Berichte 01. bis 31. Juli 2016

zu den Fotos dieser Berichte (erste Serie)

zu den Fotos dieser Berichte (zweite Serie)

Freitag, 1. Juli 2016

Am Vormittag erreichen wir die Sedimentgesteine mit den Felsformationen «Tsagaan Suvarga», welche im Sonnenlicht in den verschiedensten Farben leuchten. Da treffen wir auf eine aufgestellte mongolische Touristengruppe. Sofort gibt’s ein grosses Hallo und die obligaten Fotos folgen. Bevor sie wieder wegfahren, treten die jungen Frauen noch in einem Wettlauf gegeneinander an. Die Siegerin erhält von ihrem Leiter eine Banknote. Auf dem Weg zum «Gobi Gurvansaikhan Nationalpark» halten wir in der Nähe einer Jurte an um einige Fotos der Pferde zu schiessen, welche an einer gut 2 m hohen Leine die zwischen zwei Stangen gespannt ist angebunden sind. Stolz hilft der Vater seinem 4-jährigen Sohn auf eines der Pferde zu steigen. Wir staunen nicht schlecht, wie der Bub in einer Selbstverständlichkeit in bester Pose und mit gradem Rücken erst im Schritt, dann im Trab und natürlich auch im Galopp umherreitet. Dies in einem Alter, wo Kinder bei uns zaghaft versuchen ohne Stützräder nicht vom Kinderfahrradsattel zu fliegen. Die Nacht verbringen wir weit hinten im Nationalpark, da wo die «Yoliin-Am-Schlucht» beginnt.

 

Samstag, 2. Juli 2016

Um 9 h sitzen alle drei auf einem Pferderücken und erreichen so bequem den hinteren Teil der Schlucht, während weit über unseren Köpfen die dort ansässigen Lämmergeier ihre eleganten Kreise ziehen. An den engsten Stellen der Schlucht liegt selbst im Sommer noch eine dicke Eisplatte über dem Bach. Nicht verwunderlich sind wir nicht die einzigen Touristen. Sicher führen uns die Pferdeguides zum Ausgangspunkt und wir sind froh noch heil aus dem Sattel zu steigen :-). Wir setzen unsere Fahrt in südlicher Richtung durch die sehr enge Schlucht «Dungeneegiin Am» weiter. Die Piste schlängelt sich oft dicht den Felswänden entlang, dann wieder dem Flussbett folgend oder auch direkt im Bachbett selbst. Ohne Vierradantrieb geht da gar nichts. Am späten Nachmittag erreichen wir nach rund 110 km und ca. 5 Std. Fahrt die ‹Singenden Dünen› von Khongoiin Els. An einem einsamen Platz am Fusse einer hohen Düne schlagen wir unser Lager auf.

 

Sonntag, 3. Juli 2016

Kurz vor der Abfahrt entdecken wir weit oben auf einer Düne ein grosses schwarzes Etwas. Gestern Abend war das Ding jedenfalls noch nicht dort. Auch der Taschenfeldstecher hilft das Rätsel nicht lösen. So fahren wir so nahe wie möglich an die Düne. Doch auch von  hier aus lässt sich das Rätsel nicht lösen. Sieht aus wie ein Tier… ein schwer beladenes Kamel oder doch eher wie ein umgekipptes Auto. Und wie kommt es oben auf die Düne? Liegt da nicht am Abhang darunter ein Mensch im Sand? Vielleicht ist es ein vom Himmel gefallener Satellitenteil :-). Da, plötzlich bewegt sich das Ding und zwar auf eine ganz seltsame Art. Ein  Kamel kann es nicht sein, auch kein Bär. Irgendwie ist es zottelig und hat einen spitzen Kopf. Wir sind schon fast entschlossen hochzusteigen, doch da…. Mit elegantem Flügelschlag erhebt sich ein riesengrosser Geier in die Luft, fliegt einige Runden und landet auf einer etwas entfernteren Düne. Wir sind uns einig, einen so grossen Vogel hat noch keiner von uns gesehen. Nach einer kurzen Fahrt wandern wir zu den Dünen, an einer Stelle, wo sich ein kleiner Bach und einige kleine Seen am Fusse der Dünen befinden. Krönender Abschluss ist ein Bad im warmen Wasser – Heinz findet das Wasser anfänglich gar nicht so warm –  in einem der untiefen Seen gleich am Rande einer grossen Düne. Auf dem Hügel, auf dem wir die Nacht verbringen, bestaunen wir einmal mehr den unvergleichlichen, klaren Sternenhimmel und die helle Milchstrasse.  Einfach umwerfend!

 

Montag, 4. Juli 2016

Khongoriin Els ist unser westlichstes Ziel in der Wüste Gobi – ab jetzt fahren wir in Richtung Osten. Heute besuchen wir Bayanzag, einer der grössten erdgeschichtlichen Orte. Hier wurden die wohl wichtigsten Saurierfunde gemacht, welche nun in Ulan-Bator ausgestellt sind. Uns beeindrucken v.a. auch die ‹Flammenden Kliffs›, imposante Sandsteinfelsen. Diese leuchten in der Sonne in grellem Rot und bilden an manchen Stellen kugelförmige und amphorenähnliche Formen. Mit etwas Fantasie erkennt Heinz auch gleich ein kamelartiges Gebilde. Von oben bietet sich uns eine herrliche Aussicht über die weiten, umliegenden Gebiete. Nicht verwunderlich, ist dieser Platz ein touristischer und gut besuchter Ort. Ganz in der Nähe befindet sich auch ein seltener ‹Sauxalwald›, bonsaiartige Nadelbäume mit einem knorrigen, dicken Baumstamm. Diese baumförmigen Sträucher können bis 4 m hoch werden und erreichen ein Alter von mehreren hundert Jahren. Ein idealer Platz für unser Mittagessen… Weiter geht es viele Kilometer über sandige, wellblechartige Pisten welche uns ganz schön durchschütteln, immer in der Hoffnung, dass alles am Kamel dran bleibt.

