind gelesen, die WhatsApps auch, der eBund gibt auch nichts mehr her. Viertel nach sechs erreichen wir Labuan Bajo auf Flores. Hier checken wir im Hotel Pelangi ein. Morgen wollen wir einen Ausflug nach Komodo machen und das Kamel an einem sicheren Platz wissen.

 

20.03.2018

Morgenstund hat Gold im Mund. Unsere Morgenstunde beginnt um drei Uhr mit Heinzes Wecker. So recht schmecken will das Gold nicht.
Wir gehen heute nach Komodo. Die ganze Tour hat Pierre, unsere Bekanntschaft von gestern, organisiert. Er, ein weiterer Freund von ihm, Michael aus Linz, Heinze und ich werden per Boot von Labuan Bajo auf Flores zu den Komodo Inseln fahren.
Um vier in der Früh treffen die zwei bei unserem Hotel ein und wir gehen gemeinsam durch das morgendliche Labuan Bajo. Am Hafen suchen wir das versprochene Boot. Dieses ist da, der Kapitän aber nicht. Ein Freund von ihm ist vor Ort und versucht ihn zu erreichen, – es stellt sich heraus, dass er verschlafen hat.
Um fünf kreuzt er auf, – smile, – excuse me, – Boot vorbereiten … Um halb sechs starten wir mit dem Boot Richtung Inseln. Schon kurz nach dem Start serbelt der Motor ab. Ein erneuter Start bringt nebst einer schwarzen Rauchwolke und ohrenbetäubendem Lärm weitere hundert Meter auf dem Meer. Das Spiel wiederholt sich und irgendwann muss sich der Kapitän trotz Handkurbeleinsatz und viel Morgenschweiss geschlagen geben.
Eine recht eigentümliche Situation. Inzwischen sind wir doch schon ein rechtes Stück vom Hafen entfernt und schaukeln still und ruhig im Morgenmeer.
Der Kapitän hat inzwischen einen Freund angerufen und dieser übernimmt die Fahrt mit uns. Viertel nach sechs trifft er ein, sein Bootsmotor knattert und wir steigen um.
Um halb neun sind wir beim ersten Ziel, einer wunderbaren Aussichtsinsel. Über zwei Stunden sind wir dort, besteigen die Hügel und Berglein und fotografieren, was das Zeug hält.
Danach fahren wir mit dem Boot nach Rinca Island. Wir besuchen nicht Komodo, weil die Warane sich da im Nationalpark zu sehr verstecken können. Auf Rinca, wo auch noch Nationalpark ist, sei die Chance grösser, die Tiere zu sehen. Um halb zwei legen wir an.
Rund um die Parkgebäude liegen eine ganze Anzahl der Tiere faul rum. Allerdings sollte man sie nie unterschätzen. In Gruppen werden die Touristen durchgeschleust bei ihnen. Auch Selfies mit Waran werden arrangiert. Der Rundweg durch den Wald soll wilde Dragons, wie die Indonesier sagen, zeigen . Wir sehen unterwegs ein siebenjähriges Tier. Noch jung, wenn man bedenkt, dass die Tiere fünfzig Jahre werden können.
Auf dem Rückweg von Rinca gehen einzelne aus der Gruppe noch auf Pulau Pempe baden. Da ist ein wunderbarer Sandstrand.
Bald ist der Tag gelaufen, wir landen wohlbehalten wieder an unserem Ausgangspunkt und sind ziemlich geschafft. Ein Nasi Goreng Vegetable liegt noch drin.
Und nun treffen wir ein erstes Mal Jeannine und Tobias aus Zürich. Diese beiden jungen Leute fahren einen baugleichen Landcruiser. Und es ist abgemacht, dass wir die beiden Fahrzeige später in Ost-Timor gemeinsam in einem grossen Container nach Australien verladen. Wir können uns so die Kosten teilen.

