Berichte 01.02. – 15.02.2019

01.02.2019
Gegen zehn verlassen wir unser Resort in Hahndorf. Wir haben eine jämmerlich kalte Nacht hinter uns. Angezogen im Schlafsack, war mir immer noch kalt, bei rund elf Grad. Nun, beim Frühstück schien dann wieder die Sonne und die Welt war ganz schön. Wir hatten beschlossen, die Ortschaft etwas genauer anzuschauen. Wir fahren also Mitte Vormittag in das Siedlerdorf und schauen uns die Häuser an. Die Schule und das Museum in einem der alten Schulhäuser interessieren uns sehr.
Heute ist das ganze Dorf total touristisch genutzt. Es gibt wohl nichts, was deutsch sein könnte, was hier nicht verkauft wird. Was deutsch tönt, kommt noch dazu. Trotzdem sieht man überall originale Bausubstanz und schöne Details an den Häusern.
In einem der alten Bauten ist ein indisches Restaurant. Wir essen da zu Mittag, – eine gute Abwechslung und eine gute Wahl. Das Essen ist ausgezeichnet. Wir schlendern noch etwas durchs Dorf und um halb drei fahren wir weiter. Nicht über die Schnellstrassen, sondern übers Land.
Durch ländliches Gebiet und kleine Landschaften nähern wir uns dem Meer. Vielerorts wird Wein angebaut, aber auch Viehwirtschaft wird betrieben.
Durch Strathalbyn, Wellington, Meiningie nach Salt Creek fahren wir über Landstrassen, die hier sehr gut ausgebaut sind. In Meiningie treffen wir zwei Deutsche, die in den Coorong National Park zum Campen fahren wollen.
Der Coorong National Park besteht in erster Linie aus einem sehr langen Dünenbereich, dem Meer entlang. Dahinter ist ein meist ausgetrockneter Meeresarm und ein zweiter Küstenstreifen. Ein Teil der Flächen ist bewaldet.


02.02.2019
Um 4WD – Fahrer zu begreifen, fehlt mir ein Gen. 🤔 Ziemlich spät bin ich heute erwacht. Es war wärmer. Wir frühstücken und packen zusammen. Schade, es war eine schöne Wiese, inmitten von besenartigem Gebüsch. Gestern haben wir da zwei Kängurus aufgeschreckt. Wir fahren zurück auf die Verbindungsstrasse. Heinz will in die Dünen und Edi bleibt beim Wagen. Der Gebüschwald ist auch sehr interessant, Tiere und Pflanzen die nicht überall zu sehen sind. Schade, ist alles verschmutzt. Wahnsinn, wieviele 4WD – Fahrer sich an der Dünenzufahrt versuchen. Richtig viel Verkehr ist da im Nationalpark. Da wird gefachsimpelt an der Sanddüne von solchen, die es schafften und solchen die es gerne geschafft hätten. Eben, – mir fehlt das Gen. Später wandere ich auch noch durch die Dünen, fast bis ans Meer. Die Gegend, die Vegetation, das blaue Meer; – alles gefällt mir ausnehmend gut. Toll, dass es diesen Flecken Erde, bzw. Sand gibt!
Nach elf machen wir uns auf die Weiterfahrt, der Limestone Coast entgegen. Vor Kingston liegen The Granites. Grosse, rundgeschliffene Felsen, die aus dem Sand ragen. Hier machen wir Mittagspause. Heinze kocht. Anschliessend gehen wir am Strand fotografieren.
Der Weg bis Kingston ist nicht mehr weit. Wir quartieren uns da im Kingston Foreshore Caravan Park ein. Nach einem längeren Fussmarsch der Küste entlang und auf einen Pier, geht auch dieser Tag zu Ende.