 

Dienstag, 5. Juli 2016

Auf unserer Fahrt noch Osten bestaunen wir Gazellen, welche aufgeschreckt in weiten Sprüngen vor uns flüchten und dabei bei jedem Sprung eine kleine Staubwolke verursachen; von hinten betrachtet ein recht witziges Schauspiel. Als wir dann abends Rast machen und uns schon auf das Grillen von Pouletbrüstchen auf dem Holzkohlegrill freuen, fragt Heinz: «Pierre, wo ist denn der schwarze Solarwassersack?» Pierre war doch sicher, diesen sicher auf dem Dach festgebunden zu haben. Aber eben, der Sack ist weg und bloss noch die Spanngurten sind an ihrem Platz. Ja, das ewige Schütteln und Rütteln! Was nun? Heinz entschliesst sich über die letzte Offroadstrecke ein Stück zurück zu fahren, in der Hoffnung, ‹die Nadel im Heuhaufen zu finden›. Derweil bereiten Kari und Pierre das Nachtessen zu. Nach gut 40 Min. erscheint Heinz wieder… und siehe da, er hat den verlorenen Wassersack doch tatsächlich gefunden. Vor lauter Freude und dem Genuss mal so alleine in der Wüste zu sein, dreht er zu lauter Musik ein Selfiefilmchen auf dem I-Phone mit einer Tanzeinlage. Allerdings dauert der Ausschnitt nur einige Sekunden, da der Wind das Handy vom Reserverad bläst und so eine besonders witzige Aufnahme entsteht 🙂 Das anschliessende ‹Poulet à la moutarde-orange-poivre-bière› und einem Curryreis unter den Sternen schmeckt vorzüglich.

 

Mittwoch, 6. Juli 2016

Wie findet man eine 70 km entferne Ortschaft ohne Strassenschilder, mit nichtexistierenden Angaben auf dem Navigationsgerät und mit einer Vielzahl sich kreuzender Pisten? Ganz einfach: Man fragt im letzten Ort nach der Richtung. Meist erhält man dann mit Handzeichen die Himmelsrichtung gezeigt oder eine im Sand gezeichnete Zeichnung ohne Kilometerangabe. Trotz Kompass, allgemeine Richtung auf dem Navi und einer Strassenkarte, welche nur die wichtigsten Pisten kennt die allerdings  von Jahr zu Jahr wieder ändern, ist die Suche nach der richtigen ‹Strasse› kein leichtes Unterfangen. Oft müssen Kurskorrekturen über freies Gelände in Kauf genommen werden – kein Problem für einen Offroader – bis wieder eine Piste gefunden wird, welche in die gesuchte Richtung führt. So erreichen wir tatsächlich alle angepeilten Orte ohne all zu grosse Umwege. Wir übernachten einige Kilometer vor Saikhandulaan, noch ca. 180 km bis zur Chinesischen Grenze. Am 8. Juli wollen wir bereits die Mongolei verlassen, da der mongolische Zoll danach wegen grossen Feierlichkeiten offenbar für einige Tage geschlossen sein wird. Da sind wir in Europa ganz schön verwöhnt…

 

Donnerstag, 7. Juli 2016

Es ist sehr heiss, jedoch ist die Sonne leicht durch den vom starken Wind aufgewirbeltn Sand getrübt. Auch sieht es am Horizont aus, als würde ein Gewitter aufziehen, doch ist dies wiederum die sandige Luft welche diese Trübung verursacht. In dieser schier endlosen Wüste wird uns bewusst, wie schnell man hier bei einer Panne oder zu Fuss ohne genügend Wasservorrat verdursten würde. Dies scheint auch das Schicksal mancher Tiere zu sein, liegen doch immer wieder Kadaver und blanke Knochen herum. Eigentlich erstaunlich, dass wir trotzdem noch immer auf Tierherden treffen. Die Hirten wissen genau wo an gewissen Stellen sich das Grundwasser in Tümpeln sammelt oder wo sie das Wasser hochpumpen können. An diese Stellen werden die Herden hingetrieben, müssen allerdings oft lange warten bis sie an der Reihe sind. So beobachten wir, wie drei grosse Herden warten müssen, damit die Tiere verschiedner Besitzer sich nicht vermischen. Auf der Suche nach einem bestimmten Gercamp (Jurtencamp) südlich von Sajnschand finden wir per Zufall eine Art Bungalowdorf nahe von wunderschönen Sanddünen. Wir freuen uns nach Tagen Wüstenleben auf eine gute Dusche.

 

Freitag, 8. Juli 2016

Durch eine junge Frau aus den USA mit mongolischen Wurzeln erfahren wir, dass dieser Platz eine Art Gesundheitscamp ist. Burdene Bulag liegt am Sanddünenkomplex ´Dalay Els› und wird von vielen Leuten besucht, um von der heilenden Kraft des heissen Sandes Linderung ihrer Beschwerden zu erlangen. Morgens und am Nachmittag graben sie sich für ca. 10. Min. im Sand ein. Dieser saunaähnliche Effekt soll auf verschiedene Organe eine positive Wirkung haben, ebenso werden Gelenkbeschwerden gelindert. Die meisten Leute, oft ganze Familien, bleiben mindestens eine Woche hier. Uns bleibt leider nicht so viel Zeit. So muss ein einmaliges Bad im Sand genügen. Am Nachmittag fahren wir noch 90 km über eine neu geteerte Strasse bis ganz dicht an die Chinesische Grenze. Der Ort heisst Zamiin Uud. In einem günstigen Hotel verbringen wir die Nacht und nutzen die Gelegenheit ein funktionierendes WiFi benutzen zu können.