 

21.03.2018

Dschungel- oder Waldwanderungen sollte man nicht mit Flipflops machen, schon gar nicht, wenn ein Teil des Weges durch Reisfelder führt.
Unseren Morgen starten wir um halb acht ohne grosses Programm. Gebratener Reis mit Ei, kalt – Kopi Hitam mit Zucker wie blöd – eigenes Kafi zum Neutralisieren – grosse Diskussion um Autos, Toyota, Land Cruiser und Ausbau.
Heinze hat noch Wäsche und beginnt dann mit Tobias die Fahrtroute des heutigen Tages zu planen.
Diese führt uns quer über die Insel Flores von Labuan Bajo gegen Süden.
Um Viertel nach zehn fahren wir los. Schon nach kurzer Zeit sind wir in den Bergen, auf fast 800m über Meer. Das tönt zwar nach nicht viel, aber wir sind bei praktisch null Meter losgefahren.
Unterwegs wollen wir den Air Terjun Cunco Rami besuchen. Der Wasserfall ist sehr bekannt und ein Muss für Touristen, so lesen wir. Nun, die Zufahrtsstrasse lässt böse Erinnerungen aufkommen, – es ist dann aber dann doch nicht so schlimm.
Kaum halten wir die Fahrzeuge an, kommen Frauen und Kinder angerannt und bieten sich als ‹local guide› an. So ganz trauen wir der Sache nicht, laut Navi führt eine Strasse zum Fall. Wir versuchen es als Touris auf eigene Faust, die Strasse führt aber anscheinend ins Nichts.
Also lassen wir uns dann doch führen. Um halb zwei starten wir, hören Wasser rauschen und fragen weder nach Dauer der Wanderung, noch was es für Schuhe braucht.
Der Fussweg führt uns quer durch den ursprünglichen Wald in ein kleines Tal. Quer durch Flüsschen und Gräben, über Stock und Stein, zum Teil eben, dann wieder steil runter, über Reisfelder bis tief zum Fluss, der durch den Wasserfall gespeist wird. Schon hier zeigt sich, dass Flipflops nicht unbedingt das beste Schuhwerk ist.
Nach gut einer Stunde sind wir bei der Prallzone, einem Wasserbecken von beachtlicher Grösse.
Ein beeindruckender, grosser und schöner Wasserfall ist der Cunco Rami tatsächlich, und einzelnen von uns gar ein Bad wert.
Danach beginnt der Wiederaufstieg. Eine mühsame Sache mit dem falschen Schuhwerk, Durst, knurrendem Magen und einer Sonne, die auf den Kopf brennt. Nach der Hälfte der Reisfelder watschelt Edi barfuss und trägt seine Dreckflops in den Händen. Laufen lässt sich damit nicht. Auch den Wald bringt er so hinter sich. Eine Erfahrung der besonderen Art. «Was dich nicht umbringt, …»
Nach kurzer Fahrt finden wir den Schlafplatz in der Nähe von Limbung, bei einem Warung in dem klassische Musik läuft. Wir essen sehr gut, dann sieht die Welt schon wieder viel besser aus. Und Flipflops kann man auch tragen; so oder so.

Pierre schreibt uns:

Abschied vom Redcamel-Team
Ja, ihr habt es schon gelesen… meine wieder entflammte Entzündung am Bein zwingt mich das Camelteam endgültig zu verlassen. Da meine Vacanca Reiseversicherung die Verantwortung für den langen Flug zurück in die Schweiz nicht übernehmen will, bevor hier in Denpasar alle nötigen Abklärungen getroffen werden und mein Bein sich schon gebessert hat, bleibt mir nichts anderes übrig, mich wieder in Geduld zu üben. Hoffe es klappt in einigen Tagen.

In diesen letzten Wochen durfte ich zusammen mit Heinz und Edi so viele spannende Begegnungen mit hilfsbereiten, freundlichen, stets lachenden Menschen erleben. Auch bezaubernde, sanfte, wilde, üppige Landschaften haben wir kennen gelernt.
Klar wäre ich noch gerne bis Timor Leste dabei, aber wie erwähnt, schon diese Wochen waren unglaublich intensiv und bereichernd.

Lieber Heinz, ich danke dir für deine gute Planung, für das sichere Fahren in zum grossen Teil chaotischen Verkehrsbedingungen oder auf schier unpassierbaren Strecken und natürlich dafür, dass du mir eine solche Reise überhaupt ermöglicht hast und für vieles mehr….
Und dir Edi danke ich für deinen fast unerschütterlichen, trockenen Humor in allen Situationen, für das Verfassen der anschaulichen, oft mit viel Augenzwinkern und doch auch kritischen Gedanken geschriebenen Tagesberichten.
Und euch beiden einen grossen Zusatzdank für eure Unterstützung als ich es nötig hatte.

