Berichte 11. bis 20. März 2016

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Freitag, 11. März 2016

Wir verlassen Sofia um die Mittagszeit. Zuvor besuchen wir noch eine moderne Markthalle und füllen eine Petflasche bei der öffentlichen Brunnenanlage mit Heilwasser, da wir staunend beobachtet haben, dass dies hier offenbar so üblich ist.

Abends sitzen wir, wie könnte es anders sein, wieder mal in einem gemütlichen Restaurant, nachdem wir kurz vor Rila in Sapareva Banya in einem leicht schwefelhaltigen Thermalbad stecken geblieben sind. In diesem Ort befindet sich auch ein Geysir, aus dem das Wasser mit 103 Grad aus dem Boden schiesst. Nach Dampfbad, Sauna und baden in den warmen Innen- und Aussenbecken, lassen wir den Tag, gestärkt von ‚SPA‘ und einem „leichten“ Nachtessen gemütlich ausklingen. Morgen geht es dann noch einige Kilometer weiter bis zum Rila Kloster.

Nachtrag: Gleich neben unserem Schlafparkplatz ist eine rustikale Parkkneipe, aus der laute Musik und Gesang erklingt, nicht ganz rein, dafür verlockend genug, dass wir beschliessen, einen Blick reinzuwerfen – eh zu laut um gleich nebenan zu schlafen….und schliesslich hat Pierre in einigen Minuten Geburtstag. – Eine aufgestellte Menge empfängt uns und schon bald sind wir mittendrin. Da Karl das Geburtstagsgeheimnis lüftet, geht es nicht lange, dass Pierre mit einer lustigen rundlichen Dame zu Livegesang und Musik tanzen muss/darf und Heinz mit dem Sänger im Duo ein bulgarisches Lied vorträgt, bevor er und Kari auch noch ihre Volkstanzkenntnisse beweisen müssen. Irgendwann finden wir den Weg in unser Kamelhotel und schlafen endlich ein…

 

Samstag, 12. März 2016

Nach einem von Heinz zubereiteten guten Morgenkaffee starten wir und erreichen nach einer stündigen Fahrt das ‚Holy Rila Monastery‘. Wahrlich ein Unesco Kulturerbe! Wir bestaunen die Gebäude, die wunderbare Architektur, die Wandmalereien und das Innere der prunkvollen und doch nicht überladenen Klosterkirche. Ein Besuch dieser sensationellen Stätte orthodoxer Kirchenkunst ist ein Muss! Gegen Abend erreichen wir dann Velingrad, wo wir in einem recht lauten und gut besuchten Restaurant, natürlich wieder mit Livemusik, essen und den Abend geniessen.

 

Sonntag, 13. März 2016

Wir verlassen Velingrad Richtung Plovdiv. Da besuchen wir die Altstadt mit typischen bulgarischen Häusern, römischen Ruinen und hübschen kleinen Gässchen.

Weiterfahrt nach Shipka, übernachten auf dem Dorfplatz, wo wir die ganze Nacht bei klirrender Kälte von Sturmböen durchgeschüttelt werden.

 

Montag, 14. März 2016

Nach dem Besuch der berühmten russisch orthodoxen „Zwiebeldachkirche“, die an den Russisch-Türkischen Befreiungskrieg erinnert, führt uns der Weg über den tief verschneiten und nebligen Shipka-Pass nach Eter. Dort besuchen wir das Freilichtmuseum Eter (analog Ballenberg). Kari lässt sich einen Kalbsledergurt massgeschneidert anfertigen. Trotz Nässe und Kälte bestaunen wir die historischen Gebäude und Handwerke, besonders fasziniert uns die Kunst eines Ikonenmalers.

Am Nachmittag zeigt uns Heinz, die ehemalige Kolkose (Kooperative) Kessarovo, wo er im sozalistischen Bulgarien als Student Ende der siebziger Jahre insgesamt vier Mal in einer Studentsky-Brigade während den Sommermonaten gearbeitet hat. Vieles hat sich verändert, die meisten Wohnbaracken sind abgerissen worden, nur Weniges erinnert noch an die damalige Zeit.

Abends beeindrucken uns die an den Hängen klebenden, bunt ineinander verschachtelten Häuser der Altstadt von Veliko Tarnovo.

 

Dienstag, 15. März 2016

Wir parkieren das Kamel bei einer netten Parkplatzwächterin, steigen durch beinahe menschenleere Gässchen auf die Anhöhe und geniessen den herrlichen Rundblick auf die Festungsanlage von Veliko Tarnavo.

Nahe beim Auto quatscht uns ein angeblicher Archäeologe an und will uns alte Münzen verkaufen und wissen wo unser Auto steht – nichts wie weg hier.

Am Mittag wollen Pierre und ich etwas zu Essen bestellen. Doch bei jedem Menue auf der Speisekarte zeigen, schüttelt die Kellnerin den Kopf und wir fragen uns: Wieso steht das auf der Karte, wenn sie doch nichts haben?

Irgendwann merken wir, dass Kopfschütteln „ja“ und Kopfnicken „nein“ heisst.