 

Sonntag, 10. Juli 2016

Das chinesische Frühstück ist nun wirklich ganz anders als bei uns… Da gibt es z. B. : Mianfen, miantiao, baozhi, … und was das alles ist könnt ihr gerne googeln. Jedenfalls gibt es keinen Kaffee, Brot oder ähnliches. Wer knatternde und stinkende 2-Taktmotoren erwartet wird eines Besseren belehrt. Der Zwei-und Dreiradverkehr läuft ruhig, gemächlich und elektrisch. Eine überraschende Vielfalt an kleinsten Scootern, kleinen Transportfahrzeugen jeglicher Art sind anzutreffen. Diese Fahrzeuge wären bei uns auch eine Wohltat. Nach einem Spaziergang durch die Stadt kann Heinz das Kamel beim Zoll abholen. Um 14 h erhalten wir beim Hotel von einem Polizeibeamten ein chinesisches Nummernschild welches hinter die Windschutzscheibe platziert wird, die Führerausweise und noch einige Papiere. Nun steht der Fahrt durch China nichts mehr im Wege… ein tolles Gefühl! Etwa 160 km südl. von Erenhot finden  wir in der inneren Mongolei einen geeigneten Übernachtungsplatz.

 

Montag, 11. Juli 2016

Das Essen in Nordchina ist nicht nur völlig anders als in der Schweiz, es ist auch sehr vielfältig, überraschend und schmeckt einfach ausgezeichnet. Gemüse und Früchte kann man hier leicht finden, etwas was in den letzten Wochen eher selten war. Auch das Hantieren mit den Essstäbchen als Verlängerung der Finger geht selbst für Kari und Pierre immer besser. Da wir nun früher als ursprünglich geplant in China einreisen mussten, bleibt uns hier noch Zeit dies und jenes anzuschauen. So durchfahren wir bei gewittrigem Wetter eine touristische Strecke. Während gut 20 km stehen hier so weit man blickt unzählige Windräder zur Stromerzeugung und mehrere Hotelanlagen. Dieser riesige Windpark muss in den letzte Jahren entstanden sein und liegt auf gut 1500 m hohen Hügeln in einer wunderschönen Landschaft. Hier hoffen wir morgen auch auf die ältesten Teile der Chinesischen Mauer zu stossen.

 

Dienstag, 12. Juli 2016

Nun ja, wenn selbst die Chinesen nicht wissen, dass sie auf alten Mauerteilen stehen, so klären wir (Heinz) sie eben auf. Zugegeben, viel ist oft nicht mehr zu sehen. Dafür sind an gewissen Stellen wunderbare Blumenwiesen und wer glaubt, die geschützten Edelweisse gebe es vor allem bei uns, hat sich mächtig getäuscht. Hier findet man sie auf manchen Wiesen so dicht wie bei uns den Löwenzahn. Grössere und besser erhaltene Mauerteile erspähen wir dann etwas später von weitem auf Bergrücken. Auf der Suche nach einem ruhigen Schlafplatz verlassen wir die Autobahn und die immer dichter besiedelten Gebiete und steuern ein kleines Nebental an. So landen wir letztlich in einem kleinen Dorf. Hier spielt sich das Leben noch draussen ab und so dauert es nicht lange, bis wir von vielen freundlichen und neugierigen Menschen umgeben sind. Ein Auto fährt uns dann voraus um uns einen geeigneten Schlafplatz zu zeigen. Vier Männer, unter ihnen der Gemeindevorsteher, scheuen auch keinen Fussmarsch, da ihr PW nicht geländegängig ist und zeigen Heinz einen herrlich ruhigen Platz ganz hinten in einem kleinen Tal. Derweil warten Kari und Pierre gut 45 Min. und fragen sich, ob wohl noch alles in Ordnung ist. Das Warten hat sich jedenfalls gelohnt, der Platz ist perfekt.

 

Mittwoch, 13. Juli 2016

In dieser ruhigen Umgebung nutzen wir die Gunst der Stunde und befreien das Kamel vom feinen Sand, welcher sich bis in die hintersten Ecken und in alle Schränke abgesetzt hat. Am Nachmittag treffen wir in Mu Tian Yu ein, einem Ort nahe eines bekannten und gut erhaltenen Mauerabschnittes.  Hier können wir mit einem ‹Taxifahrer› aushandeln, auf einem der höher gelegenen Parkplätzen fahren zu dürfen und dort dann auch übernachten zu können. DasTaxi fährt uns anschliessend noch  weiter in Richtung Mauer hoch, so dass wir nach einem kurzen Fussmarsch tatsächlich auf einem Stück dieser 6000 km langen Mauer stehen – ein unbeschreibliches Gefühl. Heinz kennt zwar diesen Mauerabschnitt von früheren Besuchen, staunt dafür über die neu entstandenen Einrichtungen wie etwa eine Sessel- und eine Gondelbahn und sogar eine Rodelbahn ermöglicht eine rasante Fahrt zum Parkplatz runter. Um diese Zeit ist allerdings schon alles ausser Betrieb und so sind wir fast alleine dort oben. Morgen werden wir voraussichtlich schon sehr früh den langen Aufstieg über unzählige Treppenstufen in Angriff nehmen und so hoffentlich in den Genuss des Sonnenaufgangs kommen und noch vor der grossen Hitze oben sein.