 

22.03.2018

Wir stehen heute vor acht auf und alle sind ausgeschlafen. Nach den üblichen Morgenprozeduren gehen wir in den Warung von John und seiner Frau. Wieder wird uns ein feines, indonesisches Frühstück gekocht. Sowohl John als auch seine Frau, von der ich leider den Namen nicht kenne, sind herzensgute Menschen und wir tun uns schwer mit dem Abschied.
Halb zehn sind wir wieder auf Achse. Heute ist ein Autofahrtag durch die Berge. Zwischendurch verläuft unsere Route auf vierzehnhundert Meter über Meer. Über die Trans Flores Strasse fahren wir Richtung der Stadt Ende. (Gut zu wissen, dass es dort nicht etwa das Ende unserer Reise sein wird).
Unterwegs in Routeng, einer grösseren Ortschaft, essen wir in einem Warung. Ohne spezielle Unterbrechung fahren wir weiter Richtung Borong.
Dabei machen wir mehrere Fotohalte. Unter anderem fotografieren wir den gefährlichen und anstrengenden Job von Arbeitern in einem Steinbruch. Auch der Gunung Inerie hat es uns angetan, ein Berg wie ein Zuckerstock.
Ungefähr um fünf treffen wir am Mbalata Beach ein. Hier erwarten uns Janine und Tobias, unsere Freunde aus Zürich. Sie sind voraus gefahren.
Der Beach ist ein wunderschöner Ort. Sauber, gut erreichbar und schön gelegen ist er ein Traumstrand.

 

23.03.2018

Indonesien ist das Land der Feuer und Farben. Ein Land, so bunt wie man es sich nur vorstellen kann. Aber bestimmt brennt auf jedem Grundstück ein Feuer. Schliesslich muss der Plastik – Kehricht ja verbrannt werden. Und wem das noch nicht genug ist, für den brennen noch all die Vulkane.
Zehn vor neun sind wir wieder auf Achse. Wir sind immer noch auf dem Weg Richtung Ende. Der Weg führt in absolut aberwitzigen Kurven den Berghängen entlang. Ganz selten führen Brücken über die Gräben, welche das Wasser in die Berghänge gerissen hat. Also muss jeder Falt im Abhang ausgefahren werden. Übrigens, Grünzeug auf der Strasse bedeutet nicht, dass ‹Ramseiers grasen gegangen sind›. Die Gräser, Zweige, Äste sind Pannendreiecke; – also aufgepasst und Vorsicht.
Wir fahren durch dichten Wald, über Kreten und Runsen; – später fast nur noch durch Bambuswälder. Und übrigens hat es auch Grünzeug auf der Strasse.
Um zwölf sind wir in Ubeduolo und essen da bei einer Chinesin zu Mittag. Nach einer kleinen Wanderung durch Läden, auf der Suche nach Benötigtem, fahren wir wieder weiter.
Wir besuchen am Nachmittag ein traditionelles Dorf, Bena, das bekannt ist für traditionelle Webereien. Die Architektur der Bauten ist beeindruckend. Die Infrastruktur ist aber der Neuzeit angepasst, so dass die Satellitenschüssel hinter dem Haus dazu gehört.
Um halb vier brechen wir auf und beginnen mit der Suche nach dem Übernachtungsplatz.
Es ist dann aber wie verhext, keine Warungs, keine Zufahrten zu den Häusern, – die Leute haben auch keine Autos. Wir fahren und fahren. Schliesslich sind wir wieder am Meer. Auch hier, keine Zufahrten zum Strand. Erst am Pantai Batu Biru (Blue Stone Beach) führt ein schmales Strässchen zum Wasser. Inzwischen ist es aber dunkel. Wir halten bei einem Haus. Bald, nachdem das OK zum Übernachten da ist, umringen uns rund zwanzig Kinder und Erwachsene und jeder Wank wird registriert. Gute Nacht!

