Berichte 11. bis 20. April 2016

zu den Fotos dieser Berichte

Montag, 11. April 2016

Wir haben in der Wüste „Kavir Desert“ übernachtet, gleich in der Nähe einer Karawanserei am Rande des grössten Salzsees Irans.

Heute Morgen werden wie von einem Militärauto geweckt. 4 Mann, einer in chickem Anzug, zwei normal in Zivil und einer in Kampfanzug mit Maschinengewehren. Überaus freundlich erklären sie uns, wir sollen zur Karawanserei zurück, da ab 9 h in der Nähe eine Militärübung stattfinden werde. Mehr wollen sie nicht verraten, es sei ein wenig geheim ;-)). Später geben sie  Entwarnung und noch einige Hinweise zu sehenswerten Orten.

Das ganze Gebiet steht wohl unter Naturschutz. Der Salzsee ist zur Zeit nass und sumpfig, so dass wir nicht richtig drauf können. Im Sommer ist er trocken und hart. Aber auch so, von den Randgebieten aus betrachtet, ganz weiss und eindrücklich.

Unterwegs treffen wir dann auch auf freilebende, ‚echte‘ Kamele, ein lang ersehntes Fotosujet :-).

Abayane ist ein ursprüngliches Bergdorf mit engen und steilen Gassen. Leider sind die meisten noch bewohnten Lehmhäuser in einem schlechten Zustand und viele sind bereits am zerfallen. Wir treffen nur alte Leute an, vor allem Frauen. Das Dorf muss einmal sehr schön gewesen sein.

Am Abend treffen wir in Esfahan ein und finden nach längerer Suche einen bewachten Parkplatz in einem vom Lärm etwas geschützten, grossen Innenhof.

 

Dienstag, 12. April 2016

Ausgangspunkt einer Besichtigung Esfahans ist stets der ‚Meydan-e Imam‘, dem Platz im Zentrum der Stadt.  Mit  524 x 160 m Ausmass, seinen doppelstöckigen Arkaden rundherum und dem Wasserbecken mit Springbrunnen, ist dieser Platz wirklich imposant. Von hier aus sind viele Sehenswürdigkeiten zu Fuss erreichbar. Wir besichtigen den Palast Ali Qapu, von dessen Thronsaal mit grosser, gedeckter Terrasse hoch über dem Platz, überblickt man die ganze Anlage mit seinen Moscheen und Palästen. Auf der Nordseite des Platzes beginnt auch der Bazar mit seinen unzähligen Teppichgeschäften, Kunsthandwerk- und Antiquitätenläden, Stoffdrucker und Süsswarengeschäften und vieles mehr.

Sehenswert ist auch die Si-o Se Pol, eine alte 290 m lange Brücke mit ihren 33 Bögen über den Zayandeh Rud, dem Fluss quer durch Esfahan, welcher in den Sommermonaten meist völlig ausgetrocknet ist.

Gegen 16 h setzen wir unsere Fahrt in Richtung Süden fort.

 

Mittwoch, 13. April 2016

Wir sind im „Lost Paradise“, einem Tal auf ca. 1900 m Höhe mit unzähligen Quellen, Wasserfällen und Sinterterrassen. Wunderschön und im Sommer durch die erfrischende Kühle des Wassers und des engen, beschatteten Tales ein Anziehungspunkt für die hitzegeplagten Iraner. Wir dagegen würden uns wahrlich etwas wärmeres Wetter wünschen und überlegen uns deshalb  Shiraz auszulassen und nur Persepolis mit seinen weltberühmten Ausgrabungen zu besuchen. Wäre es nicht etwas gar weit, würden wir sogar zum Persischen Golf fahren.

Da wir heute Nachmittag doch recht in dem Tal herumgeklettert sind, liegen wir um 21.45 h bereits flach im Kamel, gleich beim Eingang dieses ‚verlorenen Naturparadieses‘, zumal es auch zu kalt ist um noch länger draussen zu sitzen. Klar wurden wir auch hier wieder von etlichen Männern belagert, die alles anschauen wollten und mit Händen und Füssen mit uns diskutierren und uns Tee, Tomaten, Fladenbrot, …. offerierten.