03.02.2019
Wir haben ein Problem. Das heisst nein, wir werden ein Problem haben.
Der heutige Morgen ist sehr schön. Wir starten mit einem guten Zmorge in den Tag. Danach packen wir wieder zusammen auf dem Zeltplatz. Wir müssen einkaufen, und da haben wir ja gestern einen Laden ausgekundschaftet, auf unserem Spaziergang. Danach gehen wir einen Kaffee trinken und Heinz will den weiteren Verlauf der Reise planen.
Von Melbourne aus soll die Reise nach Tasmanien weiterführen. Das wird schwierig. Unser Problem ist, dass alle Fähren für ein Fahrzeug mit mehr als 2.10m bis im Mai ausgebucht sind. Ausserdem ist ein solcher Abstecher sehr teuer. Und zudem sind gewisse Teile wegen der Waldbrände eh nicht zu bereisen. Innerlich versuchen wir, uns von Tasmanien zu verabschieden. Wir sitzen längere Zeit in dem Café, merken irgendwann, dass ja Sonntag ist und kommen nicht recht vorwärts.
Halb eins gehen wir im Old Woolstore Cafe & Restaurant essen. Ich gönne mir eine Veggie Omelette, obschon der Preis, verglichen mit den Fleischgerichten eine Frechheit ist. Übrigens, mit einer französischen Omelette hat die heute wenig zu tun.
Etwas vor zwei Uhr fahren wir aus Kensington ab. Heinze steuert Robe und Beachport an.
In Robe gibt es eine wunderbare Küste, mit ausgewaschenen Felsen. Auf den Klippen gibt es eine ganz eigene Vegetation, die sich da behauptet. Wir fotografieren trotz des starken Windes. Auch der ganze Himmel ist bedeckt. Ob wohl ein Unwetter kommt?
Die Häuser im Ort sind nicht ganz so aussergewöhnlich wie die Natur: grosse, recht protzige Villen, die überall stehen könnten. Zwar gibt es noch einige alte Häuser, es ist aber wohl eine Frage der Zeit bis sie weg sind.
Anschliessend machen wir uns auf den Weg nach Beachport und buchen im Southern Ocean Tourist Park ein. Eine gute Wahl, der Platz gefällt.
Den Beachport Jetty sparen wir für morgen auf.


04.02.2019
Heute wollen wir es gemütlich angehen. Nach dem Frühstück wird gewaschen (übrigens zu einem Discountpreis von 3 Dollar pro Maschine). Der Wind hat etwas nachgelassen. Zeitweise ist der Himmel bedeckt, dann braucht man fast einen Pulli, dann scheint wieder die Sonne und es wird heiss. Un die Nasen werden auch schon rot. Gestern hatten wir einige Tropfen, aber regnen tut es nicht.
Heinze ist mit den Fotos beschäftigt, das WiFi funktioniert nicht richtig und der Vertrag seines australischen Telefonanbieters läuft morgen aus.
Jetzt nieselt es doch und ich muss unter ein Vordach flüchten.
Heinze versucht, den Telefonanbieter telefonisch zu erreichen, was nicht gelingt. Aber, er findet einen Weg, das Abo zu verlängern. O-Ton:»Es isch sehr kompliziert, im Fau!»
Wir nüschelen dem Mittag entgegen.
So gegen eins gehen wir zu Fuss in die Ortschaft. Im Rivoli Bay Deli essen wir Fried Rice mit Gemüse, richtig gesund ☺️. Danach, inzwischen ist es nach zwei, gehen wir richtig auf Wanderschaft. Wir haben uns die interessantesten Sehenswürdigkeiten rausgesucht und besuchen sie der Reihe nach. Leuchtturm, Penguine Island, Snapper Point, Salmon Hole, Post Office Rock, Down’s Lookout und Blowhole; wir sind bis gegen sechs und etliche Kilometer zu Fuss unterwegs, immer begleitet von einem wieder recht starken Wind. Nicht alles, was wir gesehen und fotografiert haben, wird der Werbung gerecht. «Hole» sagt noch nichts über die Grösse aus.
Wieder zurück, muss die Wäsche weggeräumt, die Wanderschuhe gewaschen und erneut eine Trommel Wäsche geladen werden. Tja, die Kamelreise bringt eben auch Hausarbeit mit sich.😉