 

24.03.2018

In der Schweiz werden farbige Steine und Kiesel recht teuer gehandelt. Niemand macht sich Gedanken, woher die stammen. In Indonesien, auf Flores, am Blue Stone Beach, gibt es schöne, blaugrüne Steine. Nichts Besonderes, einfach farbige Kiesel. Die arme, lokale Bevölkerung lebt davon diese Steine am Strand zu sammeln, nach Grösse und Güte zu sortieren, und um diese für wenig Geld zu verkaufen.
Wir werden heute wieder von Gockeln, Ziegen und der lokalen Bevölkerung um sechs geweckt. Um halb acht stehen wir auf und packen zusammen.
Wir fahren wiederum Richtung Ende. Um zehn Uhr sind wir schon da. Die Suche nach einem Restaurant, oder einem guten Warung ist eine Herausforderung. Verfrüht um elf essen wir.
Nach zwölf sind wir schon wieder auf Achse und fahren weiter.
Das nächste grössere Ziel ist Maumere. Der Weg dahin führt beim Kelimutu National Park vorbei. Dazu müssen wir auf über 1500m ü.M. fahren. Nach dem Eingangstor fahren wir rund zwanzig Minuten den Berg hoch, auf einen Touristenparkplatz. Hier wollen wir übernachten. Hoffentlich wird es nicht zu kalt. Vorher kocht Heinze das erste Mal auf dieser Reise – Spaghetti werden es, und Jeannine macht das Sugo. Das wird ein feines Abendessen.
Halb acht, dunkle Nacht. Ein Fahrzeug fährt vor und Parkangestellte verlangen, dass wir den Park verlassen. Es sei nicht erlaubt, dass irgendwer im Park übernachte. Nach einer längeren Diskussion, weil dies ja nirgends vermerkt ist, und nach der Äusserung, dass sie ihren Job verlieren, wenn sie uns nicht aus dem Park bringen, fahren wir die Autos auf den Parkplatz vor dem Park und übernachten da.

 

25.03.2018

Indonesien und seine Einbahnstrassen ist ein Kapitel für sich. Signalisiert werden sie nur zum Teil. Erst wenn man merkt, dass einem die meisten anderen Verkehrsteilnehmer entgegenkommen, ist man ziemlich sicher in einer drin.
So ähnlich fühlt man die Verbreitung der Religionen, insbesondere auch dem Islam. Die Einbahnstrasse ist vorbereitet und es wird mit aller Kraft an ihr gebaut. Selbst in ärmsten Gegenden werden grosse, neue Moscheen oder Kirchen hingestellt und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis keine andere Richtung mehr gilt.
Wir erwachen recht früh auf dem Parkplatz des Kelimutu Nationalparks. Die Nacht war kühl, aber sehr ruhig, sogar die meisten Mücken liessen uns in Ruhe.
Nach dem Frühstückskafi entschliessen sich Jeannine und Tobias, den Park doch noch einmal aufzusuchen um die Kelimutu Kraterseen bewundern zu können. Heinze schliesst sich ihnen an und Edi chillt beim Parkplatz.
Um elf sind sie wieder zurück und wir bereiten uns vor für den Aufbruch nach Maumere. Hier beginnt das Unglück des heutigen Tages. Jeannine und Tobias sind vorausgefahren. Beim Rangieren für die Abfahrt steigt Edi zum Lotsen aus. Durch ein Missverständnis rammt Heinze beim Rückwärtsfahren den Stützpfeiler eines Abfallhäuschens. Dabei bricht die Aufhängung des Reserverades und die eine hintere Türe wird zerbeult. Dem Häuschen hats nichts getan.
Die Stimmung ist sofort unter null. Wir demontieren die Radaufhängung und verladen alles ins Kamel.
Nach dem Mittagessen fahren wir auf unserer Strecke weiter Richtung Koka Beach. Dies sind mehrere Sandstrände welche aber heute übervoll sind, weil eben Sonntag ist.
Wir alle gehen der Beschäftigung nach, die uns gefällt.
Um drei fahren wir weiter nach Maumere und von da ins Budi Sun Dive Resort. Hier wollen wir uns erholen und flicken, was möglich ist.