So geht einmal mehr ein abwechslungsreicher Tag zu Ende.

 

Donnerstag, 14. April 2016

Heute besuchen wir, einige km vor Shiraz, Persepolis, eine Palastanlage der achämenidischen Herrscher, gegründet durch Darius der Grosse um 515 v. Chr. Ein junger Offroader (Benyamin) mit einem Landrover fährt uns voraus um uns zum Eingang zu geleiten. Da das Kamel bei hoher Tourenzahl unter Volllast manchmal etwas ‚hustet‘, verspricht er uns,  nach unserem Besuch dieser imposanten Ruinenstadt, sich  nochmal mit uns zu treffen, damit er uns zu einer Toyotawerkstatt führen kann. Die ganze Anlage erstreckt sich auf 400 x 300 m und nebst dem Grundriss, grossen Eingangstoren, griechisch anmutenden Säulen, Tierdarstellungen, Profilansichten von Menschen (wie man das vom alten Ägypten kennt), sind auch etliche Keilschriftinschriften zu sehen.

Klar kommt dann Benyamin nicht alleine, sondern auch sein Freund Ali und noch einige ‚Motorenkenner‘ und ein „Wunderspray“ für den Vergaser und allen beweglichen Teilen darin. Eine kurze Kontrolle durch den Toyotamechaniker, ein gepflegter Herr in Jacket und schwarzglänzenden Lackschuhen, beruhigt uns, alles scheint in Ordnung zu sein. Möglicherweise ist der ‚Höhenkompensator‘ nicht ganz optimal eingestellt.

Danach werden wir in einen Coffeeshop eingeladen und lernen dort noch weitere junge Leute kennen, so auch die Schwester von Ali, welche perfekt Englisch spricht und sogar an einer Schule unterrichtet. Mit ihr, dem 13 jährigen Bruder, Ali und Benjamin, fahren wir dann aufs Land zu einem über dem Tal gelegenen kleinen Betonbau mit nur einem Raum. Hier dürfen wir übernachten und auch den tischlosen Raum, den Gasherd und die Öllampe benutzen. Am Horizont zieht ein Gewitter auf und so sind wir froh unseren Gemüseeintopf im Trockenen zu kochen. Später kommen dann Benyamin, Ali und noch ein Freund von ihnen zurück. Unseren Eintopf finden sie lecker, auch wenn sie das in der Art noch nie hatten. Nach dem Gewitter entfachen sie neben dem Haus ein Feuer, braten auf Spiessen den obligaten Chicken und stellen eine neutrale, halbvolle Petflasche auf unseren Tisch. Alkohol ist ja in Iran streng verboten und Strafen von 6 Monaten Haft und mehr keine Seltenheit … Arac heisst bei uns wohl meistens Grappa oder Marc. Da alle drei etwas Englisch sprechen, verbringen wir einen tollen Abend mit Gesprächen, iranischer und westlicher Musik, lachen auch viel und beim Blick auf die Uhr ist plötzlich bereits nach 1 h. Wir schlüpfen ins Kamel und sie legen sich im Häuschen auf dem Teppich zum Schlafen hin.

Für uns einmal mehr ein überraschender Abend. Welche ca. 25-jährigen Jungs in der Schweiz verbringen so spontan und ‚freiwillig‘ mit ‚älteren‘ Männern einen ganzen Abend und die halbe Nacht?

 

Freitag, 15. April 2016

Nach dem gemeinsamen Frühstück mit unseren jungen Freunden fahren wir los. Unser Weg führt uns durch Wüstengebiete, entlang eines Salzsees, bei dem wir uns lange nicht sicher sind, ob das Glänzen nun doch Wasser oder bloss Hitzespiegelungen sind und durch einen kleineren Sandsturm. Am Abend erreichen wir ein kleines Städtchen und durch Heinzes Bart verängstigte Polizisten erlauben uns auf dem Dorfplatz zu übernachten.