In Ruse bekocht und verwöhnt uns Milena, eine Freundin von Heinz. In ihrer kleinen Wohnung retablieren wir uns, duschen und waschen unsere schmutzigen Kleider.

 

Mittwoch, 16. März 2016

Heinz und Pierre führen Wartungsarbeiten am Kamel aus und Kari radelt zum ersten Mal mit dem Bike 20 km in der Stadt und im Park herum.

Auf einem Rundgang durch die Stadt zeigt uns Milena die schönsten Orte und erzählt uns Historisches zu Gebäuden und Geschichtliches von Bulgarien: Donau, Gerichtsgebäude, erste Bank, Universität, Freiheitsdenkmal und die verkehrsfreie Flaniermeile.

 

Donnerstag, 17. März 2016

Das Dach des Kamels muss neu bepackt werden, wobei vor allem das Festmachen von Karis Bike nicht ganz so einfach ist, so dass Heinz erst nach einer Stunde mit kalten Händen vom Dach steigen kann.

Eine leicht wärmende Frühlingssonne erlaubt uns zum ersten Mal im Freien zu essen: 2 kg Ravioli aus der Büchse, mit Kräutern, Pfeffer und Käse veredelt – sooo fein!

Besuch der Ruinen einer frühmittelalterlichen Festungsanlage und Siedlung in Veliki Preslav nahe Shumen.

 

Freitag,18. März 2016

Wir stranden im uralten, sehenswerten Nessebar am Schwarzen Meer, das aber so blau ist wie alle anderen Meere. Hier parkieren wir das Kamel direkt am Meer, essen Fisch, trinken endlich so lange den ausgezeichneten Wein „Melnik“, von dem Heinz schon seit Tagen schwärmt, bis wir so blau wie das Meer sind und schlafen mit Meeresrauschen ein.
Morgen überschreiten wir die Grenze zur Türkei, wohlwissend, dass wir den kurdischen Festlichkeiten und des zur Zeit herrschenden Terrors wegen, Istanbul möglicherweise links liegen lassen werden.

 

Samstag, 19. März 2016

Vorerst der Küste entlang über Burgas und Sozopol, wo wir am Strand unsere Aussenküche in Betrieb nehmen, weiter über zunehmend holprige Bergstrassen der türkischen Grenze entgegen. Kurz nach dem Städtchen Malko Tarnovo, reichlich durchgeschüttelt, kommt auf der Passhöhe von Dranovec endlich die Grenze in Sicht… kurz noch auf der bulgarischen Seite günstig volltanken.

Na ja, solche Grenzübergänge sind wir Mitteleuropäer uns nicht mehr gewohnt. Überall bewaffnete Grenzwächter, selbst im Wald hinter Bäumen versteckt. Der ganze Grenzübertritt dauert auch recht lange. Zuerst kontrollieren die Bulgaren alle Pässe und Wagenpapiere gleich an zwei Kontrollschalter, bevor 200 Meter weiter die türkische Grenze auf uns wartet. Klar müssen auch wir da wieder mehrmals alle Ausweise und Dokumente vorweisen und dann gut 20 Min. warten, bis ein noch recht junger Zöllner kommt um das Kamel zu untersuchen. Die Kälte kommt uns entgegen, denn ganz offensichtlich friert er, Heinz draussen übrigens auch, so dass er sich damit begnügt pro Forma einen Blick in zwei Schränke mit Geschirr und Gewürzen zu werfen, um uns dann schlotternd die Weiterfahrt zu erlauben.

Die Nacht verbringen wir in in einem Städtchen namens Babaeski auf einem die ganze Nacht lauten und belebten Busparkplatz.

PS: Aufgrund eines erneuten Bombenanschlages in Istanbul beschliessen wir auf einen Besuch der Stadt und seiner Sehenwürdigkeiten defintiv zu verzichten…Zwar schade, doch lässt sich diese Stadt auch später mit einem Städteflug noch besuchen.

 

Sonntag, 20. März 2016

5 Uhr morgens… Wir schrecken alle gleichzeitig auf… aus den überaus schrillen Lautsprechern des benachbarten Minaretts erschallt das Morgengebet und dauert gefühlte 15 Minuten.

Kaum aus dem Kamel ausgestiegen, begrüssen uns einige Männer aus der nahen Imbissbude mit einem heissen Çay und ein Strassenhändler bringt uns Brezel zum Frühstück. Noch kurz einige Fotos von der Moschee und schon gehts weiter. Der Verkehr wird immer dichter auf der sechsspurigen Autostrasse vor Istanbul, doch Kari chauffiert das Kamel sicher und gekonnt hindurch, trotz einigen unglaublichen Verkehrschaoten. Endlich ist es so weit, wir überqueren den Bosporus und lassen Europa hinter uns… Asien wir kommen!

Gegen Abend erreichen wir Agva am Schwarzen Meer. In einem Hotel beziehen Kari und Pierre ein Hotelzimmer, alle Zeltplätze sind noch zu, da wieder mal duschen und so angesagt ist. Klar kann dann Heinz auch von unserem Bad profitieren.

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