 

26.03.2018
Wir frühstücken heute um acht im Budi Sun. Bis halb zehn zieht sich dies hin. Danach packen wir zusammen und verlassen diese wunderbare Unterkunft.
Bevor wir fahren können müssen wir noch die Einzelteile der Reserverad-Aufhängung an der Stoßstange befestigen. Mit Hilfe einer Bambusstange ist dies auch gut möglich. Spanngurten erledigen den Rest.
Um half elf fahren wir weiter Richtung Larantuka. Bis dahin sind wir lange unterwegs. Die Straße führt über grosse Strecken dem Meer entlang. Zwischendurch müssen wir anhalten um gute Fotos zu machen. Heinze ist wieder in seinem Element. Die Schockphase vom Zusammenputsch ist etwas verarbeitet und überwunden.
Zwischendurch kaufen wir Bananen ein. Trotzdem sie grün sind, schmecken sie wunderbar süß und köstlich. Allerdings finden wir keinen Warung oder ein Restaurant. Übrigens die ganze Strecke nicht.
Edi entwickelt sich zum Bananenfresser. Hoffentlich hat dies keine Nebenwirkungen.
Erst etwa um 16 Uhr sind wir in Larantuka und haben da einen wunderbaren Warung entdeckt. Das Essen schmeckt köstlich. Sogar eine Art Supermarkt finden wir, und kaufen da noch das Nötigste für die morgige Fährenschifffahrt ein.
Anschließend fahren wir wieder aus Larantuka raus, zur Fährenanlegestelle. Hier richten wir unseren Übernachtungsplatz ein.

 

27.03.2018
In Waibalun, dem Anlegeort der Fähre hat es eine kleine Insel, da drauf steht eine monströse Christusstatue. Wahnsinn, worin die katholische Kirche auf Flores investiert hat. Bei den Kathedralen ist es ebenso, viel Pomp. Flores war lange eine Kolonie von Portugal, daher die katholische Mission und der Glauben. Dass Kinder die ganze Nacht im Hafen unterwegs sind, kümmert niemanden gross.
Wir stehen früh auf, um fünf Uhr dreissig klingt das Handy. Im Hafen ist aber schon lange Betrieb; – überhaupt war der Hafen nur so um drei Uhr etwas ruhiger. Die meiste Zeit war ein Höllenlärm und an schlafen war nicht zu denken. Am Abend waren unsere Fahrzeuge die Attraktion der vielen kleinen und grossen Kinder.
Wir machen Kaffee und räumen unseren Schlafplatz.
Auch am Morgen ist es anscheinend immer noch interessant uns zu beobachten.
Um sieben Uhr holen wir uns unser Ticket für die Fähre und können dann gleich auf das Schiff fahren. Eine Viertelstunde später sind unsere Fahrzeuge verstaut und das lange Warten beginnt.
Natürlich könnte man später auf die Fähre fahren, da aber gilt, wenn diese voll ist, muss man warten bis die nächste fährt, ist man besser zu früh da drauf. Also warten wir. Bis um zwölf,- und es ist warm.
So kompensieren wir halt den fehlenden Schlaf von letzter Nacht. Das monotone Brummen und Vibrieren wirkt wie ein Schlafmittel.
Viertel vor zwölf fahren noch die letzten Fahrzeuge ein; – nun sind es insgesamt etwa ein Dutzend, die mitfahren wollen. Mehr Platz wäre im Schiffsbauch da.
Nach zweimal drei intensiven Hornstössen setzen wir uns in Bewegung Richtung offenes Meer. Morgens um eins sollen wir wieder anlegen. Die Fahrt verläuft ruhig und eintönig und es schaukelt ganz schön. Wir gönnen uns einen Becher Fertignudeln vom Schiffskiosk zum Mittagessen. Das hätten wir aber besser sein lassen. Beiden wird übel. Also legen wir uns im obersten Deck auf die Bänke, so ist es erträglich. Wir schlafen und lesen viel. Internet gibt es nicht.