05.02.2019
«Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!» hat uns diese Nacht zu schaffen gemacht. Manchmal ist es ruhig, dann wieder säuselt er um gleich danach mit aller Kraft am Zelt zu schütteln und rütteln. Schlafen konnten wir, aber zwischendurch wurden wir durch das Knattern der Zeltbahnen oder Bänder geweckt.
So richtig erholsam war es nicht. Auch die rosa Kakadus steuerten ihren Teil zum Nachtkonzert bei; – abends bis spät, morgens in aller Frühe.
Wir ziehen unsere Morgenrituale durch. Dann füllen wir den Wassertank. Heinze ist noch mit Offerten für die nächste Überfahrt beschäftigt.
Halb elf verlassen wir den Zeltplatz.
Über den Princea Highway fahren wir Richtung Südosten. Städchen wie Millicent und Tantanoola begegnen uns. Am Verblüffendsten aber sind die Holzgewinnungsgebiete entlang der Strasse. Hier werden Nadelhölzer angebaut, gesetzt in Reih und Glied, alle gleich alt und gleich gross. Wenn die Bäume die gewünschte Grösse haben, werden sie, wie Getreide, mit Erntemaschinen gefällt. Der Boden wird dann etwas bearbeitet und neue Bäumchen gesetzt. Es ist schwer, sich darüber eine Meinung zu bilden. Als Wald möchte ich diese Baumbestände nicht bezeichnen, obschon sie sich über Quadratkilometer hinziehen. Eine ökologische Vielfalt existiert nicht, trotzdem erzeugen auch diese Bäume Sauerstoff und werden vielleicht nachhaltig genutzt.
Etwa um halb zwei sind wir in Mount Gambier. Hier essen wir zu Mittag. Anschliessend schauen wir uns im diesem recht grossen Ort etwas um. Der Blue Lake ist ein See in einem erloschenen Vulkan. Es gibt mehrere ehemalige Vulkane in der Gegend. Der Blue Lake fällt durch seine Farbe auf. Den grösseren Teil des Jahres ist das Wasser sehr intensiv blau, fast unnatürlich, wie gefärbt.
Auf dem gleichen Highway erreichen wir, über Nelson Viertel nach fünf Portland. Inzwischen haben wir auch wieder eine neue Zeitzone erreicht. Portland ist recht gross, wir beschliessen hier zu bleiben. Wegen dem chinesischen Neujahrsfest essen wir nochmals ganz fein auswärts und geniessen den Abend.


06.02.2019
Der Tag beginnt früh, Schuld sind wieder unsere gefiederten Freunde. Sobald es heller ist, sieht man die Hinterlassenschaften der Nacht. Unser Campingplatz war direkt unter einem wunderschönen Baum. Und nun sieht man Flecken auf Heinzes Zelt. Klar, dass die geputzt werden müssen, denn Vogelkot ist ätzend.
So wird es auch diesen Morgen zehn Uhr, bis wir weg kommen. Heinze muss noch ‹Büro› machen und ich braue einen Kafi, so wird es dann elf Uhr. Gestern haben wir vereinbart, dass wir noch das Städtchen anschauen wollen. Portland hat recht viele, ältere Gebäude. Wir fotografieren noch einige Zeit. Am Mittag essen wir wieder beim Chinesen und wieder zu viel. Es geht schon gegen halb zwei als wir aufbrechen.
Wir fahren Richtung Süden, Richtung «Zwölf Apostel».
Über den Princes Highway erreichen wir Port Fairy. Ein kleines Städtchen, direkt am Meer auf einer Landzunge gelegen. Wir sehen und fotografieren reizende, kleine und ursprüngliche Häuschen.
Die Weiterfahrt bringt uns nach Tower Hill ins Natur Reservat. Auch hier gefällt es uns sehr. Leider hat sich der Himmel inzwischen verdüstert. Auf der Weiterfahrt nach Warrnambool beginnt es zu regnen. Wir checken im Warrnambool Holiday Park ein. Das Aufstellen und Einrichten im Regen ist nicht nur lustig.


07.02.2019
Die Abfahrt aus Warrambool ist weniger nass, als die Ankunft. Trotzdem, ein Sonnenstrahl wäre ein Sonnenstrahl! Heinze meint:»Hüt g’sehts us, wie i der Schwiz aube!» Grau in verschiedenen Tönungen prägen das Bild.
Wir fahren heute entlang der Great Ocean Road.
Ab Childerns Cove besteht die Küste aus zerklüfteten Kalksteinen. Da die Küstenorte geprägt sind vom Tourismus, versuchen sie jeden verwaschenen Felsen anzupreisen und zu vermarkten. So reihen sich Bay of Islands, Bay of Martyrs, das Grotto und die London Bridge aneinander. Letztlich sind auch die 12 Apostels, die berühmtesten dieser Monumente, nichts anderes, als Felsen die vom Zahn der Zeit zerfressen werden.
Die Bedeutung die all die, zumeist asiatischen Touristen aus den Bussen darin sehen, ist wohl eine andere.
Bei den Aposteln werden Helikopterflüge im Minutentakt verkauft und gestartet, was mit entsprechenden Immissionen geschieht. Und, – auch Australien muss sich Gedanken zum Klima machen.
Als Abwechslung besuchen wir unterwegs einen Wildlife Park. In der Werbung werden besonders die einheimischen Tiere hervorgehoben. Zuerst sind wir wegen des Angebots etwas erstaunt: kuscheln mit Dingos. Klar, ein Känguruh füttern und streicheln ist ein schönes Erlebnis; einen Emu ebenso. Bei Dingos sieht die Sache schon etwas anders aus. Auch wenn diese Raubtiere hier sehr wohlgenährt aussehen. 😉
Das Gelände ist aber weitläufig und wir sehen nicht nur Streicheltiere. Am Schluss sind wir mit dem Besuch doch recht zufrieden.
Übernachten wollen wir auf Cape Otway im Bimbi Park. Auf dem Weg dahin sehe ich den ersten, wirklichen Koala. Schön, wie er zufrieden in seinem Baum hockt und schläft.
Am Abend im Wohnwagenpark hören wir, dass die Teddys auch anders können. Lautstark machen sie mit Grunzen und Röcheln auf sich aufmerksam.
Und unsere gefiederten Freunde sind auch wieder da.