 

Samstag, 16. April 2016

Der Besuch von Maymand lohnt sich wirklich. Die aus dem weichen Fels gehauenen Höhlenhäuser am Ende eines kleinen Tals sind teilweise noch recht gut erhalten und einige auch wirklich noch bewohnt. Auch da sind allerdings die jungen Leute weggezogen, so dass nur noch ältere Menschen da wohnen. In einem Höhlenrestaurant konnten wir eine sehr spezielle, feine Suppe mit Brot geniessen. Die anschliessende Fahrt über kleine Strassen durch die Berge führen uns über 2000 m hohe Pässe. Eine eindrückliche Felslandschaft in verschiedenen Braun-Gelb-Grau- und sogar Blautönen. Eine karge Landschaft, ab und zu unterbrochen von grünen Oasen und einzelnen Bäumen.

Die Nacht verbringen wir in einem international besetzten Hotel in Kerman. Hier lernen wir ein älteres Ehepaar mit einem Toyota Landcruiser mit Jahrg.1982 kennen. Liliana und Emil haben damit 1984 Zürich verlassen und sind seither damit quer durch über 180 Länder gereist. Nur einmal, als sie ganz Europa bereisten, waren sie für kurze Zeit wieder in der Schweiz. Da können wir wahrlich noch nicht mithalten … Heinz weiss nun aber sicher, dass seinem Kamel noch ein langes und ausgefülltes Leben bevorsteht :-)

 

Sonntag, 17. April 2016
 
Das Hotel Akhavan bietet auf einem geschützten Parkplatz auf der Rückseite des Gebäudes für Fahrzeuge wie unser Kamel etliche Übernachtungsplätze an. Duschen zu Randzeiten können benutzt werden und nach Wunsch das Restaurant mit guter iranischer Küche. Ins Zentrum sind es auch nur wenige Minuten.
Vollgetankt, mit genügend Proviant und Wasser fahren wir wieder über die Berge in die ‚Lut Wüste‘. Für die Durchquerung dieser Wüste von Shahdad bis Birjand haben wir 3 Tage eingeplant.
Die erste Nacht verbringen wir weit ab von der Strasse im Schutz einer höheren Sandformation in den Kaloutsfelsen. Der zunehmende Dreiviertelmond und Millionen von Sternen erhellen unseren Lagerplatz und es ist auch in der Nacht noch angenehm warm, befinden wir uns doch seit Wochen erstmals in tiefere Lagen auf bloss etwa 300 m Höhe.
 
 
Montag, 18. April 2016
 
Wüste, Wüste, Wüste – und doch so  wechselnde Farbspiele, verschiedene Sand-und Gesteinsarten und unendliche Weiten.  Die Nacht verbringen in Nehbandan, einer kleinen Wüstenstadt. Uns bleibt nur noch ein Juchzen…. so schön!
 
Dienstag, 19. April 2016
 
Hier auf 1300 m Höhe in Brijand ist es abends wieder recht kühl. Heute mussten wir wieder 3 x bei Militärkontrollen unsere Pässe zeigen. Diese Gegend wird wegen Schmugglerbanden tatsächlich eng überwacht. Morgen werden wir voraussichtlich einen Ruhetag einlegen, bevor wir dann den nächsten Teil dieser doch recht abwechslungsreichen und wunderschönen  Wüste unter die Räder nehmen werden.
 
 
Mittwoch, 20. April 2016
 
Ein Tag ohne längere Fahrt …
Nach einer ruhigen Nacht auf dem Gelände eines alten Parks 5 km ausserhalb der Stadt, besuchen wir  einmal mehr einen farbenprächtigen Markt. Obwohl wir die einzigen Touristen sind, werden wir deutlich weniger angesprochen als noch weiter im Süden. In einem Cafenet versuchen wir Fotos auf die Camelseite hochzuladen – kein leichtes Unterfangen.
Nachdenklich stimmt uns, dass da einmal mehr die jungen Männer versichern, dass die Iraner keine Terroristen sind. Sie leiden sehr unter dem westlichen, von den USA geprägten Image. Uns ist es wichtig ihnen zu versichern, dass wir bisher in Iran nur hilfsbereiten und sehr freundlichen Menschen begegnet sind.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert