Berichte 01. bis 10. April 2016

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Freitag, 1. April 2016

Wir haben heute so einiges erlebt…so mussten wir heute Morgen das Kamel mit Schaufel und Sandblechen aus dem Schlamm wieder frei bekommen, nachdem wir einen guten Standort zum Fotografieren des Ararat finden wollten ;-).

Der Grenzübertritt in den Iran ist recht unproblematisch … Allerdings werden wir überrascht, dass am Freitag in Iran jeweils Ruhetag ist und wir somit die benötigte Autoversicherung erst am Samstag abschliessen können. Wir dürfen also erst morgen weiterfahren.

Wir übernachten auf freiem Feld etwas ausserhalb von Batargan und haben beim Eindunkeln Spaghettis gekocht und unter dem wunderbaren Sternenhimmel gegessen, im flackernden Licht eines Lagerfeuers. Allerdings ist es hier abends immer noch sehr kalt. Aber einfach unbeschreiblich schön…

 

Samstag, 2. April 2016

Wir sind nun also in Täbris. Ein Wirtschaftsstudent mit besten Englischkenntnissen hat uns mit seinem Auto einen Platz zum Übernachten gezeigt, inmitten einer Art Erholungs- und Vergnügungspark. Da sitzen wir jetzt auf einer künstlichen Insel eines künstlichen Sees in einem noblen Restaurant und lassen es uns schmecken, nachdem wir am Mittag in einer einfachen Lastwagenkneipe an der Strasse etwas Kleines genossen hatten. Der junge Mann will sich morgen wieder mit uns treffen und uns die Stadt zeigen: eine blaue Moschee, den bekannten Bazar, …

 

Sonntag, 3. April 2016

Wir sind den ganzen Tag lang in Täbriz geblieben. Nicht ganz freiwillig, denn der Boiler war beim Heizelement nicht mehr dicht und musste erst einmal repariert werden. Auf dem Gerät haben wir im übrigen ein Schildchen angetroffen, welches deutlich beschreibt, dass dieser keinen Druck verträgt. Also hat die Firma aus Weissenburg einen total unpassenden Boiler zur Pumpe ausgewählt.
Bis alle unsere Schlüssel, Schraubenzieher und Lösungsansätze bereit sind, dauert es eben etwas. Dank Karis elektrischem Knowhow und den genauen Aufzeichnungen der Kabelanschlüsse gelingt die Operation schliesslich.

Beeindruckend, diese 3 Millionen Stadt. Unser Freund Raoul von gestern holt uns ab und führt uns dann zur ‹Blauen Moschee›.

Vielen Frauen sieht man recht schnell an, dass sie ihr Kopftuch wahrscheinlich nicht mehr tragen würden, wenn sie die Wahl hätten. Oft werden die teilweise auch farbigen und hauchdünnen Tüchlein ganz hinten auf der Frisur getragen. Doch sehen wir im Bazar von Täbriz noch sehr viele schwarze Tuchrollen und fertige Schals.

Dieser sehenswerte Bazar ist ein schier endloses Labyrinth von orientalischem Zauber, Teppiche, Gewürze, Nüsse und Mandeln, Beeren und Früchte … einfach unbeschreiblich.

Abends dürfen wir ein riesiges Warenhaus erleben, eben den «neuen Bazar» und wir haben es mit Raoul und seinen Freunden echt lustig. Wie gastfreundlich man hier ist … auch das unbeschreiblich.

 

Montag, 4. April 2016

25 cm Neuschnee beim Aufwachen! Wir haben genug vom Schnee, von der Kälte und deshalb beschliessen wir die hochliegenden Gebiete zu verlassen und möglichst rasch ans Kaspische Meer zu fahren. Also gibt es einen richtigen Fahrtag, glücklicherweise fahren wir zu dritt und wechseln uns ab.

In der Nähe von Astara finden wir zufällig einen riesigen und verlassenen Campingplatz direkt am Meer. Nicht ganz sauber, aber die Infrastruktur ist doch vorhanden.

 

Dienstag, 5. April 2016

Auf dem Weg Richtung Teheran machen wir einen Abstecher in das noch ursprüngliche Bergdorf Masouleh. Interessant ist die Bauweise der Lehmhäuser in den steilen Hang gebaut, die begehbaren Flachdächer und die verwinkelten engen Gassen und Treppen.

Unterwegs treffen wir immer wieder auf liebe, gastfreundliche Menschen. Sie helfen und unterstützen in allen Situationen.  Wir fühlen uns hier auch sehr sicher und geborgen. Ein Erlebnis der besonderen Art haben wir in der Warteschlange vor einer Ampel: Ein Passant überreicht uns den Wagenschlüssel, den Pierre hinten an der Hecktüre hat stecken lassen.

In Fuman besuchen wir dann noch den riesigen Strassenmarkt, welcher jeweils am Dienstag stattfindet. In diesem bunten und lebendigen Treiben könnten wir wohl noch stundenlang verweilen. Ziemlich spät finden wir dann in der Nähe einer autobahnänlichen Strasse einen geschützten Rastplatz, geschützt wohl, aber nicht vor dem stetigen Lastwagenlärm.

 

Mittwoch, 6. April 2016

Heute wollen wir uns im Schwefelbad in Ramsar von den Strapazen der letzten Tage erholen. Heinz hält kurzerhand vor einer Polizeistation, geht hinein und bald darauf werden wir zum Bad eskortiert. Nach diesem Genuss fahren wir noch eine kurze Strecke zum Schlafplatz in Tonekabon am Kaspischen Meer. Das Kaspische Meer liegt im Übrigen 25 m tiefer als die Weltmeere.

Wir haben den Eindruck, dass entgegen unseren Vorurteilen die Frauen im Iran emanzipierter sind als wir das in gewissen Gebieten der Türkei wahrgenommen haben.

Sie arbeiten in führenden Positionen, es hat viel mehr Frauen am Steuer, Frauen sprechen uns auch an, in den Restaurants sind sehr oft gleich viel Frauen wie Männer und sie treten selbstsicher auf.

 

Donnerstag, 7. April 2016

In einer sauberen, besteingerichteten, kleinen Garage lassen wir das Auto fachmännisch mit der Fettpresse abschmieren (jetzt läuft das Kamel eben wieder wie geschmiert J).

Über enge Strassen cruisen wir gemütlich durch wunderbare Täler, Schluchten und

Berglandschaften bis auf 2’600 m über Meer.

Überall wo wir anhalten, werden wir spontan angesprochen: „How are you? Where are you from? Whats your name? Oft wollen sie mit uns zusammen und dem Kamel fotografiert werden. Klar erfüllen wir diesen Wunsch gerne.

Nun sind wir wohlbehalten in der 15 Mio. Metropole Teheran angekommen, haben das Auto sicher im Innnehof unseres Hotels abgestellt.

Das Verkehrsverhalten im Iran ist für uns Europäer sehr gewohnheitsbedürftig und fordert uns täglich: Fussgänger haben überhaupt keine Rechte, obwohl „chaotisch“ gefahren und gedrängelt wird, läuft der Verkehr recht flüssig, die aufgezeichneten Fahrspuren haben kaum Bedeutung, überholt wird in den Städten links wie rechts, … . So ist es nicht erstaunlich, dass die meisten Fahrzeuge Blechschäden haben.

 

Freitag, 8. April 2016

Wir haben müde Füsse vom vielen Herumlatschen durch dieses endlos scheinende, verkehrsreiche und von Abgasen entsprechend stinkende Teheran. Auch U-Bahn- und Taxi- Fahrten haben wir heil überstanden. Nun sind wir froh, neben dem Hotel in einem Café zu sitzen. Wir haben so einiges besichtigt,  z. B. den ‹Shah Abdol Azim Shrine›, ein für iranische Gläubige wichtiger Gebets-und auch Pilgerort. Da heute Freitag, also offizieller Feiertag ist, hatte es auch entsprechend sehr viele Leute. Ein Mann hat uns beim Wachlokal spontan angemeldet und mit einem VIP Anhängeausweis versehen, um uns überall freien Zugang zu ermöglichen. Gleich angebaut sind auch Markthallen mit einmal mehr Unmengen an Waren aller Art. Später haben wir den  Azadi-Tower besucht, ein Wahrzeichen Teherans, 1971 anlässlich der 2500 Jahresfeier der Monarchie erbaut, also noch zur Zeit des Shah von Persien.

 

Samstag, 9. April 2016

Besuch des Bazars und des Golestan Palace. Wir kommen recht spät in einem kleinen Städtchen (Parandak) an. Zwei Jungs auf einem Motorrad fahren neben uns her und führen uns  zu einem kleinen Restaurant, aus dem sogleich ein Mann herauskommt. Er kann gut Englisch und will uns gleich zu sich nach Hause einladen. Wir geben ihm zu verstehen, dass wir im Auto schlafen. Nach einem kurzen Telefongespräch führt er uns dann nahe der Hauptstrasse zu einer Garage. Dahinter zeigt er uns die sauberen Toiletten und einen mit Teppichen ausgelegten Raum. Alles zu unserer Verfügung!

 

Sonntag, 10. April 2016

Als wir heute Morgen aus dem Kamel steigen und unseren Kaffee zubereiten, erscheinen einige gut gekleidete Männer, unter anderem der Stadtverantwortliche und ein Lehrer. Sie freuen sich mit uns zu reden, Fragen zu stellen und zu beantworten, Gruppenfotos mit dem Kamel, …. Immer wieder erleben wir, dass sie wissen wollen, wie wir über Iran und die Menschen hier denken. Sie leiden ganz offensichtlich unter dem negativen Image der USA und der Europäer. Sie freuen sich entsprechend über unser ehrliches Lob über das Land und den überall angetroffenen freundlichen, hilfsbereiten Menschen. Sie wollen dann noch eine kurze, schriftliche Einschätzung auf Englisch über ihren gepflegten Ort – wird wohl morgen im Lokalblatt erscheinen 😉 – Unsere allgemeine Richtung ist nun Esfahan, mit einem Abstecher zum grössten Salzsee Irans. – Wir geniessen die Reise, den Iran mit seinen vielfältigen Landschaften und den netten Leuten hier überaus… Und, so eine Reise stimmt uns über unsere Wohlstandsgesellschaft schon auch nachdenklich. Die Menschen hier erscheinen uns überall zufrieden mit dem Wenigen was sie haben….

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