08.02.2019

Eine recht angenehme Nacht, die wir hier in Cape Otway verbracht haben. Wenig Regen, wenig Wind (vergleichsweise), wenig Kakadus (vergleichsweise), recht sauber. Sand transportieren wir mit Schuhen und Kleidern und heute früh, beim Z’morge war der Wind SEHR kalt. Unser Caravan Park ist auch der Stammplatz mindestens eines Koalas. Bis tief in die Nacht machte er sich bemerkbar und unsere MittouristInnen standen mit Taschenlampen unter Bäumen.
Im ganzen Park stehen alte Eukalyptusbäume rum. Die Campingfelder sind nicht abgegrenzt. Es hat Cabins, eine Küche, ein Toiletten- und Wäschehaus, ein Theater, Pferdekoppeln, E-Bikes, Minigolf, usw.
Zwanzig nach neun werden die ersten Sonnenstrahlen sichtbar, ganz kurz.
Wir fahren vom Camping zum Leuchtturm von Cape Otway. Nach kurzer Fahrt entdecke ich im Wald ‹meinen› ersten Koala. Faul hockt er in einer Astgabel, aber ich bin trotzdem stolz auf ihn.
Beim Leuchtturm gibt es ganz viel zu entdecken. Im Haus des Leuchtturmwärters sind die Zimmer mit authentischen Gegenständen und vielen Texttafeln zu einem Museum umfunktioniert. Fotos und Bilder veranschaulichen die Lebensweise der Leuchtturmwächter und ihrer Familien.
Der Leuchtturm spielte auch eine entscheidende Rolle während der Weltkriege in der Kommunikation Englands und Australiens.
Vom Leuchtturm aus führt ein Lehrpfad über Aborigine Kultur in den Buschwald. Die gezeigten Schaustücke und der Pfad an sich haben mich sehr beeindruckt.
Die Welt ist ein Dorf und SchweizerInnen gibt es überall. Gestern Abend auf dem Campingplatz, heute treffen wir sie beim Kafi in der Leuchtturmbeiz und am abend wieder auf dem neuen Camping. Und dann wird spannend ausgetauscht, diskutiert und getratscht. Um ein Uhr verlassen wir das Gelände und fahren zurück. Das Wetter ist wieder gut, sonnig und warm. Auf dem Weg zum Camping sehen wir parkierte Autos, aufgeregte ChinesInnen und einen ganz herzigen Koala am Baumstamm, der nicht weiss, wie ihm geschieht. Er ist das Fotomodell und er versteht seine Welt nicht mehr.
Über die Great Ocean Road fahren wir weiter Richtung Apollo Bay, wo wir um zwei im Apollo Surfcoast Chinese Restaurant wunderbar und very spicy zu Mittag essen. Mit einem anschliessenden Kafi runden wir unseren Aufenthalt hier ab. Schon ist es wieder halb vier und wir sollten weiter…
Wir suchen einen Camping und machen die Erfahrung, dass dieser aufs Wochenende hin einfach zehn Dollar teurer ist. Wir suchen weiter und finden, nachdem wir eine Ortschaft zurück fahren, in Kennett River einen tollen Platz zu annehmbarem Preis.


09.02.2019
Am Tag, als der Regen kam … Grundsätzlich ist nichts gegen Regen zu sagen, aber als alter Nörgeler würde ich einwenden: Warum muss er so in Bindfäden fallen, warum so lange, warum so kalt und warum muss es dazu noch böigen Wind haben? Und überhaupt, hätte er nicht zuwarten können, bis unsere aufgehängte Wäsche trocken und versorgt ist! So kommt es, wie es kommen muss. Heinze rettete schon in der Nacht die Wäsche von der Leine. Das Frühstück tragen wir in die Camp Kitchen. Ausser uns hatten aber ganz viele die gleiche Idee – so stehen wir halt zum Frühstücken in der Küche. Und draussen rauscht Regen vom Himmel. Die Wäsche muss in den Tumbler. Aber da steckt schon ein halbes Bett drin. Dessen Besitzern wurde in der Nacht das Zelt weggeweht. Alles dreckig und nass …
Ich weiss, das ist auf hohem Niveau gejammert, aber so sind wir Berner Nörgler halt. 😋
So gegen neun geht der Regen zurück und wir können trocknen lassen, – trocknen lassen und einpacken. Bis alles fertig ist, ist es Viertel nach elf.
Also reisen wir erst fast am Mittag weiter. In Aireys Inlet müssen wir einen Fotohalt einlegen. Der Ort hat einen wunderschönen Leuchtturm und wir verbringen einige Zeit damit, ihn in Pixeln zu bannen.
Irgendwann meldet sich der Hunger, denn es ist schon drei. Wir suchen wieder nach alternativen Verpflegungsmöglichkeiten.
Mit der australischen Küche haben wir unsere liebe Mühe. Mit Fish & Chips können wir uns schlecht anfreunden. Ich als Vegetarier vermisse dann das Gemüse doch sehr und Heinze geht es auch so. Beim Chinesen, beim Inder, beim usw. steht das Fleisch nicht zuoberst auf der Speisekarte. Darum gehe ich gerne dahin und es ist viel gesünder da.
Nun, heute landen wir in Anglesea bei einer veganen Pizza und ja, – es hat geschmeckt.
Bald nach Anglesea merkt man den Einfluss von Melbourne. Viele Ferienhäuser, viele Hotels und Motels und dann zunehmend auch sehr sehr viele Geschäfte, Supermärkte, Einkaufszentren. Die Städtchen werden grösser, riesige Flächen sind überbaut mit eingeschossigen Einfamilienhäusern und teilweise mit Fabriken, oder Bauten von Dienstleistern. Man merkt, das hier könnten Vororte der grossen Stadt sein.
Nach etwas Suchen landen wir um halb sieben in Geelong im Eldorado Park. Eigentlich hat das Office schon geschlossen, aber der freundliche Platzwart lässt uns noch rein.


10.02.2019
Die Nacht in Geelong war recht kühl. Uns hat gefallen, dass da jeder Stellplatz eine eigene sanitäre Einrichtung vorwies. Wir hatten unser WC, unser Brünneli, unsere Dusche: Luxus.
Alles was nass war, konnte über Nacht trocknen. Wir nehmen uns Zeit, fahren erst um 10 Uhr ab. Die Weiterfahrt nach Melbourne nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch. Der Verkehr fordert dem Fahrer viel ab. Unser Ziel ist die China Town und die ist ganz im Zentrum.
Schon von weitem hört man sie. Die Chinesen feiern Neujahr und zwar mit all ihrer Energie 🐉. Auf der Strasse sind die Drachentänzer unterwegs. Begleitet von Trommelschlägen und knallendem Feuerwerk bewegt sich ein Umzug durch die Gassen um für viel Glück im neuen Jahr zu sorgen. Der Lärm ist manchmal infernalisch und nur mit Ohren zuhalten zu ertragen. Für die Augen bietet der Umzug unwahrscheinlich viel: Farben, Bewegungen, Masken, Menschen jung und alt, usw.
Im Pacific BBQ Cafe essen wir zu Mittag: na klar, chinesisch und es war sehr gut. Auch hier schaute noch eine ‹Abordnung› des Umzuges rein um Glück gegen Geld zu tauschen. Irgendwie kommt mir das Fest wie die Basler Fasnacht vor.
Auf dem Rückweg zum Kamel trinken wir im Max Brenner noch einen Kaffee, na ja.😔
In der Zwischenzeit hat Heinze realisiert, dass heute den ganzen Tag Sonntag ist und er für seine weiteren Reiseplanungen niemanden erreicht. Wir beschliessen, wieder aus Melbourne raus zu fahren.
Die Fahrt aufs Land erweist sich als Geduldprobe. Es hat hier viele Stadien und die werden auch genutzt. Perth spielt Fussball gegen Melbourne, ein Tennismatch findet statt, Justin Bieber, One Direction und Talha Muammar spielen in der Stadt, usw.; – so viele Menschen zu Fuss unterwegs habe ich selten gesehen. Daher geraten wir in Verkehrsumleitungen, was unserer GPS Verkehrsleitdame keine Freude bereitet. Wir brauchen viel Zeit um wieder in den Vororten zu landen. Wir fahren zum Five Ways Caravan Park, in Dingley Village. Vom Zentrum von Melbourne bis hierher sind das 26 km in südlicher Richtung.
Wir sind soweit mit unserem Campingplatz zufrieden, der Platzwart ist sehr leutselig und zuvorkommend, es ist günstig hier und wir finden, was wir brauchen.

11.02.2019
Es ist warm, die Sonne scheint in Dingley Village. Wir hatten auch in der Nacht nie kalt und sind heute gemütlich in den Tag gestartet. Heute wird organisiert und geplant.
Inzwischen ist halb zehn. Heinze will verhandeln, ob hier die Kamelputzaktion für Neuseeland stattfinden kann. Schlecht wäre es nicht, wir sind etwas weg von Melbourne, hätten die nötige Infrastruktur vor Ort, oder in unmittelbarer Umgebung.
Oha, dann wird es verzwickt. Der Platzwart von gestern ist gar nicht der Platzwart, sondern der Stellvertreter. Der richtige Chef ist komplizierter und sehr exakt. Er will alles ganz genau wissen und schreibt es in zwei dicke Bücher. Wir kommen uns vor wie Schulbuben vor dem Weihnachtsmann.
Wir wollen die Miete um eine Nacht verlängern. Das geht aber nur, wenn wir auf einen anderen Platz umziehen. Also steht eine Zügelaktion an. Warum steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
Aber, da ist noch mehr zu organisieren. Beispielsweise das Einstiegstreppchen. Per Telefon wird Heinze vertröstet. Später suchen wir einen Automobile Repairer. Den finden wir auch, beim zweiten Anlauf. Heinze kriegt die Zusage, dass er im März da putzen darf.
Nun wollen wir essen gehen. Wir entschliessen uns für indische Küche. Wow, die schliessen auch alle am frühen Nachmittag.
Eins hat noch geöffnet, das Babalu’s Indian Rasoi. Wir fahren dahin und merken zu spät, dass wir auf dem Parkplatz des Westfield Shopping Centres gelandet sind. Was für ein Irrgarten! Das Centre ist mindestens zehnmal so gross wie das Shoppyland.
Wir finden das Mittagessen im Indian Rasoi und; – mit etwas Glück finden wir auch das Kamel auf seinem Parkplatz wieder. Den Fussmarsch rechnen wir dem Fitnessprogramm an. 🙂
Anschliessend fährt Heinz zum 4WD & Commercial Parts Specialisten Terrain Tamer. Hier geht es um Luftfilter, Überprüfung der Stossdämpfer, und, und, und 😚
Hier bekommt er auch eine neue Adresse, wo man ein Einstiegstreppchen bekommen könnte. Aber eine feste Zusage dafür bekommt er auch nach einem Anruf da nicht.
Alles etwas viel! Wir fahren zurück auf den Camping. Es ist sechs Uhr. Wir werden noch etwas essen, palavern und dann schlafen.


12.02.2019
Wir packen in Dingley Village zusammen. Der Morgen ist ganz normal verlaufen, und wir bemühen uns, um zehn Uhr vom Platz zu sein.
Vorher hat Heinze nochmals ein klärendes Planungsgespräch mit dem Manager. Dabei erscheinen Dinge, die gestern abgemacht wurden, wieder unklar … viele AustralierInnen sind zwar zuvorkommend und lassen alles möglich erscheinen, in der Konsequenz, der Umsetzung hapert es aber sehr oft.
Und dann kommt ein «vielleicht ist es doch möglich und man werde es abklären, ob man vielleicht ein Mail, eine SMS oder ein Telefon …». Der gewöhnliche Schweizer hat dann schon wieder Hoffnung und merkt meist später, dass nichts festgelegt wurde.
Nun, nach dem Gespräch war Heinze teils optimistisch, die Putz-Aktion doch im Camping Dingley Village machen zu können.
Wir beschlossen, heute zu tanken, beim Taxi Storage vorbei zu sehen und danach in das grosse Einkaufszentrum Westfield zu fahren.
Während der Fahrt gab es Positives. Heinze hat per Mail endlich eine zweite Offerte für die Überfahrt nach Neuseeland bekommen. Ausserdem zeichnet sich im Storage eine Lösung ab, die geputzten Kamelteile sauber zu lagern. Auch positiv ist, dass wir beide im Westfield beim Coiffeur waren. Heinze hat eine neue Runde beim Telefonabo Anbieter hinter sich und kann jetzt wieder telefonieren und das Internet gebrauchen.
Nach unzähligen Anrufen beim Autoteile – Lieferanten Sam kam heute eine SMS, wo in Melbourne eine neue Einstiegstreppe für das Kamel bezogen werden kann. Leider waren wir nach einstündiger Fahrt zu dieser Adresse dann rund fünf Minuten zu spät, der Laden war geschlossen und niemand mehr zu sprechen.
Konsequenz: wir übernachten ein weiteres Mal in der Nähe von Melbourne um morgen das Treppchen eventuell kaufen zu können.
Inzwischen sind wir auf dem Campingplatz Big 4 in Dandenong, wenige Kilometer vom letzten Platz entfernt, Heinze kochte Kartoffeln und ist aufgedreht. Der ‹easy way to live» aus Australien hat positiv mit heissen Kartoffeln zugeschlagen.

13.02.2019
Alles, wie gehabt. Aufstehen, Frühstück, Kälte! Diese Nacht habe ich auch noch den Pulli angezogen.
Wir packen im Big 4 zusammen. Alles war hier OK, – nur die Schreiereien, als um halb zwölf auf dem Nachbarstellplatz ein Wohnmobil einparkte, auf die hätte ich verzichten können. Und ja, man schläft dann weiter.
Halb zehn, wir machen uns erneut auf den Weg zu der «Stäglifirma», mit der Ungewissheit, ob die unsere Einstiegshilfe überhaupt verkaufen. Durch die Stadt kommen wir recht gut.
Und ob die verkaufen! Die Firma Rovercraft verkauft gerne. Gestern hat sie das letzte solche Teil verkauft. 😒 Gestern war der Ladeninhaber auch vor Ort als wir den Laden suchten, aber wir seien zu schnell weggefahren, er habe uns nicht mehr erreicht. 😯 Über Nacht hätte er ein Stägli organisieren können… 😫 Wir bestellen eins und fahren weg!
So spielt das Leben Katz und Maus mit uns.
Von Dandenong, Cranebourne und Koo-Wee-Rupp erreichen wir das South Gippsland. Die Gegend erinnert stark ans Emmental. Es ist hier weniger bewaldet und die Wiesen sind gelb statt grün, aber auch hier lebt man von Viehwirtschaft. Die Viehherden sind meist aber ein Vielfaches grösser, als zum Beispiel im Trubschachen.
In Korrumburra essen wir zu Mittag. Nach einem kurzen Spaziergang wollen wir uns eine Freilichtausstellung zum Ort und seiner Kohlebergbaugeschichte ansehen. Ausgerechnet heute haben die aber da geschlossen 🙄. Wir ziehen weiter Richtung Südosten. Unser Ziel ist der Wilsons Promotory Nationalpark.
In Meeniyan wollen wir einen Kaffee trinken, – das Lokal hätten wir, aber es ist heute geschlossen 😥.
Nun, wir biegen südlich ab und erreichen über Fish Creek und Yanakie das Gebiet des Parks.
Dies ist eine riesige Halbinsel, die beinahe der Grösse des Kantons Wallis entspricht. Das ganze Land hier ist ein Nationalpark, der aber touristisch genutzt wird. Auch grosse Teile des umgebenden Meeres stehen unter Schutz. In Tidal River dem Organisationszentrum des Parkes ist ein grosser Caravan Park. Wir schlagen da unser Zelt mit Landcruiser auf. Nach dem Nachtessen schalten wir für eine Stunde auf Winterbetrieb und dem Kamel die Heizung ein. 😜