 

Donnerstag, 14. Juli 2016

Um 4.30 h stehen wir bereits auf, denn schliesslich hat uns der ‹Taxifahrer› gestern Abend geraten, uns vor 5 h auf den Weg zu machen, ansonsten wir nochmals ein Ticket bezahlen müssten und womöglich den Sonnenaufgang verpassen könnten. Kaum sind wir um Punkt 5 h auf der Höhe der Touristeninformation werden wir lauthals ‹angebellt› – nicht von einem Hund, nein… von einem schmächtigen, dafür umso energischen Wachmann. Er fuchtelt mit den Händen und will uns unter keinen Umständen vorbeilassen. Da hilft kein Bitten und kein Verhandeln. Bei jedem Schritt den wir nach oben versuchen wird er lauter und seine Aufregung nimmt bedenkliche Züge an. Ticket kann er uns auch keine verkaufen, denn die Schalter öffnen erst um 7.15 h. Da wir schon fast Angst um seine Gesundheit haben, gehen wir zum Roten Kamel zurück und bereiten erst mal einen guten Kaffee zu. Bis zur Schalteröffnung wollen wir nicht warten, so entschliessen wir uns zu einem andern Mauerabschnitt zu fahren. In Xiangshui befindet sich nicht nur ein nichtrenovierter, teilweise begehbarer Mauerabschnitt, sondern in einem schluchtartigen Seitental auch ein herrlich eingerichteter Weiher-und Pflanzenpark, ein Tempel und eine Quelle. Der Aufstieg über einen Fusspfad ist recht steil und schweisstreibend, lohnt sich aber sehr. Hier kann man staunen über was für steile Felsrücken und steilen Hänge die Mauer gebaut worden ist – ein unglaubliches Bauwerk! Am Nachmittag machen wir noch einen Abstecher zu der Skulpturenallee bei den Minggräbern, bevor wir uns in Zentrum von Beijing begeben, wo wir morgen den Sommerpalast besuchen wollen. Beim nahegelegenen Parkplatz müssen wir trotz Einverständnis des Parkwächters und eines Polizisten wieder weg, da gegenüber ein Militärstützpunkt ist und der Kommandant was dagegen hat… Auf einem etwas entfernteren, ebenfalls bewachten Parkplatz dürfen wir die Nacht verbringen.

 

Freitag, 15. Juli 2016

Der Sommerpalast ist wahrlich eine herrliche Anlage. Dass die Kaiserin ihn damals mit dem Geld, welches eigentlich für den Aufbau einer Schutzarmee gedacht war, erbauen liess und dadurch ein Krieg verloren ging, scheint heute niemanden mehr zu stören. Während gut 3 Std. führt uns Heinz zu bestimmten Orten die er aus früheren Besuchen als besonders  sehenswert in Erinnerung hat. Am Nachmittag setzt uns Heinz beim Tian’anmenplatz ab, wo wir gegenüber der Mao-Memorialhall einige Fotos des vorbeifahrenden Kamels schiessen sollen – ein langersehnter Wunsch soll so in Erfüllung gehen 🙂 Eine unglaublich hohe Polizei-und Militärpräsenz und Besucherkontrollen lassen die eiserne Hand der Staatshüter erahnen. Nach einer guten Stunde warten erscheint dann Heinz endlich und wir können die Fotos wunschgemäss knipsen. Leider konnte er nicht früher vorbeifahren, da er nirgens wenden konnte und dann noch im berühmten Pekingerstau stecken blieb… Die Suche nach dem bereits reservierten Hotel dauert auch so seine Zeit und da es in einer belebten Fussgängerzone mit noch intakten alten, kleinen, für Peking früher typischen Häusern liegt, können wir auch nicht hinzufahren. Letztlich schaffen wir es aber unser Gepäck hinzutragen und den Landcruiser in der Nähe sicher abzustellen. Kurz nach 20 h trifft auch Jie ein, welche die letzten Tage in ihrer Heimatprovinz verbracht hat. Zusammen gehen wir fein essen.

 

Samstag, 16. Juli 2016

Kari und Pierre fahren um 5.45 h mit einem Taxi zum internationalen Flughafen, denn heute früh kommen Marianne und Béatrice an. Um 7 h ist dann das freudige Wiedersehen perfekt, nachdem sie die Zollkontrollen passiert haben und ihre Koffer vom Rollband abholen konnten. Mit dem Fahrer eines ‹Privattaxi› handeln wir einen Preis aus und fahren zurück ins Hotel. Die beiden sind vom langen Flug doch recht müde. Der Flug über Stunden nach Osten hat ja schliesslich die Nacht sehr verkürzt und so sind sie froh, sich bis 11 h nochmals aufs Ohr zu legen. Derweil geniessen Pierre und Kari im Haus sich befindenden Starbuck einen Kaffee und doch tatsächlich ein franz. Croissant. Nach dem Mittagessen zu fünft, Jie kann nicht dabei sein, spazieren wir zum buddhistischen Yonghe Gong Lama Tempel.  Eine wunderschöne Anlage mit verschiedenen Pagoden und Plätzen. Sehenswert ist besonders auch die grösste aus einem einzigen Stück Holz geschnitzte Buddhastatue aus weissem Sandelholz. Hier stösst Jie wieder zu uns. Auf dem Spaziergang zurück ins Hotel machen wir Halt in einem kleinen Teeladen. Der Besitzer führt uns in die Kunst der Zubereitung ein, erklärt die Unterschiede der verschiedenen Arten und lässt uns mehrere Sorten aus kleinen Teeschalen degustieren. Wir bewundern seine Fertigkeit in der traditionellen Zubereitung und geniessen die verschiedenen Geschmacksnoten.

 

Sonntag, 17. Juli 2016

Für heute haben Mariann u. Kari, Bea u. Pierre eine organisierte Fahrt gebucht. Auf dem Programm stehen folgende Punkte: Badaling Wall, Ming Tombs, Olympic Center (outside). Von den Minggräbern bekommen wir nur die Tempel zu sehen, die Gräber und die Skulpturenallee liegen offenbar zeitlich nicht drin, denn schliesslich gibt es noch einen ausgedehnten Halt bei einer Jademanufaktur mit riesiger Verkaufsfläche. Von unserer kleinen Gruppe, bloss 9 Personen, lässt sich niemand zu einem Kauf bewegen. Für die anschliessende Mauerbesichtigung stehen uns 2 Std. zur Verfügung. Hunderte von Touristen klettern die steilen Stufen auf und ab, so entschliessen wir uns den weniger besuchten Mauerabschnitt auf der gegenüber liegenden Seite zu besuchen.  Nach einem feinen Mittagessen hält unser Kleinbus bei einem Zentrum für chinesische Medizin an. Da werden wir mit einer Fussmassage überrascht und ein Arzt fühlt uns den Puls, betrachtet eingehend die Handflächen und die Fingernägel (Kari und Pierre kommen Bilder hoch vom turkmenischen Arzt beim Grenzübertritt 😉 ) und empfiehlt je nach Diagnose den Kauf von chinesischer Medizin in Tablettenform. Etwas später stoppt der Kleinbus vor einem riesigen Teehaus. Nach einer Teedegustation werden wir in eine grosse Verkaufshalle geführt…. Das Olympic Center bekommen wir bei einem 5 min. Halt von einer Brücke aus zu sehen, aus gut 500 Metern Distanz und zur Hälfte von andern Gebäuden verdeckt. Diese «Werbefahrt» war letztlich gut organisiert, von einer aufgestellten Leiterin charmant geführt und von einem absolten Spitzenfahrer gekonnt sicher und rassig chauffiert.

 

Montag, 18. Juli 2016

Heute wieder mal ein Bericht in Stichworten: U-Bahnfahrt zum Tian’anmen auf dem vor 27 Jahren auf dem Platz des ‹Himmlischen Friedens› die Demokratiebewegung niedergeschlagen wurde. Bummel durch Pekings wohl renomiertester Einkaufsstrasse. Schweizeruhrenmarken wohin man schaut und bekannte Namen von Kleidergeschäften… Einkaufstour in einem der grössten Einkaufsgebäude der Stadt mit unzähligen Geschäften und unglaublich geschäftigem Verkaufspersonal. Zurück zum Hotel mit der U-Bahn. Gute und schnelle Sache, vorausgesetzt man fährt in die richtige Richtung 🙂 Marianne und Kari besuchen eine lehrreiche ‹Chinese Kungfu show› und Bea und Pierre eine traditionelle Aufführung einer ‹Peking Oper›.

 

Dienstag, 19. Juli 2016

Heute steht der Besuch der ‹Verbotenen Stadt› im Zentrum. Es regnet in Strömen, doch in der U-Bahn merkt man zum Glück nichts davon. Leider haben noch tausende von anderen Besucher die gleiche Idee. Dies und der zunehmend starke Regen erschweren den Besuch. Vor lauter Regenschirme sieht man die Plätze und Sehenswürdigkeiten kaum. Leider ist der Zutritt zu den Hallen heutzutage nicht mehr möglich. Nach bereits ca. 2 Std. fahren mit einem Taxi zurück ins Hotel. Um 17.30 h inspizieren wir das Mietauto, ein 7-plätziger Amerikaner made in China. Bea feiert ihren Geburtstag und lädt uns in einem guten Restaurant alle zum Nachtessen ein. Danach müssen wir noch packen, denn morgen verlassen wir Beijing in Richtung Süden.

 

Mittwoch. 20. Juli 2016

Regen, Regen, Regen… und dies in Strömen. Wir verlassen die Stadt und fahren auf der Autobahn südwärts. Von einer Brücke aus blicken wir in einen über die Ufer getretenen, reissenden Fluss. Zerstörte Häuser und weggespülte Lastwagen führen deutlich die Gewalt des Wassers vor Augen. Wenig später stecken wir 1 1/2 Std. in einem Stau fest. An mehreren Stellen ist Schlamm auf die Fahrbahn gespült worden und muss mit Baggern weggeschoben werden. Die Nacht verbringen wir in Shouyang im gleichnamigen Hotel.

 

Donnerstag, 21. Juli 2016

Abfahrt kurz nach 9 h. Am Mittag treffen wir bereits in Ping Yao Xian ein. Die Altstadt dieses Ortes ist von einer teilweise begehbaren Mauer umgeben. Glücklicherweise sind die Strassen und Häuser erhalten geblieben und in den Hauptgassen wunderbar restauriert worden. Die Fassaden, Hinterhöfe und Strassentore versetzen uns vollends in die altchinesische Welt, mit den typischen Dachformen, Pagoden, exotischen Düften und der Vielfalt an Läden und Restaurants. Allerdings zieht dieser Ort auch tausende von Touristen aus China und der ganzen Welta an und so werden die herrlichen, bemalten Holzkonstruktionen durch jede Menge ausgestellter und aufgehängter Waren jeglicher Art fast verdeckt. Nun sind auch Xiong Hong (Frau) und Liang Yong Biao (Mann) eingetroffen, ein befreundetes, chinesisches Ehepaar von Jie und Heinz. Sie werden uns für die nächste Zeit mit ihrem Land Rover auf unserer Reise begleiten. Das reichhaltige, Nachtessen mit über 15 Spezialitäten, nehmen wir in einer Art ‹Theateresssaal› ein und geniessen dabei ein sehr lautes Theaterprogramm mit Tanz, Akrobatik, und Musik. Kaum ist die Vorführung zu Ende. leert sich der Saal in unglaublicher Geschwindigkeit und wir kämpfen uns in aller Ruhe weiter durch die noch halbvollen Platten. Wir übernachten in märchenhafter Kulisse im Pingyao-Hotel, man glaubt sich in einer Märchen-oder Filmwelt.

 

Freitag, 22. Juli 2016

Da wir möglichst bald die Provinz um Xi’An erreichen wollen, fahren wir auf der meist 3-4 spurigen Mautautobahn südwärts. Bei Sanmenxia bestaunen wir von einem Aussichtspunkt aus den ‹Gelben Fluss›. Mit ca. 3000 km Länge ist dies nach dem Yangtse der zweitlängste Fluss Chinas. Seinen Namen verdient er dem mitgeschwemmten Sand. Ungefähr 15 km südlich besuchen wir dann die für diese Gegend typischen Erdhäuser. Der chinesische Name ‹Erdlochhof› beschreibt die Art dieser Behausungen sehr treffend. Schon vor mehreren hundert Jahren haben die Leute begonnen in der sandigen Lehmerde etwa 6-7 m tiefe, quadratische oder leicht rechteckige 12-15 m grosse Gräben von Hand auszuheben. In den Seitenwänden wurden dann mehrere 3.30 m breite und unterschiedlich tiefe Zimmer mit einer Deckenwölbung gegraben. In der Mitte des Erdlochs bleibt ein grosser Innenhof frei, in dem in Holzöfen gekocht wird, Tiere gehalten werden oder auch Fruchtbäume stehen. An einem solchen Haus arbeiteten 5 Männer 2 Jahre bis zur Fertigstellung. In der Gegend befindet sich heute eine 300 m tiefe Wasserfassung. So sind viele dieser Häuser an das regionale Wassersystem angeschlossen worden. In tiefen Sickergruben wird das Regenwasser aufgefangen. Heutzutage sind allerdings viele Erdlochhäuser nicht mehr bewohnt. So besichtigen wir zuerst ein grosses Museumsgelände mit mehreren frisch renovierten ‹Ausstellungshäuser› und touristisch aufgemöbelter Umgebung. Eigentlich würden wir viel lieber die althergebrachten und noch bewohnten Häuser sehen. Jie erfährt, dass dies einige Kilometer entfernt noch möglich sein soll und sogar ein ‹Erdlochhotel› existiert. Klar fahren wir dorthin. Die Familie betreibt erst seit kurzem dieses Hotel, welches nach zweijährigen Instandstellungsarbeiten eröffnet wurde. Vor 70 Jahren wurde es vom Grossvater für seine Familie erbaut. Wir werden herzlich willkommen geheissen und können bei der Zubereitung des wieder einmal vielfältigen, auf dem Holzofen und einem Gasbrenner zubereiteten Nachtessens dabei sein. So schmausen wir dann bis tief in die Nacht im lauschigen Innenhof bei noch immer sehr milden Temperaturen. Dieses Hotel ist wirklich ein Geheimtip und wir sind die ersten ausländischen Gäste. Wer also diese Gegend bereist, sollte unbedingt bei dieser netten Familie einkehren und eine Nacht im Erdlochhofhotelzimmer verbringen. Hier die Koordinaten: N 34° 38.4644′ / E 111° 8.5029′

 

Samstag, 23. Juli 2016

Noch vor dem feinen, chinesischen Frühstück mit Suppe, Nudeln, Teigtaschen, Gemüse, … führt uns die Besitzerin durch die nähere Umgebung, wo noch etliche bewohnte, aber auch verlassene Erdlochhäuser zu finden sind. Sie zeigt uns zu Recht mit Stolz auch ihren Gemüse- und Fruchtgarten. Unglaublich was da alles wächst: Tomaten, Auberginen, Erdnüsse, Mais, Pfirsiche, Birnen, Äpfel, Pflaumen, kurze und ganz lange Bohnen, Zwiebeln, Gurken, Kürbisse, ein Pfefferbaum, Nussbäume, Sonnenblumen, ….. Vieles was bei uns im Herbst geerntet wird ist hier schon erntereif. Am Nachmittag erreichen wir Xi’An. Hier im Hotel treffen wir Shunni, der jüngste Sohn von Jie und Heinz, welcher nach einem vierzehntägigen Wushu-Trainingslager nun mit uns weiterreist. Im ‹Muslimischen Viertel› der sehenswerten und sehr belebten Altstadt steht die berühmte ‹Grosse Moschee›, erbaut vor mehr als 1300 Jahren während der Tang Dynastie. Ganz der chinesischen Architektur verpflichtet ist dies eine spannende Symbiose von buddhistischer und muslimischer Tradition.

 

Sonntag, 24. Juli 2016

Um 7h werden Marianne, Béatrice, Kari und Pierre von einem Fahrer eines Reisebüros abgeholt, um zur 40 km entfernten Ausgrabungsstätte und dem Ausstellungsgelände der weltberühmten Terragotta-Armee zu fahren. Eine vor Ort engagierte Guide führt uns durch das Gelände und erklärt uns Wissenswertes in einem etwas gewohnheitsbedürftigen Englisch. Unglaublich wie die spezialisierten Archäologen, welche an der Uni eine eigens dafür geschaffene Fakultät besuchen, aus tausenden von grösseren und kleinsten Bruchstücken wieder ausdruckstarke Figuren mit ihren individuellen Köpfen und Händen und auch ganze Pferde zusammensetzen. Auch wenn man schon Fotos, Filmreportagen oder vor einigen Jahren die Wanderausstellung in Bern gesehen hat, so ist doch der Besuch hier überwältigend! Gut sind wir bei den ersten Besuchern, denn das Gedränge und auch die Hitze nehmen stündlich zu. Gegen Abend erreichen wir ein Dorf mit noch typischen Gassen und Häusern. Hier spielt sich das Leben vor allem draussen ab. Gleich im Zentrum finden wir ein einfaches, aber sauberes, kleines Hotel. An einem grossen, runden Tisch mit dem hier üblichen Glasdrehteller in der Mitte, essen wir lokale Spezialitäten. Unsere Reisegruppe besteht nun aus 9 Personen!

 

Montag, 25. Juli 2016

Um 6 h weckt uns die Musik der tanzenden Frauen auf dem Platz neben dem Hotel. Das morgendliche, traditionelle Tai Chi wird mehr und mehr durch Tanzelemente mit Musikbegleitung ergänzt. Um 9 h ist unser Konvoi, bestehend aus dem ‹Roten Kamel›, dem 7-plätzigen Miet-Buik und dem Landrover, startbereit. Die Autobahn mit mehreren kürzeren, aber auch langen Tunnels, führt durch ein Gebiet mit bis zu 1600 m hohen Berge. In Wudangshan müssen wir die Autos stehen lassen, da die Strasse ohne Spezialbewilligung nicht befahren werden darf. Die letzten 25 km bis Wudangshan-Mountain, unserem heutigen Ziel, fahren wir mit dem Bus. Hier auf knapp 1000 m ü M finden wir drei Zimmer in einem Hotel mit herrlichem Sitzplatz unter hohen Bäumen, wo wir dann auch gemütlich zu Abend essen. Morgen ist geplant, gleich nach dem Frühstück eine ca. dreistündige Wanderung weiter den Berg hoch zu unternehmen.

 

Dienstag, 26. Juli 2016

Der perfekt ausgebaute und sicher gemauerte Weg hinauf ist zum Glück im Schatten des üppigen Bergwaldes. Bei Temperaturen um die 30° und der hohen Luftfeuchtigkeit trotzdem eine schweisstreibende Angelegenheit. Ein Grossteil der Strecke führt über Treppenstufen, oft mit kurzen, flachen Stellen und Plattformen, anfänglich vorbei an etlichen ‹Waldbeizen› und Souvenirläden, steil hinauf, unterbrochen von einigen Senken. An einer Stelle scheinen die Treppenstufen direkt in den Himmel zu führen. Unterwegs trifft man auf mehrere, zum Teil in den Fels gebauten, alten Tempeln, welche im Inventar des Unesco Weltkulturerbes Eingang gefunden haben. Immer wieder bestaunen wir etliche Träger, die mit Hilfe der typischen Tragstange über den Schultern unglaublich schwere Lasten zu den Beizen und Läden hochschleppen. Selbst Baumaterial und Zementsäcke sind ihnen nicht zu schwer. Auch wollen ‹Senftenträget› uns immer wieder den Berg hochtragen. Schon bald am Ziel, werden wir von einem freilebenden, recht grossen Affen überrascht, welcher sich einen Spass daraus macht nach Fressen zu betteln, wobei er recht wählerisch nur das frisst was er besonders mag. Die feine Birne von Shunni mag er besonders und ein Snickers packt er gekonnt aus, wirft das Papier weg und geniesst auf der Treppe sitzend ganz offensichtlich diesen Schokoriegel. Endlich steht er auf und lässt uns vorbei. Leider liegt sehr viel Dunst in der Luft, so dass keine Fernsicht möglich ist. Dafür geniessen wir die märchenhafte Landschaft und unzählige, bunte Schmetterlinge. Wer den rund 7 km langen und steilen dreistündigen Aufstieg scheut, kann mit dem Bus hochfahren und das letzte Stück mit einer Seilbahn ‹bezwingen› 🙂 Den Rest des Tages verbringen wir gemütlich in der Umgebung des Hotels. Am späteren Nachmittag blitzt und donnert es ganz gewaltig.

 

Mittwoch, 27. Juli 2016

Heute ist gewissermassen ein Transfertag weiter nach Süden. Das heisst, lange Fahrt auf der Autobahn. Höhepunkt ist die Überquerung des Yangtse bei Jingzhou-City und ein Fotohalt an dessen Ufer. Klar ist die Breite im Vergleich zu den 25 km im Deltagebiet vergleichsweise noch gering, trotzdem aber schon ein beeindruckender Anblick, mit bereits grossen Schiffen und Fähren.
Grosse Reisfelder sind immer häufiger und überhaupt ist die ganze Region ein riesiger Gemüsegarten. Mit den steigenden, südlichen Temperaturen werden auch die Speisen immer ‹heisser, d.h. schärfer.
In Zhangjiajie finden wir bereits beim Einnachten noch ein passendes Hotel.

 

Donnerstag, 28. Juli 2016

‹Zhangjiajie Wulingyuan Centre Scenic Area› ist der Name eines Naturschutzpark-Berggebietes etwa 25 km nördlich der Stadt. Die hohen, säulenartigen Felsformationen aus Quartzsandstein sind in den vergangenen 380 Mio. Jahre durch Verwitterung und Erosion entstanden. Bekannt ist diese Landschaft mit seinem dichten, urwaldähnlichen Gebiet und der eindrücklich geformten und bis hinauf mit Bäumen bewachsenen Felsen auch durch den vor einigen Jahren teilweise hier gedrehten Film «Avatar». Mit einem Mininusbus erreichen wir bereits um 9 h bequem den Eingang in den sehr gut besuchten Naturpark. Zu Fuss über gut angelegte Wege und Treppen, mit Seilbahnen, einem Felsenlift und einer Bahn ist das ganze Gebiet sehr gut erschlossen. Noch vor 17 Jahren, beim letzten Besuch von Heinz, war noch keine solche Infrastruktur vorhanden und entsprechend auch kein so riesiger Andrang. Das Gebiet ist durch einheimische, ethnische Minderheiten bewohnt, welche das Recht haben vor Ort die Restaurants und Läden zu betreiben.
Die junge Guide, die uns das Eventbüro im Hotel vermittelt hat, führt uns gekonnt zu den schönsten Aussichtspunkten. Nach dem wie immer ausgezeichneten Mittagessen in einem Waldrestaurant, einer Carfahrt in ein etwas entfernteres Parkgebiet und einem Spaziergang zwischen engen Verkaufsständen bemerkt Kari bei einem Aussichtspunkt mit Schrecken, dass seine Bauchtasche mit Reisepass, Kreditkarten, Fahrausweise und Geld verschwunden ist. Entweder ist die Tasche im Car beim Herausnehmen des Smartphones aus dem Rucksack herausgefallen oder es ist im Gedränge daraus geklaut worden. Die 20-jährige Guide und Jie setzten alle Hebel in Bewegung. Doch trotz sofortiger Benachrichtigung beim Carbetrieb und Meldung bei der Polizei, bleibt sie bis zum Abend unauffindbar. Morgen werden wir weitersehen und uns überlegen, welche Schritte wir nun unternehmen müssen.

 

Freitag, 29. Juli 2016

Jie und Kari fahren am Vormittag auf den städtischen Polizeiposten um einen gültigen Rapport zu bekommen und vor allem eine Bestätigung, dass der Pass verloren ist. Nicht nur in Hotels wird er verlangt, sondern oft auch beim Kauf von Eintrittskarten.
Gegen Mittag fahren wir los mit dem Ziel ‹Furong Town›. Dieses Dorf ist bekannt wegen seinem gut erhaltenen ursprünglichen Dorfbild und durch seinen 60 m hohen und 40 m breiten Wasserfall, welcher sich über zwei grosse Stufenbecken ergiesst. Hier lebten auch die ‹Tujia›, eine Minorität zur Zeit der Qin Dynastie vor über 1000 Jahren. Mit ihren langen Haaren, stets barfuss und mit einer Tierlauten ähnlichen Sprache unterschieden sie sich stark von der übrigen Bevölkerung. Unter dem Wasserfall führt auch heute noch ein Weg entlang von Grotten, welche den Tujia als Behausung und Versteck während blutiger Kriege diente.
Unser Hotel ist traumhaft schön gelegen, mit freier Sicht auf den Wasserfall und im alten Stil in den Hang gebaut, mit verschiedenen Terrassen und perfekt eingerichteten Zimmern.
Vor dem Abendessen machen wir einen Rundgang zum Wasserfall, den engen, verwinkelten Gassen und geniessen die Aussicht auf den seeähnlichen Flussabschnitt unterhalb des Wasserfalls.

 

Samstag, 30. Juli 2016

Um noch genügend Zeit für eine Besichtigung des Ortes mit seinen vielfältigen Sehenswürdigkeiten bei Tag zu haben, beschliessen wir, erst nach dem Mittagessen weiter zu fahren. Die Landstrasse führt durch bewaldete Gebiete, entlang landwirtschaftlich genutzten Flächen und durch kleinere Ortschaften. Auch heute finden wir nochmals ein kleines Dorf mit einem sehenswerten Dorfbild zwischen markanten, hohen Felsen gelegen. Am Abend findet eine folkloristische Aufführung in einem Freilufttheater statt. Drachen-Stangen-Fahnen-Trommel-Tänze, Akrobatikeinlagen, Feuershows, typische Trachten und Musik, begeistern das Publikum.

 

Sonntag, 31. Juli 2016

Über Landstrassen erreichen wir am Nachmittag Fenghuang am Tuo River. Diese Stadt ist wahrlich sehenswert. Die autofreie Altstadt liegt unter anderem entlang des Flusses und überrascht durch seine Gassen und Plätze mit im alten Stil sehr schön renovierten Häusern. Beidseits des Flusses Tuo befinden sich die alten Häuser mit Beizen, Läden, Essstände, Pagoden und über den Fluss führen einige Brücken, eine gedeckte mit Verkaufsläden, andere im Stil alter Gebäude und einige originelle Übergänge nur einige Zentimeter über dem Wasser. An gewissen Stellen werden die Häuser mit im Wasser stehenden Stelzen abgestützt. In der Nacht bietet sich uns durch die Beleuchtungen ein unglaublicher Anblick mit Wasserspiegelungen und einer bezaubernden Ausstrahlung der  verschieden farbig leuchtenden Gebäude. Nicht verwunderlich zieht diese Stadt unglaublich viele Touristen an und so herrscht teilweise ein Gedränge, so dass ein Durchkommen erschwert wird.

Noch vor 20 Jahren war die Altstadt kaum besucht. In der Folge wurden die Menschen aus ihren alten Häusern mit dem Angebot in ‹moderne und bequemere Wohnungen› umzuziehen weggelockt.  Klar ist, dass dies berechnend geschah um die Stadt touristisch attraktiv gestalten zu können und viele Spekulanten, Unternehmer und Architekten dabei eine Menge Geld dabei verdient haben.

Unser Hotel liegt in der Altstadt sehr günstig gelegen, so dass wir Zeit haben für ausgedehnte Spaziergänge.

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