 

28.03.2018
Wer eine indonesische Fähre besteigt, hat eine Menge Abfallkübel mit an Bord. Da drin werden Unmengen an Plastikverpackungen gesammelt: Flaschen, Becher, Styropor und und und. Auf hoher See werden diese geleert, und zwar direkt vom obersten Deck ins Meer. Da staunt man nicht mehr, was die Wellen so alles an die Küste tragen.
Wir sind immer noch auf der Fähre unterwegs nach Kupang. Wir liegen immer noch auf dem obersten Deck auf den Bänken, – als der Regen einsetzt. Es ist tiefste Nacht. Wir verziehen uns in die unteren Räume. Die Gerüche die uns da emfangen sind scheusslich. Überall liegen schlafende Menschen, Türen schlagen und es ist drückend heiss.
Edi will sich im Kamel schlafen legen, auf dem untersten Deck. Platz wäre viel aber das Kamel macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Es hat einen ganz eigenen Rhythmus im Schaukeln. Daher hat er nach dem Hinlegen nur wenig Zeit, um zum nächsten Abfallkübel zu laufen 😨. Die restliche Zeit verbringt er wieder auf dem obersten Deck, an der frischen Luft und trotzt dem Regen mit der Jacke.
Pünktlich legen wir in Kupang an. Hotels hatten wir schon früher gebucht, nun wollten wir so schnell wie möglich da hin.
Als wir mit dem Kamel vorfuhren, inzwischen war es gut zwei Uhr in der Nacht, teilte man uns mit, dass umgebaut werde und ab acht Uhr Baulärm einsetze. Aber in einem nahen, anderen Hotel habe es noch Zimmer. Falsch, – wie sich herausstellte, – in einem nahen Hotel, zu dem man uns brachte, hatte es endlich Platz. Inzwischen war es fast vier Uhr.
Die Zimmer ohne Fenster, mit Klimaanlage, ohne Decke, ohne Brünnli im Bad, ohne Badetuch, ohne Frühstück, usw. – wir nahmen sie. Wir waren hundemüde und beiden war immer noch übel.
Wir schliefen bis um neun Uhr. Anschliessend wechselten wir zum OCD Beach Hotel, wo Jannine und Tobias übernachtet hatten. Das war ein echter Aufstieg, das Hotel um Klassen besser und erst noch billiger. Um halb zwölf sassen wir bei Fried Bananas und Kaffee beim Frühstück.
Kupang ist eine grosse Stadt. Also versuchen wir hier Reparaturen und Einkäufe zu machen. Den Nachmittag bringen wir damit zu, zur Toyotagarage und zur Karosseriewerkstatt zu fahren um Termine nach Ostern zu bekommen. Ausserdem sind wir in Läden und kaufen ein. Zum Teil schon um das Kamel nach Australien zu verladen.
Eine Magnum liegt auch noch drin

 

30.03.2018
Wer in Indonesien etwas besitzt, zieht einen Zaun drum, wer mehr besitzt eine Mauer. Man weiss nie so genau, wozu die Zäune und Mauern dienen, beschützen sie vor dem von aussen, oder schliessen sie ein, was drinnen. Der Eingang zum Anwesen wird mit einem pompösen Tor markiert. Repräsentation ist also ein wichtiger Punkt. Zäune findet man im Dschungel, im einfachsten Dorf, aber auch alle Schulen, Kirchen, Kasernen haben Umfriedungen.
Und ich dachte, die Schweiz sei ein Gartenzäunli – Land…
Um halb acht stehen wir auf im OCD Beach. Es ist ruhig, ausser einer Gruppe Jugendlicher, die Ball spielen. Der Karfreitag lasst sich gut an. Um halb neun frühstücken wir, traditionell Indonesisch.
Die Feiertage, und weil wir in katholischem Gebiet sind, lassen in den nächsten Tagen keine Arbeiten am Kamel zu. Wir besprechen, die Zeit mit kleineren Reisen zu Aussergewöhnlichem zu füllen.
Jeannine und Tobias verabschieden sich um zehn. Sie müssen in den nächsten Tagen nach Osttimor reisen. Ihr Carnet de Passage läuft ab und sie müssen sich entsprechende Stempel holen um es zu reaktivieren. Danach treffen sie wieder am OCD Beach mit uns zusammen. Heinze und Edi checken bis Sonntag auch aus.
In Kupang essen wir in einem Warung, so sauber, gross und modern, wir glauben es kaum. Und,- es gehört einem Indonesier. 😀
Wir fahren Richtung Osten durch die Insel, dann Richtung Oebelo. Uns erstaunt, dass wir praktisch überall auf geteerte und unterhaltene Strassen stossen. Diese führen durch recht arme Dörfer. Häuser in traditioneller Bauweise mit Bambuswänden und Grasdach treffen wir oft an. Meist sind die Gemeinden christlich und überall werden Vorbereitungen für Ostern getroffen. An einzelnen Orten sind sie Fremde, dazu noch Weisse, nicht gewohnt. Die Bevölkerung ist zurückhaltender, die Kinder ängstlicher. Wir verteilen Teddybärli, das baut Brücken zu den Kindern. Schade, sind die Erwachsenen so sehr auf Zigaretten aus.
Heinze hat sein rotes Kämel T-Shirt an und meint bei einer Dorfeinfahrt: «Die dänke sicher iz chunnt der Papscht.» Worauf Edi ergänzt: «Mit em Kameu uf em Buuch.» So crusen wir durch Timor.
Irgendwann steht wieder die Suche des Übernachtungsplatzes an. Wir fahren nach Pantai Oertune. Zwar ist der Strand nicht ganz einfach zu finden, aber WOW! so einen findet man auch nicht alle Tage. Kilometerlanger, wunderbarer Sandstrand mit Palmen und allem, was man sich wünscht.
Wir parken in einem Bereich mit Infrastruktur und werden von den Angestellten gleich aufgenommen.
Zwar folgen die üblichen Foto-Foto, aber es ist dann doch nicht so schlimm.
Rund um uns grasen Kühe…

 

31.03.2018
Ostern steht vor der Türe und von der heilen Welt der schweizer milchschokolade Osterhasen ist keine Spur. Obschon, ob die Zähne von Schokolade, oder Betelnüssen zerfressen werden, – das Ergebnis ist das gleiche: unschön.
Ostersamstag stehen wir halb acht auf und brauchen einen Schweizer-Kaffee. Der Morgen ist im Oetune Beach noch schön ruhig umd man kann die Stimmung so richtig geniessen. Das haben wir auch nötig, denn einen Teil der Nachtruhe wurde durch jugendliche Steinschleuder-Vogeljäger gestört.
Oetune ist ein Schutzgebiet und Heinze macht die Parkaufseher auf die Lümmel aufmerksam.
Übrigens ist auch das Müllproblem hier auch noch nicht ganz gelöst.
Um zehn ungefähr starten wir zu unserem Ausflug Richtung Kulbano. Das Dorf soll schön und die Häuser traditionell sein. Die Fahrt dahin ist aber mindestens ebenso gespickt mit Besonderheiten. Wir sehen verschiedenste Häuser aus Holz und Bambus, -zum Teil wunderschön. Die Bevölkerung hier hat nichts zuviel und viel zuwenig. Die Kinder sind magerer. Betelnüsse werden wie Kaugummi gekaut, auch schon von Kindern. Gesichter werden zu Fratzen, sobald sich die rotgefärbten Münder öffnen. Schade, auch wenn man verstehen kann.
In Kulbano essen wir zu Mittag und gehen etwas später noch an den Steinstrand.
Übrigens, hier werden rote und weisse Steinkiesel für den Verkauf gesammelt (siehe blue beach).
Wir fahren in der eingeschlagenen Richtung weiter dem Strand entlang. Die Strasse ist vergleichsweise sehr gut. Halb drei sind wir spätestens im Nirgendwo. Auf den Karten ist keine Strasse und kein Dorf, aber wir fahren auf einer breiten Teerstrasse immer wieder durch Siedlungen. Würden wir der Richtung folgen, wären wir in Osttimor.
Wir kehren um und fahren zurück, Heinze zieht es noch ins Meer, und irgendwann sind wir wieder in Oetuna. Hier übernachten wir zum zweiten Mal. Und oh Wunder, wir erleben mit, wie die Vogeljäger im Park den Müll der Besucher zusammenräumen. 😊
Hoffentlich hält das an. Morgen ist Ostern.

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