14.02.2019
Ich habe verschlafen mit Ankündigung… Die vergangene Nacht ist alles andere als schön. Zwar haben wir gestern das Kamel vorgewärmt und kalt hatte ich nicht, aber der Wind war stürmisch, böig und zeitweise hob das Zelt fast ab. Gegen Morgen kam der Regen dazu, nicht viel, aber so dass einem die Freude genommen wurde. Halb sechs war ich draussen und beschloss umgehend, einen «Nuck anzuhängen». Als ich dann das nächste Mal aus dem Schlafsack kroch, war es zehn vor neun. Ich traute meinen Augen nicht. Glücklicherweise hatte ich Heinze schon gestern vorgewarnt. ☺️
Wir frühstücken ausgiebig und begeben uns anschliessend auf eine Wanderung durch den Park.
Das Wetter ist sehr launisch, zeitweise regnet es und windet, zeitweise scheint die Sonne etwas.
Die Wanderwege, die Beschilderung, alles ist hier bestens ausgebaut. Die touristische Infrastruktur ist immens. Im Camping integriert sind auch Gruppenunterkünfte. Gegenwärtig sind darin sehr viele Kinder, die entweder aus Schulen, oder Jugendorganisationen kommend hier ein » Lager» machen. Erstaunlich, wie straff die in Gruppen geführt werden und welche Disziplin und Ordnung da herrscht. 🤔 – Könnte man mit Schweizerkindern so nicht machen.
Vom Campingpark wandern wir über einen Hügelzug in nordwestlicher Richtung und landen am Squeaky Beach. Wunderschön, die Aussicht auf Strände, die Wälder, die Felsformationen, alles gefällt uns. Gottlob gibt es die digitale Fotografie, gäbe es immer noch «36er Filme», wir hätten viele Male den Film wechseln müssen! Aber, – Heinze rechnet mit nur fünf guten Bildern!
Das Wetter ist ein Dauerthema. Mal sind wir eingepackt wie Eskimos, mal sind wir am Pulli ausziehen, weil die Sonne heizt.
So gegen halb drei trennen wir uns. Heinze will noch in die Picnic Bay und ich weg vom Meer, noch etwas durch den Wald laufen. Leider! Wäre ich bei Heinze geblieben, ich hätte Alfons auch getroffen. Alfons ist ein Wombat, den Heinze in der Picnic Bay getroffen und getauft hat. Schnusig und zum Gernhaben sieht er aus.
Trotz intensivem Aufpassen, treffe ich keine Tiere auf meinem Rückweg. Es hat wohl zuviele Menschen im Wald, oder ich trample zu laut.
Um halb fünf sind wir beide wieder im Camping und kochen ein gutes Abendessen. Das Wetter wird etwas besser und die Sonne scheint sogar teilweise. Der Wind bleibt uns treu.

15.02.2019
So wunderbar warm und mollig wie letzte Nacht war es schon lange nicht mehr. 😊 Heinze hat gestern meine alte Decke aus Indonesien vom Dach geholt und das wirkte sich wunderbar aus.
Möglicherweise auch auf das Wetter, denn heute früh gab es nur ganz wenig Wind und die Temperaturen waren angenehm. Wir packen wieder mal zusammen auf dem Camping und beschliessen, am Vormittag im Park zu wandern. Wir parken das Kamel im entsprechenden Parkplatz. Unsere Rundstrecke nennt sich Lilly Pilly Gully und bezieht sich auf einen da wachsenden, immergrünen Baum ‹Lilly Pilly› und auf Wassergräben ‹Gully›. Die Wanderung durch den Urwald ergibt wunderschöne Fotomotive. Der Weg führt leicht bergan und endet nach der Hälfte in einer kleinen Senke, mit Farnbaum – Bewuchs. Der Boden ist hier fast moorig und wir Besucher werden auf einem Steg durch die Pflanzen geführt. In der zweiten Weghälfte fordert uns eine weitere Steigung, bevor wir wieder zum Parkplatz zurückkehren.
So gegen halb eins fahren wir endgültig aus dem Wilson Nationalpark ab. Es war eindrücklich schön hier.
Vorderhand führt unser Weg weiter der Küste entlang: Fish Creek, Foster, Agnes. Irgendwann essen wir zu Mittag. In Port Welshpool besuchen wir den Hafen. Hier liegen Fischkutter an Land. Einer wird soeben entladen: lauter etwa einmetrige Australische Glatthaie. Der Fang wirft bei uns Fragen auf und wir sind nicht so begeistert.
Später fahren wir nach Port Albert, wo wir übernachten.

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